Christine Dr. Belz-Hensoldt

Tod in Burgund


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Es folgte ein Spezial-Training, für die Männer eine weitere harte Etappe, die zu bewältigen war. Selbstkontrolle, Charakterstärke, körperliche Robustheit waren die hervorstechenden Eigenschaften der so ausgebildeten Kämpfer der S.A.S.

      Ihre ersten Waffengänge hatten sie in Ägypten und in Libyen in den Jahren 1941 und 1942 absolviert, später waren sie in Tunesien und Sizilien, dann in Italien eingesetzt.

      Die Mehrzahl der S.A.S.-Kommandos wurden nach dem 6. Juni 1944 in Belgien mit Fallschirmen abgesetzt, in Frankreich in der Bretagne, in der Normandie, in den belgischen Ardennen, im Elsass und in Lothringen, anschließend im Loiretal.

      Die Operation Houndsworth galt besonders Burgund. Die erste Gruppe Fallschirmjäger landete in der Umgebung von Dijon, die anderen Gruppen am 7. Juni und in der Nacht vom 11. zum 12. Juni. Major Bill Frazer, Kommandeur der 1. Gruppe der S.A.S. im Nièvre, landete in der Gegend um Lormes und schloss sich nach einigen Schwierigkeiten der Widerstandsgruppe Camille nahe bei Vieux le Dun an.

      Am 21. und 22. Juni landeten um die 40 weitere Männer, unweit dem Maquis Bernard. Bis August folgten weitere Fallschirmjäger. Die zweite Gruppe, die von Alec Muirhead befehligt wurde, fand sich in der Nähe von Montsauche wieder.

      Auf diese Weise wurden im Morvan um die 100 Männer zusammengeführt, unweit des Generalquartiers der Résistence bei Ouroux, unter dem Befehl von Oberst Roche.

      In regem Austausch mit den Widerstandsgruppen passten sich die S.A.S.-Truppen recht schnell an ihr neues Leben an. Ihre Ankunft rief eine beispiellose Begeisterung hervor und bestärkte die Moral der französischen Résistance-Gruppen. Die Kontakte zwischen Franzosen und Engländern waren frei und herzlich. Da sie voneinander abhängig waren, gab es zwischen ihnen auf Grund ihrer gemeinsamen Interessen einen ständigen Austausch.

      Ein junger Mann, Monsieur Bélin[38], der zu den besten gehörte und auf seine Vorbereitung zum Bachelor verzichtet hatte, um in die Widerstandsbewegung eintreten zu können, erzählt, dass er zu den wenigen gehörte, die Englisch radebrechen konnten. Während der Mußezeiten unterhielt er sich oft mit den Soldaten und die waren froh, jemanden gefunden zu haben, der sie verstand. Tatsächlich gab es wenige Franzosen damals, die Englisch sprachen und umgekehrt sprachen wenige Engländer französisch.

      Das hinderte sie aber durchaus nicht, in der Region herumzufahren, ohne Dolmetscher und ohne Führer. Sie waren also völlig selbständig, selten angeleitet oder gar befehligt von einem französischen Offizier.

      Die Widerstandseinheiten wurden bei ihren Einsätzen und Anlegen von Hinterhalten oft unterstützt durch die Truppen der S.A.S. Am erfolgreichsten wurden ihre Aktionen immer bei riskanten Einsätzen, da sie via Funk herbeigerufen werden konnten.

      Auf ihren außerordentlich beweglichen und geländegängigen Jeeps waren die S.A.S-Trupps in der Lage, schnellstens einzugreifen, egal in welcher Region. Trotz bedeutender Verluste bei den Fallschirmabwürfen (zerrissene Fallschirme, bei der Landung zerstörte Jeeps) war das verwendete Material von bester Qualität.

      Ihre Bewaffnung war furchterregend: Die Mehrzahl der Jeeps waren mit zwei, ja drei englischen Maschinengewehren der Marke Vickers (eine vorne, zwei hinten) ausgerüstet, deren Wirksamkeit derjenigen der deutschen Maschinengewehre deutlich überlegen war.

      Charles Binon[39] bemerkt hierzu:

      „Der erfolgreiche Zusammenschluss mit der S.A.S. war absolut nicht selbstverständlich! Eigentlich war es schier unglaublich, dass sie, kaum mit dem Fallschirm inklusive Material in einer ihnen völlig unbekanntenr Gegend gelandet, ohne französische Begleitung sich in einem ihnen völlig unbekannten Land sogleich zurecht gefunden haben, um ihre Mission zu erfüllen.“

      Zwei Angriffe

      Bevor wir auf die Ereignisse in Dardault und Druy am 1. und 2. September zu sprechen kommen, muss noch von zwei anderen Angriffen berichtet werden. Sie fanden am 25. bzw. am 31. August statt, ganz in der Nähe der Operationen vom 1. September, also von Dardault. Beteiligt waren zwei Widerstandsgruppen und die S.A.S. Auch hier war die RN 79 betroffen.

      Der eine Angriff wurde von der Kompanie Mercier durchgeführt. Wir erinnern uns, Louis Joannin von Haut Jeandiot gehörte ihr an[40].

      De Maigret berichtet:

      „Man hat in Druy viel darüber gesprochen. Es war der Angriff beim Kalkofen in der Nähe von Sougy, also etwa 1 km östlich von Dardault, genau dort, wo die Nationalstraße (ihr alter Verlauf) bei Buisson Prêtre etwas ansteigt.

      Er fand um den 25. August statt und nicht am 1. September, wie es in verschiedenen Dokumenten zu lesen ist[41]. Es war eine dem Zufall entsprungene, nicht von langer Hand geplante Tat.

      Leutnant Mercier und vier Männer waren beteiligt, von denen Louis Joannin[42] beschlossen hatte, einem Lastwagenanhänger, den die Deutschen im Steinbruch von Sougy, ganz in der Nähe des alten Kalkofens, zurückgelassen hatten, einen Besuch abzustatten. „Es hätten sich ja Waffen darin befinden können“, brachte er vor, „oder andere interessante Dinge“.

      Tatsächlich fanden sie eine Schreibmaschine, die sie mitnahmen, die aber nie funktioniert hat und einigen anderen wertlosen Kram.

      Bild 10: Wanderkarte 2625 der Region

      Auf dem Rückweg bemerkten sie einen deutschen Konvoi, der von Dardault her kam und sich in Richtung Decize bewegte. Der Weg, den die Gruppe nahm, steigt in Richtung Buisson Prêtre an und beherrscht die Route Nationale[43] von oben.

      Dies brachte Leutnant Mercier sogleich auf eine Idee.

      Er ergriff eine Granate, zog den Stift heraus, was seine Männer sofort nachmachten. Die Wurfgeschosse, mit großer Genauigkeit geworfen, explodierten unterhalb ihres Standortes, an der Spitze der deutschen Fahrzeugkolonne.

      Laut den Zeugenaussagen, die wir am folgenden Tag erhielten, gab es bei den Deutschen drei Tote.

      Kaum war der Überraschungsmoment vorbei, ließen die Reaktionen des Feindes nicht auf sich warten: die Feuerstöße der automatischen Waffen zischten über den Weg hinweg, jedoch gelang es der Partisanengruppe, ein Feld zu erreichen, das zur Domäne des Barbettes gehört, sie rannten in Richtung Buisson Prêtre. Weil das Gelände abschüssig ist, erreichten sie die Geschosse nicht, strichen vielmehr deutlich über ihre Köpfe hinweg.

      Währenddessen war die kleine Hündin von Louis Joannin, die sie begleitet hatte, wieder heruntergekommen und rannte kläffend in Richtung Kolonne quer durch die Büsche, ein Terrain, das stark von Kaninchen besiedelt ist. Die Männer der Résistance glaubten sie verloren, aber die Deutschen hatten andere Sorgen, als sich mit ihr zu befassen.

      Nach erfolgloser Jagd, die Kaninchen waren in ihren Erdhöhlen geblieben, zögerte die Kleine nur kurz, kam zurück und schloss sich ihrer Gruppe wieder an.

      Das Blindfeuer wiederholte sich, dauerte noch über eine Viertelstunde lang, mit Salven von Maschinengewehren, aber auch von einer Kanone mit hoher Reichweite, deren Geschosse über

      Haut Jeandiot und über das Schloss von Bâteau hinwegflogen, um jenseits, in den benachbarten Feldern, zu explodieren. Die Einschlagslöcher werden über die folgenden Tage sichtbar sein.

      Nach diesem Vorfall blieben die Deutschen während des ganzen Abends dort, um erst gegen 3 Uhr am nächsten Morgen wieder aufzubrechen.

      Die Bevölkerung war nicht beunruhigt, weder auf den benachbarten Bauernhöfen, noch in Sougy.“

      Beim zweiten Angriff, ausgeführt am 31. August 1944, also einen Tag vor den Ereignissen bei Dardault, waren sechs Jeeps der S.A.S und Mitglieder der Kompanie Dunkerque beteiligt. Man hatte einen Hinterhalt in Höhe der Farm de l’Etang gelegt, die sich knapp drei km westlich vor Dardault an der RN 79 befindet.

      Charles Binon, der[44] dieser Widerstandsgruppe angehörte, berichtet von einem Gespräch, das er mit einem der daran beteiligten Engländer