1949 unser erster Bundespräsident; Theodor Heuß.
An diesem Tag hat das vom neu gewählten Reichstag beschlossene »Ermächtigungsgesetz« die Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt und die Weimarer Republik zerstört. Die Folge dieser Zerstörung war der Aufstieg und spätere Fall von Adolf Hitler und damit einhergehend der Zweite Weltkrieg, die Zerstörung großer Teile von Europa und die totale Zerstörung von Großdeutschland.
Aber bis zum Tode meines »Ehrenpaten Adolf« verbrachten wir noch eine friedliche Zeit in dieser schönen hanseatischen Villa in Stralsund mit ihrem imposanten Marmortreppenaufgang, den großen, hohen und lichtdurchfluteten Zimmern mit den wunderschönen Stuckornamenten an der Decke, der Frau von Hela in Stralsund. Und aus jeder Deckenecke lächelte huldvoll ein pausbäckiges Puttengesicht auf den stets verträumten Knaben Sigurd Adolf hinab, der sich nach Hause, nach seinem Freund Eberhard Pommerenke und seiner heimlichen Liebe Inge Losigkeit sehnte.
In dieser Villa hat der Knabe erstmals in seinem jungen Leben nicht nur konspirativen Gesprächen zuhören dürfen, was zu damaliger Zeit bei bekanntwerden die Todesstrafe zur Folge gehabt hätte sondern erstmalig auch in einem mit Marmor gekachelten Bad in einer weißen Badewanne gebadet. Zu Hause fand diese Art der wöchentlichen Waschzeremonie immer nur in einem großen Holzzuber in der Waschküche des Amtsgerichts statt.
Auch Stralsund war im März 1945 mit Flüchtlingen überfüllt. Verpflegt wurden wir mit vielen anderen Flüchtlingen in einer Gemeinschaftsküche. Zum Schulunterricht brauchten sich die Schüler seinerzeit auch nicht mehr einzufinden, weil natürlich die noch wenigen intakten Schulgebäude als Notunterkünfte für Flüchtlinge benutzt wurden.
Für uns Schüler begann eine abenteuerliche Zeit. Ich machte die Bekanntschaft weiterer Flüchtlingskameraden. Wir spielten im Hafen und in zerbombten Häuserruinen, die noch nach Brand rochen. Krochen in die Keller der Ruinen und suchten in den Trümmern unter anderem auch nach Bombensplittern und nicht gezündeten Brandbomben. Gott sei Dank, haben wir nie eine Brandbombe gefunden. Denn was hätte uns in unserem jugendlichen Leichtsinn mit so einem gefährlichen Fund nicht alles passieren können? Sehr viele Kinder sind nach dem Kriege beim Spielen und Hantieren mit herumliegender Munition durch Explosionen schwer verletzt, viele sogar getötet worden.
Frau von Hela sollte Recht behalten, denn auch Stralsund blieb vom Vormarsch der russischen Armee nicht verschont. Die Russen rückten auf breiter Front näher und Frau von Hela war schon Tage vorher, ohne uns Adieu zu sagen, verschwunden.
Es war in der Karfreitagwoche 1945, als unsere Mutter aufgefordert wurde sofort mit uns Kindern und nur mit dem nötigsten Handgepäck Stralsund mit dem nächsten Zug zu verlassen.
Auf dem Bahnhof herrschte das reinste Chaos. Fast jede der zu evakuierenden Familien glaubte für sich und ihrem mitgenommen Gepäck ein Anrecht auf ein eigenes Abteil zu haben. In Anbetracht der massenhaft zu evakuierenden Flüchtlinge ein absolutes Unding. Polizei und Feldgendarmerie mussten energisch durchgreifen und die größeren Gepäckstücke mit Brachialgewalt aus den Abteilen entfernen. Das überflüssige Gepäck wurde durch die geöffneten Fenster auf die Gleise und den Bahnsteig geworfen, umso weiteren Flüchtlingen Mitfahrgelegenheit nach Westen zu verschaffen.
Die Feldgendarmerie kontrollierte bis zur Abfahrt des Zuges ständig sämtliche Abteile, um ältere wehrfähige Männer und junge Pimpfe herauszuholen und diese sodann zum letzten Kriegseinsatz zu verpflichten, um in Stralsund für Führer, Volk und Vaterland bis zur letzten Patrone zu kämpfen - ihr Ende ist hinreichend bekannt, denn die Russen kannten kein Erbarmen mit den so genannten jungen »Wehrwölfen«.
Dieser mit Flüchtlingen überfüllte Eisenbahnzug fuhr sodann eine Woche lang kreuz und quer, hin und her, immer nach einem offenen Schienenweg in den Westen Deutschlands suchend.
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Mein Ehrenpate, der größte »Führer aller Zeiten«, Adolf Hitler, wurde am 20. April 1889 in Braunau am Inn in Österreich als Sohn eines kleinen österreichischen Zollbeamten geboren.
Bestimmend für die Vorstellungswelt des Autodidakten und Dilettanten, der 1905 den Realschulbesuch in Linz abgebrochen hatte, wurde sein Aufenthalt in Wien (1907—1913), der mit dem zweimaligen vergeblichen Versuch der Aufnahme in die Kunstakademie begann und sich seit 1909 zunehmend im Männerheim abspielte. Mein Ehrenpate, Führer und Reichskanzler, ein Fantast und Einzelgänger, der nach seinem Schulabbruch vom Verkauf gemalter Postkarten lebte, nahm begierig das im gärenden Nationalitätenstaat der Habsburger besonders virulente nationalistisch-völkische und antisemitische Gedankengut auf. 1913 siedelte er orientierungslos nach München über. Der Staatenlose und Stellungslose fand erst als Kriegsfreiwilliger 1914 seine Selbstbestätigung. Mehrfach verwundet und wegen Tapferkeit ausgezeichnet, kam er nach dem Zusammenbruch 1918 in die Politik, als er, von der Reichswehr in München als politischer »Bildungsoffizier« verwandt, die Zugkraft seiner völkisch-antisemitischen Agitation entdeckte und 1919 in die Deutsche Arbeiterpartei eintrat.
Hitlers Aufstieg in der bald in »Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei« (NSDAP) umbenannten Arbeiterpartei und in der völkisch-nationalistischen Szene Bayerns gründete sich auf sein Talent als Redner und Propagandist. Nach seinem gescheiterten Putsch in München vom 9. November 1923 wurde er zu einer milden Festungshaft von nur knapp einem Jahr verurteilt und verfasste dort seine Rechtfertigungs- und Programmschrift «Mein Kampf». Bereits hier, sowie im Ende 1926 konzipierten zweiten Band formulierte Hitler seine zentralen Ziele und Auffassungen: Radikaler Antisemitismus und Antibolschewismus sowie Schaffung von weiterem Lebensraum im Osten.
Nach der Neugründung, der von Rivalen gesäuberten NSDAP als charismatische Führerpartei (1925), setzte Hitler auf eine Doppelstrategie von Gewalt und Legalität, die ihn nach den erdrutschartigen Wahlerfolgen seiner Partei seit 1930 im Bündnis mit konservativen Kräften, insbesondere mit der katholischen Zentrumspartei am 30. Januar 1933 an die Macht brachte. Nach dem Tode Hindenburgs am 2. August 1934 vereinigte Hitler als »Führer und Reichskanzler«, die totale Macht auf sich. Seine seit 1938 völlig unbeschränkte Führergewalt nutzte er zur Vorbereitung und Durchführung seines Eroberungs- und Vernichtungskrieges, der unter der Devise «Weltmacht oder Untergang» stand und mit der totalen Niederlage am 08. Mai 1945 endete. Hitler, seit 1942 auch oberster Gerichtsherr, ließ nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 mithilfe des Volksgerichtshofes alle Widerständler brutal vernichten und intensiviert nochmals den innenpolitischen Terror.
Am 19. März 1945, nachdem die Alliierten bereits weit nach Deutschland vorgedrungen waren, ordnete mein Ehrenpate mit dem so genannten »Nero-Befehl« die Zerstörung aller lebenswichtigen Produktionsanlagen an, weil seiner Auffassung nach, das deutsche Volk gescheitert und sein Existenzrecht verwirkt hatte. Als ob es seinerzeit noch etwas zu zerstören gegeben hätte, denn die meisten Produktionsanlagen waren längst durch die ständigen Luftangriffe in Schutt und Asche gelegt.
Am 29. April 1945 ernannte Hitler Admiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger und legte sein politisches Testament nieder. Am 30. April - die Rote Armee kämpfte bereits in Berlin – nahm er sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin Eva Braun, die er am Tage zuvor geheiratet hatte, im Führerbunker der Reichskanzlei in Berlin das Leben.
Denn im Verbreiten und Intensivieren von innenpolitischen Terror hatte mein Ehrenpate Adolf Hitler schon am 9. November 1938 weltweit traurige Berühmtheit erlangt; er ist verantwortlich für die »Reichskristallnacht«, die Implementierung von »Staatsmobbing« in Folge des Judenpogroms. An diesem Tage wurde Mobbing in Deutschland gesellschaftsfähig. Und wenn unsereiner in der Schule unaufmerksam oder ungehorsam war, wurde man nicht selten als fauler oder frecher »Judenlümmel« von den Lehrern tituliert.
Meine Mutter war Trägerin des Silbernen und Goldenen Mutterkreuzes, das den Müttern mit vier und mehr Kindern im Dritten Reich vom Führer verliehen wurde. Diese Mütter wurden während der Nazizeit besonders ehrfürchtig geachtet.
Mein Vater hat sich für diese Ehre bei meiner Mutter nach 1945 in besonderer Weise bedankt – immerhin hat das goldene Mutterkreuz meinen Vater vor dem KZ bewahrt – indem er, ohne Mutter zu fragen, die ihr verliehenen Mutterkreuze an amerikanische Besatzungssoldaten als begehrtes NAZI-Souvenir für amerikanische