Melanie Weber-Tilse

Heil mich, wenn du kannst


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doch nicht ohne dich l... leben!«

      Er stank erbärmlich nach Alkohol und nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen fragte sich Laura, was sie jemals an ihm gefunden hatte. Angewidert stemmte sie ihre Arme gegen seine Brust und versuchte, sich von ihm wegzuschieben. Doch sein Griff war eisern und sie hatte nicht die geringste Chance, gegen ihn anzukommen. »Lass mich los!«

      »Sicherheitsdienst bitte zum Haupteingang!«, erklang es aus den Lautsprechern und Laura atmete erleichtert auf. Jeanette hatte sich hinter den Tresen zurückgezogen und starrte mit großen Augen zu ihr herüber.

      Auch David hatte die Durchsage mitbekommen und stieß einen Schwall Flüche aus. Der Druck auf ihren Arm wurde stärker und schmerzhaft. »Du sollst mich loslassen!«

      »Erst, wenn wir g... geredet haben!«, lallte er und zerrte sie zur Tür, die er mit dem Fuß aufstieß. Rabiat schubste er sie nach draußen und Laura sog die Luft tief in ihre Lungen, um den Gestank seines Atems loszuwerden. Immer weiter stieß David sie vom Eingang fort, in Richtung der Parkplätze. Dort stand – mit laufendem Motor! – der abgehalfterte Jeep, den ihr Exfreund sein Eigen nannte.

      Erneut packte er sie grob am Arm und öffnete mit der anderen Hand die Beifahrertür. »Steig ein!«, wies er sie harsch an und Lauras Blick glitt verzweifelt zum Eingang. Wo blieb die verdammte Security?

      »David, bitte! Damit wirst du nichts erreichen, lass mich einfach gehen!«, flehte sie, und die Angst schnürte ihr fast die Luft ab. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr, doch die Hoffnung, dass ihr die Sicherheitsleute endlich zur Hilfe kamen, bewahrheitete sich nicht. Stattdessen bog ausgerechnet Ryan, gefolgt von drei Schwesternschülerinnen, um die Ecke.

      »Ich habe gesagt, du s... sollst einsteigen!«, wiederholte David unterdessen seine Aufforderung. Der Zivi und seine Anhängsel waren inzwischen stehengeblieben und Laura konnte sogar von hier aus sehen, wie er versuchte, die sich ihm bietende Situation einzuschätzen. »STEIG EIN!!!«, brüllte David so dicht neben ihr, dass ihre Ohren summten, und schubste sie mit roher Gewalt in den Wagen hinein.

      »He, du Vollidiot! Kannst du mir mal erzählen, was das hier wird?« Ryans Stimme klang angespannt und ... viel zu nah. Laura schloss verzweifelt die Augen, während sie versuchte, wieder aus dem Auto zu entkommen.

      »W... wüsste nicht, was es d... dich angeht, was ich mit meiner F... Freundin mache!«, lallte David. Den Moment, in dem David seine Aufmerksamkeit von ihr auf den jungen Zivi richtete, nutzte Laura, um sich hochzudrücken und aufzurichten.

      »Ex-Freundin!«, zischte sie und begegnete Ryans Blick, der zwischen ihr und David hin und her glitt.

      »Okay, komm erst mal her zu mir, Laura!«, wies er sie ruhig an und winkte mit der Hand.

      Hastig schob sie sich an David vorbei und wollte sich gerade an seine Seite stellen, als auf einmal alles ganz schnell ging. Ein Aufschrei entwich ihrem Exfreund und mit hocherhobenen Fäusten stürmte er auf Ryan zu.

      »Fass meine Freundin nicht an!«, brüllte er.

      Ryan

      Terry hatte ihn gebeten, nichts und niemandem von dieser Nacht zu erzählen und er würde sich daran halten, obwohl Laura ihn am liebsten mit den nächsten Tabletten vergiftet hätte. Sie war sauer und enttäuscht, was er sogar nachvollziehen konnte, aber sie hatte sich generell in ihrer Meinung um seine Person festgefahren. Wobei er zugeben musste, dass er bis vor kurzen selbst noch so ein Schubladendenken besessen und sich auch so verhalten hatte.

      Da am Vormittag unangenehme Stimmung herrschte, versuchte er, so gut es ging, dem kleinen Giftzwerg aus dem Weg zu gehen. Die Peitsche konnte er nach der vergangenen Nacht nicht gebrauchen.

      Allerdings war er wirklich erstaunt, dass ihm der Umgang mit den Patienten so gut lag, wobei es ihn auch jetzt noch Überwindung kostete, sie zu waschen. Und doch wusste er, es wäre kein Beruf, den er nach dem halben Jahr ausüben wollte. Was er stattdessen tun würde, wusste er allerdings auch noch nicht. Für Familie und all den Kram fühlte er sich auf jeden Fall zu jung, und ob er überhaupt einmal Kinder haben wollte … die drei süßen Schwesternschülerinnen lenkten ihn von seinen Gedanken ab. Heißer Hüftschwung und die eine, ja, die hatte was. Volle Lippen, die zum Küssen einluden.

      Grinsend ging er ihnen entgegen und bemerkte sofort, wie sie immer wieder ihre Köpfe zusammensteckten, tuschelten und leise kicherten. Irgendwie zerstörte dieses alberne Gehabe gerade seine Vorstellung, mit allen drei in einer Kammer zu verschwinden und sich verwöhnen zu lassen.

      Aber einen Kaffee zu trinken konnte nicht schaden. Vielleicht stellte sich ja heraus, dass eine von ihnen sich nicht ganz so kindisch gab.

      »Ladys«, grüßte er die drei, was sie sofort in haltloses Gekicher verfallen ließ. Wenn sich vorher etwas in seiner Hose geregt haben sollte, jetzt tat es das auf jeden Fall nicht mehr. »Darf ich euch auf einen Kaffee entführen?«

      »Uns alle drei?«

      Er hätte sie nicht so minderbemittelt eingeschätzt, immerhin mussten die drei hier Patienten pflegen und versorgen, die einer speziellen Behandlung bedurften. Und da er euch gesagt hatte, war wohl klar, dass er sie alle gemeint hatte.

      »Ja, euch drei Hübschen.« Er rang sich ein Lächeln ab, als sie schon wieder prustend ihre Köpfe zusammensteckten.

      Schnell stellte sich heraus, dass es eine saudoofe Idee gewesen war, mit ihnen nur einen Kaffee trinken zu gehen. Er wollte mittlerweile gar nicht mehr wissen, wie es war, mit einer von ihnen Spaß zu haben, denn keine war besser als die anderen.

      Ganz gentlemanlike brachte er sie nach dem kurzen Ausflug in den Zentrumsgarten wieder zum Haupteingang, als seine Aufmerksamkeit von einem wild und laut gestikulierenden Mann abgelenkt wurde.

      Irritiert blieb er stehen, da der Typ eine Frau … Moment, nicht irgendeine Frau, sondern Laura in den Wagen zerrte und schubste und sie dabei anbrüllte.

      Mit schnellen Schritten war er bei den beiden und als der Kerl sich ihm zuwandte, konnte er sehen, dass da nicht nur Alkohol mit im Spiel war. Der war auf einem ganz fiesen Trip. Er hatte damals in der Gang einige erlebt, die Drogen genommen hatten und sie zu reizen war ein Weg, um ganz schnell eine aufs Maul zu bekommen.

      Doch er konnte Laura nicht in dessen Fängen lassen. Egal, ob Ehemann, Verlobter, Freund … oder, wie sich schnell herausstellte, Ex-Freund. Wie hatte sie nur mit so einem zusammen sein können und ihn dann verurteilen? Fast hätte er den Ausfallschritt verpasst, als der Typ brüllend auf ihn losstürmte und versuchte, die Faust in sein Gesicht zu schlagen.

      Alkohol und Drogen machten den Deppen jedoch zu einem nicht wirklich gefährlichen Gegner. Ein Schritt zur Seite, das Bein günstig gestellt und schon lag der Blödmann schreiend auf dem Boden. Wie ein Ertrinkender ruderte er mit den Armen und Ryan schob Laura ein Stück zur Seite. Nicht, dass der Idiot sie noch zu fassen bekam.

      Vom Haupteingang eilte das Sicherheitspersonal auf sie zu und bevor der Typ wieder auf die Beine kam, hatten sie ihn schon gepackt und zerrten ihn hoch.

      »D... das w... wirst du mir b... büßen«, tobte er und wenn er nicht gehalten worden wäre, wäre er sicherlich wieder auf dem Boden gelandet. Anscheinend entfaltete das Zeug, das er eingeworfen hatte, gerade seine volle Wirkung.

      »Sie kommen mal hübsch mit uns. Wir sorgen dafür, dass Sie abgeholt werden.«

      Während die Sicherheitskräfte ihn mitnahmen, ging der Kerl jetzt dazu über, Laura jammernd um Verzeihung zu bitten.

      Ein Blick zu ihr ließ Ryan sie jedoch sofort mit sich ziehen. »Komm mit, um den wird sich gekümmert.«

      Zum Glück waren die Drillinge abgezogen, nachdem sie noch einmal angewidert dem Typen nachgeschaut und dann mit komischem Blick zu Laura gesehen hatten.

      Fast schon widerstandslos ließ sie sich führen und er konnte unter seiner Hand, mit der er sie am Arm in den Garten führte, spüren, dass sie leicht zitterte.

      »Setzen«, wies er sie ruhig an und