New York und Boston, höchste Bewunderung und Ehrungen aus. Mein üppiges, glänzendes Fell hält mich warm und ich kann auch den härtesten Wintern trotzen. Gegen Wasser bin ich nicht allergisch und kann sogar gut schwimmen, falls dies erforderlich sein sollte. Meine golden-grün leuchtenden Augen und mein Kampfgewicht, das mittlerweile bei etwas über 7.000 Gramm liegt, machen aus mir eine ausdrucksvolle Erscheinung und in Katerkreisen zu einem gefürchteten Kämpfer. Mein eigentliches Domizil befindet sich in einem kleinen pfälzischen Städtchen, in der 3.Querstraße Nummer 12. Die Straßen im Ort sind teilweise einfach durchnummeriert, bösartige Zungen behaupten immer wieder, der Grund war die Unmöglichkeit betrunkener Pfälzer, sich Straßennamen zu merken, wenn sie auf der Suche nach ihrem Haus waren. Zudem fällt es auswärtigen Besuchern schon schwer genug die pfälzische Sprache nachzuvollziehen, in Verbindung mit Alkohol wäre es dann gänzlich unmöglich gewesen sinnstiftende Wort aus dem Mund eines Pfälzers, richtig zu deuten. Einfacher war dann die Nummerierung der Straßenanzahl, die sich einfach auch mit den Fingern zeigen lässt. Dies funktioniert selbst dann, wenn der betreffende Pfälzer, durch Straßen kriechend sein Haus, und somit sein Bett sucht. Wie gesagt, dies behaupten bösartige Zungen, die sich aber nicht scheuen jedes Wochenende in die Pfalz zu fahren um ein Weinfest zu besuchen. Traditionell ist das erste Weinfest die „Rotweinwanderung in Freinsheim“, die jedes Jahr, Ende Januar, in den Weinbergen dieses Städtchens stattfindet. An vielen Zelten bieten verschiedene Weingüter Essen und Trinken an. Die Geselligkeit und die gute Laune stellen sich dann von selbst ein. Auch Schnee, Eis und Regen können nicht verhindern, dass diese Wanderung durch die Weinberge einen enormen Zuspruch hat. Sogar Amerikaner und Saarländer lassen sich diesen Termin nicht entgehen. Meine beiden Mitbewohner Martina und Manfred übrigens auch nicht.
Eingebettet ist mein Städtchen auf einer Seite von Wald- und Wiesengrundstücken und einigen Feldern, auf der anderen Seite, weit hinter der Hauptstraße, in Richtung des nächsten Städtchens, von Obstgrundstücken und Weinreben. Mein normales Gebiet umfasst die Hälfte des Städtchens, bis zur Hauptstraße. Im Bedarfsfall, oder wenn ich auf Abenteuer aus bin, sind mir aber keine Grenzen gesetzt, denn die dort lebenden Kater sind längst bereit mir freiwillig Platz zu machen. Als ich noch ganz jung war, habe ich das bereits mit einigen Kämpfen um die Rangfolge abgeklärt und muss seitdem kaum einmal meine Position bestätigen.
Nun zu meinem Namen: Eigentlich habe ich bei meiner Geburt einen Adelstitel erhalten, der ist den Menschen aber zu lang und zu kompliziert, deshalb geben sie mir immer wieder sehr unterschiedliche Namen und Bezeichnungen. Mit „Coon“ wäre ich schon zufrieden und das würde mir genügen, aber je nach Gelegenheit und Stimmung nennen sie mich auch: Schwarzer Prinz, König der Kater, Mistvieh, Dreckskater, verlauster Fellträger, liebster aller Katzen, mein Retter, Drecksack, Teufelsbraten, verfluchter Kater, mein liebstes Katerchen, mein bester Freund, Satansbraten, Geschenk des Himmels, Teufelsbrut, Ausgeburt der Hölle, Fürst der Finsternis, Gottesgeschenk, mein Engel … und vieles andere mehr. So weit gehen die Meinungen und Einschätzungen der Menschen bezüglich Katzen – und besonders gegenüber mir - auseinander. Die meisten Namen kümmern mich nicht weiter, doch das mit dem verlausten Fellträger nehme ich höchst persönlich, weil ich sehr reinlich bin und mich regelmäßig säubere. Gründe dafür sind neben meinem Wunsch nach guter Fellpflege der Schutz vor Ungeziefer und das Verhindern von Geruch, der von meinen Beutetieren sonst gewittert werden könnte.
Ob sich die Leute die mich als Teufel bezeichnen darüber Gedanken machen wann dieser Begriff eingeführt wurde? Kommt doch die Einteilung zwischen dem absolut Guten, also dem lieben Gott und der Gegenseite, dem absolut Bösen, dem Teufel, ursprünglich aus Persien. Vor 2.600 Jahren, also 600 Jahre vor der Geburt von Jesus, hat diese Begriffe der Religionsstifter Zarathustra (630 – 553 vor Christus) in seine Religion eingeführt. Das Christentum hat das dann später übernommen. Den Teufel und die ewige Verdammnis gab es bei den Religionen der Kelten, Römer, Griechen und Ägyptern nicht. Ebenso wenig wie bei den Indianern Nordamerikas, den Asiaten oder den afrikanischen Völkern.
Noch besser wird es wenn mich manche als Sohn von Lucifer bezeichnen und dabei Lucifer mit dem Teufel gleichsetzen: In der Bibel kommt dieser Name für den Teufel nicht vor. Im Altertum war Lucifer der Name für den Morgenstern, also den Planet Venus. Die Namensgleichsetzung Teufel = Lucifer kommt wahrscheinlich durch eine Fehlinterpretation von Jesaja 14,12, dort wird auf den König von Babylon Bezug genommen: „Ach, du bist vom Himmel gefallen, du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert, du Bezwinger der Völker“ Die Bibelübersetzer haben daraus eine Interpretation auf den Teufel gesehen und diesen mit dem König von Babylon gleichgesetzt, nach dem Motto: Der „König von Babylon“ ist der „Sohn der Morgenröte“ und somit des „Morgensterns“ und daraus gefolgert, dass dies gleichbedeutend mit „Lucifer“ sein muss. Diese Informationen nur so nebenbei. Übrigens ist es mir am liebsten und für Dich am einfachsten, wenn Du einfach Coon zu mir sagst.
Das Wetter zu Monatsbeginn war gut erträglich, auch wenn fast täglich Regen gefallen ist. Die Temperaturen waren im Plus-Bereich. Dies hat aber nur teilweise für Freude gesorgt, denn die Winzer haben beispielsweise mit den Plusgraden gehadert. Einige von ihnen lassen nämlich im Spätjahr, in den kältesten Lagen, noch Trauben hängen, weil sie bei entsprechenden Frostnächsten auf eine Eisweinernte spekulieren. Für diese Spezialität ist allerdings klirrende Kälte erforderlich, weil die Trauben komplett durchgefroren sein müssen. Die magische Grenze liegt bei minus 7° C, unter der die Eisweinernte durchgeführt werden darf. Ab dem 19. Januar ist es dann soweit: Die Winzern räumen die Netze von den Rebstöcken die bislang verhindert hatten, dass die Vogelwelt eine totale Traubenräumung vorgenommen hat. Einige Weingüter stapfen mit den Familienmitgliedern in der Kälte mit Eimern und Bütten bewaffnet, durch die Reihen der rosinenartigen Trauben und führen die Lese von Hand durch, während andere mit einem Vollernter die Trauben zu ernten versuchen. Rebsorten wie Weißburgunder, Silvaner, Cabernet Blanc und Chardonnay sind für die Eisweingewinnung in unserer Region vorherrschend. Durch die moderaten Temperaturen in unserer Region ist dies aber im Schnitt nur alle 10 Jahre der Fall. Dann rasch die geernteten Trauben in die Keltern bringen. Dort bleibt nochmals gefrorenes Wasser zurück, sodass der gewonnene Most hochkonzentriert, mit viel Fruchtsäure, guten Inhaltsstoffen und Zucker durchsetzt ist. Die mindestens geforderten 120 Oechsle-Grade werden problemlos überrannt. Je nach Weingut und Rebsorte werden 140 bis 170 Oechsle-Grade nach dem Filtrieren erreicht. Die flüssige Substanz wird nach Fertigstellung in 0,375 Literflaschen abgefüllt und kann pro Flasche, je nach Weingüte und Name des Weingutes, über 100 Euro kosten. Als Aperitif zur Anregung des Appetits genommen, oder als leichten Überguss auf dem Dessert-Pudding, mit frischen Beerenfrüchten bestückt, ist der Eiswein hervorragend geeignet und findet auch im asiatischen Ausland seine Liebhaber und Abnehmer. Durch den hohen, natürlichen Zuckergehalt ist zudem eine lange Haltbarkeit und Genussfreude garantiert.
Während dieser kalten Tage ist meine Chrysantheme mit ihrem kleinen Blütenansatz immer noch im Kampfmodus, muß aber allmählich die Hauptstängel beugen und die Blätter sehen aus wie übergroße Hände aus, die in Richtung des Erdbodens gestreckt werden.
Die Jungpflanzen des Borretschs sind erstaunlich stabil und haben sich zwischen Knochensteinfugen und in den Beeten ihr Refugium gesucht, während zwei Altpflanzen die noch versucht hatten ihre Blüten aufzubekommen in der Schockstarre erfroren sind. Hoffentlich kommt keine Extremkälte, wie dies in den Jahren 829 und 1010 nach Christus war, als sogar der Nil in Afrika zugefroren war.
Die Löwenmäulchen mit ihrem grünen Blattwerk richten ihr Wohlbefinden offensichtlich nach den Außentemperaturen. Um den Gefrierpunkt noch erstaunlich agil, doch wenn das Thermometer unter die 0° C-Grenze fällt, ist Schluss mit lustig: Blätter und Hauptstiel beugen sich herab. Klettert dann die Temperatur wieder höher, reagiert die Pflanze erneut und reckt sich stolz nach oben. Einige Erdbeerpflanzen die aus Absenkern gezogen wurden haben noch Blattgrün. Die Knospen an Johannisbeeren scheinen austreiben zu wollen. Fetthennen zeigen die neuen Austriebe die den Frostboden nach oben durchstoßen haben. Den Eiben mit ihrem satten Grün, dem Sauerampfer und Lorbeer scheinen die Minusgrade nicht zu imponieren, während die Campanula sogar wieder Blüten hat. Osterglocken zeigen sich bereits mit einem Blattaustrieb von 5 cm, Küchenkresse die ins Freie gelangt ist und dort ausgetrieben hat, besitzt noch einige grüne Blätter und kann selbst in diesem Zustand geerntet und gegessen werden.
Meine