Jennifer Weise

Ganz oder gar nicht!


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trotz Annas Anweisung“, gab Jessica offen zu.

      „Aber Sie konnten nicht. Also sind Sie dann in unser Versteck gekommen?“

      „Ja.“

      „Und wie haben Sie das mit der Wunde an Ihrer Stirn hingekriegt?“

      „Welche Wunde?“

      „Schon vergessen? Ich hab Ihnen ein Pflaster drauf geklebt.“

      Unwillkürlich fuhr sie mit ihrer Hand über ihre Stirn, dort klebte tatsächlich ein Pflaster unter dem Pony.

      „Wo das getrocknete Blut auf Ihrem Kleid herkam, hab ich mittlerweile rausgekriegt, aber das mit Ihrer Stirn ist mir ein Rätsel.“

      „Woher wissen Sie…“

      Sie konnte sich nicht erinnern, dem Mann von ihrer Wunde am Oberschenkel erzählt zu haben. Dann fiel ihr ein, wie er sich ihren Bluterguss angesehen hatte.

      „Aber das konnten Sie doch gar nicht sehen, als ich auf der Couch lag!“

      „Nein, aber als ich Sie aus der Wanne holte.“

      Warum musste er sie daran erinnern? Das war ihr schon peinlich genug, ohne dass er es erwähnte.

      „Wie ist das mit Ihrer Narbe passiert?“

       Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Wie konnte sie den Mann das nur fragen? Damit musste ihm klar sein, dass sie ihn sich genau angesehen hatte.

      Er wusste sofort wovon Jessica sprach, das bewies seine Antwort, die eigentlich gar keine war:

      „So was passiert, wenn man den Falschen vertraut.“

      „Sie wurden hintergangen?“ wagte sie weiter zu forschen.

      Das Handy unterbrach ihre Unterhaltung.

      „Ja?“

      „Was Neues?“

      „Ne Menge Zufälle.“

      „Ich dachte, du glaubst nicht an Zufälle?“

      „Und bei euch?“

      „Wir hatten gerade eine Unterhaltung mit einer gewissen Christine Geoffreys.“

      „Mit wem?“ mischte Jessica sich in das Gespräch ein.

      Da das Handy auf Lautsprecher geschaltet war, hatte sie jedes Wort mit angehört.

      „Christine Geoffrey. Kennst du…“

      „Das ist eine Falle!“ schrie die Frau aufgebracht.

      „Was ist los?“ fragte Ron irritiert.

      Ben hielt den Wagen und sah Jessica an.

      Sie ignorierte ihn.

      „Sie hat euch verraten, wo Anna ist und wie ihr die Wachen umgeht!“

      „Woher weißt du…“

      „Stimmt das etwa?“ unterbrach Ben seinen Kollegen.

      „Ja, sie meinte, sie hätte…“

      „…mit dem Alten noch eine Rechnung offen“, beendete Jessica den Satz für Ron.

      „Halt an, Jake!“

      „Jetzt verrat uns was das zu bedeuten hat!“ forderte Ron.

      „Das ist völlig unmöglich, aber…“

      „Reden Sie endlich!“ schrie Ben sie an.

      „…das ist aus meinem allerersten Manuskript.“

      „Wieder dieser Müll!“

      „Nein, ich rede von meinem unveröffentlichten Roman, den kein Verlag haben wollte.“

      „Woher kennt dann jemand die Handlung?“ wunderte sich Ron, der jedes Wort mit angehört hatte.

      „Und den Namen“, ergänzte Jessica.

      „Das kann auch dummer Zufall sein.“

      War das Jakes Stimme im Hintergrund?

      „Nicht der Erste in dieser Richtung“, wunderte sich Ben.

      „Wir brechen ab!“ entschied Ron schließlich.

      „Ich denke auch“, stimmte Ben zu.

      „Aber wir sollten hier in der Nähe Quartier beziehen“, schlug Jake vor.

      Zurück an den Ort des Geschehens? Jessica war nicht begeistert von der Idee. Zu ihrem Entsetzen war Ben einverstanden und wendete den Wagen.

      Nachdenklich sah Jessica aus dem Seitenfenster.

      „Ich muss doch irgendwas mit der Sache zu tun haben“, dachte sie laut.

      „Was Sie nicht sagen!“

      „Seien Sie endlich offen zu mir!“ forderte Ben nun versöhnlicher.

      Offen? Sie hatte doch selbst keine Ahnung, was vor sich ging. Jessica fiel auf wie abschüssig es hier war, das erinnerte sie an ihren Weg in das Versteck.

      „Auf dem Weg zu Ihnen war es auch so abschüssig, da bin ich so einen Abhang runtergeklettert. Zumindest hab ich’s versucht und mir dann den Oberschenkel aufgerissen.“

      „Sie waren zu Fuß unterwegs?“

      „Sicher, wie sonst? Ich hätte wohl kaum meine Kreditkarte nehmen können, um damit ein Taxi zu bezahlen.“

      „Kein Bargeld?“

      „Das war in meiner Handtasche.“

      „Das erklärt warum Sie so erschöpft waren und die Wunde an Ihrer Stirn.“

      „Wieso?“

      „Sie müssen von Norden gekommen sein, ein langer Fußmarsch. Nach dem Abhang kommt ein dicht bewachsenes Wäldchen. War es ein Ast?“

      Jessica erinnerte sich wieder.

      „Ich war wohl nicht aufmerksam genug.“

      „Oder am Ende“, murmelte Ben.

      „Was hat das alles mit mir zu tun?“

      Ben erwiderte nichts auf ihre Frage, wahrscheinlich hatte auch er keine Ahnung.

      „Worum ging es eigentlich in diesem Roman?“

      „Hmm?“

      „Der, über den Sie gerade mit Ron redeten.“

      „Meine Güte, das ist es!“

      „Was?

      Jessica wollte das Handy nehmen, doch Ben hielt sie am Arm zurück.

      „Ich muss mit Ron reden.“

      Ben drückte einen Knopf des Handys, wahrscheinlich Wahlwiederholung.

      „Ja?“

      „Ron, wo ist mein USB-Stick?“ fragte sie aufgeregt.

      „Keine Sorge, Jessica, der ist bei mir in guten Händen.“

      „Sie haben ihn bei sich?“

      „Ja.“

      „Auch einen Laptop?“

      „Was willst du?“

      „Auf dem Stick ist mein erstes Manuskript.“

      „Du meinst, das, was uns hier passiert ist?“

      „Genau.“

      „Und was willst du jetzt?“

      „Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwo auf Seite fünfundneunzig bis neunundneunzig finden Sie genau die Szene wieder.“

      „Worunter hast du das gespeichert?“

      „Vertrauen wird dein Untergang sein!“

      „Seite