gleich.“
„Doch, hatte sie eindeutig. Besser du bist das Opfer und bleibst in ihrer Nähe“, stimmte auch Jake zu.
Ben schien nicht sonderlich begeistert von dieser Lösung.
„Was ist mit dir los, Ben? Du verdankst dieser Frau dein Leben!“
Auch Jake war überrascht, lediglich Ron schien die Antwort zu kennen. Das blieb auch Kane und Jake nicht verborgen.
„Ron?“
„Ben hat was gegen Lesben.“
„Wie kommt ihr darauf, dass sie… erzähl keinen Blödsinn Alter, ich hab ihre Bücher gelesen!“ Jake wollte es nicht glauben.
„Ben?“
Fragend sah Kane seinen Kollegen an.
„Ist das dein Ernst?“
Forschend sah er seinem Partner in die Augen, die beiden kannten sich seit über zehn Jahren und noch nie waren ihm Vorurteile an Ben aufgefallen.
„Sie hat dir dein Leben gerettet!“ fügte er noch hinzu, als sein Freund weiterhin nichts sagte.
Als Jessica wach wurde, überlegte sie, wo sie war. Ihr fiel alles wieder ein und sie war erleichtert, als sie feststellte, dass sie noch bekleidet war. Leise verließ sie das Bett. Wie war sie in dieses Zimmer gekommen?
Vorsichtig öffnete Jessica die Zimmertür, niemand war zu sehen oder zu hören. Sie schlich den Gang entlang, folgte der Treppe nach unten, wo sie erstmal in das Badezimmer, dass sie bei ihrem Fluchtversuch entdeckt hatte, ging.
Danach schlich sie sich in die Küche und setzte sich dort mit einer Flasche Apfelsaft an den Küchentisch.
Als die Tür sich öffnete, zuckte Jessica zusammen.
„Entschuldige, Jessica, ich wollte dich nicht erschrecken.“
Ron stand vor ihr. Unsicher sah sie ihn an.
„Darf ich?“ fragte er.
Noch bevor sie etwas erwidern konnte, saß auch Ron am Küchentisch.
„Es tut mir leid.“
Das war alles was Ron zu ihr sagte.
„Was tut Ihnen leid?“
„Du wolltest mir helfen und ich habe dich bedroht, das war nicht okay.“
Der Mann schien es ernst zu meinen.
„Berufskrankheit.“
„Was?“
Sie versuchte Ron in normalem Plauderton zu erklären, was sie meinte. Vielleicht konnte sie so zu etwas Normalität zurückkehren.
„Sie sind in Ihrem Beruf grundsätzlich misstrauisch, so wie ich immer neugierig und auf der Suche nach einer Geschichte bin.“
„Du suchst Stoff für deine Romane?“
Rons Blick zeigte ihr, dass er an ihre erotischen Geschichten dachte. Was musste er jetzt bloß wieder von ihr denken? Sie bemühte sich schnell, das richtig zu stellen.
„Nein, ich schreibe den Kram wirklich nur, um über die Runden zu kommen.“
„Wofür suchst du dann nach Geschichten?“
„Ich schreibe noch in einer anderen Richtung, einer Richtung, die mir besser gefällt, in der ich total aufgehe…“
Ron sah den verträumten Blick, Jessica war in diesem Moment weit weg.
„Ich würde gerne etwas von dir lesen.“
„Ich denke nicht, dass Ihnen das gefallen würde“, erwiderte sie sofort abwehrend.
„Warum nicht?“
„Weil Sie…, ähh, ich… ähm,… das ist nicht wie die Romane, die Sie lesen.“
Der Mann lächelte sie freundlich an.
„Glaubst du, ich lese nichts anderes?“
„Ich dachte,… ich meine,… Sie sind…“
Sie hielt inne, schließlich konnte sie diesem Mann nicht sagen, was sie wirklich dachte. Nicht nur, dass er diese wenig anspruchsvolle Literatur von ihr las, sein Aussehen deutete nicht unbedingt auf einen sonderlich intellektuellen Menschen hin. Ihr war Rons Männlichkeit nicht entgangen. Bisher hatte sie sich eher für prüde gehalten. Das was sie schrieb hatte nichts mit ihrem wahren Leben zu tun, Männer ließen sie kalt. Viel zu oft war sie verletzt worden. Doch mit diesen vier Fremden in einem Haus zu sein, ließ Jessica völlig neue Seiten an sich entdecken. Sie alle waren äußerst attraktiv und immer wieder musste sie sich beherrschen, um niemanden anzustarren. Es passte nicht zu der Angst, die sie hatte und sie schalt sich selbst einen Dummkopf. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sie schon wieder auf den Ausschnitt von Rons Hemd sah, wo ein paar Brusthaare hervorlugten.
„Jessica?“
Verlegen sah sie Ron an. Hatte er etwas gesagt? Mit der Zunge glitt sie über ihre trockenen Lippen.
„Ja?“
„Ich habe gefragt, ob ich etwas von dir lesen dürfte.“
Ihr war klar, dass er nicht mehr von ihren erotischen Romanen sprach. Sie beschloss, auf das, was er wollte, einzugehen. Vielleicht würde es sie von ihren abwegigen Gedanken ablenken. Ihr fiel auf, dass sie schon wieder auf seine Brust starrte.
„Würden Sie sich umdrehen?“ bat sie ihn schließlich.
„Was?“
Bittend sah sie ihn an und wunderte sich ein wenig, als er ihrer Aufforderung tatsächlich nachkam. Nachdem sie nun seinen breiten Rücken vor sich hatte, schluckte sie schwer, noch immer hatte sie den Anblick dieser männlichen Brust vor Augen. Sie riss sich zusammen, griff unter Kanes T-Shirt in ihren BH und zog umständlich einen kleinen USB-Stick heraus. Nachdem sie sich wieder einigermaßen richtig angezogen hatte, sagte sie:
„Hier.“
Ron drehte sich zurück und sah erstaunt auf den Stick.
„Wo hast du den auf einmal her?“
„Eine Schriftstellerin geht nie ohne ihre Manuskripte los.“
„Hattest du deine Handtasche nicht verloren?“
„Da drin würde ich so was nicht aufbewahren.“
„Jessica, versteh’ mich bitte nicht falsch, aber ich muss wissen, ob du noch mehr versteckst.“
So wie Ron das sagte, konnte sie es gar nicht falsch verstehen. Er musste in seinem Job misstrauisch sein, das war ihr klar.
„Nein“, erwiderte sie ehrlich.
Ron sah sie forschend an ohne ein Wort zu sagen.
Jessica stand auf und streckte ihre Arme aus.
„Wollen Sie mich durchsuchen?“
Als ihr klar wurde, was sie da gerade von sich gegeben hatte, setzte sie sich schleunigst wieder hin. Was hatte sie geritten, so etwas zu sagen?
Ron war erstaunt, so hatte er sich die Autorin seiner Lieblingsromane nun wirklich nicht vorgestellt. Er war irritiert, weil sie ihm nicht in die Augen sah. Konnte eine Frau so schüchtern sein? Noch dazu eine Frau mit solch einer Fantasie?
Er war neugierig auf das, was diese Frau noch so schrieb. Vielleicht erklärte das ein wenig diesen Unterschied zwischen der Frau, die vor ihm saß und der Autorin.
Woher kam auf einmal dieses Vertrauen? Wie kam es, dass sie ihm ihre Arbeit einfach so aushändigte? Natürlich hatte er sie fragen müssen, ob sie noch mehr versteckte und es hätte zu ihren Vorschriften gehört, sie zu durchsuchen. Ron war drauf und dran genau das zu tun, als sie sich vor ihm hinstellte, doch als sie sich so schnell an den Tisch zurücksetzte und zu Boden blickte, entging ihm die Röte in ihrem Gesicht nicht. Mit einer Durchsuchung