Jennifer Weise

Ganz oder gar nicht!


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Journalistin holte sie also wieder ein.

      „Ich arbeite nicht mehr als Journalistin“, brachte sie schließlich hervor.

      „Deine Arbeit als Autorin gefällt mir auch um ein vielfaches besser!“ während dieser Worte begann er ihr über den Brustansatz zu streichen. Sie versuchte seine Hand wegzustoßen. Ihr Widerstand schien ihm zu missfallen, denn er riss an ihrem Kleid, so dass es ihren BH nicht mehr verdeckte.

      Nun reichte es ihr endgültig, aus welchem Grund sollte sie sich das gefallen lassen? Für eine Frau, die sie nicht einmal wirklich kannte! Nein, das ging zu weit. Sie versuchte sich loszureißen.

      „Was soll das werden?“ fragte der Kerl eher belustigt und nahm dabei seinen Blick nicht von ihrer Oberweite.

      Ihr kam eine Idee.

      „Willst du mehr sehen?“ fragte sie auffordernd.

      Nun schien er mehr als erstaunt, nur für den Bruchteil einer Sekunde war er unaufmerksam, doch das genügte ihr. Sie griff nach der Glasflasche, die neben ihr stand und schlug mit voller Wucht auf seinen Kopf. Er ging zu Boden und sie rannte zur Tür.

      Jessica ahnte nicht einmal, dass Jake viele Verhörmethoden kannte und sich aufgrund seiner Informationen über sie für das Streichen über ihren Brustansatz entschieden hatte. Ziel war es, ihr Angst zu machen und sie damit zum Reden zu bringen. Es war zwar ein heftiges Mittel gegenüber einer Frau, aber es ging um seine Kollegin Anna, genau genommen war ihm da fast jedes Mittel recht. Mit so starker Gegenwehr ihrerseits hatte er nicht gerechnet und war erschüttert, als er ihr Kleid zerriss. So hart hatte er nicht zupacken wollen. Die Sorge um Anna löste es wahrscheinlich aus. Überrascht von sich selbst starrte er auf das zerrissene Kleid. Viel irritierter war er, als die Frau ihm mehr von ihrem Körper zeigen wollte. Noch bevor er das aufklären konnte, ging er zu Boden. Wäre er von seinem eigenen Verhalten nicht so abgelenkt gewesen, hätte sie das niemals geschafft.

      Sicher hatte Jessica den Typen nicht für lange Zeit außer Gefecht gesetzt, also musste sie sich beeilen. Leider war die Haustür verschlossen und der Schlüssel steckte nicht. Sie öffnete die nächstbeste Zimmertür, es war das Bad und hatte ein kleines Fenster. Mit Toilettenfenstern hatte sie mittlerweile Erfahrung. Jessica öffnete es und kletterte nach draußen, wo sie sofort zwei Arme packten.

      „Wo soll’s denn hingehen?“

      Erschrocken sah sie den farbigen Mann an und hielt sich dann die restlichen Stofffetzen ihres Kleides vor die Brust.

      „Halt sie fest!“

      Erschrocken drehte sie sich um. Am offenen Fenster tauchte der Kerl auf, den sie gerade zu Boden gehen ließ.

      Unwillkürlich trat Jessica einen Schritt zurück, nicht bedenkend, dass dort der Farbige stand. Er hielt sie jedoch gar nicht fest, sondern zog sich einfach sein T-Shirt aus, das er ihr reichte.

      „Danke!“ murmelte sie, während sie es schnell überzog. Dabei versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie seine nackte, muskulöse Brust faszinierte.

      „Wo willst du denn hin, Jessica?“

      Ron war draußen aufgetaucht und sah sie fragend an.

      „Ihr Name ist also Jessica?“ folgerte der Mann, der ihr sein T-Shirt gegeben hatte.

      Sie nickte nur.

      „Ich bin Kane.“

      Er sah sie an, als würde er eine Reaktion erwarten, doch Jessica hatte keine Ahnung, was sie sagen oder wie sie sich verhalten sollte.

      Ron griff nach ihrem Arm und forderte:

      „Komm zurück ins Haus!“

      Sie versuchte sich auf der Stelle zu halten, denn sie wollte Ron nicht folgen. Als er ruckartig fester zog landete sie am Boden. Wieder rollten ihr Tränen über die Wangen, diese Situation war für Jessica fremd und beängstigend. Da wollte sie jemandem helfen und wurde hier wie der letzte Dreck behandelt.

      „Darf ich?“

      Der farbige Mann stand vor ihr und reichte ihr beide Hände, die sie ergriff. Schon hatte er sie wieder auf die Beine gezogen.

      „Würden Sie uns bitte ins Haus begleiten, Jessica?“

      Freundlich lächelnd sah er sie an. Jessica schüttelte den Kopf, auf keinen Fall wollte sie zurück.

      „Erst bitten Sie uns um Hilfe und dann verschwinden Sie einfach?“

      Verständnislos sah Benedikt, der auch am Badezimmerfenster erschienen war, Jessica an.

      „Unter Hilfe versteh’ ich was anderes!“ gab sie zurück.

      „Wir haben Sie doch in Sicherheit gebracht!“

      „Und der Preis dafür?“

      Überrascht sah Benedikt sie an.

      „Preis?“

      Stumm sah sie zu seinem Kollegen, der noch immer neben ihm stand.

      „Jake?“ wandte er sich direkt an ihn.

      „Bei dem was sie so schreibt, wollte ich bloß…“, Jake kam nicht dazu, seine misslungene Verhörmethode zu rechtfertigen.

      Noch bevor Benedikt etwas erwidern konnte, schrie die Frau Jake an:

      „Genau das ist das Problem mit euch Idioten! Ihr könnt einfach Fantasie und Realität nicht unterscheiden! Nur weil ich so was schreibe, heißt das noch lange nicht, dass ich…“

      Durch ihr Schluchzen gingen ihre letzten Worte unter. Es war nicht das erste Mal, dass sie solch ein Verhalten erlebte, aus dem Grund schrieb sie auch unter einem Pseudonym.

      „Mädchen, komm schon, wer so was schreibt…“, begann dieser in ihren Augen widerliche Kerl.

      Jessica ließ ihn erneut nicht ausreden, so hatte er keine Chance sein Denken und Handeln zu erklären.

      „Das ist nichts als ein Job. Ich verdien’ damit meine Brötchen! Immer noch besser, als andere umzubringen!“ warf sie ihm vor.

      „Da haben Sie natürlich recht, Jessica“, wandte sich der Farbige wieder an die Frau.

       „Ihr habt ihr Hilfe versprochen?“ wandte Kane sich schließlich an Benedikt und Ron.

      „Ja, sie kann uns bei Anna weiter helfen.“

      „Was ist mit Anna?“

      „Wir haben die Nachricht bekommen, dass sie tot ist, aber Jessica erzählt etwas anderes.“

      „Tot? Wer sagt das?“

      Die Männer schienen sich über Augenkontakt stumm zu unterhalten.

      „Ist das bei euch etwa nicht angekommen?“

      Kane schüttelte kaum merklich den Kopf.

      „Sie sind bereit uns dabei zu helfen, unsere Kollegin zu finden?“ wandte er sich wieder an Jessica.

      „Das hatte ich vor, aber jetzt…“

      Sie verstummte mitten im Satz.

      „Was ist jetzt?“

      „Seit ich bei den beiden aufgetaucht bin, werde ich angeschrien und bedroht. Und hier auch noch…“

      Ihr Blick fiel zu Boden.

      „Ich versteh’ Sie, Jessica. Unter den Umständen hätte ich auch keine Lust uns zu helfen.“

      Sie sah zu ihm auf und überlegte, ob das bedeutete, dass er sie gehen lassen würde. Genau das fragte sie ihn schließlich.

      „Es steht Ihnen selbstverständlich frei, was Sie tun. Aber ich bitte Sie inständig zu bleiben - für Anna.“

      Sie sah ihm in die Augen, diese blickten sie freundlich und aufrichtig, aber auch bittend an. Sie sah zu dem Widerling rüber.

      „Jake, entschuldige dich bei der Dame!“ forderte