Elke Bauer

Ich, Elke B. und der Alkoholiker Thomas


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allein. Dann kam etwas, was ich als sehr abstrakt ansehe.

      Es ging darum, das ich mich als Briefträgerin häufiger in meinem Bezirk in H. mit meinen Kunden unterhalte. Da mein Mann als im Ort Geborener den meisten meiner Kunden bekannt ist, wurde ich öfter darauf angesprochen, ob Thomas und Ich nicht noch ein Kind bekommen wollten, bzw. es gab auch Menschen, denen ich berichtet hatte, das wir uns ein Kind wünschten.

      Ich sehe in dem ganzen nichts schlimmes. Mein Schwiegervater jedoch schien, als ich einmal für längere Zeit nicht meinen Bezirk ab lief, auf das Gerücht angesprochen worden zu sein, ob ich den Schwanger wäre. Damit muss Erich überhaupt nicht klar gekommen sein.

      Von Ilse hieß es: „Was mir den Einfiele mich mit anderen Menschen über dieses Thema zu unterhalten. Es wäre ja eine Ungeheuerlichkeit überhaupt über dieses Thema zu reden! Erich wäre, weil man ihn angesprochen habe, überhaupt nicht zurecht gekommen!“ Ich war total perplex, als diese Worte kamen und wusste nichts zu erwidern.

      Eins, zwei Wochen nach diesem Ereignis wurde ich von einer Kundin angesprochen, das sie gehört habe, das mein Schwiegervater seine Lebensgefährtin geheiratet hätte. Ob da denn etwas dran sei, wurde ich gefragt. Ich verneinte und musste innerlich grinsen. In einem kleinen Ort, wo die Alt eingesessenen sich untereinander kannten, kamen halt nun einmal immer wieder Gerüchte auf, für die derjenige, den sie betrafen nichts konnte.

      Thomas Entlassung

      Der nächste Schreck kam für mich und Thomas gut zwei Wochen nach seinem Unfall. Ich fischte ein Einschreiben aus unserem Briefkasten, über das ich mich wunderte.

      Absender war die Leiharbeiter Firma, für die mein Mann arbeitete. Er hatte Nacht dienst geschoben und als er nach dem Erwachen den Brief in meinem Beisein öffnete, fand er seine Kündigung.

      Wir waren natürlich beide entsetzt und konnten uns die Kündigung überhaupt nicht erklären, zumal für diesen Job nur den Stapler Schein, der auf Privatgelände auch ohne Führerschein gültig war, benötigt wurde. Thomas hatte zudem niemanden in der Firma von seinem Führerscheinverlust berichtet.

      Etwas dauerte es, bis wir heraus fanden, das der Grund für die Kündigung, die Pleite der Leiharbeiter - Firma war. Damit ergab sich das nächste Problem, den mein Mann erwartete natürlich noch ein Gehalt von etwa ein tausend dreihundert Euro von seiner Firma. Dieses Geld bekam er nicht überwiesen.

      Das Problem hierbei war, das Thomas seiner Ex Frau monatlich den Unterhalt für seine Tochter überweisen musste.

      Da er nichts gespart hatte, auch von dem Geld aus dem Verkauf der Firma war nichts mehr da, konnte mein Mann nur einhundert dreißig Euro überweisen.

      Es war das letzte Geld, das er hatte und ich musste ihn den Rest des Monats aus helfen. Daraus ergaben sich natürlich einige Nachteile für Marion, die als Hartz IV Empfängerin ja auch auf das Geld angewiesen ist. Gut, ich hätte Thomas das restliche Geld natürlich ausleihen können.

      Aus mehreren Gründen nahm ich davon jedoch Abstand.

      Der erste war, das ich mich von Marion immer wie eine Außenseiterin, wie die böse neue Frau von Papa, behandelt gefühlt hatte.

      Der zweite Grund war der, das ich wusste, das ich in keinem Fall gesetzlich dazu heran gezogen werden konnte, Unterhalt für meine Stieftochter zu bezahlen.

      Außerdem wusste ich auch nicht genau, wann Thomas wieder genug Geld verdienen würde, um mir den Betrag zurück zu zahlen.

      Also lieh ich meinem Mann das Geld nicht. Über unsere Anwältin erhoben wir aber dennoch Klage, um an den Verdienst zu kommen.

      Natürlich gab sich Marion nicht damit zufrieden, kein Geld zu bekommen. Sie rief bei mir an und erklärte mir, das es meine Pflicht wäre, für ihre Tochter zu bezahlen. So viel wie in diesen Momenten hatte sie eigentlich noch nie mit mir gesprochen, seit ich mit Thomas zusammen war.

      Ich sagte, das ich nicht für Nadine bezahlen müsse. Das akzeptierte Marion nicht. Mir wurde das Gespräch schließlich zu viel. Ich kam mit keinem Argument an Marion heran und ich tat schließlich das, was ich in meinem Leben so gut wie noch nie gemacht hatte. Ich legte einfach auf.

      Thomas glaubt seinen Alkoholkonsum von allein auf Null fahren zu können

      Regelmäßig besuchten Thomas und ich die Alkoholiker Gruppe. Auch aus unserem Wohnhaus wurde ich von einer Mitbewohnerin daraufhin angesprochen, das mein Mann trinken würde. Sie habe dies beobachtet, erklärte diese Frau.

      Natürlich redete ich mit Thomas darüber. Er meinte, das es stimmen würde, das er momentan noch trank, das er aber versuche seinen Alkoholkonsum langsam auf Null herunter zu schrauben. Ich glaubte ihm, muss mir aber aus späterer Sicht eingestehen, das ich ziemlich blauäugig war.

      Es gibt nur sehr wenige Menschen, die es schaffen, ganz ohne fremde Hilfe vom Alkohol weg zu kommen. Allerdings wusste ich, wie wohl Thomas sich bei mir fühlte. Er sagte, das ich ihm Rückhalt und Stärke geben würde. Ich vertraute darauf, das dies reichen würde und das er es tatsächlich schaffte seinen Alkoholkonsum auf Null zu drängen.

      Auch die Gruppe meinte damals, das es durch aus Menschen gibt, die ganz ohne Entzug und Therapie vom Alkohol weg kommen konnten. Ein Mann in der Gruppe hatte dies schließlich vor dreißig Jahren auch geschafft.

      Was ich nicht sah, war die Sucht und die Tatsache, das die Sucht meist Stärker als der Wille eines Menschen ist. Ich denke, das ich damals viel Hellhöriger und Aufmerksamer hätte sein müssen, vielleicht hätte mein Mann es dann tatsächlich ohne Hilfe geschafft.

      An Erichs ein und siebzigsten Geburtstag gab es zu Begrüßung einen Alkoholisierten Apparativ. Natürlich verweigerte der Sohn, von dem ich an nahm, das der zu diesem Zeitpunkt begriffen hatte, das er nichts mehr trinken sollte, das Getränk. Wobei er sich mit Sicherheit nur verweigert hatte, weil ich dabei war

      Wo ich auch hätte Misstrauisch werden müssen, war die Tatsache, das Thomas nicht mehr zu den Bluttests bei unsere Hausärztin, ging, meinte, das er keine Tests mehr bräuchte. Er wäre ja bald trocken und hätte alles unter Kontrolle.

      Als Co Abhängige war ich natürlich sofort bereit ihm zu glauben, das nun alles gut sei.

      Die kaputte Tasse

      Ein Problem, das sich im Umgang mit meinem Schwiegervater ergab, war, was erzählten wir von dem Unfall, von den Promille Zahlen und von den ganzen anderen Problemen, die wir momentan hatten?

      Ich überließ Thomas die Entscheidung darüber wie und was er seinem Vater berichtete, zumal an mich ja auch schon mal von Ilse herangetragen worden war, das mein Mann so etwas selbst erledigen sollte.

      So berichtete der Sohn seinem Vater zwar, das er meinen Corsa zu Schrott gefahren hatte, erzählte aber nichts von den sonstigen Begleitumständen. Dennoch, immer wenn wir Kontakt zu Nadine, Erichs Enkelin, hatten, zu der Erich viel engeren Kontakt besaß, wie sein Sohn, fuhr immer ich.

      Berichtete Nadine ihrem Opa davon? Ich weiß es nicht, konnte mir aber vorstellen, das mein Schwiegervater nebst Freundin so dahinter kamen, das Thomas keinen Führerschein mehr besaß. Zum Reparieren unseres Astras fuhren wir immer mal wieder zu Erich.

      So hinten herum fragte er Thomas einmal, warum der den nicht selbst und immer ich fuhr. Wahrscheinlich wusste Erich da, das sein Sohn keinen Führerschein mehr besaß, traute sich aber nicht direkt zu fragen. Thomas wand sich geschickt mit einer Antwort heraus, ohne direkt etwas zu zu geben.

      Während wir einmal bei Erich waren, musste Thomas zur Toilette. Ich saß bei Ilse und Erich in der Küche. Etwas schepperte und es