für mich war nur, das Ilse mit einem Mal sich für alles Zeit frei zu schaufeln schien, nur nicht um mit uns Essen zu gehen. Bei einem kurzen Gespräch mit Ilse griff ich zu einem Trick und erklärte ihr, das ich ein Weihnachtsessen nicht im Hochsommer geben wolle. So schaffte ich es, Ilse dazu zu bringen, einen Termin Anfang Mai wahr zu nehmen.
Der Unfall
Dann kam der 22.04.06. Dieser Tag, ein Samstag, hatte es in sich. Für mich war dieser Samstag, der letzte Arbeitstag, vor einem dreiwöchigen Urlaub.
Kaum, war ich von der Arbeit zu Hause, gab es Streit mit Thomas. Worüber, weiß ich heute nicht mehr. Ich weiß nur noch, das mein Mann am frühen Abend aufbrach, um mit dem Labrador Ricco Gassi zu gehen.
Eine Stunde später klingelte das Telefon. Ich, der ich natürlich von unserem Streit noch genervt war, meldete
mich. Ein fremder Mann erklärte mir, das Thomas einen Unfall gebaut hätte, ganz bei uns in der Nähe.
Ich war natürlich erschrocken und beeilte mich an Ort und Stelle zu kommen. Da sah ich meinen Corsa, und auch einen Opel Astra, den Thomas mit meinem Corsa gestreift hatte. Natürlich war mein Mann betrunken. Die Polizei war da.
2,5 Promille ergab der Test! Thomas verlor den Führerschein. Zum Bluttest wurde er auf eine Wache mit genommen.
Mit unseren Astra fuhr ich zu dieser Wache um ihn ab zu holen. Wir sprachen an diesem Abend nicht mehr über das Thema und gingen zu Bett. Ich weiß auch nicht, in wie weit Thomas an diesem Abend Aufnahme fähig war. Schließlich ist 2,5 Promille (Der Bluttest ergab später sogar 3,5 Promille) nicht gerade wenig.
Thomas trinkt weiter
Die erste Zeit nach den Unfall war für mich schrecklich. Mein Mann beteuerte, das ihm der Unfall unheimlich Leid tat und das er alles unternehmen wolle, um sein Alkohol Problem jetzt in Griff zu bekommen.
Jedoch tat er sich sehr schwer, etwas zu unternehmen und was ich heute weiß, jedoch damals nicht, ist, das kein Alkoholiker von Hundert auf Null kann. Das heißt, wenn jemand über Jahre hinweg mehr oder weniger regelmäßig getrunken hatte, kann er nicht in einer Sekunde aufhören.
Schon vor dem Unfall war ich mit Thomas bei einer Therapeutin gewesen, mit der ich vor Jahren selbst gute Erfahrungen gemacht hatte. Ich glaubte, das es Dinge im Verhalten meines Mannes gab, die mir abnormal erschienen und es hatte mich viel Überredungskunst gekostet mit Thomas zu dieser Therapeutin zu gehen. Sie wollte fünf Vorgespräche abhalten und sich dann entscheiden, ob sie eine Therapie begann.
Nun kam natürlich das Thema Alkohol dazu und ich schwor mir, diesmal nicht die Augen zu verschließen und wirklich darauf zu drängen, das Thomas sein Problem in Angriff nahm.
Von Bekannten und Verwandten hatte ich erfahren, das man den Führerschein innerhalb von zwei Jahren wieder bekommen könne, wenn man die MPU, die Medizinisch Psychologische Untersuchung, überstand.
Also glaubte ich, das mein Mann es schaffen müsse, innerhalb von zwei Jahren das Problem in den Griff zu bekommen.
Ich muss dazu sagen, das dies auch zu schaffen gewesen wäre. Jedoch gab es noch einige Tatsachen, von denen ich zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung hatte. Und da ich dies halt nicht wusste, legte ich nur Bedingt auf bestimmte Dinge einen Wert.
Schlimm, war für mich direkt nach dem Unfall ein Ausflug, den wir unternahmen, eine Fahrrad Tour. Thomas kam überhaupt nicht hinterher, obwohl ich schon langsamer fuhr, wie sonst. Ich war schließlich total gefrustet und schickte meinen Mann noch lange bevor wir das eigentliche Ziel unserer Tour erreicht hatten, nach Hause.
Obwohl ich weiter fuhr, war ich unruhig und drehte vor meinem eigentlichem Ziel ab. Als ich nach Hause kam, war Thomas nicht da. Er kam später und es stellte sich heraus, das er erneut getrunken hatte.
Der Freundeskreis
Das Thomas trotz des Unfalls weiter trank, schockte mich natürlich. Warum er es nicht schaffte, mit dem Trinken auf zu hören, begriff ich nicht, hatte aber gehört, das, wenn man mit dem Alkohol klar kommen wollte, auf jeden Fall eine Selbsthilfegruppe aufsuchen musste.
Ebenso, war es wichtig für den Führerschein regelmäßige Bluttests vom Arzt bei zu bringen. Mein Mann tat sich zwar schwer, aber er rief schließlich nach dem ich ihn auf all das angesprochen hatte, bei einer Selbsthilfe Gruppe an.
Mit einer Frau, Susanne Nielsen, sprach er. Sie erklärte, das sie nichts dagegen hätte, wenn auch ich zu den Treffen der Gruppe „Freundeskreis“ mit kam.
Also fuhr ich mit! Die Gruppe bestand damals aus etwa sechs bis acht Mitgliedern. Eine Frau, ebenso eine Angehörige, wie ich, ist dabei. Ihr Mann ist allerdings schon seit über dreißig Jahren trocken.
Allein daran merkte ich, das man es durch aus schaffen konnte, mit dem Alkohol klar zu kommen. Von Anfang an, fand ich die Treffen in der Gruppe sehr interessant und aufschlussreich. Mir gaben sie sehr viel.
Wie Thomas sie empfand, weiß ich nicht. Er wirkte auf mich ziemlich verschlossen und schien nicht so recht mit seiner Sache heraus zu wollen.
Ein Problem war auch, das die Therapeutin, zu der ich ihn schickte, nach fünf Stunden die Therapie mit meinem Mann ablehnte. Oder lehnte Thomas die Therapie mit ihr ab? Ich weiß es nicht.
Selbsthilfegruppen
Generell nun ein paar Worte zum Thema Selbsthilfegruppen!
Ich bin der Meinung das das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppen unumgänglich sein sollte.
Für den Alkoholiker, aber auch für Angehörige, die Co Abhängigen*!
Viele Menschen glauben, das nur der Alkoholiker Hilfe braucht, um sein Problem in Griff zu bekommen.
Jedoch ist Alkoholismus wie ich zu Beginn schon erläuterte, eine Familienkrankheit und viele Angehörige tragen unbewusst durch ihr Verhalten mit dazu bei, das der Alkoholiker nicht den Ausweg aus seiner Situation findet
Oft haben Angehörige zudem selbst viele Defizite. Sie bräuchten wie der Alkoholiker auch, Hilfe.
Es empfiehlt sich daher sowohl für den Alkoholiker, der den Weg in die Abstinenz sucht, als auch für den Angehörigen sich ein Gruppe zu suchen.
Dort wird er auf Menschen treffen, die ähnliches erlebt haben, wie er selbst, die ihn verstehen und mit denen er sich in einem geschützten Raum austauschen kann.
*Co- Abhängige:
Er/Sie ist ein Kompagnon, ein unwissentlicher Verbündeter des Abhängigen und ein doppelter Teilhaber an der Krankheit. Er kriegt „seinen Teil ab“ und er trägt ungewollt seinen Teil dazu bei, das die Abhängigkeit sich verfestigt.
(Quelle Ralf Schneider „Die Suchtfibel“)
„Böse“ Gerüchte
Der Tag des Abendessens mit meinen Eltern, meiner Oma, sowie meinem Schwiegervater nebst Freundin kam. Ich hatte kein gutes Gefühl, weil ich das mit dem Unfall noch immer nicht so recht verdaut hatte und innerlich, obwohl es Blödsinn war, glaubte von Ilse oder Erich auf den Unfall angesprochen zu werden.
Meinen Eltern hatten wir davon berichtet. Sie reagierten relativ gelassen und ich finde es prima, das kein negatives Wort von ihnen kam. Meine Eltern sagten natürlich auch nichts zu Erich und Ilse, den sie wussten wohl von der angespannten Lage in der Thomas und ich uns mit meinem Schwiegervater nebst Freundin befanden.
Der Abend verlief zu beginn normal. Da mein Vater oft aufgrund