Andreas Engelbrech

Am Ende


Скачать книгу

empty-line/>

      Impressum:

      Am Ende

       Andreas Engelbrech

       Copyright: © 2013 Andreas Engelbrech

       published by: epubli GmbH, Berlin

       www.epubli.de

       ISBN 978-3-8442-5755-7

      Gewidmet,

       einer Zukunft,

       die hoffentlich so nie kommt!

      Vorwort

      Mein Buch soll keine Anleitung oder Aufruf dazu sein, jetzt Terror gegen Kunst oder die profanen und vermeintlich wichtigen Dinge des Alltags auszuüben. Ich weiss, dass es radikale Menschen gibt, die dies tun würden.

      Mein Buch soll lediglich ein „Was wäre, wenn...“ darstellen.

      Was wäre, wenn es morgen keine Regenwälder mehr gibt. (In zwanzig Jahren ist es so weit!)

      Was wäre, wenn es morgen keine vielfältige Natur mehr gibt.

      Mein Buch stellt eine alte Frage. Eine alte Frage in abgewandelten Formen.

      Warum können wir nicht in Frieden miteinander leben?

      Warum können wir nicht in Frieden mit und von der Natur leben?

      Warum kann nicht all das, was wir tun, umweltverträglich sein?

      Warum können wir nicht in Einklang mit der Natur leben?

      Warum können wir nicht sofort unseren Krieg gegen die Natur, die Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen, beenden?

      Warum ist uns Geld um so vieles wichtiger als.....?

      Den Menschen,

       verhindern wollen,

       daß unser Planet ärmer wird.

      Kapitel 1

      In ungefähr zwanzig Jahren

      Ein Mann.

      Er verabschiedete sich an einem warmen Samstagmorgen im Frühling von seiner Frau und seiner Tochter. Seine Tochter hatte Generalprobe in der Ballettschule. Die Aufführung war der jährliche Höhepunkt.

      Etwas nervös, oder eher ungeduldig, endlich die Anspannung beenden und mit dem Tanzen anfangen zu können, übte seine Tochter erste Schritte auf dem ziegelroten Fliesenboden mit den grauen Fugen. „Ich freue mich schon auf morgen Abend“, sagte er zu beiden. Er gab erst seiner Frau, dann seiner Tochter einen Kuss. Dazu musste er sich zu ihr hinunterbeugen und sie mit weit ausholenden Armen einfangen.

      Dann öffnete er ihnen die Tür, blickte ihnen hinterher, wie sie die kurze, breite Treppe hinuntergingen. Links und rechts standen große Tontöpfe mit blühenden, duftenden Blumen. Die Sonne strahlte wärmend vom Himmel. Schmetterlinge flatterten vorbei. Sie stiegen in eine dunkelblau schimmernde Limousine.

      Er winkte dem Beifahrer zu, der die Türen hinter seiner Frau und Tochter geschlossen hatte. „Buenos Dias, José!“

      «Buenos Dias, Senor!", antwortete der in einen dunklen Anzug gekleidete Personenschützer.

      Für José war es Routine. Ein kleiner Ausflug zur Ballettschule, 20 km Fahrt. Die kleine Tochter seines Chefs übte für ihren großen Auftritt am Sonntag. Es war angenehm warm. Die Luft roch nach Frühling.

      Der erste Halt fand bereits nach ziemlich genau 1500 Metern statt. Auf der Piazza des kleinen Dorfes, beherrscht durch eine weiße Kirche, stoppte das Auto. Einige Bewohner des Dorfes blieben stehen und versuchten zu erkennen, wer im Wagen saß. Als sie die Frau sahen, lächelten und winkten sie. Die Frau winkte und lächelte zurück.

      Währenddessen war der Beifahrer längst ausgestiegen, nahm die balletttanzende Tochter einer Familie aus dem Dorf entgegen. Er öffnete ihr die hintere Wagentür, ließ sie einsteigen und schloss die Tür wieder sanft. Ein paar Autos fuhren vorbei. Nichts Außergewöhnliches.

      Im Auto begrüßten sich die beiden Ballerinas so als hätten sie sich seit Monaten nicht gesehen. Dabei war es noch nicht einmal 24 Stunden her, dass sie sich nach der Schule trennten. Aber die Anspannung zeigte ihre Wirkung. Sie erzählten sich alles, was sie seit gestern Mittag getan und erlebt hatten. Alles, bis ins kleinste Detail. Nur über das Ballett schwiegen sie. Bloß nichts davon erwähnen, als könnte man damit einen schlafenden Drachen wecken. Dabei war das Ballett allgegenwärtig. Sie trugen ihre Trikots fürs Balletttraining, hatten ihre Ballettschuhen vor sich auf den Boden gelegt und berührten sie immer wieder streichelnd mit der Hand, wie einen Hund. Als würden sie dann besser tanzen.

      Die dunkelblau schimmernde Limousine glitt sanft die Serpentinen hinunter, welche in die steilen vulkanischen Berghänge der Küste gemeißelt worden waren. Rechts und links der Strasse wucherte das frische Grün des Frühlings, blühten Sträucher und Bäume. In der herrlichen Luft lag mehr als der Duft der Frühlingsblüten. Es war die Energie, die Menschen unwahrscheinlich lebendig werden, Pläne schmieden, Neues anpacken ließ.

      Nachdem er die Haustür hinter seinen beiden Liebsten geschlossen hatte, ging er durch den Flur in das Esszimmer zurück. Dort trank er noch seine Tasse Kaffee aus, die von seinem Frühstück übrig geblieben war. Er ließ sich immer Zeit beim Frühstück. Es sollte üppig sein und vor allem lange dauern. Mit wenig Geplauder, dafür umso mehr Pläne schmieden, Termine für den Tag festlegen, Aktivitäten ausdiskutieren.

      Als er das Speisezimmer verließ, erschien ihre Köchin, wünschte ihm noch einen schönen Vormittag und begann den Tisch abzuräumen. Er trat durch eine Glastür hinaus in einen üppig bepflanzten Innenhof, durchquerte ihn ohne Hast, blieb zwei mal stehen, um den Duft von Blumen und Kräutern tief einzuatmen. Auf der anderen Seite betrat er durch eine weitere Glastüre einen schmalen Flur, der in einer Treppe endete. Die Treppe war mit einem weichen, grünen Teppich bedeckt und führte ihn zu den Arbeitsräumen einen Stock tiefer.

      Sein Büro war wie alle anderen von außen durch eine einzige riesige Glasfront einsehbar. Auf seinem Schreibtisch lag bereits alles an Post und Nachrichten, was sich seit gestern Abend angesammelt hatte. Die Post war für ihn erst einmal unwichtig. Er ging in einen der Räume, die rechts und links des gläsernen Flurs lagen. Es war ein Labor, in dem sein Sekretär mit der Untersuchung von Gewebe- und Flüssigkeitsproben beschäftigt war.

      „Guten Morgen, Franco!“, begrüßte er seinen Sekretär, der mehr war als nur ein Angestellter. Der 35jährige Mann in Jeans und T-Shirt, immer mit einem euphorischen Lächeln, war etwas Butler. Etwas Arzt. Etwas Gärtner. Etwas Architekt. Etwas Psychologe. Etwas Biologe. Etwas Freund. Etwas von allem. Hochbezahlt, aber nicht käuflich. Jemand, wie es ihn kaum noch gab. Jemand, von dessen Sorte es noch nie viel gab. Jemand, den man nicht suchen konnte. Eher wird man selbst von ihm gefunden. Oder: entdeckt?

      „Was macht unser Neuzugang?“, fragte er seinen „Sekretär“, Franco.

      „Er ist für sein Alter entsprechend gesund. Und gesünder als er es nach all diesen Jahren sein müsste. Sein Verhalten macht mir mehr Sorgen. Das kriegen wir nicht mehr hin.“ Es klang nach einem Bericht, nüchtern und doch alles andere als gleichgültig.

      „Ich bin froh dass wir ihn gefunden haben. Wir brauchen ihn. Wir bräuchten mehr von ihm. Selbst wenn sie verhaltensgestört sind. Hauptsache lebend!“ Er erntete ein einfaches, zustimmendes Nicken von Franco. Sie hatten schon oft darüber gesprochen. Nicht nur sie.

      Er sah durch die verglaste Rückwand des Labors. Dort saß er. Irgendwie teilnahmslos. Irgendwie verängstigt. Irgendwie leer. Er sah alles andere aus wie ein Held. Nicht einmal mehr richtig lebendig. Die Jahre der Einsamkeit und der Enge waren nicht spurlos vorbei gegangen. Niemand konnte mehr sagen, wie lange er einsam war. Die Lebensfreude war in all diesen Jahren des Wartens verschwunden. Eingetrocknet wie ein Baum in der Wüste, in der es nie mehr regnete. Nein, da saß kein Held.

      „Pass gut auf ihn auf!“, sagte er zu Franco. „Er ist Teil der Rettung einer ganzen Art!“

      Mittlerweile