Francisco J. Jacob

TOD IN DEN KLIPPEN


Скачать книгу

      

      FRANCISCO J. JACOB

      TOD IN DEN KLIPPEN

      Roman

      Foto: Manuel Jacob

      Francisco J. Jacob ist in Spanien geboren. Der Diplomingenieur war für lange Zeit in der Automobilindustrie leitend tätig. Nach insgesamt vierzig Jahren Technik in seinem Leben zog er sich aus diesem Metier zurück.

      Nach seinem Debütroman ›TOD IN DER HÖHLE‹ legt er hiermit sein zweites Werk vor. Er liebt es, komplexe Kriminalgeschichten zu schreiben, die unverwechselbar mit Spannung, Humor und viel Lokalkolorit versehen sind.

      Francisco J. Jacob lebt mit seiner Familie in München.

      Entdecken Sie

      FRANCISCO J. JACOB

      im Internet

      Website:

       www.franciscojjacob.com

      Facebook:

       www.facebook.com/franciscoj.jacob.Autor

      3. überarbeitete Auflage

      Taschenbuchausgabe Oktober 2019

      © Copyright der Originalausgabe 2018 Francisco J. Jacob

      Umschlaggestaltung: Manuel Jacob, München

      Korrektorat: Michaela Jacob, München

      Druck und Verlag: epubli

       [email protected]

      ISBN 978-3-7467-5972-2

      Für meine Freunde

      Nach meinem letzten Abenteuer in Asturien reiste ich ein Jahr später dorthin zurück. Eine Einladung, aber auch die Sehnsucht nach meiner Kindesheimat waren die Gründe, zurückzukehren – zurück in die nordspanische Kleinstadt Ribadés, die zwischen dem Kantabrischen Gebirge und dem Atlantischen Ozean zu finden ist.

      Ich lade Sie, auf eine stimmungsvolle sowie faszinierende Reise zu den Klippen Asturiens ein, die im trüben Licht des Herbstes besonders aufregend sind. Seien Sie dabei, wenn ich mit meinen einstigen Schulfreunden eine spanische Hochzeit mitfeiere und ich überraschend in einen komplexen Mordfall verwickelt werde.

      Genießen Sie die eindrucksvolle Umgebung, in der ermittelt wird, die regionalen Bräuche Asturiens und ein wenig Spanisch, das humorvoll aufgenommen werden sollte.

      Diego Lesemann

      1

      

      Die Rückkehr

      Die Sicht war klar und rein. Am Horizont gab die Morgenröte ein grandioses Farbenspiel ab und der Blick nach oben führte in die scheinbare Unendlichkeit der blauen Stratosphäre. Die schiefergraue Wolkendecke unter uns trübte dagegen die sonst so klare Sicht auf den weiten Atlantischen Ozean. Das Querruder an der Tragfläche bewegte sich nach oben und leitete damit einen Kurvenflug ein. Es bot sich mir ein Blick in die Tiefe. Nur schwer erkannte ich die Umrisse der Nordküste Spaniens. Wir flogen über die Kantabrische See, dem sogenannten Golf von Biskaya.

      Mit stetig sinkender Flughöhe kamen wir dem grauen Wolkenmeer näher, bis wir in ihm eintauchten. Die Sicht verschlechterte sich mit einem Schlag. Wasserschlieren strömten tanzend auf der Außenseite des Kabinenfensters. Ich schaltete das Leselicht ein, um mich erneut in den Sherlock Holmes Roman zu vertiefen, den ich zum wiederholten Mal durchlas. ›Der Hund der Baskervilles‹, ist noch heute mein Favorit unter den Geschichten des englischen Schriftstellers Sir Arthur Conan Doyle.

      Die dahingleitende Ruhe wurde durch einen plötzlichen Ruck gestört. Das Flugzeug sank kurz aber spürbar in die Tiefe, dass es uns aus den Sitzen hob. Ich war zwar angegurtet, mein Magen aber machte eine gehörige Bewegung in die Höhe. Nach diesem kurzen Moment des Schreckens flogen wir stabil weiter. Es handelte sich um ein typisches Luftloch. Nach kurzer Zeit wiederholte es sich mehrmals, was mich weniger störte als meinen Nachbarn, der sich in Windeseile den Gurt anlegte und krampfhaft an den Armlehnen des Sitzes festhielt.

      »Fuck!« (Verdammt!), gab der entsetzt von sich. »Was ist los?«, fragte er mit leichtem britischen Akzent.

      Ein Gong ertönte und die Anschnallzeichen über den Sitzreihen leuchteten auf. Die Stewardess forderte die Passagiere über Lautsprecher auf, die Gurte anzulegen und festzuziehen. Die nächste Turbulenz ließ nicht lange auf sich warten, nur trieb sie das Flugzeug dieses Mal in die Höhe und uns in die Sitze. Der Magen machte erneut eine entgegengesetzte Bewegung.

      »What the fuck!« (Was zum Teufel!), sagte mein Nachbar und verschränkte zusätzlich seine Beine gegen den vorderen Sitz.

      »Keine Sorge«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Es sind nur Turbulenzen, Luftlöcher.«

      »Fuckin‘ turbulences!« (Verdammte Turbulenzen!), fluchte er.

      Wegen seiner lässigen Art war er mir bereits in München aufgefallen, als wir an Bord gingen. Mit umherschlendernden Armen und wippendem Oberkörper hatte er große Unbekümmertheit demonstriert. Mit federnden Schritten war er umherstolziert. Nun aber, saß er, völlig in Angst und Schrecken versetzt, da – wie jemand, der vollkommen machtlos in einem Kanu auf einem wilden Fluss umher treibt. Das Flugzeug schüttelte sich um seine Längsachse hin und her. Die unangenehm ruppigen Bewegungen wurden von verunsichernden, laut rumpelnden Geräuschen begleitet.

      »Ooooh myyy God!«, war die verängstigte Reaktion meines Nachbarns. »Stop that!« (Hört sofort auf!).

      Es folgte ein weiteres Luftloch, dann noch eins und noch eins, dicht aneinandergereiht.

      »Fuck, fuck, fuck!«, gab er völlig entnervt von sich und hielt sich krampfhaft an den Armlehnen seines Sitzes fest.

      »Don´t worry« (Keine Sorge), sagte ich beruhigend zu ihm.

      Sein Gesicht war kreidebleich. Ruckartig streckte er den Hals nach oben, schluckte einige Male und griff schließlich zur Tüte in der Kartentasche des Vordersitzes. Ich drehte mich diskret zum Fenster um. Nachdem er sich erleichtert hatte, kam ihm die Stewardess zu Hilfe und nahm ihm die Tüte mit dem warmen und unangenehm riechenden Inhalt ab.

      Das Flugzeug hatte sich nach kurzer Zeit beruhigt, und mit ihm auch mein Nachbar, der erschöpft in seinem Sitz eingenickt da saß und gelegentlich seufzte. Hin und wieder riss die Wolkenmasse etwas auf, was mir die Gelegenheit gab, den stürmischen Seegang unter uns zu beobachten. Die Wellen, die entschlossen gegen die schroffen Klippen schlugen, schienen diese, mithilfe des tobenden Windes, zerschmettern zu wollen. Ein ungebändigtes Naturschauspiel, welches zwar imposant war, und doch ein unbehagliches Gefühl auslöste. Der gestreckte Sandstrand, der zwischendurch auftauchte, lag verlassen und öde da. Die sonst so satten Felder waren abgeerntet, die grünen Wiesen vom Regen ertränkt. Große Wasserlachen bildeten sich ab. Das war die Costa Verde im Herbst, so wie ich sie von meiner Kindheit her kannte.

      Die grauen Regenwolken dieser Jahreszeit umhüllten das Kantabrische Gebirge, um sich kräftig zu ergießen. Die Stadt, die sich davor erhob, war nicht Bilbao, wie bei meiner letzten Reise. Nein, es war Santander, denn diesmal flog ich nach Kantabrien, um anschließend nach Ribadés in Asturien weiterzufahren. Ich sah die Fähren vor Anker liegen, die nach Plymouth in England fuhren.

      Vor über einem Jahr war ich bereits mit meiner Ehefrau Hellen in Ribadés gewesen, um, nach vierzig Jahren, ehemalige Schulfreunde zu suchen. Mit der Hilfe eines Priesters, der, wie sich später herausstellte, selbst ein Freund aus alten Schultagen war, gelang es