Valuta Tomas

Restart


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Ich habe was??«, quiekt Eden und starrt Michael mit großen Augen an. Das hat sie nicht! Das hat sie auf gar keinen Fall! Sie kann sich nicht daran erinnern, so eine Aussage gemacht zu haben. Wieso sollte sie auch? Es interessiert sie keineswegs wie Laura ihren Busch behandelt.

      »Agent Stewart, ich glaube kaum, dass die Frage -Rasierst du dein Schamhaar noch immer nach dem Muster eines Blitzes?- und ein freches Augenzwinkern, zu ihren Ermittlungen gehören, oder??«

      »Bitte??« Geschockt wankt Eden wenige Schritte zurück. Sie soll was gefragt und gemacht haben? Das kann nicht sein! Niemals! Niemals würde ihr so etwas Plumpes in den Sinn kommen! Warum auch? Diese intime Angelegenheit hat nun wirklich nichts mit ihren Ermittlungen zu tun. Weshalb soll sie das also gesagt haben? Und wieso kann sie sich nicht daran erinnern, das wirklich gemacht zu haben? Was stimmt nicht mit ihr?

      Verwirrt über die Informationen, die sie erhalten hat und dem Eigenleben ihres Gehirnes, verlässt Eden die Käseglocke. Sie atmet tief durch und versucht die Fassung zurückzuerlangen. Sie muss definitiv mit ihrem behandelnden Arzt sprechen. Das was ihr Gehirn im Augenblick zu verarbeiten scheint, passt in keiner Form in ihr normales Verhaltensmuster. Niemals würde sie die Unverschämtheit besitzen und jemand Fremden nach dessen Intimrasur fragen. Und warum weiß sie davon nicht das Geringste? Sie hat ihre eigene Stimme nicht gehört. Kein Laut oder Wort ist ihrer Meinung nach über ihre Lippen gegangen. Da Michael und Laura aber gleichermaßen geschockt reagiert haben, scheint dennoch etwas Wahres an dieser Geschichte dran zu sein. Nur warum?

      »Vielleicht wirst du ja doch noch verrückt«, murmelt Eden aufgelöst vor sich hin. Es wäre auf jeden Fall eine Erklärung.

      Mit dem Schlüssel in der Hand, geht sie zu ihrem Wagen, blickt um sich, um den Verkehr im Auge zu behalten und grinst dann bis zu den Ohren. Auf der anderen Straßenseite sitzt noch immer diese südländische Frau. Sie hat sich offensichtlich keinen Zentimeter bewegt und blickt auf das, was sich in ihren Händen befindet.

      Eden denkt nicht nach und hechtet mit eiligen Schritten über die viel befahrene Straße. Ihr Ziel ist der Hot-Dog Stand, der wenige Meter neben der Bank steht.

      Ihr Gesicht nimmt einen sarkastischen Ausdruck an, als sie mit der leckeren und neusten Errungenschaft auf die Bank zusteuert. Allerdings fällt ihre Aufmerksamkeit schlagartig auf das geparkte Fahrzeug am Straßenrand. Eine Gänsehaut überkommt sie. Wie hypnotisiert haucht sie ein leises »Wow!«. Nicht nur ihre Stimme beginnt ein Eigenleben, sondern auch ihre Beine. Diese steuern sie gradewegs auf den schwarzen 68'er Dodge Charger. Sie hat das Gefühl, als wenn er regelrecht nach ihr brüllen würde. Gefühle steigen in ihr auf, die sie so noch nicht vernommen hat. Und das nur bei dem Anblick eines Autos.

      Mit großen Augen wandert Eden um den Wagen herum. Wissbegierig betrachtet sie jeden einzelnen Millimeter.

      »Ey, pass mit deinem scheiß Hot Dog auf!!«, brüllt plötzlich eine weibliche Stimme. Von dem Fahrzeug völlig fasziniert, hebt Eden die Augen. Leicht angesäuert blickt die Frau von der Bank zu ihr herüber und fixiert den Hot Dog in Edens Händen. Ihr selbst fällt nicht auf, dass die Frau sie soeben ungebeten geduzt hat. Ihr ist es auch egal, denn ihr kommt eine freche Idee. Mit einem ironischen Grinsen blickt Eden zu dem Hot Dog hinunter.

      »Sicher, ich werde schon aufpassen«, lächelt sie, beißt genüsslich von dem Hot Dog ab und quetscht ihn absichtlich zusammen. Wie eine Bombe klatscht eine riesige Masse der Soße direkt auf die Motorhaube dieses edlen Goldstücks. Gespielt entsetzt blickt Eden zu dem matschigen Soßenhaufen hinunter.

      »Huch, das tut mir schrecklich leid!«, flötet sie ironisch, wischt sich mit der mitgenommenen Serviette den Mund ab und nutzt dann genau dieselbe Fläche, um die Haube von der Soße zu befreien.

      »Verdammt!!«, brüllt die Frau, schmeißt das in ihren Händen auf die Bank und hechtet auf den Wagen zu. Mit einem unsanften Rempler stößt sie Eden von dem Auto weg. Wie eine Furie fummelt sie in dem Wageninneren herum, holt einen Reiniger heraus und beginnt in einer offensichtlich eingeübten Bewegung, den Wagen von den Hot Dog Zutaten zu befreien.

      »Da ist aber jemand sehr penibel und reinlich«, gackert Eden und beobachtet diesen akribischen Reinigungsvorgang der Frau. Wie ein Roboter geht die Frau einer bestimmten Routine nach. In kreisenden Bewegungen wischt sie den Fleck von der Haube, sprüht den Reiniger auf den Lack und betrachtet nach einiger Zeit das Ergebnis. Skeptisch beobachtet Eden wie die Frau sich tatsächlich etwas herunter beugt und ihren Blick parallel über die Haube schweifen lässt. Wissbegierig befördert Eden ihren Körper in dieselbe Position und schaut zu der Frau hinüber.

      »Hast du gefunden was du suchst?«, gluckst sie frech. Ein wütender Blick der Frau, zerschmettert sämtliche weiteren sarkastischen Ideen, die Eden im Kopf hat.

      Bockig wie ein kleines Kind, pfeffert die Frau den Reiniger in den Wagen und setzt sich wieder auf die Bank zurück. Gleich darauf versinkt sie in dem, was sie wieder in ihren Händen hält.

      Schulterzuckend begibt sich Eden ebenfalls auf die Bank und setzt sich. Mit tiefen Falten auf der Stirn, blickt die Frau missmutig zu ihr herüber. Ihr Blick wandert zu dem matschigen Hot Dog, zu Eden und dann wieder zu dem Essen. Mit einer riesigen Wollust beißt Eden erneut von dem guten Stück ab. Sie spürt den Blick der Frau neben sich. Das wollte sie ja auch erreichen. Sie muss sich aber zusammenreißen, nicht gleich in einem Lachanfall auszubrechen. Daher blickt sie flüchtig zu der Frau hinüber, schaut zu dem Hot Dog, hebt diesen hoch und hält ihn der Frau unverschämt direkt unter die Nase.

      »Mal beißen?«, fragt sie mit dicken Hamsterbacken. Angewidert starrt die Frau auf den Hot Dog und richtet ihren Augenmerk dann auf die unzerkauten Reste in Edens Mund, den sie offensichtlich mit Absicht weit offen stehen hat.

      »Noch nicht gecheckt, dass ich Vegetarier bin??«, raunt sie fauchend und rückt ein Stück von Eden weg. Wie ein Kleinkind beginnt Eden zu kichern. Demonstrativ beißt sie mit riesiger Lust ein großes Stück vom Hot Dog ab. Nach und nach vertilgt sie dieses Lebensmittel, während ein immer wiederkehrender Ton in ihre Ohren dringt. Davon leicht genervt, blickt sie zu einer Hand der Frau, in der sie einen Bleistift hält und damit auf den Bock unter sich tippt.

      »Bist du bald fertig mit dem Schweinkram?«, grummelt die Frau und weist mit einer Kinnbewegung auf den Hot Dog. Ohne sich stören zu lassen, verschlingt Eden auch den letzten Rest, wischt sich den Mund ab und wirft die Serviette in einen Mülleimer. Mit einer fließenden Bewegung dreht sie sich zu der Frau um und reicht ihr die Hand.

      »Eden!«, stellt sie sich vor. Überrascht schaut die Frau sie an. Eden zuckt mit den Schultern.

      »Wenn wir uns schon so anzicken, würde ich schon gerne den Namen meiner Zickengegnerin wissen«, grinst sie frech. Es dauert etwas bis die Frau ihre Hand nimmt und sich mit einem flüchtigen »Leo« namentlich vorstellt. Eden nickt dankbar, wobei ihr Blick auf den rechten Unterarm der Frau fällt. Steif schreckt sie zusammen. Erschrocken blickt sie zu Leo hoch und dann wieder auf die Innenseite des Armes. Für einen Moment steht die Welt still. Edens Atmung reduziert sich auf das Nötigste. Ein betäubender Schleier legt sich auf ihr Gehirn. Sie holt tief Luft.

      »Du bist ein Rabbit?«, haucht sie geschockt. Tausend Gefühle brechen über Eden zusammen. Angst, Panik, Wut, Zorn und tiefe Trauer.

      »Was?« Leo blickt ebenfalls auf die Tätowierung. Sie betrachtet das schwarze Kaninchen einige Sekunden und zieht die Schultern hoch. Währenddessen rutscht Eden erschrocken etwas von ihr weg. Sie weiß gerade nicht wie sie damit umgehen soll. Sie war selbst eines dieser Rabbits. Und weil sie eines war, tötete sie Neve. Aufgrund dessen richtete sich Sam selbst und dieser ganze Horror nahm seinen Lauf. Dieses kleine niedliche Tier ist ein schwerwiegender Teil in Edens Leben. Sie hat kein Verlangen danach, diesen Teil näher als nötig an sich heranzulassen. Sie weiß, dass sie dieses Kapitel von vorne aufkrempeln und aufräumen muss, aber sie verspürt kein Bedürfnis danach, ein neues Kapitel aufzuschlagen.

      »Ich habe absolut keine Ahnung was das für eine Tätowierung ist«, murmelt Leo. Gedankenversunken blickt sie auf die Tätowierung. Das Kaninchen ist kaum noch zu erkennen, aber Eden weiß, dass es dieses verdammte Nagetier ist. Das Motiv ist durch eine dicke und offensichtlich