Valuta Tomas

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Worte erkennen, die ihre Pupillen aufnehmen.

      Neve Preston

      *22.07.1971

      + 07.06.2013

      In maßloser und ewiger Liebe – Sam

      Ängstlich wandern ihre Augen einen halben Meter zur Seite. Sie sieht weitere Worte.

      Samantha Rodriguez

      *14.04.1982

      + 07.06.2013

      In maßloser und ewiger Liebe – Neve

      Sie blickt auf jeden Grabstein und versucht einen Unterschied zwischen den Fotos zu erkennen, die dort mit eingearbeitet wurden. Aber es gibt keinen. Beide sind identisch. In beiden Grabsteinen wurde dasselbe Foto gesetzt. Es zeigt, wie diese Neve und Sam offensichtlich auf einem Kissen liegen und schlafen. Das Foto wurde bis kurz unter der Schulterpartie gedruckt, aber jeder Mensch kann die Position erkennen. Wie ein schützender Engel, liegt Neve eng umschlungen hinter Sam und hält sie fest im Arm. Beide Augenpaare sind geschlossen. Dennoch kann man nur durch diese kleine Geste erkennen, wie viel Liebe und Macht diese Position ausdrückt. Sam hält im Schlaf unbewusst eine Hand von Neve fest, während Neve sie im Arm hält und offensichtlich nicht loslassen will. Sie hält ihre Liebe fest! Mit allem was sie hat und empfindet‼

      Edens Augen wandern zwischen den Grabsteinen hin und her. Es fällt ihr schwer zu atmen, ihre Luftröhre hat sich zu einem dünnen und schmalen Tunnel verengt. Es dringt kaum Luft ein, was ihr somit das Atmen ermöglichen würde.

      »Was zum Teufel hast du Miststück hier zu suchen?», hört sie vage eine Stimme neben sich hauchen. Ein kurzes Klicken folgt. Kaltes Metall drückt sich gegen ihre rechte Schläfe. Anstatt überrascht oder verängstigt zu reagieren, bleibt Eden ruhig. Sie schließt die Augen, atmet tief ein und öffnet langsam ihre Lider.

      »Eine Bewegung und du bist die Erste, die Bekanntschaft mit meinen Kugeln aus diesem Magazin macht«, antwortet sie ruhig und senkt den Kopf. Sie blickt auf ihre eigene Waffe, die in der linken Hand einen festen Sitz hat und nach rechts weist. In genau diese Richtung dreht sie ihren Kopf und blickt in das Gesicht einer Frau Anfang dreißig. Ein vor Wut platzendes und zorniges Gesicht. Blonde, perfekt gestylte Haare umranden das versteinerte Gesicht, das Edens ganze Aufmerksamkeit erlangt. Das dazugehörige Augenpaar gleitet langsam nach unten und erfasst die Waffe, die auf sie gerichtet ist. Sie ist nicht sofort zu erkennen, weil Eden ihre Arme vor der Brust verschränkt hat. Nur der Lauf lugt etwas hervor. Die, vor Wut sprühenden Augen, gleiten wieder hoch und funkeln Eden an.

      »Laura‼ Was soll das??«, keift plötzlich eine Männerstimme in diese Situation. Ein farbiger Mann tritt neben die Frau und schaut sie fragend an.

      »Sie ist es Matt‼ Dieses verdammte Miststück hat Neve getötet‼«, faucht diese Laura und drückt Eden den Lauf ihrer Waffe kräftiger gegen die Schläfe.

      »Bist du dir sicher?«, fragt dieser Matt, obwohl Eden in seinen Augen erkennen kann, dass er im selben Augenblick auf Angriff umschaltet.

      »Glaube mir Matt, diese verdammte Visage werde ich nie wieder in meinem Leben vergessen‼«, zischt Laura. Eden wandert mit ihren Augen zwischen den beiden hin und her und registriert in Sekunden gleich mehrere Dinge. Diese Laura trägt in der anderen Hand einen Strauß Blumen. Hinter ihr läuft diese farbige Frau, die Eden auf dem Basketballplatz sah, als der Hund auf sie zulief. Von ihr hat sie die Information, dass Neve auf diesem Friedhof begraben ist. Sie schiebt einen Kinderbuggy vor sich, wo Eden sofort dieses kleine farbige Kind erkennen kann. Und dieser Matt hält einen kleinen Jungen an der Hand, der leicht verängstigt zwischen den Erwachsenen wild hin und her blickt. Er schaut zu Matt hoch und zupft an seinem Ärmel.

      »Daddy, bitte sage Mommy, dass sie damit aufhören soll! Sie macht mir Angst!«, bettelt der Kleine. Verwirrt arbeitet Eden mit ihren Gedanken, kommt aber nicht weiter, weil der Junge sich umdreht und zu der farbigen Frau nach hinten blickt.

      »Mum‼ Bitte, Mommy soll damit aufhören‼« Eden kommt keineswegs mit dieser Konstellation klar und eilt ihren Gedanken verzweifelt hinterher. Dieser Junge ist der Sohn von Matt und dieser Laura, oder von der anderen Frau?

      Blitzschnell blickt sie zwischen allen hin und her und kann lediglich eine genetische Ähnlichkeit zwischen der farbigen Frau und Matt erkennen. Diese Laura trägt an dem Aussehen des Jungen keineswegs bei. Weshalb hat er sie dann aber Mommy genannt? Welche Verbindung hängt hier in der Luft?

      Plötzlich bricht dieser Hund von neulich zwischen ihre Gedanken. Mit wuchtigen Schritten rast er auf sie zu. Das kennt sie schon. Sie weiß also wie sie das Kalb aufhalten kann. Noch immer mit der Waffe an der Schläfe, zischt sie ein kurzes »Stop!« und fixiert den Pointer. Schwanzwedelnd bremst dieser sofort ab.

      »Sitz‼«, keift Eden unberührt von der tödlichen Gefahr, die an ihrem Kopf platziert ist. Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie der Hund reagiert und sich auf den Boden setzt. Sein Schwanz wedelt noch immer wie ein Propeller und fegt den Sand auf dem Asphalt von einer Seite zur anderen.

      »Ich fasse es nicht.«, stottert die farbige Frau. Mit offenem Mund blickt sie zu dem Hund, danach starrt sie Eden fassungslos an. Es fehlen nur noch ein paar Schritte, bis sie bei allen angekommen ist. Scheinbar haben in diesem Moment alle Anwesenden vergessen, weshalb diese Lage entstanden ist, denn alle blicken zu dem Pointer.

      »Wie haben sie das gemacht??«, fragt die farbige Frau.

      »Ich habe ihm einen Befehl gegeben. Sollten sie auch mal probieren. Wie man sieht, gehorcht er ja«, wettert Eden patzig, weil ihr die Frage und der derzeitige Zustand langsam zu dämlich werden.

      »Marley hört auf niemanden. Nur auf sein Frauchen Neve, aber die ist, wie sie ja mittlerweile festgestellt haben, tot«, patzt die Frau in derselben Tonlage zurück und blickt zu dem Hund herunter. Dessen Rute wedelt noch immer wild auf dem Boden herum.

      »Kann mir bitte jemand mal erklären, was hier los ist?«, stellt sie eine berechtigte Frage und kehrt zur Ausgangsposition zurück. Und die ist noch immer die Waffe an Edens Schläfe.

      »Diese Schlampe hier hat Neve getötet, Jessica!«, beantwortet Laura die Frage und fixiert Eden. Jessica heißt die farbige Frau also? Diese wirft ihre groß gewordenen Augen sofort zu der ihr bekannten Frau.

      »Sie hat Leon und seinen Kollegen damals zu diesem Restaurant gefahren. Ich konnte sie ganz genau sehen, bevor ich in Deckung gegangen bin. Sie hat ebenfalls auf Neve geschossen! Sie ist ein Rabbit‼«, erklärt Laura die Situation. Im Bruchteil einer Sekunde versucht Eden sich an diese Situation zu erinnern, findet aber keinerlei Erinnerung von ihrem alten Leben und diesem Mord. Sie blickt zu dieser Jessica und kann zusehen, wie deren Augen hasserfüllt werden. Ihr Blick versteinert sich. Insgeheim hat sie Eden mit Sicherheit schon bei den letzten Worten von Laura getötet. Ohne nachzufragen, ob sie sich sicher sei. Die Kiefermuskeln bewegen sich hart, ihre Hände ballen sich zu Fäusten.

      »Was zur Hölle suchen sie hier?«, zischt sie.

      Anstatt diese Frage zu beantworten, blickt Eden zu Laura. Sie fixiert sie scharf.

      »Nimm die Waffe herunter und ich beantworte jede eurer Fragen‼«

      »Vergiss es‼!«, faucht Laura.

      »Nimm sie runter!«, warnt Eden sie erneut.

      »Niemals‼«

      »Nimm sie runter‼«

      »Ich denke nicht dran‼« Im Bruchteil einer Sekunde zieht Eden den Abzug ihrer Waffe. Ein lauter Knall stürzt über den Friedhof. Die abgefeuerte Kugel prallt einen halben Meter neben Laura auf dem Asphalt ab. Erschrocken zuckt diese zusammen, während Matt einen Schritt auf Eden zumacht. Der kleine Junge kreischt wie ein kleines Mädchen, während Jessica an ihren Rücken greift, die Hand aber nicht weiter bewegt.

      »NIMM SIE RUNTER‼!«, brüllt Eden und blickt blitzschnell zu dem Jungen.

      »Oder willst du, dass dein Junge dein Gehirn vom Asphalt kratzt??«, keift sie weiter. Sie will Laura somit von ihrer Ernsthaftigkeit überzeugen.

      Mit