Valuta Tomas

Restart


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Ganz langsam hebt er sich ein kleines Stück, drückt einen kleinen Hebel an der Waffe und sichert diese somit. In Zeitlupe senkt Laura die Waffe, bringt Eden mit ihrem Blick aber noch immer um.

      »Sehr schön‼«, grinst Eden irgendwie krankhaft, hebt ihren rechten Arm und holt ihre eigene Waffe vor. Sie sichert sie ebenfalls und steckt sie mit langsamen Bewegungen in das Holster am Rücken.

      »Ich gehe davon aus, dass wir aufgrund der Anwesenheit von zwei Kleinkindern normal miteinander reden können und der Friedhofsgärtner heute keine weitere Arbeit erhalten wird, oder??«, wirft sie in die Runde. Sie will die Situation unter Kontrolle kriegen. Niemand antwortet. Sie wird von allen genauestens beobachtet.

      »Sie haben Recht«, nickt sie Laura bestätigend zu.

      »Ich war ein Rabbit. Aber ich arbeite beim FBI und war dort zwei Jahre Undercover eingeschleust. Ich sollte Informationen über diese Gang sammeln und die Rivalitäten zwischen denen und einer gewissen Bande dokumentieren. Diese Bande dürfte ihnen bekannt sein. Sie nennen sich Five Dogs«, grinst Eden ironisch und wandert mit ihrem Blick blitzschnell zwischen allen hin und her. Kein zucken der Augenbrauen, oder eine andere Regung zeigt die Überraschung der Frauen und dem Mann. Alle haben sich gut unter Kontrolle und betrachten Eden nüchtern. Sie weiß genau, dass Laura und Matt zu den Five Dogs gehören. Denn das konnte sie aus Neves Akte unter -Kontakte- lesen.

      »Wie erwähnt, war ich zwei Jahre ein Rabbit, aber leider habe ich keinerlei Erinnerung mehr daran. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, Neve Preston getötet zu haben.«

      »Bullshit‼!«, zischt Laura ohne Luft zu holen und macht einen Schritt auf sie zu.

      »Dieses Gemetzel vergisst niemand‼ Neve wurde von euch durchlöchert‼ Sie wurde regelrecht hingerichtet«, keift sie weiter. Eden blickt sie aus dem Augenwinkel scharf an.

      »Du verstehst es nicht, oder??«, lacht sie gehässig. Sie dreht sich vollständig zu ihr um und präsentiert ihre linke Kopfhälfte. Mittlerweile sind die Haare dort schon gut nachgewachsen, aber die große Narbe ist noch immer deutlich zu sehen.

      »Ich bin aus irgendwelchen Gründen bei den Rabbits aufgeflogen. Die hatten daraufhin nichts Besseres zu tun, als mehrmals auf mich zu schießen.« Demonstrativ klopft sie gegen ihren Kopf. Alle können einen kleinen metallischen, aber dumpfen Ton hören.

      »Eine Kugel zerfetzte meinen Schädel. Ich erlitt Verletzungen am Gehirn, die mir sämtliche Erinnerungen genommen haben. Ich habe Amnesie und kann mich somit in keinster Weise an etwas erinnern, was vor dem Krankenhausaufenthalt in meinem Leben passiert ist«, erklärt sie sich weiter und blickt blitzschnell zwischen allen hin und her. Niemand scheint ihr die Worte abzunehmen, sie wird noch immer scharf von allen angestarrt.

      »Und was machst du dann hier? Hier bei Sam und Neve? Du bist für deren Tod verantwortlich! Wenn du Miststück Neve nicht getötet hättest, würde Sam noch leben. Dann hätte Precious ihre Mütter noch‼«, keift Jessica und zeigt auf das kleine farbige Kind, das regungslos im Kinderbuggy sitzt. Mit großen und neugierigen Augen verfolgt sie die Situation. Ihr Blick ist vollständig auf Eden gerichtet. Er scheint ein klein wenig Freude auszudrücken, aber Eden kann es nicht richtig einschätzen. Dafür ist die derzeitige Sachlage einfach zu brenzlig.

      Sie blickt zu Jessica und kehrt zu der gestellten Frage zurück.

      »Ich versuche einfach irgendetwas aus meinem Leben zurückzugewinnen. Nach dem Attentat auf mich, entstand ein großes Loch in meiner Erinnerung und dieses will ich füllen. Bei meinen ersten Versuchen, stieß ich auf die Akte von Samantha Rodriguez und Neve Preston. Aus unerklärlichen Gründen, fühle ich mich den beiden sehr verbunden. Ich versuche lediglich zu verstehen, weshalb das so ist«, erklärt sie sich und sieht dabei zu, wie Lauras Augen einmal aufblitzen.

      »Du fühlst dich den beiden verbunden?? Du solltest dich zum Teufel scheren‼ Du hast absolut keine Ahnung, welchen zwei wundervollen Menschen du das Leben genommen hast‼ Du weißt nicht, wie sehr die beiden sich geliebt haben‼ Du wirst nie erfahren, wie es für Precious sein wird, ohne ihre Mütter aufzuwachsen! Also sieh zu, dass du Land gewinnst und verschwinde von hier‼ Und zu deiner eigenen Sicherheit solltest du nie wieder in meiner Nähe auftauchen‼ Nur aus Respekt vor dem Todestag der beiden, jage ich dir im Moment keine Kugel in deinen verfuckten Schädel‼ Beim nächsten Mal werde ich aber nicht eine Sekunde zögern, dass verspreche ich dir‼«, warnt Laura Eden.

      Eden blickt zu den beiden Grabsteinen zurück. Sie spürt einen dicken Kloß in ihrem Hals wachsen.

      »Sie haben sich sehr geliebt, oder?«, flüstert sie offensichtlich mitfühlend.

      »Nein, die beiden waren Eins! Sie waren eine Seele! Nichts und Niemand hätte sie je trennen können‼ Sam hat sich nur aus Liebe zu Neve getötet. Sie hätte nicht einen Tag ohne sie oder das Kind leben können. Für sie hätte nichts mehr einen Sinn ergeben«, erklärt Matt ruhig, was Eden eine Gänsehaut beschert. Sie blickt auf das Foto zurück und schluckt. Dann dreht sie sich in Lauras Richtung und schaut sie direkt an.

      »Es tut mir von Herzen leid, was ich getan habe. Aber ich habe daran keinerlei Erinnerung mehr. Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen‼«, entschuldigt sie sich für eine Tat, für die, die alte Eden verantwortlich ist.

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      Am nächsten Nachmittag parkt Eden ihren Wagen am Straßenrand, stellt den Motor aus und steigt aus. Abrupt verharrt sie in ihrer Bewegung. Starr blickt sie auf die andere Straßenseite. Ihre Augen haben sich an diese Südländische Frau geheftet, die sie vor einiger Zeit in dem Schnellrestaurant sah. Die Frau, die ihr so zuvorkommend ihr Tablett über den Tisch schleuderte.

      Diese Frau sitzt jetzt auf einer Bank und hält etwas in den Händen. Konzentriert blickt sie auf das in ihren Händen herunter, hebt den Kopf, schaut über Edens Kopf hinweg und senkt erneut den Blick. Bevor sie aber wieder auf das was sie in den Händen hält, blickt, stockt sie kurz. Zögernd hebt sie den Kopf und erfasst Eden. Stirnrunzelnd betrachtet sie sie. Sie neigt den Kopf etwas und überlegt augenscheinlich. Im nächsten Moment setzt sich ein höhnisches Lachen auf ihre Lippen. Sie hat Eden offensichtlich ebenfalls erkannt.

      Mit einem frechen Grinsen, senkt sie schüttelnd den Kopf und konzentriert sich wieder auf das in ihren Händen.

      »Die Welt ist echt zu klein«, murmelt Eden erschlagen über diese unverhoffte Begegnung mit dieser unverschämt frechen Frau. Mit einem lauten Knall schlägt sie die Wagentür zu, dreht sich um und glaubt ihren Augen nicht zu trauen.

      »Mein lieber Herr Gesangsverein. Was zum Teufel ist das?« Ihr Mund steht weit offen, ihre Augen gleiten an der Glasfassade des Gebäudes hinauf. Eine aus Glas und Stahl gebaute Käseglocke baut sich vor ihr auf und raubt ihr für einige Sekunden den Verstand. So etwas Außergewöhnliches hat sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Wie kommt jemand dazu, so etwas zu entwerfen? Zu entwerfen und dann auch noch zu bauen? Welche kranken Geister waren hier am Werk?

      »Interessant«, murmelt Eden und betritt diese gigantische Käseglocke. Die Vorhalle ist lediglich mit einem Empfangstresen ausgestattet. Jeder ihrer Schritte hallt ungewöhnlich laut wieder. Erstaunt legt Eden den Kopf in den Nacken und blickt nach oben. Ihre Augen erfassen eine Decke aus Milchglas. Füße laufen dort oben herum, Stühle werden hin und hergeschoben, Tischbeine sind nur durch die kleinen Punkte am Boden zu erkennen.

      »Hallo. Agent Stewart vom FBI. Ich habe einen Termin bei Mister Richmond«, stellt sich Eden dem Mitarbeiter hinter dem Tresen vor. Während er suchend in seinen Blättern wälzt, blickt Eden sich weiter um. Hier unten gibt es aber auch wirklich nichts Interessantes zu sehen. Der Tresen, und direkt dahinter befindet sich ein Fahrstuhl aus Glas. Mehr beinhaltet dieses Gebäude hier unten nicht.

      »Mister Richmond erwartet sie«, zieht der Mitarbeiter Edens Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer flüchtigen Handbewegung zeigt er zum Fahrstuhl.

      Dort eingestiegen, schmunzelt Eden flüchtig. So viele Etagen sind zur Auswahl zum Glück nicht vorhanden.

      In