Christian Reiland

So geht KLARTRÄUMEN


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der rechten Hand auf den kühlen Beton und geh langsam vorwärts. Die Hand verschwindet in der Mauer, dann Unter- und Oberarm. Da ich mich im 90 Grad-Winkel zur Wand befinde, ist nun der Kopf dran. Jetzt wird mir doch ein wenig mulmig, auch wenn ich genau weiß, dass ich mich in einem Traum befinde und mir nichts passieren kann. Ich weiß jedoch ja nicht mal, wie dick diese Wand ist. Ich geh das Wagnis ein und schon umgibt mich nur noch tiefste Dunkelheit. Die »Mulmigkeit« verwandelt sich schlagartig in Angst, die mir fast den Atem nimmt, und ich verlasse fluchtartig wieder die Mauer, auf dem gleichen Weg, wie ich sie betreten habe. Endlich wieder zurück im Licht!

      Ich atme einmal tief durch und überlege mir, was ich jetzt anstellen könnte. Fliegen war doch klasse, warum nicht noch mal?

      Ich steige also auf in den fast wolkenlosen blauen Himmel, spüre den Wind auf meinem Körper und in den Haaren und genieße dieses fantastische Gefühl von grenzenloser Freiheit. In einigen Hundert Metern Entfernung bemerke ich drei kleine Wolken, aus denen jeweils ein gut gelaunter Männerkopf ragt. Interessant, wie weit und klar man sehen kann in einem Klartraum. Ich beschließe, die Jungs mal was zu fragen, fliege zu ihnen und sage: »Wer seid ihr?« Alles, was ich jedoch als Antwort erhalte, ist ein »Schubidu«. Jetzt bin ich doch ein wenig enttäuscht, dass meine Traumgestalten scheinbar nicht nur sehr maulfaul, sondern zudem nicht mit Intelligenz gesegnet sind.

      Ich fliege weiter und lande, mittlerweile ist es dunkel geworden, auf dem Bordstein an einer Straßenecke eines kleinen Dorfes.

      Ich entschließe mich, noch etwas mehr Spaß zu haben und stell mir vor, dass eine wunderschöne Frau um die Ecke kommt. Sie erscheint, ich frag sie: »Hättest du Lust …?«, und sie antwortet: »Nein«, was mich doch für einen Augenblick irritiert. Na wenigstens ist sie intelligenter als das Krokodil und die drei Jungs.

      Ich sag daraufhin: »Hey, das ist doch nur ein Traum!« Dieser »Grund« ändert ihre Meinung. Sie ist einverstanden und … leider wach ich ein paar Sekunden zu früh auf.

      Dies war mein erster Klartraum. Das Fliegen, das Krokodil, die Wand, das erneute Fliegen und die Jungs. All das habe ich Mitte der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts mit allen Sinnen in einem einzigen Klartraum erlebt, wenn auch vielleicht die Reihenfolge eine andere war. Der letzte Teil, mit der jungen Frau, kann aus einem meiner folgenden Klarträume stammen, da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich denke jedoch, ein klein wenig zusätzliche Motivation kann nicht schaden.

      »Ein Klartraum ist ein Traum, in dem der Träumer weiß, dass er träumt.«

      Nach dieser kurzen Definition, was das Thema dieses Buches betrifft, nämlich Klarträume, bzw. Luzide Träume, begrüße ich dich ganz herzlich, liebe Leserin, lieber Leser.

      Egal wie, wo und warum dir dieses Buch zugefallen ist, geh davon aus, dass es in irgendeiner Art und Weise dein Leben bereichern wird.

      Vertraue ebenfalls darauf, dass du dich, was dieses interessante Thema betrifft, bei mir in guten Händen befindest.

      Es war Mitte der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts, als mir das Buch Bewusst Träumen von Harald Meder in die Hände fiel.

      Ich war sofort fasziniert von der Idee, nicht nur bewusst meine Träume zu erleben, sondern diese nach meinem Willen steuern und gestalten zu können.

      Meine Neugierde verlangte noch mehr »Input« und diesen fand ich in Schöpferisch träumen von Paul Tholey, einem der wohl bekanntesten deutschen Klartraum-Pioniere.

      Ich befolgte seine Anweisung, mehrmals täglich die Wirklichkeit zu testen (Realitäts-Check) und hatte im Laufe eines Jahres ca. ein Dutzend, mal kürzere, mal längere Klarträume.

      An die meisten von ihnen kann ich mich heute noch erinnern, wenn auch nicht mehr im Detail. In der Regel ging es dabei ums Fliegen, Sex und ab und an um die Kommunikation mit Traumgestalten.

      Interessanterweise fallen mir gerade, während ich dies schreibe, so einige Einzelheiten aus diesen Träumen wieder ein.

      Beispielsweise endete mein erster Flug schon in der Höhe von etwa drei Metern, da auf dieser Höhe Stahlseile gespannt waren. Erwähnen möchte ich diesbezüglich, dass ich damals unter Höhenängsten litt.

      Bei meinem ersten Sex im Klartraum fand ich mich plötzlich, mit meiner Traumpartnerin im Garten meines Elternhauses wieder. Damit nicht genug, meine Eltern waren anwesend. Da kam Freude auf.

      Eines der schönsten Erlebnisse, neben dem Fliegen und dem Sex, war, als ich einmal durch einen Pool mit flüssiger Energie schwamm. Ein tolles Gefühl, das noch nach dem Traum tagelang anhielt.

      Gerade das Hochgefühl nach dem Aufwachen nach einem Klartraum, das meist noch stundenlang anhält, ist wohl einer der Gründe dafür, dass man an dem Thema dran bleibt oder zum Klarträumen wieder zurückfindet.

      Gerade Letzteres gilt auch für mich. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Pausen, was die Beschäftigung damit betrifft und auch wenn es einmal gut ein Jahrzehnt war, so war es immer mal wieder für einige Monate aktuell.

      Manchmal geschah dies nach einem »zufälligen« Klartraum, einem Film, der dieses Thema behandelte, einer diesbezügliche Bemerkung in einem Gespräch, oder weil ich im Internet durch meine Lesezeichen ging.

      Mittlerweile habe ich Dutzende Klartraumbücher studiert, wenn man es zusammenzählt, sicher monatelange Internetrecherche hinter mir, viele Techniken und Hilfsmittel, wie Klartraum-Masken, Nahrungsergänzungsmittel, Hypnose-, Brainwave- und Subliminal-CDs usw. getestet und mich intensiv in Klartraumforen und -Gruppen herumgetrieben.

      Den »Heiligen Gral« zum Klarträumen habe ich noch nicht gefunden. Ich bin jedoch weiter auf der Suche.

      Es gibt jedoch einige »Königswege«, die es jedem ermöglichen, kurzfristig (mit einer der Techniken hatte ich schon in der ersten Nacht Erfolg) oder mittelfristig (nach wenigen Wochen), seinen ersten Klartraum zu haben.

      Denn, und davon bin ich felsenfest überzeugt, JEDER kann klarträumen.

      In einer Klartraumgruppe traf ich mal eine Frau, um die fünfzig, die jede Nacht klarträumt. Sie tat dies schon seit Kindesalter. Für sie war es ganz normal.

      Wir werden also mit dieser Fähigkeit geboren und müssen vielleicht nur den Schalter umlegen, um dieses »Gen« (wieder) zu aktivieren.

      Wie wäre es mit einem kleinen Experiment?

      Lies dir einfach die folgende kleine einfache Übung einmal durch, bevor du dich darauf einlässt.

      Mach es dir bequem und spann daraufhin einmal alle Muskeln deines Körpers auf einmal für einige Sekunden an, lass los, schließ die Augen und mach drei tiefe Atemzüge.

      Stell dir vor, du befindest dich auf der obersten Stufe einer wunderschönen Treppe, die du nun Schritt für Schritt langsam hinuntergehst. Stufe für Stufe entspannst du dich mehr und mehr und mehr und mehr.

      Das Ende der Treppe ist gleichsam der Beginn eines kurzen Ganges, der wiederum an einer prachtvollen Tür endet. Es ist die Tür zur Schaltzentrale deines Unterbewusstseins.

      Du schreitest auf diese zu, öffnest sie langsam und erblickst einen riesigen Raum mit Dutzenden von Monitoren und riesigen Rechnern an den Wänden, die alle miteinander verbunden, vernetzt sind. Wie auch der kleine Bildschirm, der sich auf einem futuristischen Schreibtisch in der Mitte des Raumes befindet. Die Kommandozentrale.

      Vor dem Schreibtisch befindet sich ein bequemer Stuhl, auf dem du jetzt Platz nimmst.

      Dein Unterbewusstsein ist nun bereit deine Befehle anzunehmen. Dieses funktioniert überwiegend per Sprachsteuerung.

      Du sagst laut: »Traumsteuerung«, und wie durch Zauberhand erscheint auf dem Tisch vor dir ein Mischpult mit vielen Reglern und Schaltern. Du kümmerst dich jedoch einzig und alleine um den Schalter, mit den drei Einstellmöglichkeiten »Träumen«, »Träumen und Klarträumen« und »Klarträumen«.

      Auf welcher Einstellung steht dieser?

      Wenn es wie im Regelfall »Träumen« ist, dann teste doch einmal