Jäger, Frauen, Mütter, Kinder, Alte, einfach alle, die
sich mit eigener Kraft bewegen konnten oder von ihren Müttern getragen wurden, hatten sich auf den Weg gemacht.
Die Freude war groß über diese willkommene Beute, wie sie immer seltener wurde in diesen Regionen. Ein so riesiger Brocken Fleisch, Knochen und Muskeln und dieses riesige Fell, boten Nahrung für die ganze Sippe für vielleicht einen Monat und neues Material für Zelte, Decken, Jacken und Gerätschaften.
Die Mammute waren hier bei weitem keine regelmäßigen Besucher mehr, denn mehr und mehr hatten sich die großen Herden in den kälteren Osten zurückgezogen, wussten die Alten zu berichten, die mit Jägern zusammengekommen waren, die weit im Osten gewesen waren, wo es noch einige Grade kälter war und wo es noch große Herden gab; hier, wo seit Hunderten von Jahren wieder wärmere Zeiten angebrochen waren, hielten sich nur dann und wann noch größere Ansammlungen von ihnen auf, auf der Durchwanderung in andere, kältere Regionen, in den Norden oder in den Osten; sonst meistens sah man nur noch versprengte Einzelgänger oder einen Bullen mit seinem Harem.
Umso größer wussten alle das Glück zu schätzen, das für sich und den Stamm zu nutzen die Jugendlichen ihr Leben riskiert hatten.
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Alles, was man zu einem ordentlichen Aufbrechen, Abhäuten, Zerlegen und Entbeinen brauchte, hatten die Leute mitgebracht, teilweise auf Astschleppen hinter sich her gezogen. Denn bisher war noch keiner auf die Idee gekommen, die paar Rentiere, die man auch wegen der Milch in einem Gehege hielt oder die Wolfshunde, die man als Haustiere erzogen hatte, als Lasttiere abzurichten und zu verwenden.
Oder gar einen Transportwagen zu konstruieren, so mit Rädern, obwohl...
Merolf, einem der Jungmänner von knapp zwanzig Lenzen, waren da im letzten Herbst so ein paar Gedanken gekommen, als er mit einer ganzen Gruppe zusammen große vom Gletschertransport abgerundete Steinbrocken, die sie allenfalls zu zweit oder zu dritt überhaupt bewegen konnten, zu einem Windschirm vor die Winterhöhle rollten.
Wenn man kleinere runde Steine verwendete und man darauf ein Gestell befestigen konnte ... Merolf wusste, dass da irgendwo ein Gedankenfehler saß und dass da noch etwas war, was das ganze erst ermöglichen würde, sich vielleicht solcher Hilfsmittel zu bedienen, aber er kam nicht darauf. Irgendwann? Er würde weiterarbeiten an dieser vorerst nur fixen Idee.
So schafften die Stammesmitglieder also alles auf ihren beiden Beinen und mit ihrer eigenen Muskelkraft heran und Widur der Stammeshäuptling verteilte die Arbeitsplätze und bestimmte, wo das Zwischenlager aufgeschlagen werden sollte, denn man würde hier schon so einige Tage beschäftigt sein. Und, den Göttern sei Dank, konnten auch die mit anpacken, die sonst in den kommenden Tagen auf Jagd gewesen wären, um für frisches Rentierfleisch zu sorgen oder für ein paar Hirschbraten oder Wildpferdfleisch, was auch immer seltener auf der Speisekarte stand; denn auch die Wildpferde wanderten wegen der veränderten Vegetation immer mehr ab in die Gebiete, die ihnen am meisten lagen und wo sie am besten Nahrung fanden: in die Steppen und Tundren, die den Mischwäldern und dem immer dichteren Bewuchs gewichen waren.
Und zwei erbeutete Wildpferde mussten es wenigstens sein, um den Stamm für eine Woche mit Fleisch zu versorgen oder acht bis zehn Stück Rentiere.
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Ganz so komfortabel wie unten im Krater, an ihrem Hauptlagerplatz den Sommer über, wo es geschützt war und ein kleiner Trinkwassersee sie versorgte, würde es für die paar Tage hier nicht werden; aber man verzichtete nicht darauf, den Boden der Zelte wenigstens mit Reisig auszulegen, über das dann die Felle gebreitet wurden, sodass keine direkte Verbindung zu dem teilweise noch morastigen Waldboden bestand.
Die Äste für die Hauptstangen wurden geschnitten und man ließ an den oberen Enden immer einige Zweigenden stehen, zwischen denen man dann anschließend die Querverbindungen herstellte, sodass diese Behausungen recht stabil gegen Windböen waren.
Die Öffnung oben in der Mitte blieb frei, um den Rauch aus den Kochfeuern abziehen zu lassen, um die herum sich die einzelnen Familien, jede in ihrem eigenen Zelt, an das wärmende Feuer legten.
Da es nachts immer noch recht kalt wurde, teilweise bis an die Frostgrenze, trotz Hochsommers und trotz der warmen Temperaturen am Tage, machte man sich um die Haltbarkeit des Mammutfleisches, bis es fertig zum Abtransport vorbereitet war, keine Gedanken.
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Aram kuschelte sich eng an ihren Merolf, als es Schlafenszeit war und die Sonne hinter dem fernen Vulkankrater schon lange untergegangen war. Die beiden hatten ihr eigenes Zelt, sie hatten beschlossen, zusammen zu sein und hatten hierzu vor erst drei Monden den Rat der Sippe und den Schamanen um Erlaubnis gefragt. Eine Formsache nur, wenn sich beide nichts hatten zu Schulden kommen lassen und wenn ihre beiden Familien jeweils genügend gute Gründe und handfeste Geschenke anbieten konnten, die gegen eine Verbindung der beiden keinen Einwand mehr zuließen. Und einen Nebenbuhler gab es sonst auch nicht, mit dem Merolf erst hätte kämpfen müssen, um sein Recht auf Aram zu bekräftigen.
So war es geschehen und Aram hatte in die Gemeinsamkeit ein Zelt mit eingebracht, aus Rentierfellen und mit feinsten weichen Decken aus Eisfuchs und Merolfs Eltern hatten zwei Zuchtrentiere und einen Wolfshund-Welpen geschenkt und Merolf selber hatte seine Aram schließlich durch eine Kette aus Muscheln und mediterranen Schneckengehäusen überzeugt, eine Seltenheit und Kostbarkeit, die er bei einem anderen Stamm gegen Pfeil und Bogen eingetauscht hatte.
Den daumennagelgroßen Ammoniten von Aram, glänzend poliert und sehr fein in der Zeichnung, trug Merolf als Talisman um den Hals.
In dieser Nacht würde es geschehen und neun Monde später sollte ein ganz besonderer Erdenbürger zur Welt kommen: Wagaar, was so viel bedeutete wie “Schneller Wind aus dem Norden”.
Doch zuvor waren noch ein ganzer Herbst mit seinen eisigen Stürmen aus dem hohen Skandinavien und seinen verheerenden Gewittern und endlosen Regenwochen zu überstehen und der Winter, der viel Schnee und Eis mit sich bringen und lange anhalten würde und das Frühjahr des Jahres 10200 nach prähistorischer Zeitrechnung, in dem sich einiges ändern sollte und für manche ein neuer Lebensabschnitt begann.
Aber lassen wir erst einmal die beiden Verliebten ihre glückliche Nacht und ihren ersten gemeinsamen Sommer verbringen.
Die Begegnung am Bach
Das Aufstehen am Morgen richtet sich nach der Zeit des Sonnenaufganges. Erst im tiefen Herbst und im Winter, wenn die Tage zu kurz werden, werden die Tranlampen angezündet oder werden frühmorgens und früh abends schon die Feuer aufgeschürt und die Handarbeiten in der Nähe der Feuer verrichtet.
Aram ist die erste heute Morgen und streckt sich in dem zurückgeschlagenen Zelteingang wohlig in den ersten warmen Sonnenstrahlen.
Sie streift ihre Lederlatschen über und macht sich mit dem kleinen Welpen zum nahen Bachlauf auf den Weg, den ihr die jungen Jäger am Tag zuvor beschrieben hatten, denn in dieser Gegend war sie noch nie vorher gewesen und hätte sich sicher verlaufen, wenn sie die Markierungen nicht gekannt hätte. Der Weg, nur ein Pfad, eher eine Fährte, die durch umgeknickte Äste und durch aufgespießtes Laub kenntlich gemacht worden war, schlängelt sich um riesige Felsbrocken herum, die irgendwann einmal vom Eise hier liegengelassen worden waren, verläuft unter heruntergestürzten Baumkronen, dann weiter entlang eines Kieferndickichts, durch ein Stück Moor und Morast und windet sich schließlich durch einen Schilfgürtel bis hin zu einem breiten plätschernden Bach, der um diese Jahreszeit nur wenige Zentimeter tief ist.
Aram füllt die mitgebrachte Schweinsblase mit dem frischen Wasser für die Morgensuppe. Vergnügt tollt der kleine Wildfang neben ihr her und versucht einen der im flachen Wasser patschenden Fische zu fangen.
Plötzlich verstummen die Vogelstimmen ringsum, kein Laut mehr, Aram hört ein leises Knacken und sieht hinter sich einen riesigen Schatten, der ihren eigenen Schatten verschluckt, näher kommt und größer und größer wird. Sie dreht sich blitzartig um.
Zuerst kann sie nicht erkennen, was