Manfred Lafrentz

Dindra Drachenreiterin


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Oder hast du es dir überlegt?” Seine Stimme bekam einen beschwörenden Klang. „Hör zu! Meine Macht ist größer geworden. Bald werden alle Drachen mir gehorchen müssen. Ich werde über die Stationen und über die Ebene herrschen! Du kannst mir dabei helfen. Ich gewähre es dir, denn wir sind miteinander verbunden. Ich habe es dir schon einmal angeboten, vor fünfzehn Zeiten der heißen und kühlen Sonne. Aber du hast es vorgezogen, vor mir zu flüchten, obwohl wir zusammen sicher schon erreicht hätten, was ich anstrebe.” Er klang bitter. „Es ist das letzte Mal, dass ich dir anbiete, mit mir zu herrschen.”

      „Kirin!”, dachte Dindra plötzlich. „Er glaubt, er redet mit Kirin!”

      Sie hatte vor fünfzehn Zeiten der heißen und kühlen Sonne Goldfels verlassen und Etru geheiratet. Dindras Herz pochte aufgeregt. Offenbar wusste der Reiter nicht, dass ihre Mutter tot war. Aber woher kannte er sie? Wer war er? Kirin musste vor ihm geflohen sein, damals. Vor ihm und seinen Plänen, die mit den Drachen zu tun hatten.

      „Wenn Kirin sich nicht darauf einlassen wollte”, dachte Dindra, „darf ich es auch nicht tun.”

      „Du antwortest nicht?”, schrie der Reiter wütend. Der Drache bäumte sich auf, und seine Flügel entfalteten sich halb. „Also schön! Du bist immer noch derselbe störrische Nichtsnutz! Ich wollte dir ein letztes Mal die Gelegenheit geben, deine Meinung zu ändern. Wenn du nicht auf meiner Seite bist, musst du sterben! JETZT!”

      Er beugte sich tief über den Hals des Drachen, als ob er ihm etwas zuflüstern wollte, und dieser riss das Maul auf und spie einen gewaltigen Feuerstrahl in das Wäldchen, der sofort die äußeren Bäume in Brand setzte. Dindra, die sich weit genug von der Stelle entfernt befand, um nicht von dem Feuer erfasst zu werden, stieß sich von dem Stamm, hinter dem sie hockte, ab, und rannte blindlings durch den Wald. Hinter sich hörte sie den Drachen fauchen, und dort, wo sie einen Augenblick zuvor noch gekniet hatte, gingen die Bäume in Flammen auf. Weitere Feuerstöße folgten. Der Atem des Drachen trieb das Feuer weiter in das Wäldchen hinein. Dindra spürte die Hitze im Rücken und rannte noch schneller, aber der Rauch, den das lichterloh brennende Laub entwickelte, brachte sie zum Husten und erschwerte das Atmen.

      „Ich muss aus dem Wald raus!”, dachte sie. Auf ihrer linken Seite, dort, wo der Drache zuerst Feuer gespuckt hatte, überholten die Flammen sie schon. Sie erleuchteten die Dunkelheit des Waldes, sodass es fast taghell war. Es hatte den Vorteil, dass Dindra alle Wurzeln und Fallen meiden konnte, aber sie war gezwungen, auf die rechte Seite auszuweichen. Das Wäldchen war nicht groß. Wenn der Drache es umrundete und auf allen Seiten in Brand setzte, saß sie in der Falle, und wenn sie es verließ und hinaus aufs Grasland lief, würde der Reiter sie sehen.

      Rechts von ihr, in der Richtung, in die das Feuer sie getrieben hatte, brannte es auch schon. Der Drache war schneller als sie erwartet hatte. Um sie herum knackte, krachte und fauchte es, als ob von allen Seiten wütende Untiere auf sie zu rasten. Sie änderte die Richtung und lief wieder geradeaus, sprang über Steine, Wurzeln und tote Äste. Es war ein verzweifeltes Wettrennen. Schweiß lief ihr in Strömen übers Gesicht. Die Hitze konnte sie umbringen, bevor die Flammen sie erreichten, oder der Rauch würde sie ersticken, wenn sie nicht schnell genug war. Aber das Grasland hatte sie laufen gelehrt. Niemand lief so schnell über das Gras wie sie. Alfru hatte sie niemals einholen können, denn niemand außer ihr hatte diese unsinnige Angst, im grünen Meer zu versinken. Außer Kirin vielleicht.

      Kirin! Der Gedanke an ihre Mutter trieb sie noch schneller voran. Sie durfte hier nicht sterben! Sie musste herausfinden, was der unheimliche Reiter mit Kirin zu tun hatte. Er hatte so vieles gesagt, das Dindra verwirrte. Kirin war wie er gewesen, so viel hatte sie verstanden. Und er fürchtete sie so sehr, dass er sie töten wollte, wenn sie nicht auf seiner Seite war.

       Aber bin ich wie Kirin?

      Hustend und keuchend erreichte sie den Rand des Wäldchens. Jeder Atemzug schmerzte, und es nützte nicht viel, dass sie den Saum ihres Kleides ans Gesicht drückte. Ohne nachzudenken warf sie sich zwischen

      den letzten Stämmen hindurch auf das Gras, überschlug sich, rappelte sich sofort wieder auf und überquerte eine schmale Schneise zu den Obstgärten, die sich jenseits davon befanden. Kaum hatte sie die Schatten der Bäume dort erreicht, als der Drache um die Rundung der Waldinsel bog, dabei immer wieder Feuer speiend und Laub in Brand setzend, und die Flammenlücke schloss, durch die Dindra wenige Momente zuvor entkommen war. Das Wäldchen brannte nun rundum. Der Drache bäumte sich auf, breitete die Schwingen aus und erhob sich in die Luft. Über dem Knacken der brennenden Zweige und dem Tosen der gefräßigen Flammen hörte Dindra das hässliche Lachen des Reiters. Er war sich offenbar gewiss, dass sein Opfer der Feuerhölle, in die der Wald sich verwandelt hatte, nicht mehr entrinnen könne. Aus der Luft spuckte der Drache noch weiteres Feuer auf die brennenden Baumkronen, dann stieg er kreisend zum Himmel hinauf, wobei das dumpfe Knallen der mächtigen Flügel die Geräusche des Brandes übertönte, und flog nach Osten davon, in Richtung der Berge.

      Eine Weile starrte Dindra noch auf seine Silhouette, die wie eine rasende Wolke die Sterne verdeckte und wieder freigab, während das Wäldchen wie eine riesige Fackel zu ihnen aufflackerte, dann rannte sie durch die Obstgärten zum Hof, stolperte ins Haus und schrie: „Feuer! Feuer! Eine Waldinsel brennt!”

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