kann es kaum erwarten!“, frohlockte Thor.
Freyr schüttelte widerstrebend den Kopf. „Wie wollt ihr zu sechst gegen eine Horde Feuerriesen bestehen? Das ist Selbstmord!“
Odins Blick traf in hart. „Mit weniger Kämpfern werden wir auch weniger Aufsehen erregen. Wir werden Surtr keine Möglichkeit geben, sein Heer gegen uns zu sammeln.“
„Ich bin damit nicht einverstanden“, beharrte Freyr.
Odin hob die Hand. „Wir haben zwei Zauberinnen, zwei Kämpfer mit unerschütterlichem Mut ...“
„Und Thor!“, warf der Donnergott ein. „Was braucht die Gruppe mehr? Macht euch mal keine Sorgen!“
„Damit ist es beschlossen“, versetzte Odin endgültig.
Forseti erhob sich. „Ich kann nicht länger schweigen. Ich bin entschieden dagegen. Frigg, sag etwas!“
Ehe Frigg das Wort erheben konnte, hallte ein tiefer Schrei durch die Halle, der jeden erstarren ließ. Begleitet wurde er von einem Donnern, da Odin seine Wut mit einem Schlag auf die Tischplatte entlud. „Ich sagte, ich werde darüber nicht mit euch diskutieren!“, polterte er und erstickte alle weiteren Widersprüche. Betroffenes Schweigen legte sich über die Versammelten.
Nervös drehte Thea ihre Gabel in der Hand. Sie wusste, dass es der schlechteste Zeitpunkt war, den sie sich für ihre Frage aussuchen konnte, aber sie wollte es nicht unversucht lassen: „Darf ich noch einmal nach Midgard gehen, bevor wir aufbrechen? Ich bin schon zu lange fort. Meine Eltern ...“
„Nein!“, sagte Odin bestimmt. „Ich werde nicht deine und Kyndills Sicherheit riskieren, es steht zu viel auf dem Spiel. Sei froh. Wir werden diesem Spuk bald ein Ende bereiten. Sobald der Sonnenwagen seine nächste Bahn über Midgard zieht, reiten wir los. Packt eure Sachen.“
Im Aufstehen lud sich Thor ein Brot und zwei gebratene Hühnchen unter den Arm. „Vor unserer Reise muss ich noch ein paar Dinge erledigen“, erklärte er, drückte Sif einen Kuss auf die Schläfe und verschwand.
„Wie sieht dein Plan aus, Odin?“, griff Wal-Freya die Diskussion erneut auf. Tapfer begegnete sie dem Blick des Allvaters, der sie so unerbittlich traf, dass Thea ungewollt tiefer in ihren Stuhl rutschte.
Odin knurrte jedes Wort. „Wir reisen nach Muspelheim, finden den Aufenthaltsort von Surtr und vernichten sein Flammenschwert.“
„Mit Kyndill“, konkretisierte Wal-Freya.
„Es wird gelingen.“
„Und was ist mit all den anderen Feuerriesen? Wer bekämpft die?“, verlangte Tyr zu wissen.
„Um die kümmert sich Thor“, antwortete Odin. „Wir werden zusehen, dass wir auf so wenig Riesen wie möglich stoßen.“ Er erhob sich und stützte beide Fäuste auf die Tischplatte. „Und jetzt kein weiteres Wort.“
Wal-Freya senkte den Blick. Leicht drehte sie ihren Kopf zu Thea. Ein langer Seufzer begleitete die Worte, die sie ihrem Schützling in Gedanken schickte: „Ich habe dir damals gesagt, dass du das Schwert nicht behalten sollst. Sei hoffnungsvoll. Nach diesem Auftrag werde ich dafür sorgen, dass du deine Eltern wiedersehen kannst.“
„Sorge dich nicht, ich kannte seine Antwort, ehe ich die Frage stellte“, erwiderte Thea gefasst. „Solange du bei mir bist, habe ich keine Angst vor dem, was mich erwartet. Wenn Ragnarök naht, wird die Welt von Kriegen erschüttert, ich weiß, dass ich das alles auch für meine Familie tue. Ich hätte sie vorher nur gerne gesehen und ihnen gezeigt, dass es mir gutgeht. Wir werden es schaffen und dann werde ich sie wiedersehen.“
Wal-Freya lächelte. „So wird es sein.“
„Ich nehme an, du wirst auf Djarfur reiten?“, sprach Odin zu Thea.
Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn er es will. Ich werde ihn fragen.“
Odin nickte. „Kümmere dich darum. Ihr anderen sorgt ebenfalls für eure Pferde. Proviant werden die Walküren zusammentragen.“
Frigg verschränkte die Arme vor der Brust. „Ein paar Vorräte, die ihr auf dem Rücken tragt, werden euch wohl kaum durch Muspelheim bringen. Ihr werdet Wasser benötigen. Eine Menge Wasser.“
„So wie in Hel?“, scherzte Tom.
„Niemand weiß, wie es in Muspelheim aussieht, nicht einmal ich. Keiner von uns war jemals dort“, brummte Odin.
„Es ist ein Land des Feuers. Seine Funken sind so weit geflogen, dass sie das Eis um Ymir zum Schmelzen gebracht haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr auf viele Flüsse trefft“, antwortete Saga.
Juli streckte in einer Siegespose die Fäuste zur Decke. „Hurra! Endlich müssen wir uns nicht darum sorgen, dass Thea ertrinkt.“
„Sehr witzig“, schmollte Thea.
„Ihr werdet eher verdursten, bevor das passiert“, raunte Hermodr.
Freyr nahm seufzend einen Schluck aus seinem Becher und stand auf. „Ich hole Skidbladnir.“
Thea presste die Lippen zusammen. „Und ich gehe zu Djarfur.“
„Er wird ausflippen“, kommentierte Wal-Freya trocken.
„Bleib! Bis zum Morgen ist noch viel Zeit. Wer weiß, wann wir das nächste Mal ein solches Festessen zu Gesicht bekommen“, warf Juli ein und winkte ihrer Freundin mit einem Pfannkuchen zu.
„Danke, ich habe genug“, erwiderte Thea.
Sie lächelte Juli zu und verabschiedete sich höflich von allen. Dann stand sie auf und verließ die Halle. Schon auf dem Weg nach draußen rief sie nach Djarfur. Sie erwartete die Antwort des Tieres in ihren Gedanken, ebenso wie sie Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Umso erstaunter war sie, als es plötzlich neben ihr schnaubte und Djarfur sie sanft anstieß.
„Ich dachte, du bist zurück nach Folkwang gegangen“, begrüßte sie ihn.
„Hast du gedacht, ich stehe tatenlos auf einer Wiese und grase, während ihr da drinnen meine Zukunft plant?“
Thea hob die Augenbrauen. „Deine Zukunft?“
Djarfur lachte. „Welche sonst? Du bist schon eine Heldin. Sag! Was folgt als Nächstes? Ich begleite dich, komme was wolle!“
„Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“
„Wie kannst du daran zweifeln? Egal, wohin es geht, ich bin an deiner Seite. Na ja, eher unter deinem ...“ Er wieherte amüsiert.
Thea rollte die Augen und tätschelte das Pferd dankbar am Hals. „Wir reisen nach Muspelheim. Odin will Surtr das Flammenschwert nehmen.“
Nun schnaubte Djarfur überrascht. „Wirklich? Dorthin? Das ist ... mutig.“
„Was meinst du?“
„Ist Surtr nicht ein Feuerriese?“
„Ja“, antwortete Thea verunsichert.
Djarfur sprang im Kreis und bäumte sich übermütig auf. „Das ist phantastisch! Es wird gefährlich werden – brandgefährlich. Ich bin mir sogar sicher, dass es keinen bedrohlicheren Ort gibt, an den die Zweige des Weltenbaums reichen.“
Freyr trat aus der Halle. Staunend verharrte er an Theas Seite und beobachtete das Walkürenpferd. „Was hat er?“
Thea holte tief Luft. „Er glaubt, dass es gefährlich in Muspelheim wird.“
„Er sieht eher aus, als würde er sich freuen“, staunte er.
„Das tut er.“
Freyr runzelte die Stirn. „Soll einer schlau aus diesem Gaul werden.“ Er zwinkerte