Ugi Müller

Neville Goddards Macht des Bewusstseins


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sie dein dominantes Gefühl wird, ist das Erreichen deines Ideals unausweichlich.

      Das Ideal, das du zu erreichen hoffst, ist jederzeit bereit für eine Inkarnation, doch solange du selbst ihr keine Elternschaft anbietest, ist es unmöglich, dass das Ideal geboren wird. Deshalb solltest du eine Haltung pflegen, wonach dir allein die Aufgabe zukommt, diesen höheren Seinszustand, den du so sehr begehrt hast, als neuen Wert in deinem Leben zu gebären.

      Bei der Geburt deines Ideals musst du aber beachten, dass es einen absoluten Unterschied dazwischen gibt, etwas mit dem Verstand und etwas spirituell zu wissen.

      Diesen Punkt versteht wahrscheinlich nur ein Mensch unter einer Million wirklich richtig.

      Du weißt etwas mit dem Verstand, indem du es dir von außen ansiehst, du es mit anderen Dingen vergleichst, es analysierst und definierst [indem du AN es denkst]; wohingegen du etwas nur spirituell wissen kannst, indem du es selbst wirst [nur indem du VON ihm denkst].

      Du musst die Sache selbst werden und nicht nur davon sprechen oder es anschauen.

      Du musst wie die wie Motte sein, auf der Suche nach ihrem Gott, der Flamme, die sich mit wahrhaftigem Begehren ganz ins heilige Feuer stürzte und ihre Flügel in sich selbst kehrte, bis sie eine Farbe und eine Substanz mit der Flamme wurde.

      “Um hier einzutreten, muss man ganz in Feuer tauchen, ja man muss selber Feuer sein, denn sonst könnte man da nicht leben.“ [Vogelgespräche, Fariduddin Attar]

      Genauso wie die Motte in ihrem Begehren nach der Flamme bereit ist, sich selbst zu zerstören, musst du bereit sein, als dein gegenwärtiges Selbst zu sterben, um eine neue Person zu werden.

      Du musst dir bewusst sein, gesund zu sein, um zu erleben, was Gesundheit ist. Du musst dir bewusst sein, sicher zu sein, wenn du Sicherheit erleben willst. Das heißt, um dich selbst als neue und bessere Ausprägung zu inkarnieren, musst du zuerst von der Annahme ausgehen, dass du bereits die gewünschte Person bist und anschließend im Glauben an diese Annahme leben – ungeachtet davon, dass die sichtbare Verwirklichung noch aussteht – ganz im Vertrauen, dass dieser neue Bewusstseinszustand durch deine absolute Treue zu deiner Annahme verwirklicht werden wird.

      Das ist, was Ganzheit und Integrität bedeuten. Sie bedeuten die Unterwerfung des ganzen Selbst unter das Gefühl des erfüllten Wunsches, in der Gewissheit, dass dieser neue Bewusstseinszustand die Erneuerung des Geistes ist, welche Veränderung schafft.

      Es gibt in der ganzen Natur kein Gegenstück zu dieser gewollten Unterwerfung des eigenen Selbst unter ein Ideal, das noch jenseits des Selbst liegt.

      Aus diesem Grund ist es der größte Aberwitz zu erwarten, natürliche evolutionäre Prozesse würden von selbst zu einem neuen und größeren Selbstbild führen.

      Es ist offensichtlich, dass dasjenige, was einen Bewusstseinszustand benötigt, um seine Wirkung zu entfalten, ohne einen solchen Bewusstseinszustand nicht in Gang gesetzt werden kann. Und aufgrund deiner Fähigkeit, jederzeit das Gefühl eines großartigeren Lebens und eines neuen Selbstbilds anzunehmen, besitzt du, was der Rest der Natur nicht besitzt – Imagination – das Werkzeug, mit dem du deine Welt erschaffst.

      Deine Imagination ist das Werkzeug und das Mittel, womit deine Erlösung von Sklaverei, Krankheit und Armut herbeigeführt wird.

      Wenn du es ablehnst, dir die Verantwortung deines verwirklichten neuen und höheren Selbstbilds vorzustellen, lehnst du auch das Mittel ab, das einzige Mittel, wodurch deine Erlösung – das heißt, das Erreichen deines Ideals – herbeigeführt werden kann.

      Imagination ist die einzige erlösende Kraft im Universum.

      Nichtsdestotrotz steht es dir von Natur aus offen, ob du in deinem momentanen Selbstbild verweilen möchtest (ein hungriges Wesen, das sich nach Freiheit, Gesundheit und Sicherheit sehnt) oder ob du dich dazu entschließt, das Werkzeug deiner Erlösung zu werden, dir also vorstellst dasjenige zu sein, was du sein willst, um deinen Hunger dadurch zu stillen und dich selbst zu erlösen.

      O, sei also stark und mutig,

      rein, geduldig und wahrhaftig;

      Lasse keine andere Hand

      dein Werk verrichten.

      Denn die Stärke für alle Not ist

      dir vertrauensvoll gegeben

      von der Quelle in dir –

      Dem Königreich des Himmels.

      Kommentar

      Aufbauend auf der Erkenntnis, dass es keine anderen Ursachen außerhalb des eigenen Bewusstseins gibt, geht Neville jetzt das erste Mal konkret auf das Gesetz der Annahme ein und wie sich dieses anwenden lässt. Es ist das Gesetz, das fundamental darüber entscheidet, welche Umstände wir in unserem Leben haben.

      Indem wir die Vorstellung davon ändern, was wir sind, verändern wir die Realität, in der wir leben. Diese Vorstellung von uns selbst nennt Neville Selbstbild oder Bewusstseinszustand. Dabei ist ein Selbstbild vielmehr als bloß ein Gedanke. Das Selbstbild ist die Grundlage unserer Gedanken. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn der Großteil der Selbsthilfetechniken wie positives Denken oder Affirmationen zielen darauf ab, die Gedanken an sich zu ändern – meist mit mäßigem oder gar keinem Erfolg. Neville wusste, dass Gedanken nicht das Problem sind, sondern bloß eine Folge der Annahmen, die wir über uns selbst getroffen haben. Jemand kann also den ganzen Tag damit verbringen, jeden seiner Gedanken ins Positive zu ändern, doch solange er nicht die Annahme ändert, von der er aus denkt, wird sich an seiner Situation nichts ändern.

      Daraus lässt sich die folgende Kausalkette ableiten:

      ICH BIN (formloses Bewusstsein) > ICH BIN X (Selbstbild bzw. Bewusstseinszustand) > Sinneswahrnehmungen, Emotionen, gewohnheitsmäßige Reaktionen, Gedanken (Wirklichkeit)

      Was genau Neville unter einer Annahme versteht, wird an einer Unterscheidung deutlich, die oft als Zusammenfassung von Nevilles gesamter Lehre herangezogen wird: Die Unterscheidung zwischen verstandesmäßigem und spirituellem Wissen bzw. der Unterschied zwischen dem Denken an etwas und dem Denken von etwas aus. Bei ersterem betrachten wir eine Sache lediglich distanziert von außen, während wir bei letzterem zu dieser Sache werden und von ihr aus denken. Eine Annahme ist also eine Vorstellung, die wir für wahr halten und von der aus wir denken, fühlen und reagieren.

      Solange wir nicht die Annahme bzw. das Selbstbild ändern, von dem wir aus denken, können wir noch so viel Willenskraft und Tatendrang in unsere Ziele stecken, wir werden sie nicht erreichen. Denn wir können nur zu der Person werden, die wir sein wollen, indem wir uns zuerst vorstellen, diese schon zu sein. Und wir sind immer das, von wo wir denken und fühlen.

      Willst du also gesund sein und Heilung erfahren, so gehe von der Annahme aus, gesund zu sein und stell dir vor, die Welt von den Augen eines gesunden Menschen zu sehen. Willst du deinen Traumpartner finden, so stell dir vor, bereits eine glückliche Partnerin zu sein, und von diesem Selbstbild aus zu denken. Denkst du hingegen als Kranker bloß an Gesundheit im Sinne von “ach, wäre das schön!“, dann bekräftigst du damit nur die bestehende Annahme, krank zu sein, und wirst entsprechend weiterhin Krankheit erleben.

      Deshalb nennt Neville die Imagination die einzige erlösende Kraft im Universum, denn sie allein ermöglicht es dir, dein Leben zu verändern. In der Imagination kannst du jederzeit von einer anderen besseren Annahme ausgehen und die Welt von dem Selbstbild aus betrachten, das bereits ist und hat, was du willst. So steht es dir zu jedem Zeitpunkt offen, in deiner Imagination das Gefühl des erfüllten Wunsches zu betreten – das Gefühl, bereits zu sein, was du sein willst.

      Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass das Gefühl des erfüllten Wunsches keine Emotion und auch keine körperliche Empfindung ist. Vielmehr ist das Gefühl des erfüllten Wunsches das spürbare Wissen, bereits zu sein, was man sein will