war, denn er starrte sie regelrecht an. Als sie das bemerkte, meinte sie flachsend:
„Gucken meinetwegen, von mir aus auch unanständige Gedanken, alles andere kannst du knicken. Klar, Freundchen?“
Fox schaute mehr als verdattert. Gleichzeitig wurde er knallrot und blieb ihr eine Antwort schuldig.
Scheint ja diesmal wirklich eine nette Kreuzfahrt zu werden. Nicht wie die Letzte, als mein Bodyguard die ganze Woche kaum gesprochen hatte, auch benahm er sich mehr wie ein Aufpasser. Außerdem war sein Englisch sehr beschränkt.
Fachsätze wie: I springing for you in the „Eimer“ or I have you „umzingelt“, waren schon böhmische Dörfer für ihn.
In Hamburg wartete eine weiße Stretchlimousine auf uns, um uns zum Hafen zu bringen. Immer noch war das Wetter erste Sahne. Komisch war nur, dass kein Schiff am Terminal war.
Hatten wir uns in der Zeit verirrt? Denn außer einem jungen Mädel, sie war um die achtzehn, war kein Lebewesen weit und breit zusehen.
Der Anruf von Fox bei seiner Dienststelle ergab, dass die King George in Hamburg Altona stehe und nicht wie üblich im neuen City Hafen.
Das arme Mädel war ganz verzweifelt. Ihr Freund wollte schon lange hier sein.
Sie kam aus Bremen, aus der Körnerstraße, und es sollte ihr erster gemeinsamer Urlaub werden. Sie wartete bereits über eine Stunde. Komisch, sein Handy war unverständlicherweise aus.
Er war nämlich mit zwei seiner Freunde einen Tag früher gefahren, um die Reeperbahn zu besuchen.
Und nun, wo blieb er?
Sie tat mir echt leid.
„Wenn du willst, kannst du mit uns fahren.
Er wird vielleicht schon an dem anderen Terminal in Altona sein.“
„Wirklich? Ihr nehmt mich mit, mit diesem Schlitten? Geil eine schnicke Lincoln-Stretchlimousine und Platz bis zum Abwinken. Mehr als gern.“
Ihre blaue Designerjeans lag knackig an und auch ihr weißer Pulli super eng geschnitten.
An den interessantesten Stellen schön ausgefüllt. Sie hatte bestimmt mehr Busen als ich. „Nicht von schlechten Eltern“, würde der Berliner sagen. Ihre hohen Absatzschuhe ließen sie riesig erscheinen.
Sie war entschieden größer, schließlich kam ich gerade mal auf 1,66 m.
Ich bin die Vivien. Schon gut, ich konnte mir den
Namen nun mal nicht aussuchen“, lachte sie.
Sie schien mein Lächeln falsch gedeutet zu haben.
„Holla, ist doch ein toller Name“, log ich.
Sie nahm mir das aber nicht ganz ab, denn sie erwiderte: „bestimmt in den fünfziger Jahren.“
Sie war wirklich eine Nette und ihre Aufregung war echt.
Am Kreuzfahrtschiff angekommen, war sie unglaublich erstaunt.
„Man was für ein großer geiler Dampfer!“, schrie sie erfreut raus.
„Oh Gott, ich freue mich so sehr, aber was soll ich nur machen, wenn dieser Idiot die Abfahrt verpasst?“
„Erstens ist er dann wirklich ein Vollidiot, so ein hübsches Mädchen zu versetzen. Zweitens nicht so wild, er kann doch zur nächsten Station nachfliegen.“
„Und ich?“, fragte sie betreten.
„Sie checken ein, und wenn es Proble me gibt, kommen Sie zu mir.“
Das Einchecken ging wirklich zügig, viel schneller, als würde man fliegen. Alle waren sehr freundlich.
Am Fahrstuhl verabschiedete ich mich von Vivien.
„Ach so, wir sind im elften Deck in der
Suite 1101. Das müssen Sie aber durchrufen lassen, da der Aufzug nur mit der Suitecard hinfährt. Fragen Sie einfach an der Rezeption nach Fini von Loren. Sie sehen, mein Name ist auch nicht moderner.“
Wir nahmen sie noch bis dahin mit. Dort verloren wir uns dann.
Der Cruisedirektor begleitete mich persönlich zur Suite. Währenddessen beteuerte er die ganze Zeit, mir jeden Wunsch von den Augen ablesen zu können, damit ich mich hier rundum wohlfühle. „Wirklich, egal was?“, neckte ich ihn.
Er wurde ein wenig rot. Ich schätzte, er war so um Anfang fünfzig, gut gebaut und hatte schon leichte graue Schläfen, was ich bei Männern interessant finde.
„Unsere schiffseigene Sicherheit ist unter 117 zu erreichen. Wenn Sie Hilfe benötigen oder etwas sein sollte, dann lassen Sie mich direkt davon wissen. Sie ist im Übrigen bereits über ihre Anwesenheit an Deck informiert worden.“
Mit einem Lächeln und noch ein wenig Röte im Gesicht verabschiedete er sich von mir.
Beim Dinner im Britanniarestaurant stand sie auf einmal weinend vor mir. Ich hatte sie fast vergessen.
„Er ist nicht gekommen. Nur eine Mail hat er nach der Abfahrt mit folgendem Inhalt geschickt: Bin gestern versackt, habe verpennt, musste halt ohne mich fahren. Wirst bestimmt jemanden treffen, Baby!“
Sie tat mir unendlich leid. Was ist das nur für ein Idiot?
Es war ein hübsches und noch so braves Mädel und so etwas ließ er laufen? Ich nahm sie in den Arm, um sie zu trösten, wobei ich nicht nur ihren prallen festen Busen spürte, nein auch, das sie Alkohol zu sich genommen haben musste. „Komm setz dich zu uns“, forderte ich sie auf.
Ich ließ einen weiteren Stuhl an den Tisch stellen, was der Steward etwas mürrisch erledigte. Vivien hatte die normale Touristenklasse gebucht und Ihre Garderobe schien nicht Recht angemessen für den Kapitänstisch zu sein. Mir war die Ehre zuteil geworden, immer mit dem Kapitän an diesem zu speisen. Ohne mich wären es sechs Personen und die zählten bestimmt geschätzte fünfhundert Jahre!
„Iss bitte erstmal was Kleines.“
Es gab ein 4-Gänge-Menü mit Pekingente genauer gesagt: Streifen von Entenkruste in Peking-Fladen gewickelt mit Frühlingszwiebeln und einem köstlichen Dessert, ein riesiger Eisbecher, welcher ihr zu munden schien.
Sie begann das erste Mal etwas aufzutauen.
„Oh, cool, wie der schmeckt. Der ist richtig lecker, aber da ist ja Alkohol drin. Puh, jetzt bin ich bestimmt gleich betrunken. Ich werde mich dem nächsten Mann an den Hals werfen und der darf mich entjungfern. Schließlich war es so geplant. Nur nicht, dass es ein Fremder sein sollte“, dabei wurde sie schlagartig wieder traurig.
„Was hattet ihr euch ausgedacht?“
„Sorry, ich rede zu viel, aber das Eis hat es wirklich in sich. Ich habe doch schon die Begrüßungsflasche Sekt aus meinem Zimmer vor Wut ausgetrunken und nun das geile Eis hier.“
„Komm, lass uns ins Pub gehen. Dort können wir noch einen Aperitif zum Abschluss einnehmen.“
Man könnte denken, Vivien klammere sich hoffnungsvoll an mich. Sie nickte sofort und ihr Blick hellte sich auf. Sogar ein kleines Lächeln glaubte ich, zu erkennen. Es war leer im Pub. Am ersten Abend erkundeten die meisten Passagiere erstmal das Schiff.
Wir suchten eine gemütliche Ecke, wo wir uns auf eine grüne hochmoderne Cocktailcouch in Form einer Liege fläzten.
„So erzähl mal. Wie war das mit dem Entjungfern? Willst du mir etwa weismachen, dass du noch …?“
„Ja, leider.“ Sie schaute sich verstohlen um, ob auch niemand lauschte. „Ist das so schlimm mit achtzehn?“
Vivien sah mich verdutzt an. „Ich bin halt vom Lande. Es ergab sich bisher nicht.
Das heißt,