»Wir können nichts damit anfangen. Und wir hatten die Hoffnung, dass du vielleicht wirklich Physik studierst und die Arbeit meines Vaters zu einem Abschluss führen könntest«, erklärte sie.
Hendrik fehlten die Worte, »Ich... ich...«, stammelte er, »ich verspreche, dass ich sie in Ehren halten werde.«
Rachel kam plötzlich auf ihn zu und umarmte ihn. Er drückte sein Gesicht in ihre Haare und lebte für einen Augenblick in ihrem Geruch. »Es tut mir leid«, flüsterte er.
Sie drückte ihn fest an sich.
Da der Umzug in der folgenden Woche stattfand, erfand Hendriks Mutter eine Ausrede für die Schule, sodass er mitfahren konnte. Sie erreichten am Montagabend nach einer achtstündigen Fahrt mit Mrs. Manchesters Auto das neue Anwesen. Die Möbelwagen würden auf einem Gelände der Umzugsfirma in der Nacht ankommen, deshalb konnten sie nicht sofort mit dem Auspacken anfangen.
Das Gebäude lag im Sea Cliff Bezirk, einem kleinen, exklusiven Stadtteil. Das Haus sah so aus, als seien mehrere kleinere Bungalows zu einem Komplex zusammen geklebt worden. Es hatte einen dunkel grauen Anstrich und bordeauxfarbene Fensterrahmen. Von der Straße aus konnte man das Haus praktisch nicht sehen. Eine hohe Mauer und hochgewachsene Pflanzen verhinderten, dass Neugierige hineinsehen konnten. Im Inneren gab es einen großen Wohnraum, dessen hintere Wand nur aus Glas bestand. Von dort hatten sie eine atemberaubende Aussicht auf den weit unten liegenden Strand und in der Ferne auf die Golden-Gate Bridge.
Vom Wohnraum aus verzweigten sich Flure in die angrenzenden Gebäudeteile. Der rechte Teil würde zum neuen San Francisco Office der Firma werden, und der linke Teil zum Privatbereich.
Rachel zeigte ihm stolz ihr Zimmer. Es hatte eine private Terrasse, vor der bis zum Boden reichenden Fensterfront. Von dort aus konnte sie weit auf den Pazifik hinaus schauen. Ein starker, kalter Wind blies ihnen ins Gesicht, als sie auf den Balkon traten.
»Ist wohl eher was für den Sommer«, meinte Hendrik nicht ohne eine Spur Sarkasmus. Er konnte sich nicht einmal entfernt vorstellen, was ein solches Haus in dieser Lage kostete.
An diesem Abend ließen sie alles liegen und bestellten eine Familienpizza. Im Schein von zwei Kerzen aßen sie auf dem dunklen Holzboden sitzend. Rachels Mutter spendierte eine Runde Rotwein aus Pappbechern.
Da sie beinahe beim Essen einschliefen und ihre Knochen schmerzten, beschlossen sie, früh schlafen zu gehen. Rachel zog Hendrik in ihr Zimmer, was er nicht erwartet hatte. Aber sie schliefen nicht miteinander. Sie lagen auf dem harten Boden und redeten noch eine Weile.
Der folgende Tag bestand aus harter Arbeit und Hendrik verausgabte sich beim Tragen der Möbel und dem Einräumen der Einrichtung. Abends konnte er, wie am Vortag, kaum noch die Augen aufhalten und wollte am Tisch einschlafen. Zu Essen gab es eine weitere Pizza und Rotwein, den sie diesmal aus großen, filigranen Gläsern, tranken.
Am Morgen des dritten Tages brachte Mrs. Manchester Hendrik zum Bahnhof, von wo aus er in Richtung North-Bend fahren wollte.
Mrs. Manchester verabschiedete sich im Auto. Es gab keinen freien Parkplatz und sie musste um den Block fahren. Rachel brachte ihn zum Zug. Sie verabschiedete ihn innig und liebevoll. Hendrik hätte denken können, dass alles wieder im Lot war, doch die Verabschiedung enthielt auch eine gewisse Endgültigkeit, es gab keine Beziehung mehr und nichts konnte das ändern.
Sie versprachen sich gegenseitig, in Kontakt zu bleiben und zu besuchen, doch Hendrik wusste, dass das nicht geschehen würde.
Als ihn seine Mutter in North-Bend abholte, musste er ihr alle Details von dem Haus erzählen. Sie saugte die Informationen auf, dabei bemerkte sie die Traurigkeit ihres Sohnes.
»Ihr könnt Euch besuchen. Das wird bestimmt schön«, munterte sie ihn auf.
»Ja, vielleicht«, antwortete er, doch auch sie begriff, dass es ein Abschied ohne Wiedersehen bedeutete.
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