Valuta Tomas

Final Game


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sein. Ich will dir damit jetzt nichts unterstellen oder so, aber … .«

      »Nein Sam, ich hatte die Verfügung gar nicht gesehen. Ich hatte sie das erste Mal in der Hand, als ich sie in den Briefumschlag geschoben habe.« Sam hebt den Blick und schaut ihre Freundin fragend an.

      »Ich bin einfach beim Arzt reingeplatzt und habe ihm sofort gesagt was ich von ihm erwarte. Nur mit Widerwillen änderte er gewisse Passagen ab und überreichte mir danach die Verfügung. Ich habe also gar nicht gesehen wer als Vormund eingetragen war.« Nachdenklich blickt sie zu der Zeitschrift auf ihrem Schoß hinunter. Irgendwie wütend schlägt sie eine Seite um. Es hört sich fast an, als wenn sie die Seite herausreißen würde. Sie schnauft laut aus.

      »Ehrlich gesagt, war ich geschockt, als die Krankenschwester mitteilte, dass Neve mich als Vormund angab. Nicht weil du mir im ersten Augenblick gerne den Kopf abgerissen hättest«, lächelnd schaut Jessica zu ihrer Freundin hinüber »sondern weil ich niemals diese Verantwortung für Neve übernehmen wollte. Sie hat mich damit tatsächlich zu etwas gezwungen was ich in meinem ganzen Leben nicht freiwillig angenommen hätte.«

      »Warum nicht?« Wehmütig blickt Jessica zu Neve hinüber.

      »Weil ich sie eigentlich genauso wenig gehen lassen kann wie ihr. Aber Neve traut mir nun mal zu, dass ich irgendwo noch ein Stück weit genug Verstand habe und ihren Wunsch respektiere.« Jessica lacht schnippisch.

      »Keine Ahnung wie sie auf diesen Dünnpfiff kommt, aber ich habe jetzt leider Gottes die Arschkarte gezogen.« Schnaufend schlägt sie die Zeitschrift zu. Ihr Blick verweilt auf ihrer regungslosen Freundin.

      Sam steht vom Stuhl auf, geht um das Bett herum und bleibt vor Jessica stehen. Nachdenklich schaut sie zu ihr hinunter.

      »Wenn …«, sie schluckt hart »sollte mit Neve in der Zwischenzeit irgendetwas passieren was die Ärzte nicht beeinflussen können und ihr nur schaden würde, würdest du sie dann gehen lassen?« Fassungslos reißt Jessica ihren Kopf hoch. Entsetzt starrt sie Sam an.

      »Die Frage ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, krächzt sie leise. Hektisch blickt sie zwischen Sam und Neve hin und her.

      »Sam, ich kann doch nicht einfach … . Du würdest … . Ich … .«

      »Denk dabei nicht an mich, vergiss mich bei dieser Entscheidung. Denke dabei nur an Neve und sonst niemanden. Würdest du sie gehen lassen, sollte sie leiden?« Wirr schweifen Jessicas Augen zu ihrer Freundin hinüber. Sie schluckt schwer, bewegt ihren Kopf dann allerdings zu einem kaum sichtbaren Nicken.

      »Ich würde den Rest meines Lebens nicht mehr froh werden und an dieser Entscheidung zerbrechen, aber Neve erwartet das von mir. Sie hat mich nicht aus einer Laune heraus ausgewählt. Sie wusste was sie tat. Das weiß sie immer.«

      »Ja«, lächelt Sam »auch wenn wir ihre Entscheidungen nicht immer gleich verstehen und nachvollziehen können.«

      »Sie ist einfach zu schlau für uns«, lacht Jessica, obwohl sie sich keineswegs danach fühlt. Erst recht nicht, als Sams Hand plötzlich nach ihrem Kinn greift. Jessica zuckt erschrocken, richtet ihren Blick dann aber nach oben. Sam beugt sich hinab und gleitet an ihr Ohr.

      »Danke. Danke, dass du diese Entscheidung treffen würdest. Ich liebe dich.« Sams hauchende Stimme lässt Jessica eine Gänsehaut über den Rücken preschen. Die gesprochenen Worte benebeln ihr Gehirn. Das kann nicht Sams Ernst sein. Was ist nur in diese Frau gefahren?

      Jessica will gerade antworten, obwohl sie glaubt ihr Verstand würde in diesem Augenblick Urlaub auf Maui machen, als sie Sams Lippen auf ihren spüren kann. Benommen nimmt sie das Gefühl auf, welches Sam ihr übermittelt, bis die junge Frau sie vertraut anlächelt.

      »Ich hole uns etwas von der Brühe die sich Kaffee schimpft.« Perplex starrt Jessica Sam nach, als sie das Zimmer verlässt und am Tresen der Intensivstation vorbeischlendert. Benommen schaut sie zu Neve zurück. Zögernd steht sie auf und tritt an das Bett.

      »Wenn …«, sie schluckt schwer »wenn du nicht so hilf- und wehrlos daliegen würdest, hätte ich dir jetzt eine Ohrfeige verpasst die sich gewaschen hat«, krächzt sie mit Tränenuntersetzter Stimme.

      »Wie kannst du nur glauben, dass ich dich gehen lassen könnte? Ich könnte dich dafür echt umbringen«, lacht sie und setzt sich auf die Bettkante.

      »Du blöde Kuh hast mir einen unfassbar schweren Sack an Verantwortung überlassen. Verrätst du mir wie ich das packen soll?« Als wenn Neve ihr antworten will, zuckt eine Sekunde später einer ihrer Finger. Jessicas Herz macht im ersten Augenblick einen kleinen Freudensprung. Allerdings weiß sie, dass Neve nicht geantwortet oder reagiert hat. Lediglich ihre Nerven und Muskeln lassen ihren Körper hin und wieder aufleben. Eine Tatsache die unheimlich kompliziert war Precious zu erklären. Wie kann sich ihre Mutter bewegen, wenn sie doch eigentlich tief und fest schläft?

      ***

      Schritte erreichen Sams Gehör. Sie ignoriert es. Mit ihren Gedanken alleine gelassen, blickt sie durch die Scheibe zu Neve in das Zimmer. Die ganzen Geräte um das Bett ihrer Frau, lassen sie zum wiederholten Male schaudern.

      »Misses Stewart-Sanchez?« Sam braucht ein paar Sekunden, bis sie registriert, dass sie angesprochen wurde. Auch ihr fällt der falsche Nachname manchmal noch etwas schwer. Sanchez, sie heißt Rodriguez …, eigentlich.

      Erschöpft aber bei klarem Verstand, dreht sich Sam um. Ihre Augen erfassen eine Frau ihres Alters. Lange, wellige, schwarze Haare. Neben ihr steht eine super Blondine, die fast Jills Zwillingsschwester sein könnte. Lediglich ihrem Vorbau wurde nicht ganz so künstlich nachgeholfen. Der scheint auf natürliche Weise so ausgebaut zu sein.

      »Ja?« Fragend schaut Sam die schwarzhaarige Frau an, die ihr gleich darauf die Hand reicht.

      »Ich bin Special Agent Havering.« Mit einer kurzen Geste lenkt sie Sams Aufmerksamkeit auf die Blondine.

      »Das ist meine Partnerin Miss McCarthy. Wir würden gerne mit Ihnen über den Fall Ihrer Frau sprechen.« Die Schwarzhaarige blickt flüchtig in das Zimmer, dann zu Sam zurück. Die schaut sie skeptisch an. Sie erfasste den Moment, wo die Blondine als die Partnerin der Schwarzhaarigen vorgestellt wurde, sie ihre Kollegin daraufhin allerdings mit hochgezogener Augenbraue flüchtig anschaute.

      »Dürfte ich bitte Ihre Ausweise sehen?«, giftet Sam gereizt. Sie hat keine Nerven dafür, sich von irgendwelchen dahergelaufenen Weibern die Zeit stehlen zu lassen.

      »Natürlich«, lächelt die schwarzhaarige Frau, greift in die Innentasche ihrer Jacke und reicht Sam ihren Ausweis. Dasselbe macht die Blondine. Mit Adleraugen betrachtet Sam beide Ausweise, bis sie zu den Frauen hochblickt.

      »Sie«, sie deutet auf die Schwarzhaarige »sind Special Agent beim BAU. Aber ihre Partnerin ist lediglich Detective. Verraten Sie mir, wie Sie es sich vorgestellt haben, mich verarschen zu können?« Bei dem Wort lediglich, kann Sam sehen, wie die blonde Frau leicht angesäuert die Augen verengt. Das ist aber nicht ihr Problem. Dann hätte sie den einen oder anderen Fall schneller aufklären müssen, um die Karriereleiter effektiver hinaufzukommen.

      Die schwarzhaarige Frau setzt ein verständnisvolles Lächeln auf.

      »Ich kann Ihre Skepsis gut verstehen. Es ist im Augenblick wirklich etwas verwirrend. Aber mit Ihrer Erlaubnis, würde ich dieses Missverständnis gerne aufklären.« Sam holt Luft und will die beiden Damen mit den ersten Worten von der Intensivstation schmeißen, als die schwarzhaarige Frau ungebeten diese etwas ungewöhnliche Konstellation zu erklären beginnt.

      »Miss McCarthy ist derzeit noch beim Morddezernat angestellt, das ist richtig. Allerdings sieht ihre berufliche Planung vor, dass sie zum BAU wechselt. Da ich sie und ihre Arbeitsweise schon einige Jahre kenne, habe ich sie zu diesem Fall mitgenommen, damit sie schon den ersten Eindruck unserer Arbeit gewinnen kann. Ebenso aber auch, weil ich ihrer schnellen Auffassungsgabe vertraue.«

      Sam blickt zwischen der Schwarzhaarigen und der Blondine hin und her. Sie klappt beide Ausweise zu und reicht diese den Frauen zurück.

      »Würden Sie mir beide bitte einen