Cinzia G. Agostini

CHIARA GEHT IHREN WEG


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gut und gerne eine halbe Flasche geleert, mein Gang war nicht mehr so gerade. Frohen Mutes ging ich in mein Zimmer, zog mich aus, legte mich ins Bett, doch es begann eine wilde Fahrt, oh, oh, ein Schluck zu viel. Erst einmal an die Minibar und ein Wasser raus, nach einer halben Stunde ging es bereits besser. Ich schaltete den Fernseher an und schlief irgendwann ein.

      Am nächsten Morgen wurde ich durch Sonnenstrahlen wach, die auf meinem Gesicht umher hüpften. Ich blinzelte und schaute mich erst mal um. Ja! Ich war in Italien, ganz alleine mit dem Auto, welch tolles Gefühl! Es ging mir richtig gut. Ich stand auf, ging ins Badezimmer unter die Dusche. Dann zog ich mir etwas Legeres über und ging los. Als ich nach unten kam um frühstücken zu gehen, sah ich wieder diese nette Hotelangestellte, die sofort auf mich zukam: »Guten Morgen, wie geht es Ihnen! «

      »Danke gut, ich habe fantastisch geschlafen! «

      »Was wollen Sie heute Schönes machen? «

      »Am liebsten einfach einmal ganz faul sein, mich auf eine Liege am Pool legen, ein Buch lesen und den Tag, so schön wie er ist, auf mich wirken lassen. «

      »Das hört sich gut an. «

      »Das finde ich auch. «

      Mit meinem Frühstücksteller in der Hand setzte ich mich auf die Terrasse und bestellte mir einen caffè con latte.

      Was für eine Aussicht, was für ein Land! Von weitem sah man den See, die Morgensonne glitzerte auf das Wasser. Die anderen Gäste nickten mir zu, sie wirkten freundlich und nett, welch eine Freude. Dann fiel mein Blick auf den Pool noch war er menschenleer. Voller Vorfreude auf den heutigen Tag, biss ich von meinem Toast ab. Heute wollte ich mir einen schönen Tag machen, schwimmen gehen und ansonsten nur Dinge unternehmen, die mich entspannen und erholen. Nach dem Frühstück ging ich noch einmal auf mein Zimmer und rief Wibke an. »Hallo, Wibke! «

      »Hallo, Chiara! «

      »Wie geht es euch, Wibke, was macht Carlotta, was habt ihr für Wetter? «

      »Uns geht es gut, wir haben gerade gefrühstückt, die Kinder wollen raus und spielen gehen. Carlotta wollte Maja doch noch mal ihre Puppe zeigen. Die beiden verstehen sich prächtig, da brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen. Etwas gibt es… « Für einen Moment war Stille, ich dachte schon, die Leitung sei unterbrochen, da fuhr Wibke fort: »Peter hat schon wieder angerufen, ob ich wohl wüsste, wo du bist, ich habe ein bisschen rumgedruckst. Du kennst mich doch, ich weiß immer nicht, wie ich mich verhalten soll. Ich habe ihm gesagt, ich werde dich fragen, ob du möchtest, dass ich es ihm sage… damit, war er erst einmal zufrieden. «

      »Gut Wibke! Nein, sage ihm mal noch nichts. Ich möchte heute noch keine Anrufe von ihm haben. «

       Das fehlte mir noch!

      »Mein Handy stelle ich auch erst einmal aus, damit ich nicht in Versuchung gerate ein Telefonat entgegennehmen zu müssen. Kannst du mich verstehen? «

      »Natürlich kann ich dich verstehen! Du brauchst nicht weit über Tausend Kilometer fahren, um dir den Stress gleich wieder anzutun. Recht hast du, genieße deine Freiheit, mach dir einen schönen Tag und denke daran, Carlotta geht es gut! «

      »Danke, Wibke, habe vielen, vielen Dank, ich mache es wieder gut bei dir! «

      »Na, hör mal, unter Freunden! Gar nichts musst du gut machen genieße einfach mal dein Leben. Mach das, wozu du Lust hast! Du musstest oft genug das tun, was andere wollten, nun dreht sich mal der Kreisel in die andere Richtung. Ciao, mach es gut! «

      »Ciao, Wibke! Alles Gute! Drücke Carlotta von mir und gebe ihr bitte ein paar extra Küsse! «

      Dann legte ich auf.

      Wozu hatte ich Lust? Erst einmal eine Zigarette rauchen, das war ja auch so etwas, was Peter absolut unmöglich fand. Na und! Ich will ja nicht sagen, dass ich nicht weiß, dass es schädlich ist, aber ich finde es toll, mal das zu machen, was er nicht will. Ich zog an der Zigarette, es tat gut. Danach setzte ich mich hin, suchte meine Bikinis heraus, nahm ein Buch. Ich stellte mein Handy offline, damit ich ungestört Musik hören konnte. Vorsorglich hatte ich mir ein paar schöne softe Songs heraufgeladen. Dann ging es ab zum Pool, dort suchte ich mir ein schönes sonniges Plätzchen aus, nahm das Badetuch und legte mich ganz gemütlich hin. Mein Blick wanderte über den Pool, auf die Olivenbäume und auf den wunderschön angelegten Garten, ich fühlte mich pudelwohl. Zur Unterhaltung hatte ich mir einen Krimi mitgenommen und fing ganz begierig an zu lesen. Das Buch war so spannend, dass ich es verschlang. Nach einer guten Stunde hatte die italienische Sonne es gut mit mir gemeint. Dringend benötigte ich eine Abkühlung und ging in den Pool! Im ersten Moment war das Wasser recht kühl, aber das dauerte nicht lange, nach den ersten zehn Zügen erfrischte es mich und es tat mir gut. Ich schwamm den Pool auf, ab, das ganze machte ich weitere zehnmal. Dann legte ich mich wieder auf meine Liege. Ich schloss die Augen, nahm mein Handy und lauschte der Musik.

      Plötzlich hatte ich das Gefühl zu schweben, so schön war der Augenblick, es war wie im Paradies. So träumte ich vor mich hin, schlief nach einer Weile zufrieden ein. Als ich wieder aufwachte, bekam ich ein Hungergefühl. Zufällig kam ein Kellner vorbei, ich bestellte Lemon Soda und ein Panini mit Käse und Schinken. Nach einem kurzen Moment kam meine Bestellung, es war ein Genuss.

      Ja! So toll, hatte ich es mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen vorgestellt. Es war das Beste, was ich machen konnte, einfach einmal die Seele baumeln lassen. Ach Chiara, warum hast du dir das nicht schon einmal eher gegönnt?

      So träumte, las und schwamm ich den ganzen Tag. Ich fühlte mich glücklich und zufrieden, ein Zustand, den ich so gar nicht kannte. Ich war in meiner Mitte angekommen.

      Am späten Nachmittag ging ich auf mein Zimmer, legte mich auf das Bett und schaltete den Fernseher ein. Ich schaute ein paar Video Clips, zappte noch ein bisschen herum und kam plötzlich auf einen deutschen Sender. Es lief gerade eine Game Show. So verging die Zeit, ich hatte keine Möglichkeit über irgendwelche Dinge nachzudenken. So gut ging es mir.

      Am Abend machte ich mich fertig und beschloss wieder im Hotel auf der Terrasse essen zu gehen.

      Am nächsten Tag wollte ich in die Altstadt, ich bin ja eine Frau! Und was für eine! Ich kann selten an den Boutiquen vorbei, schon gar nicht in Italien. Du meine Güte, die hatten aber auch wieder schöne Sachen, schnell wurde ich fündig. Nach einem Rundgang in der Altstadt hatte ich bald wunderschöne Sachen in meinen Taschen. Im Hotelzimmer probierte ich alles an und freute mich sehr über meine Errungenschaften.

      Dann kam der entscheidende Moment, ich stellte mein Handy online. Schließlich hatte ich in Deutschland eine Firma, ich hatte es schon fast vergessen. Ich rief an, meine Damen sagten mir aber, es sei alles in Ordnung. Sie meldeten sich nur, wenn es brennt, ich sollte auf gar keinen Fall an die Firma denken. Das ging alles, auch mal gut ohne mich, das Wichtigste: Ausruhen und das tun, wozu ich Lust hatte.

      Das waren gute Nachrichten!

      Ich konnte mein schlechtes Gewissen, welches dann doch immer mal wieder zum Vorschein kam abschalten. Sehr angenehm, wenn man sogar noch die Bestätigung bekommt, mal nichts tun zu müssen.

      Meine Shoppingtour am Vormittag machte mich hungrig. In der Stadt gab es eine tolle Pizzeria, mit einer der leckersten Pizzen, die man sich nur vorstellen kann. Dazu wollte ich einen Salat essen und ein Glas Weißwein trinken. Am Mittag sollte man lieber noch nicht aufs Ganze gehen.

      So vergingen die nächsten beiden Tage wie im Flug! Ich telefonierte regelmäßig mit Wibke, sprach mit Carlotta und ließ es mir gut gehen.

      Und dann passierte es, ich hatte auf meinem Handy eine Nachricht.

      Absender: Peter! »Was machen wir mit dem Geburtstag von Carlotta? Fahren wir beide zu Wibke und besuchen sie, oder was hast du vor? «

      Darauf musste ich - wohl oder übel - antworten! »Kann leider nicht zu Carlotta! Bin gerade im Urlaub! «

      Das war kurz und prägnant, ich wollte keinen Schmalz.

      Es kam eine Antwort, schneller, als mir lieb war. »Wo bist du denn? Kann ich dich vielleicht abholen und wir