Thomas Tabbert

Gedichte und eine wahre Geschichte


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abgelöst wird wohl der Greis?

      Dies mag uns der Kreislauf lehren :

      Aus Nacht wird Tag - aus kalt wird heiß.

      Was einst war wird wiederkehren!

      Vielleicht doch ...?

      „In den Sternen steht's geschrieben ...!“

      Soll man's nun glauben - oder nicht?

      Einer hasst, was and're lieben;

      ein jeder sieht's aus seiner Sicht.

      Steht unser Schicksal im Gestirn?

      Was prophezeit wird, wirklich wahr?

      Bei manchem dreht sich's im Gehirn.

      In jeder Suppe ist ein Haar?

      Scharlatane, die Propheten?

      Nicht wenig' ohne Grund:

      Sterndeuter Misstrau'n säten;

      wie oft war weis-gesagtes Schund.

      Können Sterne Schicksal lenken?

      Ist Sterndeuterei bloß Unfug?

      Dabei mag man dies bedenken:

      Stets sind Vorurteile unklug!

      Vor dem Urteil Fakten sehen:

      Worauf Stern-deuten sich bezieht,

      wie die Himmelskörper stehen,

      weswegen Menschen was geschieht.

      Möcht' hierzu ein Beispiel geben:

      Dass uns Himmelskörper zwingen -

      und bestimmen unser Leben -

      Sonne, Mond vor allen Dingen.

      Ihren Einfluss wir verspüren.

      Doch wirken sie nur ganz allein?

      Mag die Kraft uns vielleicht führen

      von and'ren Sternen - nur ganz klein.

      Beide sind sie auch Planeten,

      Himmelskörper - wie die Sterne.

      Vielleicht wirklich gibt's Propheten?

      Glaub' nicht, doch hoff' ich's gerne:

      Ihre Kraft vermag zu deuten,

      Wissende der alten Lehre -

      Finger einer Hand von Leuten,

      denen zufiel diese Ehre.

      Sinnlos ... voller...Fragen?

      Durch wie viel Welten muss ich schreiten?

      Wohl wer ... hält beschützend mir die Hand?

      Bei all' den Mühen wird mich leiten?

      Bis ich endlich hab' den Sinn erkannt?

      Doch weiß ich wirklich, dass ich gehe?

      Kann ich der Hand denn Glauben schenken?

      Den Augen trauen, was ich sehe?

      Wird ohne Sinn das NICHTS mich lenken?

      Sinnlos-voller-Fragen-Bild

Sinnlos-voller-Fragen-Bild

      Die Hexe

      (Wenn Täter Opfer werden und umgekehrt)

      (Ein Märchen-Gedicht)

      Das Volk war arm in diesem Land.

      Doch der König lebte prächtig.

      Mit unbarmherzig starker Hand

      herrschte er vom Schloss aus mächtig.

      Als einmal er ritt hoch zu Ross,

      er traf ein Weib mit grauem Haar -

      nicht weit entfernt von seinem Schloss.

      „Herr, ich, die Hexe, spreche wahr:

      Dein Schicksal wird sich wenden,

      dich zum weisen Mensch bekehren.

      Gute Mächte Macht Dir senden,

      Wirst mit Händen Arbeit lehren.

      Bald ein Kind wird Dir geboren.

      Dich wird man als König meiden.

      Könige vor Deinen Toren.

      Du mein - er dein Schicksal leiden.

      Wie einst Dein Volk wird wieder reich.

      Dich als Mensch Menschen nicht lieben.

      Das Volk zahlt Deiner Gabe gleich,

      es wird reich, der Jahre sieben.”

      „Hexe, ich schenk' Dir mein Glauben.

      Nun fort mit Dir, genug an Lohn.

      Die gepriesen Güter rauben.

      Ich werde reich auf meinem Thron.

      Harte Arbeit werd' befehlen.

      Lasse das Volk reichlich schlagen.

      Mag doch Zorn des Volkes schwelen,

      lange wird kein Aufstand wagen.

      Wenn mein Leben werd' verlieren,

      wird mein Tod dem Volke schmerzen.

      Wird nach mir mein Kind regieren -

      königlich, wie ich im Herzen.”

      Die Hexe zornig, wutentbrannt,

      zerkratzte krallend sein Gesicht,

      zerriß, zerfetzte sein Gewand

      und raubte ihm sein Augenlicht.

      Sie führte fort den König weit,

      dabei zog sie ihm an sein Haar.

      Das Volk wand sich vor Heiterkeit,

      ihm ulkig schien das Bettler-Paar.

      Nach einer Nacht und einem Tag

      ließ sie ihn los, dass er hinfiel.

      Ein breiter Bach vor ihnen lag.

      „So, König, hier wir sind am Ziel.

      Als Fuhrmann kreuze mit dem Floß.

      Reisende hinüber fahren,

      dies fortan dein Lebens-Los,

      welches lange währt an Jahren.

      So das Geheimnis wird verhüllt:

      Leute, welche mit Dir fahren,

      kannst den Fluch nicht offenbaren -

      bis Dein Schicksal sich erfüllt.”

      Froh, das Volk war ob der Kunde:

      Die Prinzessin ward geboren!

      Und weil Nachricht tat die Runde,

      dass der König weg, verloren.

      Die Tochter war des Königs Kind.

      Und er wurde alt und weise.

      Schon lang tat er die Arbeit blind.

      Kam ein Prinz auf seiner Reise.

      Des Prinzen Temp'rament