nach Sex, Sünde, Wollust
Muss nun alles gesund sein? Sogar Sex?
Einmal Schwank über sexuelle Befreiung bitte!
Abservieren, was stört? Macht schlaff
Die Jugend ist verweichlicht – na und?
Schon das Vokabular kann einen flachlegen
Für Erfahrung gibt es null Credit Points
Gar nicht abwegig, wie ihr die Arbeit dreht
Weniger Arbeit, mehr Vergnügen!
Ich aber will das pure Gegenteil: Arbeitserotik
Du meinst: Ob ich noch lebe – oder schon wohne?
Schöftland? Nein danke, ist grad gut so
Ist halt so. Statt geistiger werden wir Alten körperlicher
Und die Freiheit zu vertrotteln? Wäre die nicht attraktiver?
Das schlimmste Gericht der Nation
So etwas wie Sinn kann man nicht kochen
»Manchmal reden wir gründlich aneinander vorbei«
Samantha: Lieber Ludwig, so fangen unsere Briefe ja jeweils an.
Ludwig: Wirkt manchmal etwas angestrengt, liebe Samantha. Oder nicht?
Samantha: Hast du vielleicht recht. Aber wir bleiben jetzt dabei. Also, lieber Ludwig, am Anfang müssen wir was Spannendes schreiben. Der Anfang muss die Leute reinziehen. Weißt du was Spannendes?
Ludwig: Vielleicht so: Wie Corona das Verhältnis der Generationen aufmischt. Plötzlich sind die Jungen die Geprügelten, und wir Alten die Privilegierten. Aber ist das spannend?
Samantha: Weiß nicht so recht. Ich dachte mehr so an was Spektakuläres. Vielleicht können wir was abschauen bei Film oder Literatur. Da gibt’s ja oft gute Anfänge.
Ludwig: Du kennst den Film »Les Intouchables«. Der famose kleinkriminelle junge Nordafrikaner »pflegt« den reichen invaliden Alten. Er verführt ihn einfach zum Leben! Das ließe ich mir gern gefallen.
Samantha: Recht gut, ja. Mir fällt Hemingway ein, seine Novelle »Der alte Mann und das Meer«: Die fängt so an: »Er war ein alter Mann und er fischte allein in seinem Boot im Golfstrom und seit 84 Tagen hatte er keinen Fisch mehr gefangen.« Das fasst meine Vorstellung von Alter ziemlich gut zusammen.
Ludwig: Immerhin fischt der alte Mann unverdrossen weiter. Was wäre mit euch Jungen? Therapie? Burnout?
Samantha: Ja, Therapie ist schon ein Ding in meiner Generation. Aber wir schweifen ab, das soll ja hier ein Vorwort werden. Also erzähl mal, was ist das für ein Buch?
Ludwig: Es ist der Briefwechsel zwischen zwei, die sich kaum kennen, also keine Brieffreundschaft, eher ein Akt der Tapferkeit, im Gespräch zu bleiben, auch wenn die Mentalitäten krass auseinanderlaufen.
Samantha: Obwohl so krass auseinander war’s dann oft manchmal auch gar nicht. Jedenfalls heißt das Buch »Jung & Alt«, weil unsere Kolumne so heißt. Die schreiben wir seit Herbst 2020 in der »Schweiz am Wochenende« der CH Media Gruppe.
Ludwig: Zwischen uns liegen exakt 50 Jahre. Bleibt da genug Gemeinsamkeit für ein interessantes Gespräch? Das testen wir. Nicht von Opa zu Enkelin, ist geschenkt. Wir gehören nicht zur Sippe, aber zur selben Gesellschaft. Und die sollten wir irgendwie zusammen weiterbringen.
Samantha: Genau. Drum schreiben wir über alle möglichen Themen. Gesellschaftsthemen, zum Beispiel Wein und Sex, alte Zeiten oder über die Schule.
Ludwig: Manchmal reden wir gründlich aneinander vorbei, etwa über Erfahrung, Arbeit, Weihnachten. Kein Vergnügen, aber gut gegen Illusionen. Und gegen Rechthaberei.
Samantha: Ich war meistens schon vergnügt! Zum Beispiel wenn wir über alte Männer und kleine Badehosen geschrieben haben. Das wär ein guter Anfang gewesen!
Ludwig: Warum sprachen wir nie über Humor? Trägt nicht er uns durch alles, was uns trennt?
Samantha: Hör mal, über Humor haben wir doch geschrieben, hast du schon vergessen? Über Galgenhumor, und Memes, und Männer, die sagen, man soll mal lachen.
Ludwig: Stimmt. Zur Sicherheit schieben wir jedenfalls je einen Monolog dazwischen, extra für dieses Buch geschrieben. In meinem Essay forsche ich nach Gründen, uns Alte ernst zu nehmen. Und du?
Samantha: Ich schreib was über die Leserinnen und Leser. Die hab ich unterdessen ganz gut kennengelernt. Nicht selten hab ich erzürnte Zuschriften erhalten. Die Leute fanden, ich sei zu frech. Fandest du jeweils, ich war zu frech?
Ludwig: Ach wo. Manchmal auffällig selbstsicher. Ich glaube, in deinem Alter war ich das auch. Seither hatte ich oft Gelegenheit, mir zu misstrauen.
Samantha: Auffällig selbstsicher! Das gefällt mir. So heißt dann unser nächstes Buch.
Insgeheim erwarten wir von euch Jungen Dankbarkeit
#1 Liebe Samantha
Du bist 26, ich bin 76. Ideal fürs Gespräch zwischen Jung und Alt, finde ich. Sind wir auch repräsentativ? Du, die exemplarisch Junge? Ich, der typische Alte? Ich eher nicht. Manchen gelte ich als Nestbeschmutzer – nur weil es für mich wenig Sinn macht, es jahrzehntelang nichts als »schön zu haben«.
Und du? Lupenrein jung? Oder auch schon etwas angejahrt – aus Sicht der »Generation Greta«? Auf Twitter las ich, wie 18-jährige Klimabewegte herziehen über die Y-Generation, zu der du irgendwie