hier etwas Heftiges anbahnte.
„Ja, aber glaub mir ich kann dir als Polizist sagen wie so was läuft. Nach spätestens zwölf Jahren ist er wieder draußen, und das Beste kommt noch. Erinnerst du dich noch wieso er den Jungen entführt hatte?“ Rocky wirkte so als ob er auf der Stelle ins Gefängnis fahren wollte und den Kerl umbringen möchte.
„Wegen Geld!“ Mike grinste etwas zu viel für den Geschmack des Anwalts der ihn mit einem tiefen durchdringenden Blick bedachte.
„Genau wegen Geld. Er wollte ein Lösegeld erpressen, und nahm dafür den Tod eines Kindes in Kauf. Eines zehnjährigen Jungen. Im Knast aber arbeitet der Entführer, dieser Markus Stöcker, in der Gefängnisverwaltung. Da selbst Knackis nicht unter Mindestlohn bezahlt werden dürfen und er eine Ausbildung als Bankkaufmann hat, bekommt der Kerl 10 Euro die Stunde. Nicht nur das, vor der Entführung war der Mann Reporter. Er schreibt im Knast eine Kolumne für eine Zeitschrift, darf über seine Bank mit Aktien spekulieren und ist sich mit einem Verlag schon einig über die Veröffentlichung seines Buches.“ Rocky machte mit den Händen Anführungszeichen in die Luft bei dem Wort Buch. „Dieser Wixer verdient einen Haufen Geld und er wird in ein paar Jahren das Gefängnis als wohlhabender Mann verlassen. Ist das keine Ironie? Empfindest du sowas als gerecht?“
„Nicht wirklich Mann, nicht wirklich. Aber wieso glaubst du trage ich das Patch meines MC. Da ist die Welt noch halbwegs gerecht.“ war Mikes Antwort.
„Jetzt kommt unser Freund der RA ins Spiel!“ Rocky deutete auf den Anwalt, der sich leise räusperte.
„Ich kann ihnen ein interessantes Angebot machen.“ begann der Anwalt. „Wir wissen dass einer ihrer Brüder im gleichen Gefängnis einsitzt wie der erwähnte Straftäter, und das mindesten noch fünf Jahre. Dieser Bruder von ihnen leidet an Hepatitis C, richtig?“
„Ja.“ Mikes Antwort war kurz aber deutlich.
„Er hat eine Familie, einen kleinen Sohn und eine Frau?“ fragte der Anwalt weiter.
„Mhh….“ Mike trank einen großen Schluck Wasser „Der Club sorgt für sie, es geht ihnen gut.“
„Sicher, davon bin ich überzeugt. Aber könnte es für beide nicht etwas besser sein?“ fragte der Anwalt ganz neutral.
„Soll das darauf hinauslaufen, was ich denke?“ Mike zog eine Augenbraun hoch.
„Ja!“ dieses Mal war es Rocky der kurz und knapp antwortete.
„Eine halbe Million in Euro oder irgendeiner anderen Währung die der Club will. Bar! Sowie eine halbe Million, in bar für die Frau ihres Bruders. Genug um noch besser zu leben und nicht zu viel dass es auffallen würde. Was sagen sie?“ der Anwalt nahm einen großen Bissen seines Steaks, kaute ausgiebig, dann schluckte er und trank vom Rotwein. „Außerdem schuldet mein Mandant ihrem Club dann einen Gefallen, sie verstehen!“ ergänzte er nach einer Weile. „Und ich kann ihnen als Anwalt noch sagen dass ihr Bruder, aufgrund seiner Erkrankung, Hafterleichterung beantragen kann. Wenn er es so hindrehen kann dass er nicht die volle Schuld für die Aktion übernehmen muss z.B.: weil ein Streit mit einem Mithäftling eskaliert ist, dann wirkt sich die Sache nicht sehr stark auf seine Haftzeit aus.“
„Das muss ich meinem Pres vorschlagen.“ Mike blieb weiter ruhig.
„Gut tun sie das! Sagen sie ihrem Freund Bescheid.“ Er deutete mit seinem Kinn auf Rocky. „Ich wünsche ihnen Beiden noch einen schönen Abend.“ der RA stand auf, obwohl noch ein halbes Steak auf seinem Teller war. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Restaurant.
„Wann wirst du es deinem Pres sagen?“ wollte Rocky wissen.
„Morgen, ganz sicher gleich morgen!“ Mike sah seinen Kumpel an. „Was ist los mit dir?“
„Dieses Land geht vor die Hunde. Ich bin zur Bundeswehr und später zur Bundespolizei gegangen weil ich an Deutschland geglaubt habe. Ich habe an Gerechtigkeit und Treue geglaubt, das weißt du. Du warst mit mir bei der Bundeswehr. Aber heutzutage geht ein Typ in den Knast und kommt nach wenigen Jahren wieder frei und das für Mord. Und das nur weil es dem Staat zu teuer ist ihn für immer weg zu sperren. Dann hat er auch noch mehr Geld als er vorher hatte. In der Flüchtlingskrise fühlen sich hart arbeitenden Menschen als ob man sie verarscht. Die Politik diskutiert über längere Arbeitszeiten bis 70. Terroristen, fundamentale Islamisten und Sozialschmarotzer machen sich hier breit, und glauben die Deutschen sind dafür da ihnen ein gutes Leben zu finanzieren. Rechte Parteien kommen mit zweistelligen Prozentsätzen in den Bundestag. Dieser Markus Stöcker über den wir geredet haben, der hat eine 22qm Zelle. So groß war meine Stube bei der Bundeswehr nicht. Er hat die Möglichkeit einen Fitnessraum zu nutzen und sogar ein Schwimmbecken. So kann es nicht weiter gehen. Das ist keine Gerechtigkeit, Mike.“ Sein Gesicht war rot als er endete.
„Ist das alles vertrauenswürdig?“ hakte Mike bei Rocky nach.
„Ja mein Wort darauf!“ entgegnete sein Freund.
„Keine Angst ich rede mit meinem Pres, versprochen!“ Mike klopfte Rocky auf die Schulter.
„Noch was, die Sache mit den Gewehren! Geht da was?“ hakte sein Kumpel nach.
Mike trank einen weiteren Schluck Wein. Dann sah er Rocky an: „Das wird teuer!“
„Kein Problem!“ die beiden Männer sahen sich in die Augen. „Vier Stück.“ fügte Rocky an.
Mike hob den Daumen und nickte, dann sagte er: „Ich melde mich bei dir!“
Rache 7
Nach dem der große Biker mit seinem alten Kumpel noch über Gott und die Welt geredet hatte, verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Dort vor seinem Wohnhaus angekommen piepste sein Handy. 22:04 Uhr eine eingegangene SMS seines Pres.
„Komm sofort zum Stadtplatz!“ lass Mike leise.
Als Mike gut zehn Minuten später am Stadtplatz eintraf war niemand zu sehen. Er lenkte seine Harley über Kopfsteinpflaster zu einem eigens für Motorräder abgetrennten Parkplatz und stellte den Motor ab. Dann ging er ein paar Schritte in Richtung der Gastronomie Zeile. Weiter war niemand zu sehen, er kontrollierte sein Handy, keine Nachricht. Mike ging einige Meter weiter an den Restaurants entlang, dann leuchtete eine Lichthupe, gegenüber kurz auf.
Schnellen Schrittes lief er quer rüber, auf halbem Weg erkannte er den T4 und fünf Personen die darin warteten. Als er die Schiebetür auf schob, war die Innenbeleuchtung ausgeschaltet.
„He, alles ok bei dir?“ fragte sein Pres.
„Ja alles gut!“ Mike sah sich um, im T4 saßen noch Bernd, Tom, Boris und immer noch schwer lädiert Andy. Alle trugen schwarze Einwegoveralls. „Zieh dich um.“ Mario drehte den Kopf halb zu Mike um „beeil dich!“ fügte er hinzu. Der große Biker zog seine Dockers Boots aus und entledigte sich seiner schweren HD-Lederjacke, samt Kutte. Dann schlupfte er etwas umständlich in den Overall, und zurück in seine Schuhe.
Boris reichte ihm schwarze Überziehschuhe und eine schwarze Bomberjacke. Boris war seit einem Jahr Fullmember, damit hatte er seine Probezeit erfolgreich abgelegt. Vor seiner Zeit beim MC Gladius war er kurz Prospect bei den Brown Bears, die ihn allerdings ohne ersichtlichen Grund nach wenigen Monaten rauswarfen. Boris war gebürtiger Pole, aber schon mit zwei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland ausgewandert.
Die Bomberjacke war etwas eng für Mikes Größe. Jetzt gab ihm Boris noch eine Sturmhaube, einen Teleskopschlagstock, eine kleine Dose Pfefferspray sowie schwarze Lederhandschuhe mit geriffeltem Plastikblättchen auf den Fingergliedern. Der MC ließ diese Handschuhe in Asien produzieren und verkaufte sie über eine Webseite als „Sicherheitshandschuhe für Motorradfahrer“. Die Marge und der Verkauf waren eher zu vernachlässigen, aber die Handschuhe hatten einen Vorteil gegenüber z.B.: sandgefüllten Handschuhen. Wenn man damit von der Polizei angehalten wurde, konnte man immer behaupten die Dinger zum Motorradfahren zu brauchen. Doch wenn ein Ex-Boxer wie Tom oder ein Kampfsportler