Alexander Kraft

MC Gladius


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flüsterte sie, „aber das muss er entscheiden! Der Kerl, der dem armen Kind das angetan hat, hat es sicher verdient.“

      „Schön, ich fahr ins Clubhaus. Melde dich bei mir wenn du was brauchst.“ Mike tätschelte liebevoll ihren Oberschenkel. Dann stand er auf, legte seine Jacke und Schuhe an, kramte seine Schlüssel aus der Tasche hervor, ehe er sich nochmal von ihr verabschiedete.

      Das Tor zum Gelände des MC stand bei Mikes Ankunft schon offen, normalerweise wurde das Metallschiebetor immer erst um 16:00 Uhr nachmittags zu Geschäftszeiten des Wellnessbordels und des Laufhauses geöffnet. Das Fitnessstudio war über eine andere Einfahrt ohne Schranken zu erreichen. Mike fuhr zügig bis zum Clubhaus durch. Auf dem Parkplatz angekommen erkannte er an der Anzahl der Bikes dass fast alle seine Brüder wie gewünscht da waren.

      Der Barraum war von seinen Brüdern bereits in Beschlag genommen worden, trotz der frühen Morgenstunden gönnten sich einige Biker schon ein Bier, statt Kaffee. Punkt 8:30 rief Mario alle Member in den Clubraum.

      Als alle an ihren Plätzen waren, richtete der Presi seinen Blick auf Mike. „Du wolltest einen vollen Tisch? Jetzt hast du ihn, was gibt’s?“

      „Gestern habe ich meinen alten Kumpel Rocky getroffen. Er hat Kontakt mit mir aufgenommen weil der Anwalt der Familie Görheimer mit mir reden wollte. Der Herr Anwalt erklärte mir in wenigen Worten dass der Verlust seines Sohnes dem Vater keine Ruhe lässt. Der Mann will Rache. Ralph sitzt in der gleichen Vollzugsanstalt wie der Kindermörder Markus Stöcker. Wenn unser Bruder das für die Familie Görheimer erledigt, dann ist das dem Vater eine Million Euro wert. Eine Halbe für uns, eine Halbe für Ralphs Frau.“ endete Mike.

      „Eine halbe Mille ist jetzt nicht gerade ein Vermögen.“ stellte Mario fest.

      „Der Anwalt meinte eine Million fällt im Vermögen der Görheimer nicht auf, und jeweils eine halbe fällt bei uns und Ralphs Frau nicht auf!“ setzte Mike nach.

      „Der Anwalt hat recht!“ rief Tom der Mike am Tisch gegenüber saß. „Eine halbe Million lässt sich relativ leicht verstecken. Sabrina, Ralphs Frau, könnte z.B.: mit einigen unserer Brüder ins Casino gehen. Alle tauschen ein paar Hunderter, spielen ein bisschen, geben ihr alle Jetons und sie tauscht es in Bargeld. Sie muss nur die Eintrittskarte aufheben. Sie kann angeben, bei einer Steuerprüfung Tausend Euro Trinkgeld bekommen zu haben. Wir können ihr offiziell einen 450,- Euro Job geben, zusätzlich zu ihrem Halbtagsjob, wobei sie natürlich nicht arbeitet. Scheiße sie könnte sogar zur Polizei gehen und behaupten sie hat 3000 Euro gefunden und wenn keiner das Geld abholt, was nicht passieren wird, kann sie es behalten.“

      „Pres?“ fragte Mike

      Mario rieb sich mit der linken Hand übers Kinn. „Ihr kennt alle den Fall des Görheimer Jungen. Dieser Kindsmörder hat sicherlich den Tod verdient. Also Stimmen wir ab, hat Ralph die ganze Unterstützung des MC´s, wenn er sich entscheidet das durchzuziehen?“

      Mike hob als erster die Hand. Dann folgten Tom und Andy gleichzeitig, der Rest der Brüder Stimmte nach und nach zu.

      „Sehr schön, sieht einer Ralph heute oder morgen?“ der Pres blickte fragend in die Runde.

      „Ich hab einen Besuchsschein.“ meldete sich Bernd „Für heute um 10:00 Uhr.“

      „Mike, fahr mit und sieh zu dass auch du zu Ralph reinkommst.“ fügte Mario an, und Mike nickte.

      Beide Biker trafen um 09:45 vor dem Tor der JVA ein. Stellten ihre Harleys vorschriftsmäßig auf dem Besucherparkplatz ab, und schlenderten zum Besuchertor. Sie stellten sich hinter die weiße Line, so wie es Vorschrift war, damit die Überwachungskamera sie voll erfasste. Kurze Zeit später streckte Bernd die Hand aus und drückte die Klingel. Der Summer an der hohen grünen Metalltür ertönte. Bernd zog sie rasch auf und beide betraten den mit hohen Betonwänden gesicherten Innenhof. Schnell legten sie die zwölf Meter zum „Empfang“ zurück. Hinter einer dicken Glasscheibe, die zweifelsfrei kugelsicher war, saß ein JVA Beamter mit dunkelgrünem T-Shirt auf dem Justiz stand. Der Mann war ca. 34, sportlich mit kurzen schwarzen Haaren und strengen eng zusammen stehenden Augen sowie leichtem drei Tage Bart. Er lehnte locker im Stuhl und wippte leicht mit der Lehne. Bernd schob den weißen DIN A4 Besucherschein durch die schmale Öffnung am unteren Ende des Fensters. Der Beamte nahm den Schein an sich und sah kurz später zu Bernd auf. „Hier ist nur eine Person eingetragen!“ fragend blickte der Beamte Bernd in die Augen. „Ja können wir einen zweite Eintragen oder eine zweite Besuchszeit bekommen.“ wollte Bernd wissen.

      „Nicht für heute.“ die Augen des Beamten weiteten sich.

      „Geh du rein!“ richtete sich Bernd an Mike.

      „Dann muss ich das Umschreiben. Haben sie beide einen Personalausweis oder Reisepass dabei.“ der Mann deutete auf beide.

      Mike holte seinen Personalausweis aus dem Geldbeutel und nach etwas Gefummel hatte auch Bernd den seinen in Händen. Der Mann hinter der Scheibe machte einen gelangweilten Eindruck, so als dass jetzt alles zu viel und zu überflüssig wäre, wenn es von Anfang an richtig gemacht worden wäre. Nach einer Weile reichte er den beiden ihre Ausweise und winkte Mike durch das Drehkreuz.

      Mike betrat den Besucherraum durch eine einfache Holztür. Der Raum war klein, aber sehr hoch mit Gewölbedecke, schneeweißen Wänden und einer schlichten, analogen Uhr über der Tür. 10:03 Uhr. Mike musste vor dem Betreten des Besucherraums sein Handy abgeben, sowie eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Es waren zweifarbige Tische und Stühle aufgestellt. Fichte für den Rahmen und schwarz gefärbtes Holz für die Sitzflächen, Lehnen und die Tischplatten. Mike setzte sich an einen Tisch für vier Personen. Er wartete, dann wurde sein Bruder auf der anderen Seite hereingeführt. Erstaunlicher Weise verblieb nur ein JVA Beamter im Raum. Die Anderen warteten wohl vor der Tür. Mike stand auf und umarmte Ralph als er den Tisch erreicht hatte.

      „Wie geht es dir?“ wollte Mike von seinem Bruder wissen.

      „Geht schon. Ist nicht gerade ein Hilton hier.“ stellte Ralph mit schelmischen Grinsen fest.

      „Dachte ich mir schon. Brauchst du was?“ hakte Mike nach. „Nein, Danke!“ sein Bruder schüttelte den Kopf.

      Vor Mike war noch eine Familie mit zwei Kindern im Besucherraum, die anscheinend den älteren Bruder besuchten. Nach Mike kam noch eine Frau die ihren Mann besuchte dazu. Mike war es ganz recht nicht alleine zu sein, so konnte er schnell zum wesentlichen kommen.

      Er senkte seine Stimme als er Ralph fragte: „Kennst du diesen Markus Stöcker?“

      „Ja, der Typ lebt hier unter falschem Namen aber jeder weiß wer er ist. Dieses Arschloch lebt hier wie ein Krösus. Der darf auch schon das Schwimmbad benutzen.“ erregte sich Ralph etwas zu laut für Mikes Geschmack. Er deutete seinem Bruder etwas die Stimme zu senken, wobei sie beide darauf achten mussten nicht zu sehr zu flüstern da es sonst auffallen könnte.

      „Du wurdest nicht für ein Gewaltverbrechen verurteilt, deswegen könntest du an ihn ran kommen, oder?“ wollte Mike wissen. „Ja sicher.“ Ralph schob den Kopf leicht nach vorne. Sein massiger Schädel ruhte ohne eine Bewegung auf seinen dicken Hals. Keine Regung war zu erkennen, nicht mal ein Lied Aufschlag.

      „Kannst du dir vorstellen ihn zu erledigen? Deiner Familie und dem Club zu liebe?“ fragte Mike.

      „Soll das ein Witz sein?“ über Ralphs Gesicht huschte ein Lächeln, gleich nach dem er seinen Bruder Mike die Frage stellte. Sein Bruder erwiderte das Lächeln als er nach zwei Sekunden begriff dass Ralph scharf darauf war zu tun was nötig ist. Leider erregte die freudige Äußerung Ralphs den JVA Beamte an der Tür dazu dass er den Kopf zu ihnen drehte. Mike grüßte kurz in dem er den Kopf hob, den Blick aber gleich wieder senkte um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.

      Dann fuhr Ralph fort: „Dieser Stöcker ist ein arrogantes Arschloch. Er fühlt sich sicher und lässt jeden spüren dass er es im Knast zu einer Freundin und halbwegs Kohle gebracht hat. Dieser Kindermörder verdient eine härtere Strafe!“

      „Gut.“ Mike senkte die Stimme noch etwas. „Eine