Berthold von der Eltz

Briefe in die Heimat von 1941 bis 1944/45


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      »Aller Anfang ist schwer und eine Bestellung in die Heimat«

      Detmold, Sonntag, den 14.12.1941:

      »Päckchen – Infanterist – Weihnachtsfeier«

      Detmold, Donnerstag, den 18.12.1941:

      »Kann leider kein Flugzeugführer werden und keine Weihnachtspäckchen«

      Detmold, Sonntag, den 21.12.1941:

      »Weihnachtsfeier – Besuch von meiner Schwester Erna – im Dreck liegen«

      Detmold, Donnerstag, den 25.12.1941:

      »Heimweh nach der Familie und Wanderung zum Hermannsdenkmal«

      Detmold, Sonntag, den 28.12.1941:

      »Ins Kino gehen, Päckchen öffnen und noch einmal vielen Dank Fritz«

       Der erste Originalbrief von Arnold mit »ersten Soldatengrüßen« aus Detmold.

      Detmold, Freitag, den 5.12.1941

      Liebe Eltern und Bringfriede!

      Die ersten Soldatengrüße sendet Euch von Detmold, Arnold. Will Euch mal jetzt einen kurzen Überblick geben über die Fahrt nach hier und die ersten Tage in der Kaserne, soweit dies gestattet ist. Also ungefähr um zwei Uhr nachmittags, kamen wir in Bad Kreuznach an, und von dort aus ging es um halb fünf im Sammeltransport weiter. Ich kann Euch sagen, bis Detmold war eine bummelige Fahrt. Vierzehn Stunden Bahnfahrt sind doch was furchtbar Langweiliges. In Detmold angekommen, ging es sofort in die Kaserne und hier hat es mir bisher gut gefallen. Ist ja bestimmt auch nur zu unserem Vorteil, wenn man mal soldatische Ordnung und Disziplin beigebracht und ab und zu mal hin und her gejagt wird. Doch das Hin und Her jagen und der richtige Drill beginnt ja doch erst bei der infanteristischen Ausbildung, die noch nicht begonnen hat. Die Verpflegung ist hier sehr gut, die Butter- und Fleischportionen sind bestimmt viel größer als daheim. Gestern Morgen waren wir zu einer Sportprüfung gewesen, bei der ich in einer Gruppe der Besten war. Es ist doch eigentlich schade, dass Ihr mich nicht besuchen könnt, wo Ihr doch so nahe seid.

      Es ist auch schön, dass meine Schwester Erna so nahe bei mir ist, und ich freue mich heute schon auf meinen ersten Sonntagsurlaub, wenn ich dann nach Herford zu Erna fahren kann. Leider muss ich jetzt Schluss machen, denn es ist Zeit zum Zubettgehen. Bitte schreibt mir bald was von daheim und ob Hermann als Sanitäter von der Ostfront geschrieben hat und wie es ihm geht.

      Für heute seid nun recht herzlich gegrüßt von

      Arnold

      Flieger A. v. d. E.

      5. / Fl. Ausb. Reg. 33

      Detmold / Lippe

      Fliegerhorst

      Detmold, Donnerstag, den 11.12.1941

      Liebe Eltern und Bringfriede!

      Will die paar freien Minuten ausnutzen und Euch wieder mal ein paar Zeilen schreiben. Nun, nachdem wir eingekleidet sind und uns eingerichtet haben, ging in dieser Woche das Exerzieren los. Schön ist das gerade nicht in diesem Sauwetter, das wir hier haben. Draußen herum zu rasen und sich in den Dreck zu legen; doch schlimm ist das gerade nicht, denn auch das muss man mal mitgemacht haben, sonst wäre man ja auch kein richtiger Soldat.

      In dieser Woche üben wir eifrig für die Weihnachtsfeier der Kompanie. Es ist dies eine schöne Unterhaltung in der Freizeit zu musizieren und zu singen. Heute schrieb mir Erna, dass Ihr in Herford gewesen seid und kräftig Verlobung gefeiert habt. Den ganzen Sonntag war ich in Gedanken bei Euch und dachte immer, wenn ich doch nur dabei sein könnte. Denn wo Ihr seid, ist doch immer Stimmung und Leben und da mache ich doch jedes Mal gerne mit. Erna schrieb mir noch, dass sie mich vor Weihnachten besuchen will. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie diese Nachricht mich erfreut hat.

      Liebe Eltern, jetzt komme ich noch mit einer Bitte, oder besser gesagt, mit mehreren. Schickt mir bitte so schnell wie möglich folgende Sachen:

      1. Meine Turnschuhe, 2. Ein Messer, 3. Seife

      (auch Rasierseife, wenn das möglich ist).

      4. Ein Glas Gelee, Stopfwolle grau, Nadel, mein Stoff-A.-Abzeichen im Schrank im Schlafzimmer und mein Haaröl.

      Nun muss ich wieder Schluss machen, denn der U. v. D. versteht keinen Spaß, wenn man beim Stubendurchgang nicht im Bett liegt. Bitte, schreibt mir auch bald was aus der Heimat, denn Ihr wisst gar nicht, wie ich mich darauf freue.

      Viele Grüße an Euch und Bringfriede sendet

      Arnold

      Detmold, Sonntag, den 14.12.1941

      Liebe Eltern und Bringfriede!

      Während ich diesen Brief schreibe, steht neben mir Euer Päckchen, das heute angekommen ist. Was das eine Freude für mich war, ein Päckchen aus der Heimat zu empfangen, könnt Ihr Euch vorstellen. Am liebsten möchte ich Euch einen Dauerauftrag geben mir alle paar Tage was zu schicken. Schade, dass Ihr mir keine größeren Pakete schicken dürft, ob das nur wieder mal in Sobernheim so ist, die anderen Kameraden bekommen jedenfalls Pakete. Somit könnt Ihr mir auch den größten Teil der Sachen nicht schicken, die ich haben möchte, ich brauche sie doch aber so dringend. Erna schrieb mir auch diese Woche, dass es Euch so gut in Herford gefallen hat, und dass sie mich noch vor Weihnachten besuchen will. Hoffentlich klappt‘s mit dem Besuch, denn es wäre doch mal eine erfreuliche Abwechslung in dem ewig gleichen Tageslauf. Vielleicht haben wir Weihnachten zum ersten Mal Sonntagsurlaub, je nach dem wir uns in der Zwischenzeit im Dienst verhalten. Wäre Erna dann in Herford, würde ich versuchen sie zu besuchen.

      Der Dienst beginnt nun so allmählich immer strenger zu werden, denn wir müssen in dieser kurzen Ausbildungszeit alles lernen, was ein Infanterist so können muss. Mir macht der Dienst jedenfalls nicht viel aus, denn ich habe ihn mir immer so vorgestellt, vielleicht noch schlimmer. Diese Woche findet nun unsere Vereidigung statt und danach gehen wir vielleicht zum ersten Mal gemeinsam aus. Ebenfalls ist diese Woche unsere Weihnachtsfeier – meine erste Soldatenweihnacht, die ich erlebe. Unsere Freizeit war nun meistens für Proben der Feier ausgefüllt, daher ist auch wenig Zeit zum Briefeschreiben.

      Unsere Zivilbrocken haben wir noch nicht abgeschickt, es ist auch nicht bestimmt, wann diese weggeschickt werden. Die Kleidung wird ja »schön« aussehen, wenn sie endlich daheim ankommt …

      Nun ist es schon wieder Zeit aufzuhören, denn wir wollen mal zur Kantine gehen, um einiges einzukaufen und mal ein Glas Bier zu trinken. Eben habe ich von Stubenkameraden gehört, dass keine Feldpostpäckchen, aber Pakete geschickt werden dürfen. (Merkt Ihr was?) Wenn Ihr Briefpapier habt, schickt mir bitte so viel, wie Ihr könnt, hier ist keins zu kriegen.

      Also, für heute grüßt Euch herzlich

      Arnold

      Detmold, Donnerstag, den 18.12.1941

      Liebe Eltern, Bringfriede und Kinder!

      Während meine Kameraden musizieren, singen und für die morgige Weihnachtsfeier üben, schreibe ich Euch diesen Brief. Ich nehme auch an der Feier teil und werde Hawaiigitter spielen – mit der Nase natürlich.

       Die Nasenflöte ist ein einfaches Musikinstrument, bei dem der aus der Nase kommende Luftstrom in den Mundraum umgelenkt wird. Die Tonhöhe wird, wie beim Pfeifen und bei der Maultrommel durch die Veränderung der Größe des Mundraumes erzeugt.

      Heute war unsere Vereidigung und nun sind wir somit die jüngsten Soldaten Deutschlands. Diese Woche war auch die Eignungsprüfung zum fliegenden Personal und ich soll nun Bombenschütze werden. Flugzeugführer werde ich nicht, wegen meiner Hand. Es ist ja auch gleich, als was man seine Pflicht tut und schließlich ist ja Bombenschütze nicht der schlechteste Posten im Bomber. In den letzten Tagen war der Dienst mal ziemlich streng als Strafe, weil sich manche zum Dienst nicht rasiert hatten. Der Schweiß lief mir nur so unter dem Stahlhelm, und wir waren fix und fertig bis auf die Knochen. Lieber Papa, Du kennst ja auch sicher die bekannten