Abbi Doris

Liebe mit Handicap


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      „Dann fliegen Sie in die Karibik. Am besten gleich Morgen. Ich will Sie nicht in der Stadt sehen“, befahl Prof. Reinhold.

      „Zu Befehl Herr Professor“, lächelte Laura und richtete sich im Bett auf.

      „Passen Sie auf“, flüsterte ihr Prof. Reinhold ins Ohr.

      „Es gibt da eine Anlage in der Dominikanischen Republik, da werden Ihnen die Augen übergehen. Ich werde mich gleich ans Telefon setzen und einen Platz für Sie Buchen. Machen Sie sich keine Sorgen Laura. Sie fliegen auf Kosten des Krankenhauses. Das werde ich durchsetzten. Wäre ja noch schöner, wenn man das nach all ihrer Arbeit nicht bewilligen würde.“

      Er sollte recht behalten. Keine zwei Stunden später betrat Prof. Reinhold freudestrahlend ihr Zimmer und wedelte mit einem Schriftstück.

      „Ihr Urlaub ist gebucht und die Klinik übernimmt alle Kosten Laura.“

      „Das kann ich nicht glauben“, rief Laura und fiel ihrem Professor um den Hals.

      „Morgen um 17.00 Uhr geht ihr Flug Laura, und erholen Sie sich gut.“

      Und nun lag sie auf der Terrasse und sah hinaus aufs Meer. Laura ließ sich berauschen vom Anblick der türkisfarbenen Wellen, die sich am strahlend weißem Strand brachen. Prof. Reinhold hatte nicht übertrieben. Die Bungalowanlage am Rand vom La Roma war wirklich atemberaubend. Herrliche Palmenhaine umsäumten ihren Bungalow. Bis zum Strand waren es nur wenige Meter. Die Schreie der weißen Möwen und das rauschen der Wellen waren all gegenwärtig. Gerade verschwand die Sonne wie ein riesiger Feuerball am Horizont und tauchte Himmel und Meer in ein leuchtendes Rot. Mit den Palmen davor war das ein paradiesischer Anblick. Was war das nur für ein atemberaubender Urlaub. Drei Wochen vollkommene Freiheit ohne jede Verpflichtung. Keine Uhr und kein Telefon konnten ihre Ruhe stören. Zeit spielte keine Rolle. Wenn sie Hunger hatte ging sie die hundert Meter zum Restaurant und bestellte worauf sie gerade Appetit hatte. Hier war rund um die Uhr geöffnet. Eine 24 Stunden Party die immer nach 22.00 Uhr so richtig in Schwung kam. Es wurde getanzt und gefeiert. Die Partygäste waren Studenten und Singles, die einfach nur eine gute Zeit haben wollten. Ebenso Familien, die einfach nur einen unbeschwerten Urlaub erleben wollten. Laura stand auf, ging in den Bungalow und nahm sich eine Flasche Champagner aus dem gut gefüllten Kühlschrank. Sie machte sich einen Drink aus Orangensaft, Champagner, Limone und viel Eis. Dann ging sie wieder auf die Terrasse und legte sich auf ihre gepolsterte Liege. Genüsslich schlürfte sie an ihrem Drink, als ein Segelboot mit hellblauen Segeln ihre Aufmerksamkeit erregte. Laura beobachtete, wie das Boot langsam hin und her kreuzte. Sie war so fasziniert vom Anblick dieses Bootes, dass sie den Mann, der sich langsam ihrer Terrasse näherte, erst bemerkte, als er direkt neben ihr stand. Zunächst erschrocken, drehte sie sich mit einer schnellen Bewegung zu ihm und schaute ihn an. Mit der linken Hand stützte sich sich an ihrer Liege ab, damit sie im Fall eines Falles blitzschnell aufspringen konnte. Ein großer, gutaussehender Mann mit leicht grau melierten Haaren stand vor ihr und lächelte sie an. Er trug einen dunkelgrauen Dreiteiler und seine Füße steckten in schwarzen italienischen Schuhen. Dieser Mann passte überhaupt nicht in dieses Ambiente, und sie hatte ihn auch noch nie hier gesehen.

      „Habe ich das Vergnügen mit Laura Bates?“, fragte er devot und beugte sich leicht nach vorn.

      Fragend zog Laura ihre Augenbrauen hoch, nahm ihre Füße von der Liege, stand auf und streckte ihm die Hand entgegen.

      „Ja, ich bin Laura Bates, und wer sind Sie?“

      „Bob Dilani“, sagte er, nahm ihre Hand und schüttelte sie lächelnd.

      „Mir ist klar, dass ich Ihren Urlaub störe, Miss Bates, aber ich muss Sie dringend sprechen.“

      „Setzen Sie sich doch“, lud ihn Laura ein und deutete auf die Sitzgruppe direkt neben ihrer Liege. Sie folgte Bob Dilani und wunderte sich, woher dieser Mann wohl ihren Namen kannte. Sie setzte sich mit Bob an den Tisch und schlug ihre langen Beine übereinander.

      „Was kann ich denn für Sie tun?“, fragte Laura und nippte an ihrem Drink, den sie noch immer in der Hand hatte.

      „Ja, dass ist nicht ganz leicht zu erklären“, antwortete er mit leicht belegter Stimme. „Ich habe da einen Patienten, den ich seit einiger Zeit hier in der örtlichen Klinik betreue. Da er niemanden an sich heranlässt, habe ich meinen Freund Professor Reinhold in Berlin angerufen und ihn um Rat gefragt. Als ich ihm die Sachlage schilderte, meinte er, dass seine beste Therapeutin gerade Urlaub in der Dom Rep machen würde. Er verriet mir erst nach langem Zureden ihren Aufenthaltsort. Und nun bin ich hier und bitte sie um Hilfe.“

      Laura runzelte die Stirn: „Sind sie Arzt?“

      „Ja, ich leite die örtliche Klinik in La Roma schon seit sieben Jahren. Zufällig habe ich meinen Doktor bei Prof. Reinhold in Berlin gemacht. Er kommt alle Jahre mal wieder hier her und verbringt mit seiner Familie ein paar entspannte Tage in meinem Haus. Wir sind, wenn ich das so sagen darf, gute Freunde.“

      „Das finde ich alles sehr schön Doktor Dilani, aber ich weiß nicht wie ich Ihnen helfen kann. Ich bin schon eine Woche hier und muss bald wieder zurück nach Berlin.“

      „Also wenn Sie möchten, können Sie so lange bleiben wie Sie wollen. Das habe ich mit Reinhold schon abgesprochen. Wir übernehmen auch alle Kosten.“

      „Können Sie das noch einmal wiederholen?“

      „Sie können hier bleiben, solange sie wollen. Und wir, dass heißt meine Klinik, übernimmt alle Kosten.“

      Laura konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Sie stellte ihren Drink auf den Tisch und sah Bob Dilani tief in die Augen.

      „Kann ich das schriftlich haben?“, fragte sie und lächelte.

      „Mit Siegel und beglaubigter Unterschrift“, antwortete Dilani mit hochgezogenen Mundwinkeln.

      „Möchten Sie etwas trinken Doktor Dilani?“

      „Ein Glas kaltes Wasser, wenn es möglich ist.“

      Dilani wischte sich mit einen Taschentuch einige Schweißperlen von der Stirn und lehnte sich in seinen Stuhl. Offensichtlich hatte er große Hoffnungen in das Gespräch mit Laura gesetzt, und war sich über den Ausgang der Verhandlungen noch immer nicht sicher. Laura ging in ihren Bungalow und kam mit zwei Gläsern in ihren Händen zurück.

      „Was ist das große Problem bei ihrem Patienten, dass Sie meine Hilfe brauchen Dr. Dilani?“, fragte sie noch bevor sie sich hinsetzte.

      „Es geht hier um keinen gewöhnlichen Patienten Miss Bates. Es geht um Mark Gordon. Ihm und seinem Vater gehören die meisten Hotels hier in der Gegend. Er ist nicht nur sehr Reich, er ist auch noch sehr jung. Vielleicht ein paar Jahre älter als Sie Miss Bates. Deswegen ist die ganze Sache ja auch so tragisch.“

      „Und wo liegt das Problem?, ich meine was hat er für Beschwerden?“, fragte Laura

      „Es ist vermutlich das Rückenmark“, antwortete Dilani. „Bei einem Segelunfall fiel er aus dem Boot und prallte auf einen Felsen. Ein paar Leute, die den Unfall beobachteten, holten ihn aus dem Wasser und riefen den Rettungsdienst. Dabei hatte er das Glück, dass der Unfall in der Nähe des Ufers geschah. Wäre er weiter draußen gewesen, hätte er wohl nicht überlebt. Als er eingeliefert wurde, schrie er wie von sinnen, weil er seine Beine nicht spüren konnte. Er wurde dann in ein künstliches Koma gelegt und operativ versorgt. Jedoch konnten wir nur einen Anbruch des siebten Brustwirbels, und den Bruch zweier Rippen feststellen. Vielleicht wurde auch das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen. Wir wissen es nicht so genau. Wir haben dann die Brüche stabilisiert. Mehr konnten wir nicht tun. Seitdem liegt er apathisch in seinem Bett und verweigert jegliche Therapie und Behandlung.“

      „Wie lange ist das jetzt schon her?“, fragte Laura.

      „So um die drei Wochen“, antwortete Dilani

      „Drei Wochen...., dann sind seine Brüche schon verheilt“, sinnierte Laura.

      „Können Sie mir seine Röntgenbilder bringen, damit ich mir einen Überblick