Franziska von Drachenburg

Sklavin Hexe


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      »Scheiße!«

      Ihr Blick wirkte einigermaßen entsetzt, vielleicht sogar für einen kurzen Moment angewidert. Sie hatte sich schon eine ganze Weile über diesen komischen Geruch gewundert, als sie in das Schlafzimmer gekommen war. Hatte dem aber keine weitere Bedeutung beigemessen. Doch jetzt erst nahm sie auf dem schwarzen Kopfkissen diverse Flecken wahr.

      »Das kann doch nicht sein? Nein, niemals oder doch?«

      Dabei hatte sie das Bett erst vor drei Tagen neu bezogen. Woher kamen diese komischen, hellen Flecke? Sie strich mit ihrem Finger darüber. Es fühlte sich noch so frisch an. Sie roch mit ihrer Nase an den hellen, gelblichen Flecken, die sich wie kleine Tropfen auf dem dunklen Stoff verteilten. Ihre Augen wurden wieder ganz groß. Das roch deutlich nach Sperma!

      Aber wer sollte sich auf ihrem Kissen einen gewichst haben? War Niklas hier gewesen? Sie schmiss die große Bettdecke auf den Boden. Auf dem ebenfalls dunklen Laken waren zahlreiche Flecken zu sehen. Sie verteilten sich von oben bis unten. Ganz so, als ob mehrere Kerle auf ihr Bett gespritzt hätten ... Das erklärte auch den schweren Duft, der sich im ganzen Raum verteilt hatte.

      Lilith wusste nicht, ob sie das geil finden sollte, oder ob nicht auch ein leicht ängstliches Kribbeln mitspielte. Es war ein beängstigendes Gefühl. Fremde waren in ihrer Wohnung. Schon wieder! Ihr war klar, das war nicht nur Niklas. Mehrere Männer müssen in der Wohnung gewesen sein und auf ihr Bett abgespritzt haben. So viele Flecken waren auf dem Laken nun deutlich erkennbar.

      Irgendwie war das schon geil. Alleine der Gedanke, dass mehrere Typen mit ihren heißen Schwänzen hier einfach so das schmutzige Sperma abspritzten ... sich einen wichsten ... Sie versuchte die Angst, die immer noch in ihr spürbar war, zu unterdrücken. So lange kannte sie Niklas schon. Er war manchmal ein richtig perverser Typ, aber bisher hatte er nie etwas gemacht, das sie abgelehnt hätte. Er plante einfach alles und so kam eine gewisse Sicherheit, die sie in diesem Moment beruhigte, wieder in ihr auf.

      Kurzerhand zog sie die gesamte Bettwäsche ab und legte sich ins Wohnzimmer auf die Schlafcouch. In dieser Nacht konnte sie zwar besser durchschlafen, aber auch nur kurz. Immer wieder waren da die Geräusche, die in der Nacht durch die Stille hallten und sie aufschrecken ließen. Als der Morgen endlich an diesem Freitag anbrach, ihr Wecker brummte fürchterlich aus dem Schlafzimmer, war sie heilfroh und doch wieder so aufgeregt.

      In nur ein paar Stunden, kurz nach ihrer Arbeit, sollte sie sich zu dieser komischen Adresse begeben. Sie wusste, dass sie auf jeden Fall pünktlich sein musste, andernfalls würde man sie holen. Im Kaufhaus würde sie heute nur bis Mittag arbeiten müssen.

      Doch diese Stunden zogen sich wieder unendlich in die Länge. Jede Stunde, genau drei Minuten vor der vollen Stunde klingelte ihr Handy. Immer wenn sie dran ging, war im Hintergrund nur ein dumpfes Stöhnen zu hören. Ab und zu ein Geräusch, das sich wie ein Peitschenhieb anhörte. Dann wieder so, als würde sich gerade jemand einen runterholen. Es machte sie verrückt. Sie wusste, dass Niklas dahinter steckte, aber dieses Mal war er so bedrohlich in seinem Spiel, das sich ihr Kribbeln auch immer wieder mit einem leichten Angstgefühl mischte. Es war deutlich, dass sie sich an diesem Tag auf die Arbeit nicht wirklich konzentrieren konnte. Alles in ihr spielte verrückt, sie befand sich in einem Zustand, der ihr Herz laut pochen ließ und gleichzeitig dafür sorgte, dass sie richtig feucht da unten wurde.

      (Wenige Stunden später nach der Arbeit)

      Die Beine waren schwer, der Wind sauste an ihren Haaren mit eisiger Kälte vorbei. Lilith stand mitten im Nirgendwo. Die Adresse führte sie viele Kilometer weit aus der Stadt heraus. Mitten in den Wald. Nur mit Mühe war dieser Ort zu finden. Vor ihr war ein zweistöckiges, uraltes Haus zu erkennen. Als sie vor dem Haus stand, wirkte alles wie in einem düsteren Horrorfilm. Das kleine Herz schlug wie verrückt, immer noch war sie unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Die Knie waren butterweich vor Angst und dennoch hatte sie so wahnsinnige Lust ...

      Pünktlich um 17 Uhr stand sie hier, genau wie in der Vorladung erwartet. Eigentlich schien trotz der eisigen Kälte die Sonne schon den ganzen Tag. Doch durch die dichten und alten Bäume reichte der warme Schein nicht bis zum Boden.

      Dicht und eintönig standen die uralten Bäume verteilt. Schon auf kurzer Distanz wurde die Orientierung getrübt. Eine ganz unbeschreibliche Stille lag mitten im Wald. Beinahe wirkte alles wie ein unheimlicher Ort, der immer wieder seltsame Erscheinungen von sich gab. Internet oder gar Handyempfang gab es hier nicht. Lilith war vollkommen auf sich gestellt, abgeschnitten von der modernen Welt. Ausgeliefert einem perfiden Spiel, das sie nicht einmal im Ansatz erahnen konnte.

      Die Dunkelheit war längst in den Wald gezogen. Mit ihr die Kälte. Die Sträucher und Bäume zeichneten immer wieder angsteinflößende Schatten in ihren Kopf. Die Stille wirkte derart beklemmend, dass ihre Furcht dadurch verstärkt wurde. Selbst als sie ihren Atem anhielt, konnte sie nichts, absolut nichts hören. Keine knackenden Zweige, keine raschelnden Baumwipfel. Nur ihr Herz pochte dumpf und unentwegt.

      Sie dachte an all die fürchterlichen Sachen, die aus den Märchen der Gebrüder Grimm kannte. Umso mehr sie in die tiefe Finsternis schaute, die sich in den Wald gelegt hatte, desto mehr wurde ihre Wahrnehmung getrübt. War es ihr naiver Leichtsinn, der sie in diese abgelegene Einsamkeit trieb ... in die Fänge von fremden Männern?

      Letztlich hatte sie ja nur die leise Ahnung, dass Niklas dahinter steckte. Einen richtigen Beweis hatte sie jedoch nicht. Vielleicht hätte sie einfach wegrennen sollen ... aber dafür war es bereits zu spät.

      Umso näher sie der morschen Eingangstür kam, desto düsterer und beklemmender wurde es. Die Farbe war schon längst von der Holzfassade abgeblättert. Das Haus musste wirklich uralt sein. Die Stille hielt immer noch an. Nicht mal ein Vogel war hier zu hören. Keine Menschenseele weit und breit war zu sehen, nur der Wind hauchte mit einem beängstigenden Rausch plötzlich an ihr vorbei. Es war beinahe so, als würde sich eine kalte Hand um ihren Magen pressen. Das flaue Gefühl wurde immer stärker. Der Blick aufs Handy zeigte weiterhin keinen Empfang. Kein einziger Balken war zu sehen. Sie wusste nicht, was sie nun machen sollte. Trotz der Kälte waren ihre Hände feucht. Vorsichtig, fast schon zart, klopfte sie an die große Eingangstür. So zart, dass das Pochen ihres Herzens wesentlich lauter war und das Klopfen übertönte.

      Lilith hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde.

      Draußen waren keine Autos zu sehen oder überhaupt irgendetwas, was auf die Anwesenheit anderer deuten würde. Zaghaft klopfte sie erneut an der Tür. Das Kribbeln in ihr wurde immer stärker. Vielleicht wäre es doch besser, von hier zu verschwinden ... Aber ... dann waren da wieder die Neugierde und die Lust, die sie an diesen Ort hielten.

      Dann schreckte Lilith zurück. Plötzlich konnte sie Licht durch die verschmutzten, schon fast blinden Fenster erkennen. Ein Lichtspalt durchbrach die Dunkelheit. Kein normales Licht. Eher ein Kerzenschein, der immer näher auf sie zukam. Beängstigend war es, als die Kerze plötzlich genau vor dem Fenster neben der großen Eingangstür stand.

      Jemand musste da sein. Nur die Tür trennte sie noch von ihrem Schicksal. Sie wusste nicht, ob es Niklas war ... In diesem Moment hatte sie Angst. Das Herzpochen verstärkte sich noch einmal. Ganz so, als ob ihr kleines Herz gleich in zwei Stücke gerissen würde.

      Sie erinnerte sich an all jene schrecklichen Geschichten von dunklen Hexen, die verborgen im Wald lebten und Angst und Schrecken verbreiteten. Das Haus wirkte so furchteinflößend, das sie schon beinahe erstarrt wäre, hätte sich in diesem Moment nicht unter einem heftigen Knarren die große Holztür geöffnet. Es war so ein furchtbares Geräusch, ein durchdringender Ton, das durch Mark und Bein sauste.

      Nur langsam öffnete sich die Tür, die wuchtig und schwer war. Im Inneren war es deutlich dunkler als hier draußen. Ein langer Gang zeichnete sich in der Finsternis ab. Eine gewisse Schwärze hatte sich bedrohlich über das Haus gelegt.

      Ein morscher, ja schon modriger Geruch kam ihr entgegen. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das Dunkle aus dem Inneren gewöhnten. Überall waren nur kleine winzige Flämmchen zu sehen. Kerzen, die anscheinend überall in dem