Mandy Hauser

Eine verrückte Woche


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und ob er mal fühlen dürfe.

      Meistens hatten die Frauen nichts dagegen und freuten sich über das Kompliment.

      Weiter wagte Ben sich aber nicht. Er war zu schüchtern, um sich zu verabreden.

      Heute war er aber gar nicht darauf aus, den Frauen nachzusehen. Ihm ging eine Begegnung, die er letzte Woche hatte, nicht aus dem Kopf. Eine junge Frau war beim Paradeplatz ins Tram eingestiegen. Ben glotzte sie richtiggehend an. Sie trug einen langen, schwarzen Poncho mit hohem Rollkragen. Die langen, sehr dichten und lockigen, schwarzen Haare trug sie offen und sie fielen ihr weit über die Schulter und den Rücken hinab. Aus dem braungebrannten, sehr schönen Gesicht, blitzten ein paar leuchtend grüne Augen. Die Frau schaute sich kurz um und lief im Tram nach ganz vorne. Der Poncho ging der Frau bis zu den Füssen, so dass man von der Figur gar nichts sehen konnte. Durchs Licht konnte man die feinen Härchen der Wolle abstehen sehen.

      „Mann, was muss das für ein geiler Poncho sein!“, dachte Ben. „Den muss ich unbedingt in die Finger bekommen.“ Das Tram hatte sich schon in Bewegung gesetzt und Ben sich auch. Er sass zuhinterst in der kurzen Strassenbahn und er drängte sich nun nach vorne. Doch es waren zu viele Leute im Tram, so dass er, als dieses schon bei der nächsten Haltestelle einfuhr, erst in der Mitte war. Das Tram hielt an und der Poncho stieg aus. Ben sah durchs Fenster, dass die Frau sehr schnell weg lief.

      „Soll ich ihr nach?“, fragte er sich. Diese Unentschlossenheit war schuld, dass sich die Türen schlossen und nicht mehr öffnen liessen. Die Bahn fuhr ab und Ben sah nur noch, wie die Frau um die nächste Ecke abbog. Bei der nächsten Haltestelle stieg Ben aus. Das war sowieso „seine“ Haltestelle. Kurz entschlossen lief er in die Richtung, in der er die Frau vermutete und sie durchkommen musste, sollte sie den Weg, den sie eingeschlagen hatte, weiter verfolgen sollte. Doch er fand sie nicht mehr. Ganz niedergeschlagen war er zurückgegangen und sich in sein Büro begeben.

      An der nächsten Haltestelle stieg eine Frau mittleren Alters ein. Sie trug einen weissen, langen Wollmantel. „Wow!“, entfuhr es Ben. Sein Missmut war in Sekundenschnelle verflogen. Gespannt schaute er, wohin sie der Mantel begeben würde. Ihm schlug das Herz bis zum Hals, als sich die Frau neben ihn hinsetzte. Schnell machte er sich ein wenig breiter, so dass die Berührung mit der Wolle erfolgen musste.

      „Das ist ja voll geile Wolle!“, dachte Ben und er genoss die Fahrt neben der Frau, die er verstohlen von der Seite her musterte. Sie war ungefähr 45 Jahre alt, nicht hässlich, dezent geschminkt, hatte mittellange, blonde Haare und sie trug ein Parfum, welches ihm sehr zusagte. Es betörte ihn richtig gehend. Sein kleiner Ben begann zu wachsen.

      Wegen der doch noch relativen Kälte draussen, trug die Dame weisse, zum Mantel passende Wollhandschuhe. Ben drückte seinen linken Arm noch mehr gegen die Frau und stöhnte ungewollt vor Wollust auf, als er das Kribbeln und Kratzen des schönen Mantels spürte.

      „Pardon“, meldete sich die Frau, „geht es Ihnen nicht gut?“, gurrte sie und schaute ihn an.

      „Doch…doch…mir…geht’s gut“, stotterte Ben ganz verlegen.

      Die Frau blickte wieder nach vorne. „Mein Gott, diese Frau und dieser Mantel, der Hammer! Aber diese stechenden, grünen Augen, unheimlich!“, dachte Ben. Er genoss nun die Fahrt und drückte ganz unauffällig seinen Arm weiter gegen den Mantel und die Frau. Er spürte die Wärme der Wolle, sowie die Körperwärme der Frau, so dicht hatte er sich an sie geschmiegt. Mit der Hand griff er nach unten und umfasste von der dicken Wolle so viel er konnte. Selbst in den Fingerspitzen spürte er, wie der Mantel kribbelte Er hatte fast das Gefühl, als ob sich die Wolle in seine Haut krallte, so sehr kribbelte sie.

      Leider stieg die Frau zwei Stationen später aus. Zuerst wollte Ben ihr nachgehen, doch da sah er ein hübsches Mädchen von etwa 18 Jahren, mit braunen kurzen Haaren, einem sympathischen Gesicht, welches eine ziemlich flauschige, rote Angora Jacke trug, einsteigen. Sie stellte sich an die Tür, da sie anscheinend an der nächsten Station gleich wieder aussteigen wollte. Da das auch Bens Haltestelle war, stand er schnell auf und stellte sich neben die Frau, ganz dicht, so dass er ihre Jacke mit seinem nackten linken Arm berühren konnte. Von hinten drückte jemand und schubste ihn noch näher an die junge Frau heran. Er genoss die Berührungen mit der weichen, warmen Wolle und entschuldigte sich für den Rempler.

      „Aber das ist doch kein Problem“, sagte das Mädchen fröhlich. „Es ist halt immer so eng am Morgen im Tram.“ Die Tür öffnete sich und sie sprang schnell hinaus.

      „Das ist eine sehr schöne und weiche Jacke…“, wollte Ben noch sagen, doch das Girl war schon zu weit weg, um ihn zu hören. Ben stieg ebenfalls aus.

      Sein Missmut war so ziemlich verflogen, als er zu seiner Arbeitsstelle ging. Er dachte an die zwei Begegnungen und sagte sich: „So dürfte jeder Montag beginnen.“

      Im Fahrstuhl, im zweiten Stock, in welchem die Leute zustiegen, die auf der Dachterrasse einen Parkplatz hatten, begegnete ihm Isabelle. Isabelle arbeitete temporär und war nur unregelmässig zu sehen. Isabelle gefiel Ben sehr. Sie hatte lange, sehr dicke dunkelbraune Haare. Sie trug meistens Jeans und Pullover. Sehr schöne Pullover aus Wolle, Angora oder Mohair.

      Heute haute es Ben fast aus den Socken, denn Isabelle trug einen fast bodenlangen schwarzen Wollmantel, der sehr flauschig aussah. Da sie den Mantel nicht geschlossen hatte, sah er, dass sie darunter einen weissen Angora Pullover trug.

      Ben kannte Isabelle leider nur vom Sehen. Sie war stets mit den jungen Frauen in der Kaffeepause zu sehen. Da war sie ihm schon öfters aufgefallen.

      Er freute sich, mit Isabelle im Lift zu sein, da er hoffte, mal kurz mit ihr ins Gespräch zu kommen. Er wollte sie soeben begrüssen, als sich noch mehr Leute in den sich soeben schliessen wollenden Fahrstuhl drängten. Ben rückte gegen die hintere Wand und Isabelle drehte sich um, schaute auf die eintretenden Leute und ging rückwärts, in Richtung von Ben, stolperte und fiel Ben direkt in die Arme. Der Glückliche konnte sie noch auffangen. Er spürte die weiche Wolle, die auf seinen nackten Armen kribbelte.

      Peinlich berührt, entschuldigte sich Isabelle bei Ben: „Oh, Entschuldigung. Das wollte ich nicht. Habe ich dir wehgetan?“

      „Ne…nein, nicht die Spur“, antwortete Ben und packte die Chance beim Schopf und sagte kess: „Ganz im Gegenteil. Ich liebe derartige Überfälle.“

      Isabelle kicherte ganz verlegen. Die zugestiegenen Leute schwatzten miteinander und kümmerten sich nicht um die zwei jungen Menschen. Drei Stockwerke später stiegen sie aus. Ben war mit Isabelle alleine im Lift. Mutig geworden, sagte er zu ihr: „Nun sollte noch der Lift stecken bleiben.“

      „Das würde dir wohl gefallen?“

      Nun wurde Ben verlegen. „Ja…nein…ja…“, druckste er herum. Da drückte Isabelle den roten Stoppknopf. Der Fahrstuhl hielt abrupt.

      „So, nun stecken wir fest“, lachte Isabelle. „Warte!“, sagte sie, griff in ihre Handtasche und beförderte einen Schlüsselbund zutage. Einen der vielen Schlüssel steckte sie bei den Steuerorganen ein und drehte ihn um.

      „So, nun ist er ‚out of order’“, sagte sie und drehte sich zum verdutzten Ben um. „Nun stecken wir tatsächlich fest. Und weißt du was? Es wird niemandem auffallen, dass der Fahrstuhl ausser Betrieb ist.“

      „Warum nicht?“, wollte Ben wissen.

      „Weil er einfach ausgeschaltet ist und kein Alarm vorliegt. Jeder Hauswart kann das machen, damit er den Fahrstuhl reinigen oder warten kann.“

      „Wieso weißt du das und woher hast du den Schlüssel?“

      „Ich arbeite nicht nur hier temporär und ich bin eine Frau für alle Fälle. Aber willst du wirklich über Fahrstühle mit mir sprechen?“, fragte sie Ben und trat näher zu ihm. Nun war es mit dem Mut von Ben vorbei. Er wich zurück, bis an die, mit Spiegel versehene, Rückwand. Fassungslos schaute er Isabelle mit grossen Augen an. Diese stand nun etwa einen halben Meter vor ihm, fast so gross wie er, und schaute ihm in die Augen.

      „Ich habe dich schon oft gesehen. Du läufst immer an uns Girls vorbei,