Mandy Hauser

Eine verrückte Woche


Скачать книгу

einen Morgenkaffee holen. Doch es kam niemand.

      Enttäuscht ging er wieder zurück an seinen Arbeitsplatz. Tanja war in der Zwischenzeit gekommen. Da es draussen doch relativ frisch war, hatte sie sich entsprechend angezogen. Ben jubelte innerlich, als er sie sah. Sie trug ein bordeauxrotes Strickkleid aus feiner Angorawolle, welches ihre Modellfigur entsprechend betonte. Das Kleid hatte keine Ärmel. Damit sie aber nicht fror, war über die Rückenlehne ihres Stuhls eine schwarze Strickjacke gelegt, die sie bei Bedarf anziehen konnte.

      „Hi Ben“, rief sie ihm fröhlich zu. „Schönes Wochenende gehabt?“

      „Hi Tanja. Ja, danke“, antwortete er, sah sie genauer an und sagte dann mit anerkennender Miene: „Gut siehst du aus. Steht dir gut, das Kleid.“

      „Hallo? Was ist los mit dir? Du machst plötzlich Komplimente!“

      „Darf ich nicht?“, fragte Ben ein wenig verunsichert. „Steht dir wirklich gut, das fantastische Strickkleid.“ Ben war selbst verwundert, dass er das über die Lippen gebracht hatte. Er, der doch sonst alles für sich behielt, seine Gefühle nicht auf der Zunge trug, machte der schönsten Frau im Betrieb Komplimente.

      „Doch, doch“, lachte Tanja. Es ist nur so ungewohnt bei dir“, und fügte nach einer Pause feststellend hinzu: „Dir gefällt wohl Strickmode.“

      „Wie…äh…kommst du denn darauf? Hat dir…“ Ben sprach nicht weiter.

      „Hat dir…? Was willst du sagen? Ist doch klar, dass du dich für Strickmode interessierst, wenn du erst dann, wenn ich Stricksachen trage, ein Kompliment machst. Ich finde, ich habe noch viele mehr gute Kleider, die ein Kompliment verdient hätten“, sprudelte sie fröhlich aus sich raus.

      „Hast du Isabelle heute schon gesehen?“, fragte Ben anstelle einer Antwort.

      „Isabelle? Nein, die habe ich heute noch nicht gesehen. Ich weiss gar nicht, ob sie heute arbeitet. Wieso?“

      „Sie arbeitet, ich habe sie heute Morgen im Lift getroffen.“

      „Aah, hast du endlich mit ihr gesprochen. Wurde auch Zeit, dass du sie endlich angesprochen hast. Sie hat dir ja immer gefallen.“

      „Wo…woher weißt du das?“

      „Ach komm, das war nun wirklich nicht zu übersehen, wie du, immer wenn wir in der Kaffeepause sassen, an uns vorbeigelaufen bist und wie du sie angesehen hast. Meistens hast du dann mit mir ein paar Worte gesprochen, aber nur sie angeschaut. Ich bin nicht doof!“, lachte Tanja und fuhr dann plötzlich fort: „Apropos Strickmode! Isabelle trägt ja sehr gerne Stricksachen. Ich glaube, du stehst wirklich auf Frauen in Strick.“ Sie schaute Ben an: „Nun?“

      Ben war ganz verlegen und versteckte sich hinter seinen zwei Bildschirmen und räusperte sich. Er sagte aber nichts und begann Belege zu sortieren.

      „Hallo!“, rief es von gegenüber. „Ich habe dich was gefragt. Ist dir das etwa peinlich?“

      Das Telefon rettete Ben. Tanja nahm den Hörer ab und quasselte mit einer ihrer vielen Freundinnen, die in regelmässigen Abständen anriefen. Ben wusste vieles von Tanja. Er konnte mit ihr über alles sprechen. Nur über seinen Wollfetisch hatte er noch nie mit ihr gesprochen. Das war ihm irgendwie wirklich peinlich. Er wollte nicht, dass sie das wusste, denn dann würde sie merken, dass er sie immer mit ganz anderen Augen anschaute, wenn sie etwas Wollenes trug. So wie sie ihm schon erzählt hatte, war ein Verhältnis am Arbeitsplatz nichts für sie. Er wusste nicht, wie sie ihn behandeln würde, wenn sie Kenntnis von seinen Vorlieben hätte.

      Verstohlen blickte Ben neben den Bildschirmen zu Tanja rüber und betrachtete ihr schönes Kleid und die schönen Brüste, die sich unter der weichen Wolle abzeichneten. Sogar die Nippel standen leicht raus. Sie hatte anscheinend kalt, denn soeben streckte sie ihren linken Arm in die Strickjacke, die an ihrem Stuhl hing. Sie wechselte den Hörer und streckte auch den anderen Arm in den Ärmel. Sie stand kurz auf, zupfte sich die Jacke zurecht und setzte sich wieder hin. Nun sah sie noch hinreissender aus. Er malte sich aus, wie es wäre, wenn sie ihn so auf dem Bürostuhl nehmen würde. Einfach auf ihn drauf setzen, seinen Kopf an die Brüste drücken und ihn unter die Jacke nehmen. Sein Penis begann wieder zu wachsen.

      Tanja hatte das erste Telefon beendet und gleich eine Nummer gewählt.

      Plötzlich wurde es Ben ganz heiss im Kopf. Sie sprach ja mit Isabelle. Zuerst kamen die üblichen Floskeln. Doch dann fragte plötzlich Tanja ganz interessiert und überrascht: „Was hast du gemacht? Nein…wirklich? Das gibt’s doch nicht…du Ferkel…und dann? Wie…aha…ja, sicher…“ Tanja kicherte und drehte sich mit dem Bürostuhl, so dass Ben nur noch die Rückenlehne sah.

      „Das musst du mir genauer erzählen! Ich komme gleich zu dir. Das interessiert mich aber brennend! Ich habe übrigens auch Neuigkeiten für dich, vermutlich.“ Tanja legte auf, erhob sich, sah kurz zu Ben und sagte: „Ich bin bei Isabelle im 8. Stock, falls mich jemand sucht. Sie hat mir und ich ihr was Wichtiges zu erzählen.“ Und schon war sie zur Türe, die sie hinter sich schloss, raus.

      Ben war es nicht mehr so wohl. Ob Isabelle ihr Abenteuer mit ihm im Lift erzählte? Dann erfuhr sie auch, dass er auf Wolle stand.

      „Mein Gott, wird das peinlich!“, dachte Ben. Sein Ständer war verschwunden, Angst packte ihn. Es war ein seltsames Gefühl. Adrenalin schoss durch seinen Körper, wenn er sich vorstellte, dass Tanja nun über sein Geheimnis Bescheid wusste. Was würde sein? Wie würde sie reagieren? Würde sie es auch anderen Frauen im Geschäft erzählen? Wie, wenn nun jede Frau wüsste, dass er einen Fetisch hatte? Da könnte er vermutlich gleich einpacken und sich einen anderen Job suchen.

      Andererseits törnte es ihn an. Tanja wäre schon eine Sünde wert. Er war nun schon wieder so weit, seinen Fantasien freien Lauf zu lassen. „Heute sah sie ja besonders lecker aus. Dieses geile Kleid…und dann die Strickjacke. Die muss neu sein“, dachte er. „Schade, dass sie sie angezogen hat. Die hätte ich mir gerne mal ins Gesicht gedrückt.“

      Er dachte darüber nach, wie die Girls wohl reagieren würden, wenn sie wüssten, dass er sie mit ganz anderen Augen ansah, wenn sie Wollsachen trugen.

      Es hatte ein paar schöne Frauen im Betrieb. Jüngere und auch ein bisschen ältere.

      Monica trug auch ab und zu Pullover. Sie war Brasilianerin, war relativ klein, hatte aber grosse Brüste.

      Oder Helen. Die war zwar über 40, trug aber viel Twin-Sets aus Angora, welche ihre grossen Brüste noch mehr betonten.

      Da gab es noch Juliane, eine Deutsche, die immer noch auf der Suche nach einem Mann war. Sie war Anfang dreissig, klein, mit langen blonden Haaren. Sie war hübsch und sie gefiel ihm. Sie hatte er schon mit einem grauen Mohairponcho gesehen.

      Selbst seine Chefin trug zuweilen wirklich ansprechende Wollsachen, bei denen sich Ben schon in seinen Fantasien verloren hatte.

      Es gab so viele Frauen in seinem Betrieb. Er kannte nicht mal alle. Von einigen wusste er nicht mal den Namen. Aber er konnte im Organigramm suchen. Da waren alle Mitarbeiter aufgelistet.

      Ben war total nervös. Dabei sollte er sich auf seine Arbeit konzentrieren. Er widmete sich wieder seinen Belegen und konnte sich so ablenken. Er arbeitete ganz intensiv, merkte nicht, wie die Zeit verrann, ohne dass Tanja wieder kam, bis plötzlich die Bürotür aufging…

      Hilfe in der Not

      Eine alte, schwache Frau lag auf dem Diwan. Sie war ganz in Wolle gekleidet. Von Kopf bis zum Hals trug sie Mohairwollsachen. Alles in Rot gehalten. Knallig rot. Gar nicht zu ihrem Alter passend.

      Die Beine steckten in Netzstrümpfen aus Mohairwolle. Dazu trug sie ein Kleid mit Rollkragen.

      Die alte Frau hatte die Augen geschlossen, sie schien zu schlafen. Die langen, weissen Haare gingen ihr weit über die Schultern.

      Eine Türe öffnete sich und eine junge Frau in einem langen, schwarzen Wollmantel betrat den Raum. Leise ging sie zur alten Frau an den Diwan.