Mandy Hauser

Eine verrückte Woche


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richtigen Moment tun.“

      „Du hast Recht. Lass uns nach Hause gehen und Vorbereitungen für Tag X vollenden. Ich möchte, dass es endlich los geht.“

      „Es wird Zeit, dass es losgeht. Die Vorräte neigen sich dem Ende, nein, eigentlich sind sie zu Ende. Habe nur noch den absoluten Notvorrat. Und zu allem Überfluss wird es wärmer. Jetzt kommt die Sonne raus und schon wird es schlagartig heiss.“

      Die beiden bezahlten ihre Rechnung und verliessen das Café in die gleissende Nachmittagssonne.

      Im Archiv

      Ben schaute von seiner Arbeit auf. Es war Tanja, die eintrat und sich an ihren Platz setzte. Ben schaute auf die Uhr an seinem PC.

      „Was, schon fast Mittagszeit? Wo warst du denn so lange?“

      „Ach, ich habe mich verquatscht. Kennst das ja. Dann war Kaffeepause und dann haben wir weiter geschwatzt. Dann musste Isabelle weg und ich habe dann kurz ihre Arbeit gemacht, damit wir am Nachmittag weiter arbeiten können. Sie muss ja auch bis mittags, wegen dem Abschluss, fertig sein. Tja, dann machen wir uns mal an die Arbeit“, sagte sie mit einem Schulterzucken. Sie zog ihre Strickjacke aus und hängte sie an die Rückenlehne ihres Stuhls.

      So arbeiteten beide still vor sich hin, bis Tanja aufstand und zu Ben sagte: „Ich gehe in die Mittagspause. Kommst du mit?“

      „Du weißt doch, dass ich nie Mittagspause mache und durch arbeite. So kann ich früher Feierabend machen.“

      „Ja, ich weiss. Ich dachte nur, du könntest mal eine Ausnahme machen. Isabelle kommt auch mit“, sagte Tanja beiläufig, als sie schon fast zur Türe raus war.

      „Isabelle? Ich dachte, sie sei weg“, fragte Ben. Er sah, dass Tanja ihre Strickjacke hängen gelassen hatte. „Soll ich nun mit oder soll ich die Gelegenheit nutzen? Ich weiss ja nicht, wann sie wieder mal so eine geile Jacke hängen lässt“, dachte Ben. Mit Isabelle wollte er lieber alleine zusammen sein. „Ob die zwei schon vom Liftabenteuer miteinander gesprochen hatten? Zeit hätten sie ja genug gehabt“, überlegte Ben.

      „Was ist jetzt?“, fragte Tanja ungeduldig. „Ich will los, habe Hunger und draussen scheint endlich mal die Sonne.“

      „Ist es nicht kalt draussen?“

      „Ach, du frierst ja eh nie, so wie du angezogen bist. Wie im Hochsommer. Wieso interessiert es dich plötzlich, ob es kalt ist?“

      „Ach, nur so. Dachte nur, weil du so kurzärmelig raus willst.“

      „Es ist wärmer als heute Morgen. Aber das ist eine gute Idee. Ich werde die Jacke mitnehmen, damit du beruhigt bist, dass ich nicht friere“, spottete Tanja.

      „Scheisse! Bin ich ein Rindvieh!“, durchfuhr es Ben und sagte schnell: „Also gut, ich komme auch mit. Wohin gehen wir?“

      „Ach, jetzt plötzlich kommt der Herr auch mit? Also mach hinne, wir haben ja nicht ewig Zeit.“

      Sie gingen zusammen zum Fahrstuhl. Ben fragte wieder, wohin es gehen soll.

      „Wir haben ein neues Restaurant entdeckt, ganz in der Nähe. Lass dich überraschen.“

      Eine der fünf Aufzugstüren öffnete sich und die zwei traten in den Lift. Tanja lehnte sich mit den Rücken an die Rückwand des Aufzugs, Ben dicht daneben. Mit seinem rechten Arm berührte er leicht die Wolle von Tanjas Jacke, die sie über ihren linken Arm gelegt hatte. Die Wolle war unheimlich weich und warm. Er drückte seinen Arm noch mehr dagegen. Tanja konnte es ja nicht so spüren, als wenn sie sie angezogen gehabt hätte.

      Im achten Stockwerk hielt der Lift. Ben nervte es, er wäre lieber mit Tanja alleine runter gefahren. Die Türe öffnete sich und Isabelle trat ein.

      Ben pochte das Herz bis zum Hals. Er hatte das Gefühl, er werde plötzlich rot, so heiss wurde es ihm. Isabelle hatte den schweren Wollmantel über die Schulter gelegt. So sah Ben nun das schöne, weisse Angorapulloverkleid. Isabelle hob die rechte Hand zum Gruss und lächelte die zwei an. So sah Ben, dass das Kleid grosse Fledermausärmel hatte. Ihm gefiel diese Art Pullover sehr. Ben wollte Isabelle in die Arme nehmen, zögerte aber, da sie eine unverfängliche, fast abweisende Miene machte und sich gar nicht so zeigte, als ob vor wenigen Stunden zwischen ihnen was gewesen war.

      Sie drehte sich auch gleich um und drückte einen Knopf. Der Fahrstuhl fuhr runter. „Eigentlich könnte sie ja den Stoppknopf wieder drücken“, dachte Ben. „Nun wären wir zu dritt.“

      Doch Isabelle dachte gar nicht daran, den Knopf zu drücken. Sie wandte sich Tanja zu und begann ein unverfängliches Gespräch über Schuhe. Ben war enttäuscht. Er hätte gerne ‚seine’ Isabelle in die Arme genommen, doch sie lehnte weit mehr als eine Armlänge von ihm weg an der Wand. Der Fahrstuhl fuhr nun ohne Unterbruch runter.

      5-4-3-2-1-E. Ben schaute auf die Stockwerkanzeige. Doch bei E ertönte nicht das bekannte ‚Ding-Dong’, welches ankündigte, dass der Fahrstuhl nun halten werde.

      U1-U2 leuchteten auf. Dann erst ertönte der Gong.

      „Was machen wir denn im U2? Ich dachte, wir gehen essen?“, fragte Ben ganz erstaunt.

      „Ich muss noch was Dringendes im Archiv nachsehen“, sagte Isabelle.

      „Hat das nicht Zeit bis nach dem Mittag?“, fragten Tanja und Ben gleichzeitig. Sie mussten lachen.

      „Ich wäre froh, wenn ich es schon vorher erledigen könnte“, antwortete Isabelle. „Wenn ihr mir helft, geht’s schneller. Wollt ihr?“

      „Aber sicher“, antwortete nun Ben schnell. Er wollte ja nicht Isabelle gegen ihn aufbringen. Sie hätte weiss was von ihm verlangen können, er hätte es getan, so sehr war er schon in sie verschossen.

      Ben achtete nicht auf die Blicke, die sich Tanja und Isabelle zugeworfen hatten. Er ging hinter Isabelle her aus dem Fahrstuhl, nach rechts, einen dunklen schmalen Korridor entlang. Und wieder ging es nach rechts, dann nach links und wieder nach rechts. Ben wusste gar nicht mehr so recht, wo sie jetzt waren. Er war auch schon im Archiv gewesen, aber in einem anderen. Er wusste gar nicht, dass es ein so grosses Labyrinth da unten gab.

      Isabelle hielt vor einer Türe, suchte in ihrer Manteltasche nach einem Schlüssel und öffnete die schwere Stahltür.

      Kaltes Röhrenlicht flackerte an. Bling, bling, bling machte es, als eine nach der anderen Röhre sich einschaltete. Einen ungemütlichen, sehr hohen Raum erblickten sie vor sich. An der linken Wand stand ein riesiges Rollregal, mit Kurbeln an der Seite, mit welchen man die einzelnen Komponenten bewegen konnte.

      Zielstrebig ging Isabelle auf eine der Kurbeln zu und begann zu drehen. Langsam öffnete sich der grosse, schwere Kasten und ein Zwischenraum von gut einem Meter entstand. Isabelle ging hinein, drehte sich kurz um und rief: „Kommt!“

      Ben folgte ihr sofort, Tanja ging Ben hinterher, nachdem sie sorgfältig die schwere Stahltür hinter sich geschlossen hatte.

      Als Ben in die Gasse kam, stand Isabelle mit dem Rücken zur Wand. Sie hatte den Mantel links von ihr in eines der leeren Regale gelegt. Sie deutete mit dem rechten Arm nach oben und sagte: „Da, zuoberst ist der Ordner, den ich brauche. Leider hat jemand die Leiter weggenommen, so dass man hinaufklettern müsste. Ich bin zu ungeschickt. Kannst du da raufklettern, Ben?“

      Ben sah sich die Sache an und sagte dann: „Ja, wenn ich mit gespreizten Beinen von einer zur anderen Etage klettere, könnte es gehen.“

      „Dann komm her, und steige da rauf“, befahl im Isabelle und zeigte gleich vor sich aufs erste Regalbrett.

      Ben trat zu Isabelle hin und hob das linke Bein und setzte es aufs erste Regalbrett, ganz nahe an der Zwischenwand. Er wollte nicht, dass so ein Brett durchbricht.

      Links war alles voller Ordner, rechts hingegen war alles leer. Es war dort, wo Isabelle stand, sogar kein Regalbrett mehr vorhanden. Sonderbarerweise war rechts viel mehr Raum vorhanden, als nur eine Ordnertiefe. Es sah aus, als