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zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht…“

      Hinter den Sprechenden schnüffelte jemand. Die einzig normale Erwachsene, Lord Waxmore, Elester, die Jugendlichen sowie Sucky drehten sich jäh um.

      Der Vampir hatte seine Nase in die Luft gestreckt, saugte die Waldluft ein und witterte. „Irgendetwas bewegt sich auf uns zu, ich rieche es! Etwas Lebendiges…, etwas, das Blut in seinem Köper hat!“, flüsterte Merlot, während Fischa mit großen Augen in den Dunsthimmel über ihnen starrte.

      Plötzlich stach ein kleiner Vogel aus der Nebeldecke und landete. Merlot wollte sich schon auf ihn stürzen, doch plötzlich stockte er.

      „Posi!“, rief Penny Lo.

      „Mist!”, fluchte der Vampir.

      Ein völlig atemloser Spatz saß mit hängenden Flügeln im weichen Moos. „Hab’ ich euch endlich erreicht!“, keuchte er.

      Penny Lo kniete sich zu Posi und hob ihn behutsam auf. Die Brust des kleinen Vogels hob und senkte sich hastig. Es dauerte eine Weile, bis er sich in der Wärme von Penny Los Händen etwas erholte. Jeder bombardierte ihn natürlich sofort mit Fragen: wie es der restlichen Gruppe gehe und so fort.

      „Chaos... komplettes Chaos!“, piepste Posi, nach Atem ringend. „Die Gruppe gibt es nicht mehr, sie hat sich aufgelöst…“

      „Was? Heißt das, es sind alle verschwunden?“, fragte Pat erschrocken.

      „Nein, nein, die einzelnen gibt es schon noch, aber sie gehen nicht mehr gemeinsam. Professor Draciterius und Dr. Sanguinis Anatomis haben sich nur noch gezankt! Wir haben den Ort nicht mehr gefunden an dem wir hier im Nichtigen Reich gelandet sind, und bald hat sich jeder mit jedem gestritten. Jetzt irren die meisten alleine durch die Wälder!“

      „Oh Gott, das heißt, sie sind verloren! Da sie wohl kaum die Grenze erreichen wollen, werden sie ewig so wandern. Wie entsetzlich!“

      Elester blickte auf. Diese Kombinationsgabe in der Nähe des Sumpfes der Banalen Belanglosigkeiten hatte er von Eulalia nicht erwartet. Aber offensichtlich handelte es sich hierbei um eine paradoxe Reaktion.

      „Und Bel Raven?“, fragte Penny Lo den kleinen Spatz.

      „Ach, Bel, die kennt ja die Geschichte. Sie hat einfach ein Lied gesungen, gelächelt und ist ihres Wegs gegangen, nachdem sie mir den Tipp gegeben hat, euch zu suchen!“ Der Spatz lugte nun keck unter Penny Los Handflächen hervor.

      „Und jetzt willst du mit uns zur Grenze?“, fragte Elester ernst.

      „Nun ja, ich könnte die Grenze überfliegen und jemandem eine Botschaft überbringen! Ich bin ja ein BMS-Spatz, ein: Bird-Message-Service-Spatz!“

      „ Hmm… das wusste ich allerdings nicht. Wo ist denn Geier Willy?“, fragte Elester dann unvermittelt.

      „Ach, der ist sicher schon drüben. Wir Vögel können ja die Grenze überfliegen. Er meinte, er hätte einen Auftrag, wusste aber nicht welchen. Flog einfach so los!“

      „Das heißt, der Geier hat vielleicht schon den Sumpf, die Mauer… Aber vielleicht hat ihn ja auch das Monster verschluckt!“, rief Pat.

      „Aber woher! Wir Tiere sind unempfindlich gegenüber der unendlichen Gier. So etwas kennen nur die Menschen!“ Posi zuckte entschuldigend mit den Flügeln.

      „Lasst uns doch erst einmal rasten!“, schlug Penny Lo vor, und alle setzten sich auf den weichen Boden. Doch schon bald überkam sie eine seltsame Unruhe.

      „Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich hier nicht wohl!“ Pat starrte den Masten empor.

      „Vielleicht sollten wir lieber doch wieder unserer Füße in die Hände nehmen und unseren Schritten Folge leisten!“ Lord Waxmore strich seine glatten Haare im Mittelscheitel zurecht, während er sich erhob. Auch die anderen waren bereit weiterzugehen, da alle ein seltsames Gefühl beschlich. Keiner konnte genau sagen wieso, doch es war ihnen unwohl an diesem Ort. Also brachen sie auf.

      Nach längerem Schweigen riss Elester die anderen aus ihren Gedanken: „Eines ist klar: Ohne Hilfe von außen können wir nicht über die Grenze!“Niemand widersprach, Penny Lo und Pat Swift wirkten konfus.

      „Sag, warum weißt du immer alles so genau? Wir hingegen haben nie einen blassen Schimmer!“

      „Ich habe mich mit Bel Raven unterhalten, bevor sich die Gruppe getrennt hat“, gab Elester zu.

      „Und dann hat sie dir alles schon im vorhinein erzählt?“

      „Nein, sie hat gesagt, dass ich alles, was nötig sei, im gegebenen Moment erfahren würde! Und so ist es auch. Ich meine, ich hoffe, sie hat die Wahrheit gesagt…“, fügte der Kapuzenmann hinzu und machte kurz einen etwas erschrockenen Eindruck.

      „Tja, das hoffen wir alle...!“, meinte Penny Lo und blickte verzweifelt auf Pat.

      So wanderten sie und wanderten und wanderten…

      „Lord Waxmore, es ist wirklich eine originelle Idee, Radieschenpüree mit Ananastortenecken zu spicken, diese dann mit einer durchsichtigen Hochglanzfolie leicht zu umwickeln, sodass sich daraus, mit dem richtigen Farbstoff blanchiert und mit Vitaminen angereichert, eine Masse Nahrungsmittelergänzungssubstanz ergibt, um diese danach zu kleinen Pastillen zu formen und sich so das aufwändige Kochen zu ersparen, schließlich zu tranchieren und Jamie Oliver als Hengsthuffrikadee in Radieschenpüree mit Ananaseckentorten zu servieren!“

      „Anhalten!“, brüllte Elester plötzlich wie am Spieß.

      „Oh, mein Gott, was ist das?“ Eulalia und Lord Waxmore sahen vom Boden auf und was sie vor sich sahen war – nichts. Dort, wo Waldboden zu vermuten gewesen wäre, stieg dichter Nebel auf. Es roch nach fauligem Schlamm.

      „Aber zuerst war da doch Wald. Ich konnte noch Bäume sehen“, stammelte Eulalia.

      „Eine Sinnestäuschung: Das Gehirn reproduziert Eindrücke, die es gespeichert hat, weil es erfahrungsgemäß plötzlich Unerwartetes nicht so schnell einordnen kann“, überlegte Pat laut.

      „Du olle Tosse, kriegst auch überhaupt nichts mit!“

      Wütend wendete sich Eulalia dem Kapuzenmann zu. „Wer war das, Sie etwa?!“

      Der Angesprochene murmelte bloß: „Nein…, gar nichts hab ich gesagt!“

      Alle stierten wieder in den Abgrund, dann meinte Elester fast feierlich: „Meine Herrschaften, die Grenze ist auf uns zugekommen!“

      „Was? Das ist die Grenze? Und der ganze Wald dort vorn ist einfach… verschwunden?“, fragte Penny Lo. Draculetta wachte auf, als das Mädchen seine Schultern hochzog.

      „Für die Grenze spielen Zeit und Raum keine Rolle. Sie ist da, wenn es ihr passt!“

      „Ah… irgendwie hab ich Bauchweh…, und es stinkt hier immer mehr!“ Angeekelt hielt Pat sich die Nase zu.

      „Ja, Leute, das ist kein angenehmer Ort. Aber wir müssen trotzdem warten, bis sich die Nebel etwas lichten.“ Elester deutete in den von milchigem Dunst verschleierten Abgrund.

      Das Schlimme am Warten war nicht einmal der Gestank. Viel schlimmer war, dass jeder bald wieder ein unangenehmes Ziehen und Drücken spürte.

      Plötzlich horchte Merlot auf. „Was ist das?“

      Bald hörten es die anderen auch. Ein Gebrabbel und Gemurmel drang aus der Tiefe des Abgrunds. Suckys dünne Haut dehnte sich erwartungsvoll.

      „Stimmen, das sind ja Stimmen von Menschen“, flüsterte Eulalia entsetzt und hielt sich die Hand vor den Mund.

      „Na und… Daschchch Leben ischchch ein einzzziger Sumpf... jahhhwolll, meine Herrschaffften, ein Sumpf… Mann, tut mir mein Schchhädel weh heute!“

      „Halt doch den Mund, Jim! Wir können gar nicht hören, was da unten gesprochen wird“, fauchte Pat.

      „Das