Melanie Tasi

Femme Fatale


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Ein Opfer, dass ich nicht haben konnte. Der gut aussehende Mann, der tagtäglich das Wetter vorhersagte, war für mich unerreichbar. Ich wusste nicht, wer er war oder wo er sich aufhielt. Nun ja, zumindest war er ein fiktives Opfer. Ich musste mir einen Ersatz suchen. Einen würdigen Ersatz und das würde nicht einfach werden.

      Immerhin hatte ich nun eine Aufgabe. Ich streckte nochmals meinen viel zu müden Körper. Die Arbeit in der Cocktailbar laugte mich völlig aus. Geistig war ich topfit. Nun, bis auf meine fehlende Vorstellungskraft für meine Opfer. Doch mein Körper machte langsam nicht mehr mit. Laut meinem Geburtsdatum war ich noch jung, doch fühlte ich mich wie eine alte Frau. Achtundzwanzig schien das neue Greisenalter zu sein. Vielleicht sollte ich eine weitere Pause mit Jason verbringen. Bei dem Gedanken huschte mir ein Lächeln über die Lippen. Ich schaltete den Fernseher ab und stand langsam auf. Es war Zeit für eine Dusche.

       Kapitel 5

      Seit drei Stunden stand ich nun schon hinter der Theke und gab Getränke an die Gäste aus. An Samstagen war die Cocktailbar schon mehr als voll. Ich hatte den Eindruck, als würde sie gleich aus allen Nähten platzen. Junge Körper drängten sich eng aneinander und bewegten sich zum Rhythmus der Musik. Einer davon wird mein neues Opfer sein. Der Gedanke daran erregte mich. Vor allem erregte es mich aber, dass derjenige, den ich auswählen würde, noch nichts von seinem Glück wusste. Ich schmunzelte.

      Als ich einem Gast gerade ein Bier über die Theke reichte, sah ich, wie Mark mit jemandem in der VIP-Lounge sprach. Ich konnte nicht genau sehen, wer es war, da mir einige schrill gekleidete junge Frauen die Sicht versperrten. Gott, wie konnte man sich nur so kleiden? Neongrüner Rock, der nicht viel verbarg und ein viel zu enges neonrosa T-Shirt. Das Ganze wurde noch von einigen wild blinkenden Ohrringen abgerundet. Das war schon mehr als schrill und definitiv nicht mein Geschmack, geschweige den mein Stil. Obwohl ich zugeben musste, eigentlich gar keinen Stil zu haben. Ich trug, was mir gefiel und das war meistens etwas schwarzes. Trotzdem liebte ich es, mich sexy und feminin zu präsentieren. Daher gefiel mir auch die Kleiderordnung in der Cocktailbar. Ein knapper schwarzer Rock, jedoch nicht zu knapp, damit es nicht billig wirkte. Dazu eine schwarze Bluse, die meine üppige Oberweite betonte. Zum Glück durfte ich flache und bequeme Schuhe tragen, obwohl ich ab und an gerne High Heels trug, aber bei der Arbeit war das unmöglich. Meine Füße brannten auch so schon, wenn ich morgens nach Hause kam.

      Während ich leicht meinen Gedanken hinterher hing, versuchte ich, einige Cocktailschirmchen in ein kleines Glas zu stecken. Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich vor Schreck zusammen zucken. Mark stand plötzlich neben mir.

      „Hast du gehört, was ich gesagt habe?“ Mark schaute mich erwartungsvoll an. Sein langes blondes Haar hing fettig bis auf seine Schultern. Mir lief ein Schauer des Ekels durch den Körper. Seit wann ließ er sich so gehen? Normalerweise legte er viel Wert darauf, ein gepflegtes Aussehen zu haben.

      „Tut mir leid, war gerade in Gedanken“, sagte ich und schob das Glas mit den Schirmchen über die Theke.

      „Ich habe gesagt, dass da ein VIP-Gast ist. Kümmere dich bitte um ihn.“ Mark zeigte in die Richtung, in der der ach so wichtige Gast saß. Widerwillig stimmte ich zu und machte mich auf den Weg. Als ich die Hälfte der Tanzfläche überquert hatte, sah ich, wer der VIP-Gast war. Es war der Wettermann. Mein Wettermann. Ich blieb stehen, nur wenige Meter von ihm entfernt. Während ich ihn anstarrte, spürte ich, wie mein Herz immer schneller schlug. Meine Hände wurden feucht und die waren nicht die einzigen Körperteile, die feucht wurden. Eine angenehme Hitze stieg in meinem Körper empor. Ich war ihm so nah und in wenigen Sekunden würde ich ihm noch näher sein.

      Ich straffte meinen Körper und drückte meine Brüste noch ein wenig nach oben. Zu guter Letzt öffnete ich noch einen Knopf an meiner Bluse, um mein Dekolletee noch ein wenig mehr zu betonen. Meine Waffen waren geladen und bereit ihn zu verführen. Noch einmal atmete ich tief durch und ging dann zum Wettermann. Zu meinem Wettermann.

      „Hallo, ich bin Ihre persönliche Bedienung und werde mich den ganzen Abend um Sie kümmern“, sagte ich höflich und reichte dem gut aussehenden Mann meine Hand. Oh ja, ich werde mich um ihn kümmern, und wie ich das werde.

      „Sehr erfreut. Ich bin Stan, Stan Austin“, sagte der Wettermann, nahm meine Hand und schaute auf mein Dekolletee, als ich mich leicht vorbeugte. Mit dieser Reaktion hatte ich gerechnet. Zeig ihm was du hast. Dies war nur ein Motto, nach dem ich lebte. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Mein perfektes Opfer war hier. Er saß direkt vor mir.

      „Was kann ich für Sie tun?“, fragte ich und wartete geduldig auf eine Antwort.

      „Als erstes sollten wir zum du wechseln. Als zweites könntest du uns eine Flasche Champagner bringen.“ Ein leichtes Grinsen umspielte Stans wohl geformte Lippen. Gott, der Typ brachte mich völlig aus der Fassung. Am liebsten hätte ich ihn sofort besprungen und zugeritten wie ein Cowboy einen wilden Stier, ohne Rücksicht auf Verluste. Auch die unzähligen Zuschauer wären mir egal gewesen. Ich wollte ihn, mein perfektes Opfer. Nur widerwillig zügelte ich mein Verlangen und lächelte ihn fröhlich an.

      Mit anmutiger Eleganz und doch mit einer gewissen Schnelligkeit huschte ich über die Tanzfläche in Richtung des Lagers. Dort nahm ich eine Flasche unseres besten Champagners aus dem Regal. Mit vor Freude rasendem Herzen und der Flasche in der Hand, lief ich zurück zu meinem durchtrainierten Wettermann.

      „So, da bin ich wieder. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“, fragte ich und hoffte inständig, dass er mich nicht gleich davon schickte. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sich mit einer Anderen vergnügte. Innerlich zitterte ich und ballte unwillkürlich die Fäuste. Stan schaute mich an. Seine braunen Augen funkelten verführerisch. Wieder huschte ein Lächeln über seine Lippen. Wie süß doch seine Grübchen an den Mundwinkeln waren. Mir fiel es immer schwere, mich zu beherrschen.

      „Du könntest dich neben mich setzen und wir leeren gemeinsam diese Flasche Champagner.“ Innerlich machte ich einen Luftsprung, er wollte mich an seiner Seite haben. Doch das würde Mark nicht sonderlich gefallen. Für das Personal waren die Gäste tabu.

      „Ich glaube nicht, dass mein Chef das so gerne sieht.“ Nervös wippte ich von einem Fuß auf den Anderen. Oh Gott, wie gerne würde ich mich zu ihm setzen. Mich ganz nah an ihn schmiegen. Die Hitze seines Körpers spüren. Ein Prickeln durchzog meinen Körper.

      „Mach dir darüber keine Gedanken. Dein Chef weiß Bescheid. Du bist mir sofort aufgefallen, als ich die Bar betreten hatte. Daher hab ich deinem Chef gesagt, dass ich dich an meiner Seite haben möchte“, sagte Stan und streckte mir seine rechte Hand entgegen. Dies war eine eindeutige Einladung, mich neben ihn zu setzen. Oh welch eine Freude. Mein Lächeln wurde breiter. Er wollte mich und zwar nur mich. Glückselig ließ ich mich neben ihn auf das weiche, rote Ledersofa sinken. Meine Knie zitterten, vor Freude, vor Erregung. Damit Stan das Zittern nicht bemerkte, schlug ich meine Beine übereinander. Dabei ließ ich meinen schwarzen Rock, der schon etwas zu kurz war, noch ein Stückchen höher rutschen. Ich wollte ihm zeigen, was ich zu bieten hatte. Er sollte vor Verlangen nach mir den Verstand verlieren. Ich wollte ihn verführen, dezent und unauffällig. Er sollte sich nach mir verzehren, ohne zu wissen, dass ich ihm bewusst Signale sendete.

      Mein Plan schien aufzugehen. Sein Blick schweifte über meine langen und schlanken Beine, bis er an meinem Dekolletee hängen blieb. Während er mich mit seinen Augen auszog, fuhr er sich mit der Zunge fast unmerklich über die Lippen. Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn haben wollte. Mein perfektes Opfer gehörte mir.

       Kapitel 6

      Die nächste Stunde verbrachten wir damit, die gesamte Flasche Champagner zu leeren. Und ich ließ mich von Stan anhimmeln. Er wollte mich, das wusste ich, das spürte ich. Immer, wenn ich meine Hand auf seinen Oberschenkel legte oder ihn nur leicht am Arm berührte, merkte ich, wie ein leichter Schauer seinen Körper durchzog. Ich tat natürlich so, als würde ich das nicht merken. Als wir den letzten Schluck Champagner aus unseren Gläsern getrunken hatten, rutschte Stan nervös auf seinem Sitz hin und her. Ich