I. Tame

Malik Mantikor: Die andere Welt


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er wirkt friedlicher“, brummt Fynn zustimmend.

      „Was haltet ihr davon, wenn wir zu 'Resi' gehen?“, unterbricht Malik ihre Gedanken.

      „'Bei Resi' heißt hier auch so?“, fragt Yassin begeistert.

      Malik nickt. „Allerdings kann man dort auch ganz gut essen und es gibt einige Fremdenzimmer. Ganz gemütlich da. Dort können wir fürs erste unser Lager aufschlagen. Was meint ihr?“

      Natürlich sind Fynn und Yassin Feuer und Flamme. Jetzt marschieren sie schon ein wenig schneller. Es dauert nicht lange und ihre vermeintliche Lieblingskneipe ist in Sicht. Die Kneipe in ihrer Dimension befindet sich in einem schon recht verfallen wirkenden Altbau. Doch bei diesem Gebäude hier wurde die Fassade liebevoll restauriert und neben der Eingangstüre hängt ein beleuchteter Glaskasten mit der Speisekarte. Fynn lässt seinen Blick darüber schweifen. Hört sich doch gar nicht so schlecht an. Sein Magen knurrt zustimmend.

      Kapitel 3

      Diesmal bleibt den beiden Freunden der Mund vor Staunen offen, da 'Bei Resi' nahezu die gleiche Inneneinrichtung gewählt wurde. Die Theke gleicht der Theke, die sie kennen, wie ein Ei dem anderen. Und auch die urigen Holzmöbel scheinen verwandt zu sein. Lediglich die Aufteilung der Tische sieht mehr nach Restaurant aus. Doch das Interieur, der ganze Charme ihrer Kneipe bleibt trotzdem erhalten. Sogar die Ecke mit den Dartscheiben ist zu finden. Fynn und Yassin spüren eine unglaubliche Erleichterung. Das hier scheint wirklich ein Stück 'Heimat' zu sein. Sie blicken sich strahlend an.

      Doch trotz ihrer freudigen Überraschung entgeht Fynn nicht die Reaktion der Gäste auf ihr Erscheinen – nein, auf Maliks Erscheinen. Als würden alle für einen Sekundenbruchteil die Luft anhalten. Danach scheint alles normal weiterzugehen. Die Leute unterhalten sich angeregt, Besteck klimpert und Gläser klirren leise. Jetzt – am frühen Abend – ist der Laden gut besucht.

      „Alle Tische sind besetzt“, stellt Yassin schnell fest. „Kommt, wir gehen an die Theke, bis einer frei ist.“

      Valerie hält sich mit leicht gesenktem Kopf im Hintergrund, als würde sie sich schämen. Sie weiß, was jetzt folgt.

      „Quatsch!“ Malik tätschelt nebenbei Yassins Oberarm. „Sucht euch einen Tisch aus. Vielleicht der da?“

      Und kaum hat er mit dem Zeigefinger auch nur leicht in die Richtung des vorgeschlagenen Tisches gedeutet, erheben sich die vier Gäste, ergreifen ihre halb leer gegessenen Teller und gehen ganz selbstverständlich an den Tresen. Dort schieben sie sich auf die Barhocker und setzen ihre Mahlzeit fort. Ein herbei eilender Kellner wischt den Tisch ab und nickt eifrig in Maliks Richtung.

      „Hast du sie etwa manipuliert?“, zischt Fynn ihm empört zu. „Ich will das nicht, hörst du?“

      Erstaunt sieht ihn Malik an. „Wie kommst du denn darauf? Sie geben uns den Tisch aus Respekt. Das ist doch nett von ihnen, findest du nicht?“ Er lächelt unbefangen.

      Fynn schüttelt ungläubig den Kopf. „Du hältst das für Respekt?“, fragt er vorwurfsvoll, während er Malik widerstrebend folgt. „Ich würde sagen, sie haben aus Angst gehandelt.“

      „Ja, vielleicht aus Angst vor Yassin“, kichert Malik und lässt sich auf einen der gemütlichen Stühle fallen. „Ein Typ seiner Statur taucht hier eher selten auf. Da gibt es zwar einen … doch den werdet ihr noch früh genug kennenlernen. Worauf habt ihr Lust?“, beendet er abrupt das Thema. „Die Küche hier ist wirklich gut!“

      Und schon eilt ein zweiter Kellner mit einem Stapel Speisekarten im Arm auf sie zu.

      „Hallo, Malik!“, begrüßt er den Mantikor unbefangen. Anscheinend hat er keinerlei Angst vor ihm. „Wie schön, dass du endlich mal wieder reinschaust. Und gleich noch mit neuen 'Freunden'.“ Er spricht das Wort 'Freunden' ein wenig ironisch aus, jedoch tut er dies so gekonnt, dass man sofort daran zweifelt, ob man richtig gehört hat.

      Malik grinst süffisant. „Heeyy, Fuxx, mein Bester. Alles klar bei dir? - Ja, du liegst richtig. Hier sitzen vier Leute mit mächtig großem Appetit.“

      Fuxx runzelt die Stirn als er die Speisekarten verteilt.

      „Valerie?“, fragt er überrascht. „Bist du endlich wieder zurück? Meine Güte, wie lange warst du weg? Doch bestimmt hundertdreißig Jahre, oder? Da wird sich deine Familie aber freuen.“

      Valerie lächelt und errötet ein wenig. Sie freut sich, dass Fuxx sie erkannt hat.

      „Eigentlich sind es so um die hundertfünfzig Jahre“, erwidert sie leise.

      „Ja, die flippen bestimmt aus, wenn sie von deinen Heldentaten in der anderen Dimension hören“, wirft Malik sarkastisch ein, während er die Karte studiert.

      Valeries Augen weiten sich vor Schreck. Mit einem Schlag hat ihr der Mantikor wieder ins Gedächtnis gerufen, dass sie eine mehr als harte Strafe zu erwarten hat. Hoffentlich darf sie trotzdem ihre Familie kurz sehen.

      Fuxx übergeht Maliks Einwurf und hält Yassin die nächste Karte vor die Nase.

      „Meine Güte, du bist ja ein Riese. Egal was du zu essen wählst, ich werde in der Küche Bescheid geben, dass sie dir eine doppelte Portion zubereiten. Wie ist dein Name?“ Mit Zurückhaltung hat es Fuxx wohl nicht so.

      Yassin verschlingt ihn mit seinen Blicken. Für seinen Geschmack würde es durchaus reichen, wenn sich der schmale Jüngling nackt auf dem Tisch räkeln würde. Seine sanften braunen Augen werden geradezu obszön von langen Wimpern umrahmt. Der ist doch höchstens siebzehn oder achtzehn Jahre alt, vermutet er hingerissen.

      „Mein Name ist Yassin Jabir und ich habe IMMER Hunger“, erwidert Yassin zweideutig. Dabei hält er provokant den Blick des jungen Kellners.

      „Ich verstehe“, erwidert dieser grinsend.

      „Und du bist ...“ Fuxx blickt Fynn fragend an. Als dieser den Blick hebt, trifft ihn fast der Schlag.

      „Ich heiße Fynn ...“, setzt dieser arglos an. Natürlich hat er die Besonderheit seiner blauen Augen bereits wieder vergessen. „Fynn ...“

      „... Lichtermeer“, beendet Fuxx wie unter Hypnose. Die letzte Speisekarte gleitet ihm aus der Hand und fällt mit einem leisen 'Plopp' auf die Tischplatte. Er zieht einen freien Stuhl heran und lässt sich darauf sinken … wie in Zeitlupe. Dabei löst er keine Sekunde den Blick von Fynns blauen Augen.

      „Ja ...“, erwidert dieser mit brüchiger Stimme „Woher ...“ Doch Fuxx winkt ab. Er unterbricht Fynn mit einer Stimme als stünde er unter Hypnose.

      „Malik hat dich aus einer anderen Dimension geholt.“ Wie eine Puppe wendet er den Kopf und starrt Malik an. „Du hast ihn tatsächlich hierher gebracht? Einen Lichtermeer? Was wird nur der Hohe Rat dazu sagen?“ Er schüttelt immer wieder ungläubig den Kopf. „Was hast du dir dabei gedacht? Ein Lichtermeer!!! Du bist wirklich ein Teufelskerl, weißt du das? Sie werden dich hassen, wenn sie erfahren, dass du die Hoffnung des Volkes ...“

      Malik blickt endlich seufzend von seiner Karte auf. Er legt den Kopf schräg als würde er ein niedliches Hündchen betrachten.

      „Kannst du endlich mal die Klappe halten, Fuxx?“ Sein Blick wird eisig. „Außerdem rate ich dir, den gequirlten Quatsch für dich zu behalten. Du weißt was dir blüht, wenn du dein vorlautes Maul nicht hältst!“

      „Du stopfst es mir?“, antwortet Fuxx kokett. Er scheint den Überraschungsmoment überwunden zu haben. Seine braunen Augen blitzen herausfordernd, während er sich in Maliks Richtung lehnt. „So wie du es sonst auch immer machst?“

      „Ich reiß' dir die Zunge raus und fresse sie zum Frühstück!“ Das ist der Mantikor, der mit tiefer dröhnender Stimme seine Drohung knurrt. Und wieder verändert sich Maliks Gesicht für Sekunden. Seine Augen werden schwarz und die gebleckten Zähne erscheinen länger und spitzer.

      Fuxx springt erschrocken auf. „Mantikor-Ma-Kor-Té“,