letzten Blick in die Karte, klappt er sie zu. „Können wir jetzt endlich bestellen?“
„Natürlich!“ Fuxx zieht einen kleinen Block mit Kuli hervor. „Was darf's denn sein?“
Schnell nimmt er die Bestellung auf, doch bevor er den Tisch verlässt, wendet er sich erneut an Fynn.
„Egal, was du jemals benötigst, wende dich einfach an mich. Du kannst hier in einem der Fremdenzimmer wohnen und bist herzlich eingeladen auf unbefristete Zeit unser Gast zu sein. Du natürlich auch, Yassin!“, nickt er Fynns großem Freund zu. „Egal was ihr benötigt, sagt bitte einfach Bescheid!“
Fynn und Yassin fehlen erst einmal die Worte bei so viel Gastfreundschaft.
„Das kann ich … eigentlich ... nicht annehmen ...“, stottert Fynn verlegen.
Fuxx lächelt ihn an. „Doch, das kannst du.“ Er beugt sich ein wenig vor. „Ein Lichtermeer wird leuchten!“, haucht er inbrünstig. Wie in der Kirche murmelt Valerie den gleichen Satz vor sich hin. Yassin schießen Tränen der Rührung in die Augen, doch Fynn starrt dem Jungen nur fassungslos hinterher als er sich abwendet und Richtung Küche eilt.
„Ich bin doch nicht Jesus!!“, regt sich Fynn auf, während sie auf das Essen warten. „Ehrlich, Valerie!“ Er wendet sich an seine Freundin. „Was murmelst du diesen bekloppten Spruch nach?!“
Valerie lächelt. „Ach, Fynn, mein Junge! Reg' dich nicht auf. Wenn sich deine Anwesenheit herumspricht, wirst du noch einige Reaktionen dieser Art erleben. Lass' die Leute! Sie halten dich für etwas Besonderes!“ Sie beugt sich zu ihm und streichelt seine Wange. „Und das bist du ja auch!“
„Also, ich fänd's super, wenn mich alle so bewundern würden!“, wirft Yassin ein.
„Yassin, der Große … der wirst du sein!“, knurrt Malik. Als er den Blick hebt, wird den anderen bewusst, dass sich soeben der Mantikor zu Wort gemeldet hat.
„Ich HASSE das!“, erklärt Malik nun mit normaler Stimme. Gequält sucht er Fynns Blick. „Der Mantikor in mir drängelt sich immer öfter in den Vordergrund. Ich bin doch kein beschissenes Medium, verdammt nochmal!“
„War das eine Prophezeiung?“, hakt Fynn neugierig nach. Malik zuckt mit den Achseln.
„Ich weiß es nicht. Könnte sein!“
„Coool“, stimmt Yassin begeistert zu.
Als die Speisen aufgetischt werden, traut Fynn seinen Augen nicht. Als sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten, wurde er durch Fuxx' Verhalten abgelenkt. Daher staunt er jetzt um so mehr, als er sieht, was Malik vorgesetzt bekommt.
„Hamburger??“, fragt er ungläubig. Vorwurfsvoll deutet er auf den zusätzlichen Teller. „Und gebratener Speck?? Was ist denn mit dir los, du Heuchler? Was ist mit den schrecklichen Schlachthäusern und satanistischen Schlachtmethoden?“ Fast überschlägt sich seine Stimme vor Empörung.
Malik grinst breit über's ganze Gesicht. Provokant langsam nimmt er einen knusprigen Speckstreifen und beißt genüsslich ein Stück davon ab.
„Mhmm“. Wie eine zufriedene Katze schließt er kauend die Augen. „Das ist vielleicht lecker! Willst du mal probieren?“
Fynn verkneift sich eine Antwort. Ihm ist selbst nicht klar, warum er sich so über Maliks Sinneswandel aufregt. Es ist doch seine Sache, ob er nun auf einmal Fleisch essen will oder nicht. Schließlich isst er ja selbst Fleisch und hat bisher noch nie einen Gedanken auf unmenschliches Schlachten verschwendet. Vielleicht fand' ich seine Einstellung einfach nur toll, gesteht er sich ein. So ehrenhaft und edel. Und auf einmal ist er nicht besser als wir anderen.
Finster starrt er auf seinen Gemüseauflauf. Eigentlich hätte er auch lieber einen Hamburger gegessen, doch er wollte neben Malik nicht wie ein Neandertaler wirken. Deshalb hatte er sich umentschieden. Und jetzt das!!
Merkwürdigerweise beginnen Valerie und Malik gleichzeitig zu kichern. Als hätten sie sich einen geheimen Witz erzählt, zucken ihre Oberkörper und ihre Augen blitzen. Schließlich lachen sie laut und befreit auf.
„Hab' ich was verpasst?“, fragt Fynn beleidigt. „Ist das Gemüsespeck, den du da verspeist?“
Yassin greift sich einen Streifen und steckt ihn in den Mund.
„Nein, Alter!“, erklärt er mampfend. „Das ist Eins-A-Schweinespeck. Suuuper lecker!“
Malik haut ihm auf die Pfote als er sich erneut ein Stück klauen will. Doch ein Wink Richtung Fuxx und ein zusätzlicher Teller ist bald auf dem Weg.
„Mensch, Fynn“, erklärt Malik beschwichtigend und reibt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Sei doch nicht immer gleich so stinkig!“
„Ich bin überhaupt nicht stinkig“, keift Fynn zurück. „Du hast einen riesigen Aufriss gemacht und mir Vorträge über die schrecklichen Fleischfresser gehalten und jetzt sitzt du hier und verdrückst zehn Kilo Speck, ohne mit der Wimper zu zucken.“
Malik lehnt sich zurück und äfft die Körperhaltung seines Geliebten nach, indem er ebenfalls abwehrend die Arme vor der Brust verschränkt.
„Frag' mich doch einfach, statt direkt sauer zu sein“, schlägt er vor.
„Was soll ich dich denn fragen?“
„Na, warum ich auf einmal Fleisch esse?“
Fynn setzt sich gerade hin und fragt gekünstelt: „Warum isst du auf einmal Fleisch, mein lieber Malik?“
„Stammzellen, mein lieber Fynn!“
„Häh??“ Fynn verzieht fragend das Gesicht.
Malik amüsiert sich köstlich. „Unsere Wissenschaftler haben die Stammzellenforschung fast schon zu einer Kunst entwickelt. Das gibt’s hier schon seit Ewigkeiten. Soweit seid ihr noch lange nicht in eurer Dimension! Vereinfacht gesagt, entnehmen wir den Tieren einige Zellen – völlig schmerzlos – und verwenden das Material im Labor, um daraus diese köstlichen Fleischprodukte herzustellen. Nebenbei sind sie auch noch gesünder!“ Er beugt sich vor und hält Fynn lockend einen Speckstreifen vor die Nase. „Hier! Probier' mal! Mhmmm!“
Jetzt muss er doch über Maliks Übermut lachen und schnappt mit dem Mund nach dem herrlich duftenden Happen. Oh, Mann! Er kann Yassins Begeisterung nachempfinden. Das schmeckt wirklich köstlich. Ohne Worte zieht er seinem Freund den Teller vor der Nase weg und knuspert den Speck zu seinem Gemüseauflauf.
„Du hättest mir ja auch mal was sagen können!“, grummelt er gespielt sauer in Valeries Richtung.
„Ich hatte es völlig vergessen“, gibt sie fröhlich zu. „Aber es ist wirklich eine tolle Sache.“
Eine Stunde später leert Valerie ihr Glas und wendet sich an Malik.
„Ich würde gerne noch meine Familie besuchen, bevor ich mit dir gehe und mich vor dem Hohen Rat verantworte. Erlaubst du es mir?“
Fynn fällt fast die Kinnlade herunter.
„Erlauben??“, quiekt er empört. „Warum soll er dir dafür eine Erlaubnis erteilen? Natürlich besuchst du deine Familie. Und was hat das mit deinem Erscheinen vor dem Rat zu tun? Wofür sollst du dich verantworten?“ Misstrauisch kneift er die Augen zu. „Ma-lik?“, fragt er warnend sein Gegenüber. „Du lässt Valerie gefälligst nach Hause gehen. Sie hat nichts getan, um meine Reise zu verhindern!“
„Hat sie wohl!“, erwidert Malik stur. „Sie hätte durch ihre Dummheit beinahe meinen ganzen Auftrag zunichte gemacht. Dafür muss sie sich verantworten.“
Fynn starrt ihn wütend an. „Du