Gery Wolfsjäger

Casmilda's Gewinn durch Verlust


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      Gery Wolfsjäger

      Casmilda's Gewinn durch Verlust

      Eine Geschichte der Selbstfindung

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       Kapitel 1 Lebhafte Mitt-Zwanziger… und ihre Freizeit

       Kapitel 2 Sexuelle Neigungen

       Kapitel 3 Normaler Friseusen - Alltag

       Kapitel 4 Schmerz kommt bitte in den privaten Müll!

       Kapitel 5 Frau liebt Frau

       Kapitel 6 Der Arbeitskollege als Lustobjekt

       Kapitel 7 Wer mit wem und weshalb?

       Kapitel 8 Rache ist lüstern

       Kapitel 9 Der Versuch, die Realität zu verdrängen

       Kapitel 10 Der Versuch, die Realität zu hinterfragen

       Kapitel 11 Casmilda‘s Zerstörung der Fassade

       Kapitel 12 Wohlig verdrängte Vergangenheit

       Kapitel 13 Gib mir meine Weiblichkeit wieder!

       Kapitel 14 Zuhause sein

       Epilog 2 Jahre später

       Danksagung

       Impressum neobooks

      Vorwort

      Für Angela, deren Freundschaft mich zu diesem Werk inspirierte

      Kapitel 1 Lebhafte Mitt-Zwanziger… und ihre Freizeit

      „Welcher Teufel hat mich denn da wieder geritten?“

      Casmilda las sich die Sms durch, die sie am Vortag im betrunkenen Zustand an Marco gesandt hatte.

      „Ich weiß nicht, welcher es dieses Mal war!“, meinte ihre Freundin Cornelia, die sich dabei ein gewisses Grinsen, bei dem ihre Mundwinkel beinahe über die Ohren lappten, nicht verkneifen konnte.

      Sie saßen bei Junk-Food-Mood - einem namhaften Fast Food-Restaurant - in der Mariahilferstraße, im sechsten Bezirk in Wien.

      Aus dem Radio ertönten verträumte Songs über die Liebe. Die weichen Sonnenstrahlen glitten durch die Fensterscheiben des Lokals und spielten mit Connys Haar. Vor einer Woche hatte Casmilda ihrer Freundin und Kollegin ihre langen Naturlocken gefärbt, schokoladenbraun mit goldblonden Strähnen.

      Die letzte Nacht hatten sie im Dance for Chance verbracht, einer bekannten Wiener Diskothek. Konsequent hatten sie die Männer ignoriert, die ihnen ständig Drogen angeboten hatten, oder sie auf ein Getränk einladen wollten. Zwar waren diese ziemlich attraktiv, aber was konnten sie sich schon von ihren zugedröhnten, betrunkenen Zuständen erwarten? Der erste Eindruck zählte bekanntlicherweise, obwohl man Vorurteile außer Acht lassen sollte, andererseits war eine gewisse Skepsis mit Intuition zu vergleichen. Beide Dinge ähnelten einander, wobei sie vor Dummheiten schützen sollten. Und doch, Vorurteile sendeten ihre Botschaften vom Gehirn aus, Intuition lag im Herzen oder im Bauchgefühl. Vorurteile hatten außerdem einen billigen Beigeschmack: aus Angst oder Ungeduld, jemandem eine Chance zu geben, wurde er in eine Schublade gesteckt, ohne ihn vorher ausreichend kennenzulernen. Viele männlichen Wesen ließen sich außerdem heutzutage von der allseits verbreiteten modernen Emanzipation der Frau einschüchtern, die sich unter anderem in einem gewissen Selbstvertrauen ausdrückte. Somit sollte jede Frau in gewisser Weise nachsichtig sein. Die Männer, die Casmilda und Conny jedoch Drogen angeboten hatten, wirkten bei Weitem nicht schüchtern, trotz des weiblichen Selbstvertrauens, das Conny und Casmy ausstrahlten, doch hinter ihrer rauhen Fassade verbarg sich möglicherweise ein weicher Kern.

      Ach, wie dumm nur, dass das Leben nicht so ablief wie in Kitschromanen!, dachten Casmy und Conny beinahe gleichzeitig, während sie ihre Burger aßen. In diesen romantischen Geschichten schaffte es die Protagonistin immer wieder, einen hart gesottenen Mann in einen kuschelbedürftigen Liebhaber zu verwandeln. Wie glücklich wären sie in so einer Welt der Harmonie! Von Zufriedenheit und innerem Standbein wollten die jungen Frauen in ihren dahinschwelgenden Gedanken nichts wissen, denn darüber berichten Kitschromane nicht. Sie wollten lieber hoch oben in den Wolken fliegen, vielleicht sogar auf Nummer sieben, anstatt sich den Boden der Tatsachen anzusehen. Daher genehmigten sich Casmilda und Cornelia zwischendurch liebend gerne die Welt des Kitsches, da sie die Ausflucht des Alltages in die Illusion sehr genossen.

      In Maßen konnte ihrer Meinung nach ein wenig Illusion sogar die Realität beflügeln oder erträglicher machen.

      Das Maß ließ sich jedoch sehr leicht überspannen. Auch Glücksgefühle führten zur Sucht – man könnte diese Abhängigkeit sogar gewissermaßen als Bestandteil der klassischen Depression beschreiben, denn ein Zuviel des Glücks würde andererseits den Realitätssinn verschleiern. Früher oder später würde den Beiden langweilig werden, oder ihre übertriebene Euphorie sie letztendlich in eine Psychiatrie führen. Dort hätten sie endlich wieder einen Grund, unglücklich zu sein, es gäbe ihnen paradoxerweise den passenden Ausgleich zu ihrem seligen Lebenskick.

      Casmilda empfand ein enormes Glücksgefühl, als sie lächelnd auf ihr Handy blickte. Den inneren „Teufel“, den sie für die Nachricht verantwortlich machte, benannte sie in einen einfühlsamen Gefühlsmenschen um. Obwohl Marco ihr nicht geantwortet hatte, breitete sich in ihrer Brust ein Gefühl der Hoffnung und Glückseligkeit aus, und sie strahlte mit einem verträumten Blick versonnen in die Ferne.

      „Willst du wirklich mehr von ihm als seine flüchtige Bekanntschaft?“, fragte Conny, die Casmildas Sms als übertrieben emotional deutete.

      „Oh“. Casmilda fühlte sich beim Tagträumen ertappt, klimperte mit ihren langen Wimpern und öffnete den Mund in einer starren, lächelnden Haltung, ehe sie zu sprechen begann.

      „Nun“, sagte sie in einem zärtlichen Flüsterton , „was bedeutet mehr? Ich möchte ihn jedenfalls kennenlernen.“

      Die Sms bestand aus klaren Worten: „Hallo Marco, bist du wirklich so stark wie die Anmut deiner Muskeln es verspricht, so sanft wie dein charmantes Lächeln, deine einfühlsamen Worte? So zeige es mir. Deine Casmilda.“

      Casmy wusste selbst, dass ihr Hang