Svea Dunnabey

Sea of Flames


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du wieder rüber kommen.<<

      >> Mache ich.<<

      Er nickte nachdenklich, bevor er aufstand, mir noch einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf gab und schließlich zurück in den OP ging. Ich blieb noch eine Weile sitzen, aß die Mango auf und trank ein Glas Wasser, bevor ich noch einmal auf mein Telefon sah.

      Vielleicht war der Empfang ja inzwischen besser und ich hatte vielleicht sogar Internet, sodass ich Blake eine Nachricht schicken konnte, doch meine Hoffnungen lösten sich sofort wieder in Luft auf, als ich die Anzeige sah. Man hatte mir beim Kauf der Sim-Karte direkt gesagt, dass das Netz hier manchmal ausfällt, was mehrere Tage andauern kann, was ich nun zu spüren bekam.

      Ein wenig niedergeschlagen legte ich das Telefon wieder weg, trank noch einmal einen Schluck und folgte Robert schließlich zur Klinik, um meinem nächsten Patienten zu helfen.

      Kapitel VII

      Blake

      >> Mr Humphrey. Hier möchte gerne ein gewisser Mr Benton zu Ihnen.<< informierte mich der Portier über das Telefon, während ich zu Hause in meinem Arbeitszimmer saß und eine Fortbildung für unsere Personenschützer plante. Müde wischte ich mir mit den Händen durchs Gesicht und lehnte mich im Stuhl zurück.

      >> Lassen Sie ihn nach oben.<< antwortete ich und erhob mich bereits vom Stuhl, um Edward die Tür zu öffnen. Ich hatte mit seinem Besuch bereits gerechnet, da meine Mutter letzte Woche Geburtstag gehabt hatte und er sicherlich wissen wollte, wieso ich nicht erschienen war. Allerdings hatte ich schon wesentlich früher damit gerechnet, da es ein absoluter Fauxpas war, wenn ein Sohn nicht zum Geburtstag der Mutter erschien, wo doch die ganze Presse anwesend gewesen war.

      Da er noch nicht oben angekommen war, ging ich schon mal zur Bar und schenkte uns einen Whisky ein, den er sicherlich trinken würde, da ich wusste, dass er sich abends immer etwas genehmigte und er unten bestimmt seinen Fahrer stehen hatte.

      >> Hi Blake.<< begrüßte er mich schließlich und trat in den Raum, bevor er die Tür hinter sich schloss und zu mir kam.

      >> Hi Edward. Wie geht’s?<<

      >> Gut, zumindest kann ich nicht klagen. Seit wann muss man sich bei dir anmelden, wenn man zu dir möchte?<< hakte er irritiert nach und ging mit mir zur Couch, wo wir uns schließlich setzten und ich ihm sein Glas gab. Dankend nickte er mir zu und genehmigte sich einen Schluck, ehe er es sich gemütlich machte.

      >> Seit der Sache mit Mum, die hier einfach in diese Wohnung hereinspaziert ist und Evelyn gedroht hat.<< sagte ich nüchtern, womit wir sicherlich schon beim Thema waren.

      >> Du bist immer noch sauer auf sie, richtig?<<

      >> Kannst du es mir verdenken?<<

      >> Nein.<< stimmte er mir zu und trank einen weiteren Schluck, während er mich musterte.

      >> Dass, was sie getan hat, war mehr als falsch und das habe ich ihr auch gesagt. Ich meine, ich kenne Evelyn nicht wirklich, aber ich fand sie nett und sie passt zu dir. Ob sie jetzt früher eine Stripperin war oder nicht, wen interessiert das schon.<<

      >> Deine Schwester.<< wandte ich ein, während ich spürte, wie mein Puls schon wieder schneller wurde. Diese ganze Sache machte mich immer noch wütend, weswegen ich meine Nerven mit einem Schluck Whisky beruhigte.

      >> Richtig. Für sie ist so etwas halt... Wie soll ich das erklären. Sie wurde da anders erzogen. Unsere Eltern waren sehr streng damals. Wir hatten meiner Meinung nach nie eine richtige Kindheit. Wir mussten von Anfang an gute Noten schreiben, hatten Privatunterricht zu Hause, kein Kontakt zu anderen Kindern, höchstens zu denen anderer wohlhabender Eltern, die aber genau so eine Erziehung genossen hatten wie wir. Spielen im Garten? Wozu? Malen, Spaß haben, Träumen, Kuscheln... Das waren alles Dinge die laut unseren Eltern überflüssig waren. Wir sollten schnell unseren Abschluss machen und das so gut wie möglich. Eine zwei in der Schule war eine Katastrophe. Wir hatten einen immensen Druck und uns wurde jeden Tag vorgebetet, was wir später werden sollten. Selbst der Beruf Tänzerin wäre ein Unding gewesen, weil es sich einfach nicht gehörte. Deiner Mutter wurde direkt eingetrichtert, dass sie einen netten, wohlhabenden Mann finden solle und schnellstens heiraten und Kinder bekommen sollte... Natürlich ist unsere Gesellschaft heutzutage moderner geworden und auch deine Mutter ist sicherlich moderner geworden, aber in diesem Punkt... Ihr ist wichtig, was die Presse über euch berichtet, weil sie es so von klein auf gelernt hat. Ihr ist wichtig, dass du eine Frau findest, die dich liebt und dich glücklich macht, dich voran treibt und die nicht so eine üble, hinterhältige Schlampe ist wie Kelly es damals war. Entschuldige, wenn ich das so sage, aber das war sie.<<

      Ich nickte nur und hörte ihm zu, während ich mir die Kindheit meiner Mutter vorstellte. Sie hatte noch nie darüber gesprochen. Nicht ein einziges Mal, wenn ich mich recht erinnerte.

      >> Sie wollte dich schützen, aber du hast Recht, sie ist zu weit gegangen. Viel zu weit. Wobei es sicherlich nie so weit gekommen wäre, wenn nicht auch noch vorher das mit David passiert wäre, wo sie herausfinden musste, dass er sie mehrmals betrogen hatte. Jetzt die Flittchen mit denen er zu tun hat. Jede Woche ein Bild in den Zeitungen zu sehen, wie er immer wieder einer neuen Schlampe die Zunge in den Hals steckt... Dazu dann die Berichte, dass Evelyn eine Stripperin war oder ist... Der Ruf eurer Familie ging den Bach runter, ihre Freunde haben sie nicht mehr angerufen, wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil in diesem Punkt alle noch altbacken sind. Ihre Freunde wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben, David hatte sie verloren, Erin und Ava ebenfalls ein wenig, Elliott und du waren auch nicht da... Sie war allein und verzweifelt. Das war zu viel.<< entschuldigte er ihr Verhalten und verbarg dabei nicht, was er von meinem Vater hielt. Seine Gesichtszüge waren selbst jetzt noch angewidert, wobei ich nicht genau wusste, ob es vielleicht auch an Evelyns Nebenjob lag.

      >> Was denkst du über das Strippen von Evelyn?<< hakte ich daher nach und betrachtete ihn interessiert. Sofort sah er mich an und streifte den Ekel in seinem Gesicht mit seinen Händen regelrecht ab.

      >> Es war halt ihr Job. Warum nicht? Viele machen das, um gutes Geld zu verdienen. Sie ist hübsch, hat einen perfekten Körper dafür, also wird sie dort gut verdient haben und es hatte ja seine Gründe, wenn ich das richtig verstanden hatte. Ich schätze du hast eine Person gefunden, die sich nicht vor Arbeit und Mühe scheut, die sehr stark und zielstrebig ist, sehr organisiert und uneigennützig. So jemanden findet man selten heutzutage, deswegen solltest du gut auf dieses Glück aufpassen.<<

      >> Das tue ich.<< stimmte ich ihm zu und entspannte mich zunehmend. Ich machte zwar nicht meine Entscheidungen von seiner Meinung abhängig, allerdings war Edward schon immer jemand gewesen, auf dessen Meinung ich großen Wert gelegt hatte.

      >> Seid ihr denn noch zusammen?<< fragte er schließlich nach und sah sich in der Wohnung um, da er sie anscheinend suchte.

      >> Sind wir, aber sie ist im Moment für drei Wochen in Kenia.<< klärte ich ihn auf und genehmigte mir noch einen Schluck.

      >> In Kenia? Wieso? Macht sie ohne dich Urlaub?<<

      >> Sie hatte das geplant, als wir getrennt gewesen waren, wobei es kein Urlaub ist. Sie nutzt ihren Urlaub, um dort die gesamten drei Wochen zu arbeiten, um dort Menschen zu operieren und sie zu behandeln, da die medizinische Versorgung dort ja nicht grade weit ist, wie du sicherlich weißt.<<

      >> Leider, ja. Wie lange ist sie denn schon da?<<

      >> Seit knapp zwei Wochen etwa, aber viel haben wir leider nicht sprechen können, da sie im Akkord im OP steht und abends dann todmüde ins Bett fällt.<<

      >> Verstehe. Grüß sie von mir, falls ihr wieder telefoniert.<<

      >> Mache ich.<< versicherte ich ihm und sah aus Reflex wieder auf mein Telefon, was jedoch nichts von Evelyn anzeigte.

      >> Netter Ring.<< bemerkte Edward