Svea Dunnabey

Sea of Flames


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setzte sich natürlich neben mich und schien genauso gespannt zu sein wie ich. Auch wenn er schon des Öfteren in Kenia gewesen war, hatte er sicherlich noch keine Safari unternommen. So wie ich ihn kannte, hatte er rund um die Uhr gearbeitet, operiert und Menschenleben gerettet.

      Der Fahrer erzählte uns etwas über die Savanne, über die Steppe, die Felsschluchten und die Akazienwälder, die wir auf unserem Weg bewundern konnten, als wir an einem Fluss vorbeifuhren und die ersten Tiere beobachten konnten. Unser Fahrer fuhr uns so nah wie möglich heran, woraufhin alle ihre Kameras herausholten und fleißig Bilder schossen.

      >> Möchtest du kein Foto machen?<< fragte Robert mich verwundert, als auch er aufstand und seine Kamera zückte.

      >> Nein, ich möchte es einfach nur genießen.<< seufzte ich, stand auf, um auch etwas sehen zu können und beobachtete die Gazellen und Antilopen, die sich am Ufer tummelten. Einige Reisende unterhielten sich grade darüber, dass sie hofften, dass sich ein Krokodil zeigen und eines der Tiere schnappen würde, während ich versuchte sie zu ignorieren.

      >> Schön oder?<< fragte Robert plötzlich und sah gebannt zum Fluss, woraufhin ich nickte.

      >> Darf ich mein Kompliment an dich noch revidieren?<< fragte ich und grinste ihn an, während er mich irritiert betrachtete.

      >> Welches Kompliment?<<

      >> Dass du ein blauer Pfau bist.<<

      >> Möchtest du jetzt doch auf einen majestätischen Löwen umschwenken? Da hätte ich nichts dagegen.<< antwortete er amüsiert und drückte mich kurz an seine Seite.

      >> Nein, tut mir Leid, aber dieser kleine Kudu dort erinnert mich an dich.<<

      >> Allein schon kleiner...<< sagte er verächtlich, doch davon ließ ich mich nicht beirren.

      >> So wie der, der da vorne liegt...<< wandte ich ein und deutete auf einen kleinen Kudu, der ein wenig abseits der Herde auf dem Boden lag.

      >> Die Weibchen sind alle um ihn herum und er liegt da und beobachtet alle. Als ob die Weibchen alles für ihn tun würden und er sich bedienen lassen würde. Der Schönling macht sich halt nicht schmutzig. Mit seinen hübschen Streifen und den prägnanten Flecken... Und dann erst diese geschwungenen, spiralförmigen Hörner. Was natürlich nur du als Männchen hast, um deinen Weibern imponieren zu können. Du kannst dich da als Männchen ausruhen, weil dir alle Weibchen gehören und dir das nehmen kannst, was du gerne hättest. Die volle Auswahl, jederzeit...<<

      >> Und du meinst wirklich, dass ich das möchte? Dass ich so bin?<< hakte er mürrisch nach, während sich alle wieder setzten und unser Fahrer weiterfuhr, um weitere wilde Tiere zu finden.

      >> Na ja... egoistisch bist du nicht und du kümmerst dich auch eher um deine Freunde, aber was Frauen angeht... Seit deiner Ex-Frau bist du halt abgestumpft, was ich wirklich gut verstehen kann, aber wenn du eine Frau brauchst und sie dir gefällt, wobei da auch nur die hübschesten in Frage kommen, dann nimmst du sie dir einfach und lässt sie auch ganz schnell wieder fallen.<<

      >> Dich hätte ich nicht fallen gelassen, aber du wolltest ja nicht... und ansonsten war einfach noch keine besondere Person dabei.<< bemerkte er, was mich wieder an die Unterhaltung vor einigen Wochen erinnerte, wo er mir erzählt hatte, dass er sich für uns mehr als nur Freundschaft hätte vorstellen können. Allerdings wusste er, dass ich Blake verfallen war und dass das niemals mit uns funktioniert hätte.

      >> Ich würde es dir aber wünschen, vor allem auch Lilly. Wenn sie jetzt wirklich bald zu dir zieht und du das Sorgerecht für sie bekommst, dann wäre es für sie vielleicht auch schön wieder einmal das Gefühl einer Familie zu haben. Du sollst es natürlich nicht erzwingen, aber dich einfach mal drauf einlassen und Frauen näher kennenlernen, dich richtig für sie interessieren und nicht nur nach dem Alter und nach Geschlechtskrankheiten fragen.<<

      >> Mag sein, aber erst mal braucht Lilly mich und das Gefühl, dass sie bei mir an erster Stelle steht, denn das stand sie bei ihrer Mutter nie.<<

      >> Glaub mir, dass sie bei dir an erster Stelle steht, das weiß sie. Egal was sie möchte, du erfüllst es ihr. Wenn sie dich braucht, bist du da, wenn sie irgendetwas hat, dann bist du der erste, der nachfragt, was los ist und wie du ihr helfen kannst... Sie weiß, dass sie auf dich bauen und vertrauen kann. Das musst du ihr nicht mehr beweisen.<< gab ich ihm schmunzelnd zu bedenken, während ich daran dachte, wie sie wirklich die Stellung einer kleinen Prinzessin bei ihm hatte.

      >> Löwen!<< rief der Mann auf einmal hinter mir lauthals in mein Ohr, weswegen ich direkt zusammenzuckte. Aufmerksam suchte ich die Richtung ab, in die er zeigte, wobei es einige Sekunden dauerte, bis ich sie fand. Sie waren einfach zu gut getarnt, doch je näher wir kamen, desto besser konnte ich sie sehen.

      >> Darauf habe ich gewartet.<< sagte Robert triumphierend, erhob sich und fotografierte, was das Zeug hielt. Er hatte sich vor unserer Reise extra noch eine neue Kamera mit dem passenden Objektiv geholt, um hier die perfekten Bilder schießen zu können.

      Sicherlich machte er diese Bilder für sich, aber bestimmt auch für seine Tochter, die verrückt war nach Tieren und am liebsten mitgekommen wäre. Während alle anderen wieder fotografierten und die Augen die ganze Zeit über wieder nur hinter der Linse hatten, um anschließend das Foto zu überprüfen und erneut ein neues zu schießen, lehnte ich meinen Kopf auf der Sitzlehne vor mir ab und beobachtete das Rudel.

      Ich bezweifelte, dass die anderen wirklich sahen, wie zufrieden und in sich ruhend die Löwen aussahen. Wie liebevoll die Jungtiere miteinander spielten. Wie einige miteinander kuschelten, während die großen, ausgewachsenen Löwen in alle Richtungen sahen, um auch ja nichts zu verpassen. Wie sie auch uns nicht aus dem Blick ließen und uns genau beobachteten.

      Es war traurig, dass die Personen nicht das Erlebnis genießen konnten, sondern alles festhalten mussten. Natürlich konnte man sich so immer wieder daran erinnern, wenn man die Bilder ansah, doch reichten dafür nicht die Erinnerungen im Gedächtnis?

      Viele von ihnen machten die Bilder sicherlich nur, um anschließend anderen davon erzählen zu können, um genügend Klicks zu bekommen, um zeigen zu können, was für eine tolle Reise sie gemacht hatten, aber das musste jeder für sich am besten wissen. Ich betrachtete sie und dachte dabei an Marionetten, die von der Gesellschaft und der Anzahl an Klicks gelenkt wurden, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte.

      Der Fahrer erzählte uns nebenbei wie einige Touristen jedes Jahr hier her kamen, um auf Jagd zu gehen. Wie sie triumphierend mit diesem majestätischen Tier angaben, wenn sie es erschossen hatten, was in mir pures Unverständnis hervorrief.

      Wir waren hier in Afrika, in der Wildnis, dort wo die Tiere alles unter sich ausmachten. Fressen und gefressen werden, war hier die große Regel und es war im Gleichgewicht, wenn man sie einfach leben ließ. Die Natur regelte das schon irgendwie von selbst. Also warum musste sich dann auch noch hier der Mensch einmischen?

      Und warum überhaupt jagten Menschen solche Tiere wie den Löwen? Wenn wir heute Tiere schlachteten, dann aus dem Grund das Fleisch zu essen, aber bei Löwen? In Afrika? Es würde wohl kaum jemand hier einen Löwen erschießen und anschließend das Fleisch in kleine Portionen teilen, schock gefrieren und mit nach Hause nehmen, um es dann in der Pfanne zu braten.

      Dabei ging es sicherlich nur um das Gefühl der Stärkere zu sein, was nicht sonderlich schwer war, wenn man eine Waffe besaß und mit unfairen Mitteln spielte. Die Tiere hatten einem nichts getan, was mich einfach nur wütend machte.

      >> Alles in Ordnung?<< fragte Robert mich plötzlich, als ich bemerkte, dass wir wieder los fuhren und die Löwen langsam an meinen Augen vorbei zogen. Ich nickte nur und setzte mich wieder auf, als er mir eine Wasserflasche hinhielt. Dankbar nahm ich sie an und trank einen Schluck, da es immer heißer wurde und die Fahrt noch eine Weile dauern würde.

      Kapitel IX

      Blake