Mira Schwarz

SEX & other DRUGS - Novembertau


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die blauen Augen. Ich beiße mir auf die Zunge und überlege, ob es überhaupt angebracht ist, wenn ich meine Hände jetzt weiter nach unten gleiten lasse.

      Reiß dich zusammen, Jasmin.

      Komisch, die Gedanken scheinen etwas bei mir auszulösen, was ich mir noch nicht ganz erklären kann. Andererseits … er ist mein Verlobter, da darf ich doch an Sex mit ihm denken, oder?

      Ich bin hin- und hergerissen.

      Schließlich siegt die Lust. Ich scheine nicht der Typ zu sein, der auf Blümchensex steht und dabei so leise ist wie ein Fisch. Ohne es zu wollen, stöhne ich auf. Drei Monate lang lag ich im Bett wie eine faule Kartoffel, da habe ich das Recht auf ein wenig Spaß.

      Oder zumindest versuche ich, mir das einzureden.

      Noch bevor ich weiter über den moralischen Aspekt nachdenken kann, gleitet meine Hand über meine Scham. Es fühlt sich wundervoll an, über die glattrasierte Haut zu streicheln, bis ich den dünnen Strich erreiche und von dort aus meine Schamlippen berühre.

      Von Schwäche oder Leidenschaft gebeutelt, muss ich mich an der Wand anlehnen, während ich über meinen Kitzler streichle. Erst beginne ich dabei noch zärtlich, meine Brustwarzen zu streicheln, doch als die Wellen der Begierde immer stärker über mich hinwegfegen, kneife ich sanft in die so reizbare Haut. Ein lautes Seufzen entringt meiner Kehle, als ich meine Klit umspiele. Ich werfe meinen Kopf nach hinten, der harte Strahl des Wassers scheint meine Leidenschaft noch weiter entfachen zu wollen und gießt immer weiter Öl in das Feuer meiner Lust.

      Tiefer versinke ich in dieser Welt, bis meine Finger mich weiter reizen und genau die Stellen treffen, die mich wanken lassen. Ich könnte ewig hier sein, das alles verdrängen und weiß doch, dass es nicht normal ist, was ich gerade hier mache. Meine Emotionen fahren Achterbahn und ich habe nicht einmal einen Gurt an. Vielleicht ist es genau dieser Gedanke, der mich zum Rasen bringt, als ich noch fester greife und ein Schauer meinen Körper erfasst.

      »Ist alles in Ordnung da drin?«

      Bettys Stimme durchdringt meinen Kokon aus Lust. Es folgt ein schweres Klopfen an der Tür.

      »Soll ich hereinkommen und dir helfen, Kleines?«

      »Nein, danke«, sagte ich schwer atmend, ergreife das Handtuch und beginne mich abzutrocknen. »Ich bin gleich fertig und komme heraus. Vielen Dank!«

      Schwester Betty scheint zufrieden mit meiner Wortmeldung. »Gut, ich warte hier.«

      Welcher Teufel hat mich denn da geritten?

      Sekunden später ist die Wollust gewichen und ich spüre einen kalten Zug um meine Haut. Schnell wickle ich mir den Stoff um die Brust und trete vor die Tür. Noch bevor ich auch nur einen Gedanken formulieren kann, halte ich inne.

      »Es ist wundervoll, dich wieder auf den Beinen zu sehen.«

      Ryans Hände ruhen in seinen Taschen. Er strahlt über beide Ohren, steht einfach nur da und guckt mir mitten ins Gesicht. Schwester Betty ist verschwunden, wir beide sind allein. Ich schäme mich und weiß nicht einmal, warum. Unsicher mache ich einen kleinen, beinahe unmerklichen Schritt zurück. Er scheint es zu bemerken.

      »Sweety, ich kann verstehen, dass das alles für dich neu und seltsam ist.« Ryan kommt langsam auf mich zu, reicht mir eine Hand. »Wenn du über etwas reden möchtest, wir haben alle Zeit der Welt.«

      Ich nicke, mein Blick geht zu Boden. »Die Narbe«, stammle ich schließlich. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum. Aber es ist das Erste, was mir einfällt. Vorsichtig ergreife ich seine Hand. »Woher habe ich sie?«

      »Ein Fahrradunfall«, antwortet Ryan. »Wir sind Mountainbike gefahren, du bist wieder vorgeprescht und hast …«

      »Nein, nicht die Narbe. Sondern jene rechts unter meinem Bauchnabel.«

      Er lächelt wieder verschmitzt wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hat. Dabei sieht er mir tief in die Augen. Ich kann die alte Jasmin verstehen, warum man sich in so einen Mann verliebt. »Vor drei Jahren, deine Blinddarm-OP in Mexiko.«

      Ich spüre, dass er mich umarmen will. Ein nicht erklärbares Gefühl steigt in mir auf. Auch ich will ihn küssen, seine Haut spüren, in seinen Armen versinken, doch noch fühlt es sich nicht richtig an. Trotzdem lasse ich es zu und lege meinen Kopf an seine Brust.

      »Wir waren im Urlaub«, fährt er mit seiner tiefen Stimme fort. Dabei spüre ich die Vibrationen seines Brustkorbs. »Wir kannten uns erst ein paar Wochen, trotzdem sind wir gemeinsam gefahren. Du fühltest dich schon am zweiten Tag nicht wohl, also sind wir in eine mexikanische Ambulanz gefahren. Du sagtest, dass der Arzt bestimmt noch von Tequila betrunken sei, als du wieder aufwachtest und die Wunde sahst. Bis heute glaube ich, dass du recht hattest.«

      Urlaub in Mexiko, schießt es mir durch den Kopf. Ich versuche, mich zu erinnern.

      In meiner Gedankenwelt sind Wellen, Wärme, Drinks und Sex. Ich sehe spanische Wörter und kann sie sogar entziffern. Mit aller Macht kneife ich die Augen zusammen und versuche tiefer in meine eigenen Überlegungen einzudringen.

      Instalación uno … Anlage 1. Die schemenhaften Bilder werden klarer, doch das Einzige, was ich sehen kann, ist dieses eine Bild vor Augen.

      »Alles gut, Jasmin?«

      Schnell blicke ich zu meinem Verlobten. »Ja, danke. Es ist nur … ich kann mich nicht erinnern … denke ich.«

      »Das wird schon noch.«

      Ich nicke, lasse Ryan los und geniere mich, mich vor ihm umzuziehen. Er bemerkt es, hält verspielt eine Hand vor sein Gesicht und lächelt, sodass es einen umhaut. »Das hast du schon unzählige Male getan.«

      »Ja, wahrscheinlich«, sage ich unsicher, gehe zum Schrank und öffne ihn. Wenn ich die Kleidung gekauft haben sollte, dann sollte ich mich dafür ohrfeigen. Ich erkenne mehrere Hosenanzüge, alle grau oder anthrazit, nichts Lockeres oder einen hübschen, langen Rock. Alles sieht unbequem und starr aus.

      »Ist das mein Geschmack?«, will ich stirnrunzelnd wissen.

      Ryan stellt sich neben mich. Gemeinsam sehen wir uns die Outfits an.

      »Ja, wieso fragst du?«

      »Es sieht alles so businessmäßig aus.« Mir fällt einfach kein anderes Wort ein, was es besser beschreibt.

      »Du hast noch mehrere Jogginganzüge, aber wie ich dich kenne, willst du hier nicht so herauslaufen. Um ehrlich zu sein, hast du da selbst drum gebeten.«

      Aus meinem Blick spricht Unverständnis. »Ich soll darum gebeten haben?«

      Er nickt kaum merklich. »Sollte ich mal in ein Krankenhaus kommen, dann will ich so schnell wie möglich diese Bazillenschleuder wieder verlassen. Ordentlich und mit Stil, nicht wie Miley Cyrus nach einer Partynacht.« Er stupst mich ganz zärtlich in die Seite. »Deine Worte, Jasmin.«

      Ein schreckliches Gefühl, nicht zu wissen, was man fühlen soll. Macht dieser Satz überhaupt Sinn? Derzeit scheint so ziemlich nichts so wirklich ins Bild zu passen. Wie dem auch sei, ich muss dringend meinen Kleiderschrank ein wenig aufpolieren.

      »Habe ich vielleicht eine Freundin, die mir etwas leihen kann?«

      Hörbar ließ Ryan Luft durch seinen Mund entweichen. »Du gehst gerne mit Kollegen einen trinken oder wir spielen Karten mit den Nachbarn, aber eigentlich ist dir nur Carmen direkt ans Herz gewachsen. Sie war die Erste, die uns begrüßte, als wir vor drei Jahren hier hingezogen sind. Sie war etliche Male hier. Von ihr sind einige der Blumensträuße, aber ansonsten …«

      Er beendet den Gedankengang nicht. Ist auch gar nicht nötig.

      Ich erkenne an seiner Stimmlage, dass ich mir meine Freunde wohl mit Bedacht aussuche. Zumindest das kommt mir bekannt vor.

      Als ich gerade den Hosenanzug ergreife, der mir am wenigsten unbequem vorkommt, stoppe ich mitten in der Bewegung und halte inne. In Zeitlupe drehe ich mich zu Ryan.

      »Ich bin ein Waisenkind.«

      Jetzt