In the Sky kommt aus dem Kassettenrecorder und Liane kniet vor mir und lächelt mich zweideutig an.
„Hubert, du bist ein echtes Phänomen!“
Sie schlüpft in ihr Kleid und ich in meine Hosen. Dessen ungeachtet nimmt sie auf meinem Schoß Platz. Sie fährt mir durchs Haar.
„Man könnte meinen, dass du eine mittelprächtige Wanderung absolviert hättest.“
„Mittelprächtig war hier rein gar nichts, sondern über alle Maßen prachtvoll! Und absolviert habe ich eine kleine Einsicht, in was es bedeuten kann, Glücklichsein zu sein.“ Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
„Sag mal, was machst du eigentlich in der Zeit, wenn du armen Kerlen nicht den Kopf verdrehst?“
„Magst du raten?“ Postwendend bekomme ich meinen Kuss zurück.
„Nun, schließen wir erst mal aus: Du bist keine Bäckerfachverkäuferin, keine Anwaltskanzleigehilfin, keine technische Zeichnerin und auch keine Angestellte in einer Expressreinigung.“ Ich warte, ob ich irgendwo danebenliege.
„Schlau, schlau, lieber Hubert! Nun aber mal ein paar realistische Vorschläge, was ich wohl mache.“ Sie geht zum Recorder und dreht die Cassette. Cymbaline von Pink Floyd schmiegt sich in unsere Ohren.
„Erzieherin in einem Kinderheim für schwer erziehbare Gören?“
„Nee!“ Sie kriegt fast einen Lachkrampf.
„Krankenschwester in einer Psychiatrie vielleicht?“ Ich zwicke sie in ihre ausgeprägte Taille. Tapfer kämpft sie gegen eine Kitzelreaktion.
„Auch nicht! Hubert, ich bin weit entfernt von Mutter Theresa.“
„Bist du noch in einer Ausbildung?“ Plötzlich kommt mir dieser Gedanke, denn sie ist wahrlich noch nicht alt.
„Ja, ist schon viel wärmer.“
„Studierst du?“ Sie nickt ein bisschen.
„Psychologie?“
„Falsch!“
„Biologie?“
„Genau, du hast es. Und deshalb nutze ich diese Gelegenheit, dir zu sagen … “
„… dass das hier zu deinen biologischen Studien gehört!“
„Nein, mein Lieber! Humanbiologie ist sicher eine sehr interessante Fachrichtung, aber nicht die Meine. Meine Gebiete sind Echsen und Reptilien. Was ich dir sagen wollte, ist, dass das heute für ein halbes Jahr unser letztes Treffen war. Ab nächster Woche gehe ich auf große Exkursion nach Madagaskar. Mit meinen Rendezvous hier finanziere ich mir die Reise.“ Sie sieht mich an und merkt natürlich meine Enttäuschung.
„Da hast du ein halbes Jahr Zeit, dich auf mich zu freuen!“
„Wenn es mal nur ein halbes Jahr wäre. Ich muss in drei Monaten für sechs Monate nach Frankfurt. Also können wir uns eine Schwangerschaft lang nicht sehen.“
„Was musst du denn so lange bei den Hesseköpp machen?“ Sie drückt mich liebevoll an sich.
„Ich schmeiße mein Tiermedizinstudium und heure bei Hoechst an. Mache ´ne Ausbildung zum geprüften Pharmareferenten.“
„Ist doch vielleicht gar nicht schlecht. Da lernst du dann viele Ärzte kennen. Mein Mann ist auch Arzt.“
Cirrus Minor auch von der Filmmusikplatte More der Floyd schafft sehnsüchtige Stimmung.
Liane greift nach ihrer Handtasche, die heute ein wesentlich größeres Format als die Kulturtasche vom letzten Mal hat. Sie zieht eine Art Papiertüte heraus, so eine, mit der man gewöhnlich die Schrippen vom Bäcker holt.
„Hier, das wird dir die Zeit etwas verkürzen.“ Schelmisch grinst sie mich an.
Die Tüte enthält keine Brötchen. So viel steht fest. Da ist etwas Hartes, Rundes drin. Ich hole es ans Funzellicht unseres Séparées. Eine Filmrolle mit Film!
„Was ist da drauf? Hoffentlich nicht Love Story!“
„Wo denkst du hin. Kannst du es dir nicht denken?“ Ich erhalte einen Kuss auf meinen Mund.
„Sag bloß? Der Film von vorhin? Dein Porno? Der Massagesalon?“
„Ja!“, sagt sie einfach so.
Ich bin perplex. Wie finde ich das? Na geil natürlich.
„Ich bin sprachlos! Danke!“ Ich drücke sie ganz fest an mich.
„Was ich dir noch sagen wollte. Eine Empfehlung, falls du es ohne entsprechendes weibliches Wesen nicht aushalten solltest. Miriam ist eine sehr zärtliche, tolle Frau. Mit ihr könntest du viel Spaß haben. Und auch Tooky, die macht immer auf unschuldiges Mädchen, hat es aber faustdick hinter ihren Öhrchen. Letztlich Gaby. Zwei von meinen Gästen wechseln mich gerne mit ihr ab, wenn man das so bezeichnen kann. Solltest du sie also mal besuchen, kannst du sie gerne von mir grüßen.“
„Liane! Nach unseren zwei Rendezvous glaube ich kaum, dass mir nach einer Anderen zumute sein wird.“ Ich schaue ihr traurig in ihr schönes Augenpaar.
„Abschiede sind etwas Furchtbares. Wie ein kleiner Tod, hat irgendwer mal gesagt. Komm, sei tapfer. Wir stehen jetzt beide auf.“
Wir schmiegen uns eng aneinander. Spüren jeder vom anderen so viel Körper wie nur möglich, küssen uns bis The Nile Song endet.
„Bis nächstes Jahr“, sage ich, als sie schon fast durch die Tür ist. „Ja, bis nächstes Jahr, aber noch in diesem Leben“, flüstert sie zurück.
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