Valerie Parker

Der Dolch in unseren Herzen


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Partys interessierte, hatte sie sich für den einen entschieden und sich auch noch so schrecklich in ihn verliebt, dass sie schnell besitzergreifend und eifersüchtig wurde. Mit Haut und Haaren war sie ihm verfallen. Keine Tussi durfte ihren Armin angraben und in diesem Fall auch noch antatschen. Denn genau das tat dieses Mädchen. Und Armin? Genoss diese Scheiße auch noch! Drückte seine Lenden an ihre und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Eng umschlungen bewegten sie sich zum Takt der Musik.

       Die Schickse trug ein rotes eng anliegendes Minikleid, was ihre Kurven deutlich hervorhob. Seine Finger krallte er genau in diese hinein.

       Eifersucht brannte sich wie Säure durch ihren Körper. Sie war so wütend geworden und wollte gerade auf die beiden losstürmen und auf sie losgehen, um sie auseinanderzuziehen und der Tussi ordentlich eine reinzuhauen, da wurde sie an ihrem Oberarm festgehalten.

       „Nicht, Vivi. Du würdest dich nur lächerlich machen. Zudem ist Armin total voll.“ Durch einen Schleier hörte sie ihre Freundin Lea.

       Miss Rotkleids Hände wanderten zu Armins Po, um sie hineinzukrallen und ihn noch näher an sich zu ziehen.

       Vivienne begann vor Wut zu zittern und wollte sich von Lea losreißen. So bloßgestellt hatte sie noch niemand. Was fiel diesem Arsch eigentlich ein? Sie auf dieser Party so vorzuführen, wo doch jeder wusste, dass sie zusammen waren. Fehlte nur noch, dass er diese Schlampe küsste!

       Bevor sie sich von Lea losreißen konnte, wurde sie auch am anderen Arm von Sarah festgehalten. „Lass es, Vivi. Du bist viel zu wütend, um jetzt da reinzugehen. Beruhige dich erst mal.“

       Sie sollte sich beruhigen? Wie denn? Wenn sie mit ansehen musste, wie ihr Freund eng umschlungen mit diesem Mädchen tanzte und seine Nase gar nicht mehr aus ihrer Halsbeuge nehmen wollte.

       „Besser ist, wir gehen. Der Typ ist es nicht wert, sich hier zum Affen zu machen, wovon morgen die ganze Uni erzählen wird“. Sarah zog bestimmend an ihrem Arm.

       Sarah hatte recht. Die halbe Uni wüsste morgen, was Armin tat, und die Studierenden würden sich über sie kaputtlachen, dass sie sich von ihm hatte vorführen lassen.

       So ein Arschloch! Hatte sie sich so in ihm getäuscht und blenden lassen? Vivienne dachte ehrlich, sie wären auf einer Wellenlänge, gerade auch, was ihre Gefühle füreinander betraf. Gerade deswegen konnte sie diese Demütigung nicht auf sich sitzen lassen.

       „Ihr habt recht, wir gehen. Soll er doch mit der Schlampe machen, was er will.“

       Sobald sich Vivienne mit ihren Freundinnen umdrehte und diese ihre Arme freiließen, war sie durch die Terrassentür gerannt.

       Ohne auf die Leute zu achten, die sie vielleicht anrempelte, stürmte sie auf die beiden Tanzenden zu. Noch wütender als zuvor, da sie das Ausmaß direkt vor Augen hatte, schubste sie Armin kräftig gegen den Arm. Erschrocken fuhr er mit dem Kopf hoch. Als er sie erblickte, riss er die Augen auf und ließ viel zu langsam die Hände von der Kuh gleiten.

       „Du Penner!“, schrie sie ihn an und schubste ihn gleich noch einmal.

       Armin schwankte, weil er so dicht war, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Eine Falte bildete sich zwischen seinen Augen, und ungläubig schaute er der Blondine hinterher, wie sie abdampfte, als könnte er selbst kaum glauben, mit dieser getanzt zu haben. Beschwichtigend hob er die Arme. „Hey Vivi.“

       Aber das interessierte sie nicht die Bohne. Es war ihr auch egal, dass sie von allen Leuten angestarrt wurden.

       Drohend hielt sie ihm den Zeigefinger unter die Nase. „Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, verstanden! Mit so einem Wichser wie dir muss ich mich nicht abgeben. Ich habe Besseres verdient!“ Am ganzen Körper bebend drehte sie sich um und wollte gehen, wurde aber von Armin am Arm festgehalten.

       Er drehte sie zu sich um. „Bist du bescheuert? Wir haben doch nur getanzt!“ Armin lallte so stark, dass sie ihn kaum verstehen konnte. Er schaute sie zu seinen Worten auch noch unschuldig an. „Stell dich doch nicht so an!“

       Ihre Sicherungen brannten durch. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Sie holte aus und verpasste ihm eine so saftige Ohrfeige, dass sie das Kribbeln tief in ihrer Hand spürte. „Verpiss dich!“, spie sie ihm entgegen, drehte sich um und verließ mit ihren dämlich dreinschauenden Freundinnen die Party.

      

      Vivienne drückt die Zigarette im Aschenbecher aus und erhebt sich. Bringt ja nichts, in der Vergangenheit festzuhängen. Dank der Kippe hat sich ihre Wut ein wenig gelegt. Bittere Enttäuschung macht sich breit, und sie würde am liebsten losheulen. Aber sicher nicht hier, wo jeden Moment jemand auf die Terrasse kommen kann. Schnell verlässt sie diese. Im Wohnbereich hält sie sich nicht auf, sondern geht an der feiernden Meute vorbei ins Schlafzimmer.

      Sie lehnt sich seufzend gegen die geschlossene Tür, und die Tränen, die sich in ihren Augen angesammelt haben, laufen über ihre Wangen. Kummervoll schaut sie ins dunkle Schlafzimmer, was nur von den Lichtern der entfernten Laternen erhellt wird, auf ihr gemeinsames Bett. Es ist ein schwarzes zwei mal zwei Meter großes Boxspringbett, da sie beide es gern groß und kuschlig haben und es zudem gern wild in allen möglichen Stellungen treiben. Ein großes Bett hat da schon seine Vorteile. Auch wenn sie es natürlich nicht nur im Bett treiben. Es gibt keinen Platz in der Wohnung, der nicht eingeweiht wurde.

      Vivienne wird das Herz schwer. Gedämpft nimmt sie die fröhliche Stimmung aus dem Wohnzimmer wahr. Leider ist es keine Freude darüber, dass Armin und sie sich verlobt haben.

      Sie geht zum Bett und holt den Ring aus ihrer Hosentasche. Auf Armins Bettseite fällt sie auf den Rücken und hält den Ring fest in der Hand geschlossen. Nach dem Antrag war sie der festen Überzeugung, er hätte den Dreh gekriegt. Würde sich ihrem Wunsch wenigstens ein bisschen beugen, endlich etwas kürzerzutreten.

      Aber selbst das, eine einfache Verlobung bekannt zu geben und sein Partyleben mal hintenanzustellen, hat er nicht auf die Reihe bekommen. Sie hätten doch nach der Verkündung noch genug Zeit gehabt, seinen gewonnenen Fall zu feiern. Musste er denn direkt seine halbe Belegschaft anschleppen? Die wären auch nachträglich noch willkommen gewesen.

      Das Steinchen vom Ring bohrt sich in ihre Handfläche und hinterlässt einen leichten Schmerz, genau wie in ihrem Herzen. Am liebsten würde sie den Ring vor die Wand schmeißen.

      Aber das tut sie nicht. Kann es nicht. Sie liebt diesen lang erhofften Ring. Genauso wie sie Armin über alles liebt, auch wenn er sich zu einem arroganten Kerl entwickelt hat. Zumindest in der Kanzlei und vor Gericht, ihr gegenüber aber niemals. Er ist eigentlich eine sehr fürsorgliche und auch eine genauso besitzergreifende Person wie sie. Wobei sie immer noch temperamentvoller ist.

      Jetzt glaubt sie jedoch, dass er noch nicht so weit ist, sich zu verloben, oder es je sein wird. Immer sind sie gut zurechtgekommen, haben die gleichen Ziele und Vorstellungen, was ihren Beruf angeht. Sie interessieren sich für dieselben Hobbys, haben immer Verständnis für den anderen. Wenn es beruflich viel zu tun gibt, und sie sich deswegen mal weniger sehen können. Es hat nie ein Problem dargestellt, wenn sie sich getrennt voneinander mit Freunden treffen. Zusammen harmonieren sie einfach super, sind sich oft wortlos einig und kennen sich einfach in- und auswendig.

      Oft planen sie Partys gemeinsam. Es ist aber schon öfter vorgekommen, dass jeder schon selbst spontan eine auf die Beine gestellt hat oder es sich einfach plötzlich ergeben hat.

      Alles kein Problem in der heutigen Zeit der Kommunikation. Ein kurzer Anruf oder eine SMS genügten. Hauptsache, der eine weiß, was der andere macht oder plant. Das ist ihnen beiden schon immer wichtig gewesen.

      Nur heute scheint Armin das alles vergessen zu haben. Das macht Vivienne unendlich traurig, denn hier gehen ihre Gemeinsamkeiten auseinander. Sie möchte endlich heiraten, was ihr bisheriges Leben in keinster Weise beeinflussen