David Poppen

Animalisches Verlangen


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blickte zu ihm hoch. Er trug eine eng sitzende Jeans, besaß einen schönen starken Körper, der von der Taille aufwärts nackt war. Er strich das schwarze wellige Haar aus den Augen, während er und David Buchmann etwas miteinander sprachen und dann lachten.

      „Können wir denn nicht noch eine nehmen?“, hörte sie den jungen Mann sagen, der sich umdrehte, um sie zu betrachten.

      „Klar, wenn du sie magst, Jan“, sagte der Regisseur leise, so dass es Valentina nicht hören konnte.

      David Buchmann grinste und lehnte sich gegen die Bühne, als die anderen Schauspielschülerinnen in Jeans und Sandalen von der Bühne herunterpolterten.

      „Ihr glaubt alle, ihr versteht etwas von der Schauspielerei, weil ihr mal der große Star in einem Theaterstück auf eurer Schule gewesen seid und eure Tante Maria hinterher behauptet hat, ihr seid phantastisch gewesen. Hör zu, Valentina, oder wie du auch immer heißt. Wie du von Clément de Réunion einen Vertrag bekommen hast, ist mir scheißegal. Wenn ich ein Stück als Regisseur leite, dann arbeiten alle für mich. Ist das klar? Habe ich mich verständlich genug ausgedrückt?“

      Er starrte Valentina an. Sie nickte und konnte wieder ruhiger atmen. Die Furcht war ein wenig verschwunden. Er hatte sie bisher nicht hinausgeschmissen.

      Dann blickte sie hoch zur Bühne, auf den jungen Mann, auf Jan Berger, den attraktiven Mann in der engen Jeans, der sie immer noch betrachtete und ein seltsames Lächeln auf seinem Gesicht hatte. Eine seiner Augenbrauen war hochgezogen. Er machte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und blinzelte ihr zu.

      „Und nun verdufte aus meinem Theater. Um drei Uhr bist du aber wieder hier“, sagte David. „Ich erkläre dir dann, was jeder bei dem neuen Stück in der kommenden Woche zu tun hat. Voraussichtlich mache ich dich zur Hauptplatzanweiserin und du ziehst ein Minikleid an, das gerade unter deinen süßen Arschbacken endet.“

      Sie war entlassen. David wirbelte herum und schrie, die Probe ginge weiter. Die Lichter erloschen langsam, die Scheinwerfer huschten über die Bühne.

      Valentina lehnte sich zurück und dachte an das Vorstellungsgespräch vor ein paar Wochen hier im Theater zurück. Sie wollte Schauspielerin werden und ihr Klassenlehrer gab ihr eine Empfehlung.

      Das „Theater44“ in München-Schwabing stellte für die Sommersaison Schauspielschülerinnen ein. Valentina hatte sich daraufhin beworben und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

      Sie erinnerte sich noch, wie aufgeregt sie war, als der Besitzer des Theaters vor ihr stand. Der Mann, dessen Name von jedem Film- und Theatermagazin in ganz Europa, sogar auch in den USA, erwähnt wurde:

      Clément de Réunion, aus einem alten französischen Adelsgeschlecht, war Produzent und Besitzer des „Theater44“, einem der letzten Privattheater in Deutschland.

      Er war größer als sie gedacht hatte. Er musste zwischen vierzig und fünfzig sein, die Haare waren schon ein wenig ergraut. Er hatte blaue zusammengekniffene Augen und einen strengen Mund. Aber er lächelte charmant, als ob er sie ihr ganzes Leben lang kennen würde, als ob er darauf gewartet hätte, sie als den Star seines neuen Stücks begrüßen zu dürfen.

      „Ich freue mich, Sie zu sehen, Frau Burgmeister. Ihr Foto hat mich genauso beeindruckt wie der Brief, indem Sie mir schrieben, warum Sie Schauspielerin werden wollen. Soviel Tiefe, soviel Gefühl für ein so junges Mädchen.“

      „Ja, ich will Schauspielerin werden, Herr Réunion. Ich meine, ich spüre es in mir, dass es meine Bestimmung ist, Schauspielerin zu werden. Und ich weiß, dass ich eine große Schauspielerin werden könnte. Ich brauche nur eine Chance, um mich zu beweisen. Jeder in Deutschland kennt das Theater44 und weiß, dass es das beste Sommertheater im ganzen Land ist. Ich habe sehr hart gearbeitet, Herr Réunion. Ich habe eine Szene aus „Perikles, Fürst von Tyros“ von William Shakespeare vorbereitet. Ich mag Shakespeare so sehr.“

      „Sie sind sehr mutig, meine Liebe, und ehrlich. Ich mag das bei einer jungen Schauspielerin. Ehrlichkeit. Intelligenz. Es strahlt gerade aus ihrem wunderschönen Gesicht. Und nun lassen Sie mich hören und sehen.“

      Er war begeistert! So sagte er das, obwohl er die meiste Zeit des Vorsprechens auf ihre festen Brüste gestarrt hatte.

      „Ich werde Sie zum Star des Theaters machen! Sie werden eine hervorragende Schauspielerin. Ich erkenne ein Talent, wenn ich es sehe!“

      Das hatte Clément de Réunion, der Star der Theaterszene gesagt und

      Valentina hatte den Sommerjob erhalten.

      Nun war sie aus Rosenheim angereist und stand mit ihrem Koffer vor der Bühne des Theater44.

      Sie fühlte sich unwohl, wie bestellt und nicht abgeholt.

      Valentina drehte sich um, hob ihren Koffer hoch und blickte in das Gesicht eines der schönsten Mädchen, das sie je gesehen hatte. Die junge Frau mochte ein oder zwei Jahre älter als Valentina sein. Sie trug ein schwarzes enganliegendes Tanzkostüm, ihr volles langes schwarzes Haar war im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Nie zuvor hatte Valentina einen so phantastischen Körper gesehen. Die Brüste drückten sich fast aus dem Schlitz des engen Tanzkleides. Ihre prächtigen Hüften, der flache Bauch, die langen, wunderschönen Beine. Es war merkwürdig für Valentina, ein Mädchen so zu betrachten und solche Gedanken zu haben.

      „Ich bin Lara Claire und komme aus Wien. Dank der Großzügigkeit von Clément de Réunion haben wir beide ein kleines Zimmer im Dachgeschoss dieses Gebäudes bekommen. “

      Lara führte sie durch das Foyer des Theaters, wo ein paar junge Leute Fotos an die Wände klebten. Draußen stand ein silberblondes Mädchen in einem winzigen Minirock, T-Shirt und barfüßig auf der obersten Sprosse einer Leiter. Sie hängte die Ankündigung für das Eröffnungsstück der Saison auf:

       Linda Murcia in

       Der Fluch von Schloss Willburg

      „Linda Murcia spielt in dem Stück, dass gerade geprobt wird?“, fragte Valentina und erinnerte sich daran, wie ihre Eltern von ihr gesprochen hatten. Vor etwa zwanzig Jahren war Linda Murcia ein großen Star gewesen und später hatte man in den Zeitungen lesen können, sie sei Alkoholikerin und drogensüchtig. Ihre Karriere ging steil abwärts und Valentina hatte sie nur ein einziges Mal, vor zwei Jahren, in einem Fernsehstück gesehen.

      Valentina hielt Linda Murcia für eine fantastische Schauspielerin!

      „Wenn sie nüchtern bleibt und David Buchmann sie nicht in Stücke zerfetzt. Er hat mal Regie in einem Fernsehstück mit ihr geführt. Junge, Junge, das muss etwas gewesen sein! So und nun komm, ich zeige dir unsere Dachkammer damit du auspacken kannst“, sprach Lara und zerrte die junge Rosenheimerin über die Stufen der Treppe nach oben in das Dachgeschoss.

      Am hintersten Ende des schmalen Flures öffnete die Schwarzhaarige eine Tür und deutete mit einer winkenden Geste an, dass sie eintreten soll.

      Valentina betrachtete neugierig ihren künftigen Lebensraum. Das Dachgeschosszimmer war höchstens vier Mal vier Meter groß, hatte zwei flache Betten an einer weiß gestrichenen Wand, einen Schrank und ein paar Haken, auf denen Laras Kleider hingen.

      „Das Badezimmer und WC ist draußen auf dem Flur und für alle hier im Dachgeschoss da.“

      Valentina spürte, wie Schweißtropfen ihren Rücken herunterliefen. Ihr blaues Kleid klebte wie Heftpflaster am Körper. Sie war müde, fühlte sich schmutzig und entmutigt. Nein, das war wirklich nicht die Theaterklasse von Frau Schneider, jeden Dienstagnachmittag im Gymnasium in Rosenheim!

      Sie spürte Laras Blicke und errötete leicht.

      „Lass dich von David Buchmann nicht entmutigen. Vielleicht wirst du ihm mal privat vorsprechen müssen. Danach sehnen wir uns alle. Sie sagen, er sei fantastisch!“

      „Wie meinst du das?“

      „Das frägst du mich doch nicht wirklich? Nun hör aber auf, Schätzchen!“

      Lara