David Poppen

Animalische Sexualtriebe


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Schwanz abzuschneiden. Das Wesen wollte ihn töten, wenn er es nicht tun würde. Er glaubte beiden!

      Er hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera.

      Er hatte sich entschieden!

      Dreißig Minuten später saß er in einer Polizeidienststelle und diktierte einem Beamten seine Anzeige. Dieser schaute immer wieder verwundert, teilweise auch amüsiert schmunzelnd zu Bernhard. Dies war wohl eine der seltsamsten Strafanzeigen seiner beruflichen Amtszeit. Ein Mädchen verhaute, beklaute und vergewaltigte einen jungen Mann.

      Nachdem jedoch die Bild- und Tonaufnahmen vom Handy ausgewertet waren, änderte er seine Meinung. Dem jungen Mann war wirklich Schlimmes geschehen. Ein Arzt wurde gerufen um die Wunden zu untersuchen und zu dokumentieren. Wenig später erschien der zuständige Staatsanwalt, der die Aufnahmen am Handy anhören wollte. Eine unheimliche Stimme sprach die ersten Worte:

      „Ihr Name ist Beliar Báthony, sie wohnt ...“

      Die komplette Anschrift und ein kurzer Steckbrief der Täterin waren auf dem Tonband beschrieben. Dann folgte das gesamte Gespräch zwischen dem Mädchen und Bernhard. Die komplette Tat war auch mit eindeutigen Fotos dokumentiert.

      Der Staatsanwalt unterschrieb einen Haftbefehl und ein Streifenwagen fuhr los, um das Mädchen zu verhaften.

       Das Mädchen Beliar Bathony!

      Das Wesen in der Dunkelheit wünschte sich, sie möge bald das Töten lernen.

      2

      Zerschlagen wachte die schwarzhaarige Beliar Bathony in einer engen Zelle auf.

      Seit drei Monaten befand sie sich in der JVA München, Frauenabteilung, Schwarzenbergstraße 14. Ein Richter hatte Untersuchungshaft angeordnet, und seither wartete sie auf ihren Prozess. Bernhard, ihr nächtliches Opfer, hatte sie noch in der gleichen Nacht bei der Polizei verraten. Wenige Stunden nach seiner Anzeige war sie verhaftet worden.

      Heute war ihr Prozess.

      Es war ein Morgen wie jeder andere auch. Im Gefängnis fühlte sich jeder Tag gleich an. Sie schüttete sich kaltes Wasser ins Gesicht um wach zu werden. Dann kleidete sie sich an und wartete darauf, abgeholt zu werden. Mit einem vergitterten Polizeibus wurde sie zum Amtsgericht in die Nymphenburger Straße gefahren.

      Sie stand vor Gericht.

      Als erstes fiel ihr der Staatsanwalt auf. Obwohl dieser eine schwarze Robe trug, ließ die Statur einen aufgeschwemmten Körper erahnen. Das Gesicht erinnerte sie an eine Bulldogge, am Kopf fehlten alle Haare. Er blickte das angeklagte Mädchen mit unsympathischen Knopfaugen an. Beliar überlegte gerade, wie es sich wohl anfühlt, wenn ein langes Messer in seinen Bauch eindringen würde.

      Dann blickte sie nach oben zum Richtertisch. Dort saß ein etwa sechzigjähriger Mann in einer schwarzen Robe. Er blickte durch seine runde Nickelbrille finster und missmutig auf das angeklagte Mädchen.

      Neben Beliar nahm ihr Pflichtverteidiger Platz. Ein junger Mann, der gerade die Universität verlassen hatte und hier seinen ersten Prozess führte. Er rutschte unruhig und nervös auf dem Stuhl vor und zurück. Die schwarzhaarige Angeklagte erzeugte eine unnatürliche Angst in seinen Gedärmen. Er war nur einmal zu einer Besprechung ins Untersuchungsgefängnis gefahren. Nachdem ihre stechenden Augen kalte Schauer durch seinen Körper gejagt hatten, beschloss er, dass dies sein letzter Gesprächstermin im Gefängnis gewesen war.

      Die Gerichtsverhandlung wurde ausschließlich von Männern geführt. Beliar kam sich wie bei einem Hexenprozess der Inquisition vor.

      Würde sie auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden?

      Der Gedanke gefiel ihr und ließ sie schmunzeln.

      Die gute Laune war schnell verflogen, als der Staatsanwalt mit der Verlesung der Anklageverlesung begann. Mit einer scharfen und unerbittlichen Stimme schleuderte sein hässlicher Mund die schauerlichen Taten der Angeklagten in den Gerichtssaal.

      „Die Angeklagte Beliar Báthory.“

      Nach Nennung ihres Namens verstummte er kurz und blickte das Mädchen streng an.

      „Was ist das denn für ein seltsamer Name?“

      „Blödes Arschloch“, fauchte Beliar zornig zurück.

      Der Richter klopfte mit einem kleinen Hammer auf den Tisch.

      „Ruhe“, brüllte er in den Saal. „Herr Verteidiger, weisen sie ihre Mandantin an, dass in meinem Gerichtssaal keine Menschen beleidigt werden!“

      Der Staatsanwalt las weiter aus einer dicken roten Akte hervor. Hier war von Nötigung, Körperverletzung, Diebstahl und Vergewaltigung die Rede. Beliar hörte nicht mehr zu, sie schloss ihre Augen und versuchte zu schlafen.

      „Will sich die Angeklagte zu den Vorwürfen äußern?“, fragte der Richter in Richtung Anklagebank.

      Das schwarzhaarige Mädchen öffnete die Augen und ließ ihren Blick durch den Saal schweifen. Dann funkelten sie den Staatsanwalt zornig an.

      „Ja, das will ich“, antwortete sie und der gesamte Raum wartete gespannt auf ihre nächsten Worte.

      „Der Staatsanwalt ist ein fetter Wichser!“

      Der Richter unterbrach die lauten Zwischenrufe durch heftiges Schlagen seines Hammers auf den Tisch.

      „Herr Verteidiger, informieren sie ihre Mandantin, dass sie bei einer weiteren Beleidigung aus dem Gerichtssaal verwiesen wird.“

      Dann begann die Beweisaufnahme. Als erstes wurde das Handy auf den Richtertisch gelegt. Die darauf gefundenen Bilder wurden als Farbfotos herumgereicht und das aufgezeichnete Gespräch laut vorgespielt. Anschließend betrat Bernhard als Kronzeuge den Gerichtssaal. Er wurde über seine Wahrheitspflicht aufgeklärt und vereidigt. Dann begann er die gesamte Geschichte zu erzählen.

      Beliar funkelte ihn mit hasserfüllten Augen an. Als er fertig war, durfte er den Zeugenstuhl verlassen. Er ging in Richtung der Zuschauerplätze und kam dabei nahe an der Anklagebank vorbei.

      Die Angeklagte sprang blitzschnell auf und griff mit ihrer Hand fest um den Hals von Bernhard. Sie näherte sich mit ihrem Mund seinem Ohr und flüsterte in einem harten und unerbittlichen Ton.

      „Du weißt, was ich dir in der Nacht versprochen habe. Wenn ich wieder frei bin, komme ich dich besuchen und schneide dir deinen Schwanz ab!“

      Bernhard wurde blass und zitterte am ganzen Körper. Er glaubte ihr jedes Wort!

      Der Richter fluchte und schimpfte laut. Sein Hammer schien wegen der Wucht der Schläge auf den Tisch zu zerbrechen. Der Staatsanwalt schrie nach Polizei und Sicherheitskräften. Der junge Pflichtverteidiger presste seine Beine zusammen um nicht in seine neue Anzughose zu urinieren.

      Aus dem hinteren Bereich des Gerichtssaals stürmten drei Justizbeamte nach vorne. Sie umfassten die gemeingefährliche Angeklagte und fesselten ihre Hände mit Handschellen auf den Rücken. Dann wurde sie aus dem Raum gezogen und in ein kleines Zimmer gesperrt. Vom weiteren Verlauf des Prozesses blieb sie ausgeschlossen.

      Mehr als drei Stunden musste sie völlig gelangweilt und genervt warten. Dann betrat ihr Pflichtverteidiger in Begleitung von zwei Vollzugsbeamten das kleine Zimmer. Ihr Rechtsbeistand berichtete, dass sie zu vier Jahren Strafvollzug in der JVA Lilienthal verurteilt worden war. Der Verteidiger flüchtete unverzüglich nach dieser Information aus dem Raum, wohl aus Angst vor einer gefährlichen Reaktion seiner Mandantin.

      Kurz darauf wurde sie zurück in das Untersuchungsgefängnis gefahren.

      Zwei Tage nach ihrer Gerichtsverhandlung wurde sie in einem vergitterten Bus in die Justizvollzugsanstalt Lilienthal überstellt. Dieses kleine Frauengefängnis liegt drei Autostunden südlich von München. Eingebettet in Wäldern und umgeben von Bergen wäre dieser Ort recht idyllisch gewesen, wenn nicht der Zweck dieser Einrichtung den positiven Eindruck änderte. Derzeit waren einhundertzwanzig Frauen in Lilienthal