Ava Patell

Ein Hauch von Vorsehung


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Stunden auch noch.« Sie wackelte mit den Fingern.

      Nikolaj legte leicht den Kopf schief, aber Dareas Blick war eindeutig und fordernd und selbst er unterlag ihr in manchen Punkten. Also zog er die Geldbörse aus der Innentasche seines Jacketts. Bevor sie nach der Kreditkarte greifen konnte, zog er sie wieder zurück.

      »Keine Anzüge. Figurbetont. Aber anständig.«

      Kaden wurde das Gefühl nicht los, irgendetwas sagen zu müssen, doch er hatte den Anschluss verloren und verstand nicht mehr, was hier gerade vor sich ging.

      Darea grinste. »Spießer«, meinte sie und zupfte Nikolaj dann die schwarze Karte aus den Fingern. »Wir sind so schnell wie möglich zurück. Ach, und wir leihen uns Philip. Du hast doch nichts dagegen?« Während sie das sagte, trat sie hinter ihren Arbeitsplatz und griff nach Handtasche und Mantel. Es war deutlich, dass das eigentlich keine Frage war.

      »Nein.« Nikolaj sah den beiden nach. Darea. Elegant und stilsicher gekleidet, eine Erscheinung. Daneben der junge Mann, den er wider besseren Wissens eingestellt hatte, weil er davon überzeugt war, dass er eine gute Wahl war. Erste Zweifel schlichen sich in seine Gedanken.

      Kapitel 2

      Kaden wusste nicht, wie es dazu kam, aber auf einmal saß er in einem teuren Auto, das von einem Chauffeur gelenkt wurde, der den Namen Philip trug.

      »Wo fahren wir denn jetzt hin?«

      »Wir fahren shoppen. Sie brauchen dringend etwas mehr als diesen Anzug , Schätzchen.« In Dareas Augen war das, was ihr Gegenüber da trug, keinesfalls als Anzug zu bezeichnen. »Wer auch immer Ihnen das angetan hat, war ein Idiot.«

      Kaden sah erneut an sich hinunter. »Aber was stimmt denn damit nicht?«

      Darea sah ihn lange an. Das Gesicht ihres Gegenübers drückte tatsächlich blanke Unwissenheit aus. Innerlich seufzte sie. Das würde noch heiter werden. »Sie wissen das wirklich nicht?«

      Kaden schüttelte den Kopf. »Ich habe mich extra beraten lassen.«

      »Zunächst einmal sitzt dieser Anzug überhaupt nicht. Man sieht Ihre Körperlinie nicht, geschweige denn die Manschetten. Er ist an den Schultern und an der Taille viel zu breit.« Sie winkte ab. »Eben nichts Maßgeschneidertes. Wir finden sicher tausend andere Outfits, die Ihnen besser stehen und bedeutend besser zu Ihnen passen.«

      Kaden wirkte mit einem mal sehr nervös und strich sich mit den Händen über die Anzughose. Abwartend sah sie ihn an.

      »Ich kann mir aber keine tausend anderen Outfits leisten«, rückte er schließlich mit der Sprache heraus und das ließ Darea lächeln.

      »Dafür haben wir ja die Firmenkreditkarte.«

      »Aber das geht doch nicht einfach so.«

      Sie lächelte kühl. »Glauben Sie mir. Das geht einfach so. Wenn Nikolaj so mit Ihnen bei einem Meeting auftaucht, schadet uns das mehr als die Ausgaben, die wir jetzt tätigen.«

      Leise seufzte Kaden. Das war mehr als unangenehm. Da hatte er geglaubt, mit dem Anzug etwas richtig zu machen und jetzt war es ein einziger Reinfall.

      »Tut mir leid«, murmelte er und zupfte an dem Jackett.

      »Bringen Sie einfach diesen Anzug wieder zurück und lassen Sie sich das Geld wiedergeben. Wenn wir fertig sind, wird Ihnen der Unterschied klar sein und Sie können Ihre Finanzen weit besser anlegen als in dieses Stück Polyester, das die Bezeichnung Anzug nicht verdient.«

      Kaden nickte leicht. Der Wagen hielt schließlich vor einer Boutique und er schluckte schwer. Er ging sonst nie in Boutiquen. Er ging in Kaufhäuser! Das hier war etwas ganz anderes. Eine Menge Platz, nur ein paar Kleidungsstücke, die nicht einmal aussahen als wären sie zu verkaufen und die Verkäufer und Verkäuferinnen sahen selbst aus wie aus dem Ei gepellt. Darea passte absolut in dieses Bild. Kaden leider nicht.

      Eine der Verkäuferinnen kam auf sie zu, lächelte Darea an und vermutlich war auch Darea der Grund, warum die Frau sie nicht wie in Pretty Woman behandelte und sofort wieder vor die Tür setzte.

      »Kann ich Ihnen helfen?«

      Darea bemerkte den Blick der süßlich riechenden Frau durchaus, der sich auf Kaden richtete und ihn von oben bis unten musterte.

      »Nein, ich finde mich allein zurecht«, antwortete sie daher reserviert und schob Kaden zu den Umkleidekabinen. »Ausziehen«, befahl sie, bevor sie in den Verkaufsraum zurückging und sich umsah. Dann begann sie, einige Outfits zusammenzustellen und diese zu Kaden in die Umkleide zu bringen.

      Diese Frau hätte sich sicherlich auch sehr gut bei der Army gemacht, dachte Kaden, während er aus der Hose stieg. Als Drill Sergeant. Denn in der nächsten Stunde musste er sich im Rekordtempo an- und wieder ausziehen und verschiedene Outfits anprobieren. Schmal geschnittene Jeans, weich fließende Stoffhosen. Sportliche Jacketts, Henley-Shirts, Strickjacken, verschiedene Halstücher. Er kam sich vor wie eine Schaufensterpuppe. Am Ende entschied sich Darea für fünf Outfits und sie fragte gar nicht erst nach Kadens Meinung. Als der jedoch den Preis in der Digitalanzeige der Kasse sah, schüttelte er vehement den Kopf.

      »Nein. Auf keinen Fall!«

      Darea reichte die Firmenkreditkarte über den Tresen. »Suchen Sie sich aus, was Sie jetzt anziehen wollen. Davon möchten wir dann noch die Schilder abgeschnitten haben.« Auf denen zwar keine Preise standen, aber alle sonstigen Informationen.

      »Miss Harrison, das geht nicht. Das ist viel zu viel!«, widersprach Kaden. Auf der Kasse stand ein Gesamtbetrag von knapp 3.000 Dollar.

      Darea sah Kaden lange und fest an. Er versuchte wirklich, diesem Blick standzuhalten und schaffte es tatsächlich.

      Für ganze acht Sekunden. Dann musste er den Blick senken.

      »Das mit der blauen Hose«, murmelte er schließlich ergeben und die Verkäuferin griff nach einer Schere.

      »Schön. Das stand Ihnen hervorragend«, flötete Darea fröhlich, bevor sie Kaden die Sachen reichte. »Ziehen Sie sich um, dann können wir zurück.« Sie sah zu der Verkäuferin. »Danke. Den Rest bitte einpacken.«

      Grummelnd trat er mit den Klamotten zurück in die Kabine und zog sich wieder die blaue Stoffhose an. Dazu ein weißes Henley-Shirt mit langen Ärmeln, eine dunkelblaue, dünne Jacke und ein farblich dazu passendes, dunkelblaues Halstuch mit cremefarbenem Muster. Ein dunkelblauer Gürtel rundete das Bild ab. Er betrachtete sich einen Moment im Spiegel. Noch nie in seinem Leben hatte er solch hochwertige Kleidung getragen. Es fühlte sich merkwürdig an. Auch wenn es tatsächlich, das musste er zugeben, gut aussah. Die Hose saß nahezu perfekt und warf an den richtigen Stellen Falten. Und dennoch ... Das war einfach zu viel. Noch dazu kam er sich verkleidet vor.

      Darea sah ihm entgegen, als er die Umkleidekabine verließ. »Fehlen nur noch die Schuhe.«

      »Was?! Was stimmt denn jetzt mit meinen Schuhen nicht?« Eine knappe Stunde mit dieser Frau und er war absolut erledigt!

      Darea grinste. »Sie passen nicht mehr zum Rest.«

      »Schön. Gut. Dann geben wir jetzt halt noch einmal 1.000 Dollar für Schuhe aus«, motzte Kaden und lief zum Ausgang.

      »Wunderbar!«, sagte Darea und folgte ihm, sie traten vor das Geschäft. »Vielleicht finden wir ja auch hier was, dann müssen wir nicht fahren.« Sie sah sich um und lief dann ohne ein Wort zu sagen auf eine Schuhboutique zu, nur drei Geschäfte weiter. Der Bourdon Boulevard bot solche Annehmlichkeiten. Hier fanden die oberen 10.000 sofort was sie suchten und das zu absolut überzogenen Preisen.

      »Sie sind nicht der erste Mann, den ich einkleide. Ich verspreche Ihnen, Sie gewöhnen sich bald an den Stil und können es allein.«

      »Nicht, wenn ich am Monatsende noch meine Miete bezahlen will«, brummte Kaden.

      »Dann wählen Sie Sachen aus, die Sie gut immer wieder neu miteinander kombinieren können«, erklärte sie und betrat die Schuhboutique. »Ob es auffällt, wenn ich mir auch ein Paar kaufe?«,