Ava Patell

Ein Hauch von Vorsehung


Скачать книгу

von Pfefferminz. Durchaus angenehm.

      »Freut mich, Sir«, sagte er leise und lächelte.

      »Mich auch«, erwiderte Lucas schlicht. Suzie begann, über die Tournee zu sprechen, erklärte die bisherigen Probleme, vor allem den schlechten Kartenverkauf in Deutschland, den Lucas mit seinem geringen Bekanntheitsgrad in Zusammenhang brachte.

      »Dank der Filmmusik, die ich gemacht habe, bin ich zwar bekannter, aber das heißt noch lange nicht, dass sich die Leute ein ganzes Konzert mit mir ansehen«, erklärte er. Suzie nickte und präsentierte ihren Vorschlag, die Werbung zu erhöhen.

      »Was ist mit der Vorgruppe, die ich wollte? Steht alles mit Darker Nation?«

      Suzie nickte und berichtete, dass sie sich sehr freuen würden, Lucas auf der Tour zu begleiten. »Was ist mit euch? Kommt ihr auch?«, fragte er mit durch Brillengläsern lächelnden Augen.

      »Ich werde es nur zum Eröffnungskonzert schaffen«, erklärte Nikolaj. »Aber Suzie wird zu mehr Konzerten kommen, richtig?« Suzie bestätigte das und erging sich dann in Details, wie den Zeitplänen.

      Kaden saugte jedes Wort auf. Das hier war wirklich eine ganz andere Welt. Da ging es um Plakate, um Radiowerbung. Um den ganzen Ablauf einer Konzerttour, welche durch viele verschiedene Länder laufen würde. Es war spannend. Ihm wurde auch bewusst, wie wenig er über dieses ganze Business wusste und wie viel er noch zu lernen hatte. Aber er hatte diesen Vertrag unterzeichnet und er würde es schaffen. Auch wenn er sich den Arsch abrackern musste. Diesmal würde es vielleicht weniger körperlich werden, sondern tatsächlich eher geistig und das wiederum war eine neue Erfahrung.

      Schließlich verabschiedeten sie Lucas und Nikolaj versprach, morgen beim Konzert vorbeizuschauen. Suzie sah erleichtert aus, was Nikolaj verstehen konnte. Lucas war nun wirklich kein schwieriger Künstler, da gab es andere Kaliber mit ganz anderen Vorlieben und Regeln. Dennoch war man froh, wenn alles so verlief, wie es sich der Künstler vorstellte und der auch zufrieden war.

      »Mr. Williams, räumen Sie hier auf und dann möchte ich Sie noch einmal in meinem Büro sprechen«, sagte Nikolaj schließlich, als Suzie und Lucas den Konferenzsaal bereits verlassen hatten.

      Kaden nickte und fragte sich, ob Nikolaj seine Gedanken gelesen hatte, denn genau um ein solches Gespräch hatte er auch bitten wollen. Er räumte alle Sachen auf das Tablett und atmete noch einmal ein, bevor er den Raum verließ. Hier drinnen vermischte sich jetzt der Duft von vier Menschen, die alle ganz unterschiedlich rochen und doch war es nicht unangenehm. Nur eine merkwürdige Mischung. Kaden räumte in der Küche alles weg und lief dann den langen Gang zurück, sah den so bekannten schwarzen Schopf von Darea hinter ihrem Platz.

      »Hallo, Miss Harrison.«

      »Mr. Williams«, sagte Darea, ohne von ihrem Bildschirm aufzusehen.

      »Ähm.« Die Frau verwirrte ihn nach wie vor. »Mr. Sorokin wollte mich sehen. Kann ich ...« Er deutete zur Tür.

      »Ich weiß nicht, ob Sie können. Sie dürfen aber«, sagte Darea und sah nun kurz auf.

      »Danke.« Er lächelte ihr zu und trat dann zu der gläsernen Tür, die geschlossen war. Leise klopfte Kaden an, bevor er sie öffnete. »Sir?«

      Nikolaj Sorokin sah vom Bildschirm seines Laptops auf. »Ah, Mr. Williams.« Er deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch.

      Kaden leistete seiner Bitte Folge und sah in diese hellen Augen, nahm für einen Moment seinen Duft wahr. Verdammt, ja. Er musste es zugeben. Dieser einflussreiche Mann roch verflucht gut.

      »Ich wollte Sie sprechen, weil ich noch eine Aufgabe für Sie habe«, begann Nikolaj und löste seine Hand von der Maus, um sich nun auf Kaden zu konzentrieren.

      Kaden nickte. »Gern.«

      Nikolaj erhob sich und beugte sich dann nach unten, um eine Kiste hochzuheben, die er vor sich auf dem Tisch abstellte. »Das sind die Demobänder der letzten Woche. Bitte hören Sie die doch durch und sagen mir, welche Künstler wir uns genauer ansehen sollten. Ob wir uns welche genauer ansehen sollten.«

      Kaden sah auf den Karton, blinzelte. Mehrmals. » Ich soll das machen?«

      »Ich kenne die Tapes bereits.«

      Es war eine typische Aktenkiste und da waren verdammt viele CDs drin. Und das alles war von nur einer Woche. Kaden schluckte. »Okay. Ich hör’s mir an«, sagte er. »Ich habe eine Bitte, Sir.«

      Nikolajs linke Augenbraue hob sich langsam. »Ich höre.«

      »Ich sehe ein, dass meine Garderobe nicht ganz, nun, angemessen ist für eine Umgebung wie diese hier. Aber ich möchte nicht, dass Sie für meine Kleidung bezahlen. Und darum wollte ich Sie bitten, die Kosten von heute von meinem Lohn abzuziehen.« Er rieb sich über die Stirn. »Ich meine, etwas über 3.000 Dollar. Das ist einfach zu viel und mit so einem großzügigen Gehalt ... Ich meine, ich kann das nicht einfach so zurückzahlen und wenn Sie mir 1.000 Dollar im Monat abziehen, dann sind es ja immerhin noch drei Monate, bis ich schuldenfrei bin. Und das nur, wenn ich tatsächlich so lange durchhalte und ...« Da. Es passierte schon wieder. Er begann zu plappern, wann immer er nervös war.

      Langsam hob sich auch Nikolajs zweite Augenbraue. Der Geruch von Nervosität stieg ihm in die Nase.

      »Das genügt«, sagte er schließlich, als die Unsicherheit drohte, Kaden komplett einzunehmen. Prompt schien es, als würde der die Luft anhalten. »Sie können von 2.680 Dollar im Monat leben?«

      Kaden schnaubte. »Das ist immer noch mehr als doppelt so viel wie das, was ich vorher hatte.«

      »Gut. Dann haben wir eine Abmachung. Wenn Ihnen das wichtig ist.«

      Erleichtert seufzte Kaden auf. »Danke.«

      Nikolaj betrachtete ihn für einen Moment. »Haben Sie schon Zugang zu den weiteren Terminen? Darea hat einen virtuellen Kalender, den sie pflegt und Ihnen zukommen lassen sollte.«

      »Ja. Ich werde nächstes Mal besser vorbereitet sein. Tut mir leid wegen vorhin.«

      »Ich sehe ein, dass nicht viel Zeit war.« Nikolaj folgte Kaden mit dem Blick, als dieser sich erhob und zur Tür lief.

      »Trotzdem. Ich mache mich jetzt an die Arbeit.« Kaden verließ das Büro mitsamt dem Karton, in dem sich die ganzen CD-Träger befanden. Mit einem Mal schien ein 24-Stunden-Tag viel zu wenig.

      Er trug den Karton in sein Büro, schob ihn dort unter den Tisch. Kaden war wirklich dankbar für die große Arbeitsfläche des L-förmigen Tisches, denn er würde jeden Zentimeter davon brauchen. Auf magische Weise hatte ein Stapel Ordner den Weg auf seinen Tisch gefunden und er blätterte sie schnell durch, um zu sehen, was von ihm verlangt wurde. Er konnte nur vermuten, dass die Unterlagen von Darea kamen und ab jetzt in seinen Zuständigkeitsbereich fielen. Vier Ordner mit langen Verträgen, die Korrektur gelesen werden sollten. Kein Problem. Abgesehen davon, dass 24 Stunden zu wenig waren. Drei Ordner mit Kostenaufstellungen, die per Hand geschrieben wurden und nun auf dem PC ins Reine getippt werden mussten. Irgendwo auf dem System befand sich sicherlich eine Vorlage, die er nutzen konnte, um die Zahlenkolonnen dort einzusortieren. Vorher musste er sich nur noch einmal mit der Rechnungslegung vertraut machen. Es war Freitag. Das hieß, dass er am Wochenende Zeit hatte, sich diese Bücher zu Gemüte zu führen und im Zweifel neue zu bestellen, wenn die von Darea nicht reichten. In dem letzten Ordner befand sich neben Unterlagen auch eine kleine Speicherkarte, die er aus der Klarsichtfolie zog und in den Kartenslot des Computers schob. Eine Audiodatei befand sich darauf. Kaden nahm seinen MP3-Player aus seiner Tasche und zog die Ohrstöpsel ab, steckte sie in den PC und kurz darauf hörte er Nikolajs Stimme, die einen Brief diktierte. Damit würde er anfangen. Das ging wohl am Schnellsten.

      Er brauchte insgesamt eine Stunde, um die Vorlage mit dem Briefkopf der Firma zu finden und war verwirrt, als ihm am Ende auffiel, dass in seinem Büro gar kein Drucker stand. Aber Darea konnte auch hier helfen. Es gab einen Drucker- und Kopierraum, den sie Kaden zeigte und hier lag auch, in einem der vielen Großdrucker, sein Brief. Er legte ihn in die Akte, die zu diesem Diktat gehörte und brachte ihn Darea zurück.

      »Gebe