Toby Weston

Zielobjekt: Untreue Ehefrauen


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beschloss, den Auftrag anzunehmen. Sollte nichts dabei rauskommen, könnte er immer noch nach Wien fahren, und diese Maria Sowieso ficken.

      Unverzüglich nahm er per E-Mail mit Baron von Finkenstein Kontakt auf.

      Bereits am darauffolgenden Tag war er nach Wien geflogen, hatte sich am Flughafen einen Leihwagen gemietet und zur Burg Oberranna gefahren. Nun stand er vor der imposanten Eingangstür, die mit einem goldenen Klopfer und dem Familienwappen der Familie Finkenstein versehen war. Es war ein weißes Schild mit roten Wellen.

      Toby strich seinen Regenmantel glatt, um die Regentropfen abzuschütteln, die Zeugen des Schauers waren, der gerade begonnen hatte. Er wartete darauf, dass jemand die Tür öffnete.

      Eine komplett in schwarz gekleidete Gestalt öffnete und stellte sich als Butler Henri vor. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er Toby eintreten und führte ihn nach einer kurzen Wartezeit in das Arbeitszimmer von Baron Finkenstein.

      Gleich darauf erschien der Ehrenwerte oder vielmehr kam hereingestürzt. Er begrüßte Toby nicht einmal, würdigte ihn überhaupt keines Blicks. Er trat an seinen Schreibtisch und blätterte so ungestüm in einem Haufen dort liegender Papiere, dass sie im ganzen Zimmer umherflogen.

      Schließlich wurde er dessen müde, setzte sich mit schmerzvollem Stöhnen hin, schob die Lippen vor wie ein fetter Frosch und blickte den Gast durchbohrend an.

      Toby war mittlerweile durch dieses ungezügelte Benehmen so verblüfft, dass er wie angewurzelt auf der Kante eines Stuhls saß und nervös darauf wartete, dass dieser Bursche ihm den Grund seiner Wut enthüllte.

      „Verdammte Hure!“, schrie der Baron plötzlich so laut, dass Toby fast vom Stuhl kippte. Er schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte.

      „Dirne, gemeine Nutte — Was starren Sie mich so an, Sie Idiot?“

      „Äh? Idiot?“, erwiderte Toby kühl. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das alles soll. Aber ich lasse mich nicht von Ihnen beleidigen. Ich bin bereits heute Morgen von München nach Wien geflogen, anschließend mit dem Auto hierhergefahren. Ich bin nur auf Ihre Bitte hergekommen. Sie haben mir einen Auftrag erteilt.“

      Toby zog die ausgedruckte E-Mail aus seiner Tasche und warf sie auf den Schreibtisch. Der Baron musterte das Papier einen Augenblick verständnislos, als wäre es in einer Geheimschrift geschrieben oder chinesisch, und begann sich dann allmählich wieder zu beruhigen, wieder der alte beherrschte Aristokrat zu werden.

      „Ja, ja ...“, murmelte er vor sich hin. „Es stimmt, es stimmt. Hören Sie, Herr … äh, wie heißen Sie nochmals?“

      „Weston. Toby Weston.“

      „Richtig. Ja. Sie sind dieser Münchner Experte, wenn es um Probleme mit Frauen geht. Verzeihen Sie mir mein Auftreten. Ich bin nicht ganz bei mir, wie Sie sehen. Bin ein bisschen erregt. Aber wollen Sie nicht etwas trinken?“

      Und kaum hatte er das gesagt, goss er aus einer Cognacflasche zwei Gläser voll und reichte eines Toby.

      „Ich will mir eine lange Vorrede ersparen, Herr Weston. Ich begreife das Verhalten meiner Frau nicht.“

      „Da gehören Sie zur Mehrheit der Männerwelt.“

      „Wie bitte?“

      „Die meisten Männer verstehen nicht, warum eine Frau so handelt, wie sie handelt.“

      „War das eine Ihrer Expertenthesen?“

      „Nur eine Feststellung. Was verstehen Sie am Verhalten Ihrer Frau nicht?“

      „Ich veranstalte nach dem Abendessen regelmäßig kleine Partys.“

      „Und wo liegt da das Problem?“

      „Na ja … hm, wie soll ich es erklären …“

      „Am besten ganz offen, denn nur so kann ich Ihnen helfen.“

      „Es hat mit Sex zu tun.“

      „Geht es auch etwas genauer?“

      „Es sind in Regel eine Vielzahl an Personen anwesend. Die Wahl der Sexualpartner ist frei. Sie verstehen, was ich meine?“

      „Das klingt nach einer Gruppensex Orgie mit wechselnden Partnern.“

      „Ja. So könnte man das auch beschreiben“, erklärte der Baron, nickte mit dem Kopf wie ein Wackeldackel und trank anschließend das Glas Cognac leer.

      „Gruppensex ist derzeit eine sehr beliebte Freizeitgestaltung. Wo liegt da in Bezug auf Ihre Frau das Problem?“

      „Sie verweigert sich!“

      „Es gibt sehr viele Frauen, die Gruppensex, insbesondere ständig wechselnde Geschlechtspartner, abstoßend finden.“

      „Aber meine Frau verweigert jede Art und Weise der Sexualität. Sie will nicht mehr! So, als hätte sie alles Körperliche eingestellt.“

      „Auch den völlig normalen ehelichen Beischlaf?“

      „Ja! Und das verstehe ich gar nicht. Wir hatten immer ein sehr erfülltes Sexualleben. Und plötzlich … Schwupps … alles vorbei.“

      „Darf ich fragen, wie alt ihre Gemahlin ist?“

      „Fünfunddreißig.“

      „Hat Ihre Frau körperliche Einschränkungen?“

      „Nein.“

      „Eine Krankheit?“

      „Nein.“

      „Eine geistige Erkrankung?“

      „Nein. Und wenn dem so wäre, hätte ich einen Arzt bestellt und keinen Experten für Frauenprobleme!“

      „Das klingt seltsam. Was genau erwarten Sie von mir?“, fragte Toby.

      „Sie sollen das aufklären!“, bellte der Baron aufgebracht.

      Trotz seines wilden Zorns sah Toby eine Träne im Winkel seines linken Auges. Sie glitt auf den Rand seiner Brille, blieb in dessen Mitte hängen und drohte bei jeder Bewegung seines Kopfes durch den Raum zu fliegen. Anscheinend verdunkelte sie sein Gesichtsfeld, denn Toby sah, wie er die Brille abnahm, diese an seinem Revers rieb und wieder aufsetzte.

      „Hm“, erwiderte Toby und überlegte, was er sonst noch sagen könnte.

      Die Erzählungen des Barons hatten seltsame Bilder vor seinem geistigen Auge heraufbeschworen. Ein Haufen Spitzenhöschen lagen bunt durcheinander vor dem Kamin einer mittelalterlichen Halle. Etwas bewegte sich inmitten des Haufens, wand sich in einem immer schneller werdenden Rhythmus, bis plötzlich die Höschen wie eine Rakete explodierten und ein riesiger Hintern sichtbar wurde. Aus seinen verborgenen Spalten ergoss sich ein Strom geschmolzener Lava mit der Gewalt des Niagara durch die gesamte Halle. Als der Strom versiegt war, senkte sich der Hintern wieder, und eine Sekunde lang erschienen die angemalten Augen des Barons, zwinkerten lüstern, und das Bild verschwand wieder.

      Der Baron war in Schweigen versunken. Es war fast quälend, diesen Mann so dumpf vor sich hinbrüten zu sehen.

      „Hören Sie“, sagte Toby und stand auf, „es hat keinen Sinn, dass Sie sich so verzehren. Wir sollten uns Gedanken machen, wie das Problem zu lösen ist.“

      „Sie haben recht“, meinte der Baron, steckte sich eine fette Zigarre an und schob Toby die Kiste hin, damit er sich ebenfalls bediene. Nachdem der Baron eine Weile stumm geraucht hatte, fuhr er fort:

      „Ich vermute, Sie wollen den Auftrag annehmen, sonst wären Sie wohl kaum aus München angereist.“

      „Sie bezahlen in Silber?“

      „Ja. Wie vereinbart. Sie dürfen sich aus meiner Schatzkammer einen silbernen Becher aus dem sechszehnten Jahrhundert aussuchen. Es handelt sich dabei um echte Raritäten. Ich hoffe, Sie können das würdigen!“

      „Ja, das kann ich. Der Becher wird in meinem Haus einen Ehrenplatz erhalten.“

      „Dann