Niko Arendt

Chicago Affair


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      „Momentan würde ich sagen, dass du die Sonne genießt“, gab Holden sich besserwisserisch.

      „Das meine ich nicht. Und das weißt du auch.“

      „Du bist mein persönlicher Haussklave. Ich will Sex, du willst Arbeit. Ganz einfach.“ Holden setzte sich eine Sonnenbrille auf die Nase und versenkte die Hände tief in den Taschen seiner Hose.

      „Ich verstehe das nicht?“

      „Was?“

      „Du machst mich fertig. Willst du mich demütigen, mobben oder bist du wirklich einfach nur geil?“ Sean unterdrückte ein Lachen. Er wollte keine Konfrontation, sie spaßten nur herum. Holden sah es genauso, denn auch auf seinem Gesicht wurde das Grinsen um einiges breiter.

      „Such dir was aus.“

      „So kriegst du mich nicht klein, das ist dir klar, oder?“

      „Wirklich? Funktioniert es nicht einmal ein bisschen?“

      „Nein. Amanda ist viel Furcht einflößender als du. Außerdem habe ich langsam das Gefühl, du tust nur so. Wir kennen uns noch nicht lange, aber bis auf das unangebrachte Grapschen und die Nervosität beim Meeting, die ich echt nachfühlen kann, warst du eigentlich nett.“

      „Nett? Ist das alles, was dir einfällt?“ Holden gab ein gespieltes Schnauben von sich. Außerhalb der Firma, in lässiger Haltung, ohne Krawatte und mit hochgekrempelten Ärmeln, wirkte Holden gar nicht mehr mächtig oder übermenschlich. Alles war so normal und vertraut.

      „Ich finde es angenehmer, wenn du so bist“, gestand Sean.

      Holden schwieg und einige kleine, ernste Falten zerfurchten seine Stirn.

      „Warum kommen wir nicht immer so gut miteinander aus?“, fragte Sean, was eher nach einer rhetorischen Frage klang, weshalb der Brünette auch nicht weiter darauf reagierte. Holden wusste, dass Sean charmant war.

      „Ich will den Job“, sagte Sean erneut. „Ich weiß nicht, warum du das machst. Ob du mich auf die Probe stellst oder ob das deine Art ist, sich an mich ranzumachen. Eigentlich interessiert mich das gar nicht. Du solltest nur wissen, dass ich alles dafür tun werde, um ihn zu behalten.“

      Holdens Handflächen begannen zu schwitzen. Ein Reflex, den er beim besten Willen nicht unterdrücken konnte, obwohl er sich nach außen gelassen gab.

      „Vorsicht, Sean, du begibst dich auf sehr gefährliches Terrain.“ Ein laszives Lächeln huschte über Bourdains Gesicht und verlieh ihm für einen kurzen Augenblick etwas von einem Jäger, der seine Beute witterte.

      „Was ich damit sagen will, ist, dass wir einfach versuchen sollten einen guten Job zu machen. Nicht mehr und nicht weniger“, erwiderte Sean, den raubtierhaften Zug um die Mundwinkel seines Chefs ignorierend. Holden war sich sicher, dass Seans Gerede ein Trick war, um ihn abzulenken.

      „Ich kann dich gut leiden, Sean.“

      „Das ist mir nicht entgangen“, meinte Sean sarkastisch und zog die Augenbrauen hoch, als er Holden dabei ins Gesicht sah.

      „Ach ja, Mr. Schnellchecker?“ Holden lehnte sich lässig an das Geländer und wand damit seinen Köper dem anderen Mann zu.

      „Du würdest mich wohl kaum küssen, wenn du mich nicht attraktiv fändest. Allerdings ist deine Art es zu zeigen ganz schön gewöhnungsbedürftig.“

      „Nicht so bescheiden, Mr. Sexy“, wieder dieses gespielte Schnauben, das ihr Gespräch banaler machte, als es tatsächlich war. „Versuchen wir es. Aber in der Firma werde ich deine miese Arbeitsmoral nicht hinnehmen.“

      „Deal?“, fragte Sean.

      „Du fliegst hochkant raus, wenn du den Job versaust.“ Holden beugte sich zu ihm und lugte über den Rand seiner schwarzen Sonnenbrille, sodass Sean das klare Blau seiner Augen sehen konnte. „Ganz egal wie begabt deine Zunge ist.“

      Nachdem sie einige Zeit schweigend dagestanden hatten, beschlossen sie sich etwas Abkühlung zu verschaffen. Es war ein wunderschöner Samstag, trotzdem wunderte Sean sich, dass sein Chef nicht arbeitete. Holden war ein verdammter Workaholic. Als Erster kommen, als Letzter gehen. Freie Tage gab es für diesen Mann keine. Und trotzdem standen sie lachend auf der Terrasse, tranken ein kaltes Bier, während Ivy, Holdens Haushälterin, ein deftiges Mittagessen zubereitete.

      Im Einklang mit sich selbst und in die wohlige Decke des Glücksmoments gehüllt, zerbrach Sean sich darüber nicht weiter den Kopf. Abwarten und sehen was passieren würde, machte mehr Spaß, als Bourdain mit Fragen zu löchern, auf die er mit größter Wahrscheinlichkeit keine Antwort bekam.

      „Du hättest mir ruhig sagen können, dass es ein Geschäftsessen wird“, warf Sean den gestrigen Abend wieder ein.

      „Das wäre doch langweilig.“

      „Also stehst du drauf mich zu verwirren?“

      „Ich bin nicht unbegabt“, witzelte Holden. „Ich wollte sehen, wozu du fähig bist, Sean. Was in dir steckt.“

      „Deswegen werde ich ins Haibecken geworfen?“

      „Niemand hat dir auch nur einen Finger abgebissen.“

      „Und wie habe ich mich geschlagen?“, fragte Sean interessiert. „Deiner Meinung nach?“

      „Du verträgst Einiges, aber überspannst auch mal den Bogen“, kommentierte Bourdain neutral, als würde er irgendwelche Fakten in einem Sachbuch vorlesen.

      „Was soll denn diese kryptische Antwort? Ich war fantastisch. Du willst es nur nicht zugeben.“ Stolz schwoll Seans Brust an. Wenn er eins konnte, dann Smalltalk und das wusste er.

      „Du hast dich überhaupt nicht übers Geschäft unterhalten.“

      „Das brauchte ich auch nicht. Es war ein Essen. Die Männer wollten entspannen und nicht über die Arbeit vollgetextet werden.“

      „Es war ein Geschäftsessen. Da redet man eben über das Geschäft. Habe ich gemacht und niemanden hat das gestört. “

      „Ganz recht. Du hast dich den ganzen Abend mit der Moorleiche unterhalten, ansonsten warst du der absolute Partykiller.“

      „Das war ein sehr wichtiger Klient. Ein guter Investor.“

      Prustend brach das Lachen aus Sean heraus. „Du hast versucht einem Fossil das 1x1 deines Produkts beizubringen.“

      „Er ist der Kopf der Firma“, gab Bourdain zu bedenken.

      „Quatsch“, Sean wischte sich Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Seine Söhne leiten die Firma. Sie schleppen den ausgestopften Kauz nur aus Sentimentalität mit, weil George noch keines dieser Treffen verpasst hat.“ Frech grinste er Bourdain ins Gesicht. „Na, habt ihr zum Schluss wenigstens ein paar Frauengeschichten ausgetauscht?“

      Bourdain ignorierte seinen letzten Kommentar. „Woher kennst du überhaupt seinen Namen?“

      „Ich hab‘ eben aufgepasst. Mit Namen bin ich ziemlich gut, übrigens.“

      „Das sah von meiner Position ganz anders aus. Du hast vor Nervosität fast den ganzen Weinvorrat des Restaurants geleert.“

      „Doch nicht wegen der Investoren, darin bin ich geübt. Wegen dir war ich nervös. Wäre jeder. Selbst Georgie hätte zum Schluss fast auf dem Tisch getanzt, während du jeder Nonne bei der Audienz des Papstes Konkurrenz gemacht hättest. Hast du immer einen Stock im Arsch, wenn du mit anderen zusammen bist? “ Sean schüttelte den Kopf, nippte an seinem Bier und amüsierte sich köstlich. „Vielleicht hättest du den Kellner nicht davon abhalten sollen dein Glas zu füllen?“

      „Ganz schön frech.“ Holden richtete drohend einen Zeigefinger auf Sean, meinte es aber nicht halb so ernst, wie er tat. „Das wird dir noch teuer zu stehen bekommen.“ Damit nahm er ihm die Flasche aus der Hand.

      „Indem du mir mein Bier wegnimmst? Alkoholfreies