David Poppen

Animalisches im Wilden Westen


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      Ein Bleihagel kam von den Cowboys herüber und prasselte in das Scheunentor, hinter dem er noch kurz zuvor gestanden hatte. Kugeln fauchten durch das Holz und schlugen in dem Stall ein.

      Logan öffnete die rückseitige Stalltür und rannte zu seinem Pferd, das er dort angebunden hatte. Er ritt im Schutz der Häuser entlang. Die Angst kroch ihm den Nacken herauf. Er sah und hörte nichts mehr.

      Die Cowboys hetzten zu den Pferden und wollten Logan folgen. Ethan Sawyer, der Vorarbeiter der Ranch, kniete sich neben Joseph Malone.

      „Ich werde ihn erwischen, Boss!“, keuchte er. „Der Bastard entkommt mir nicht!“

      Joseph Malone lebte noch, die Kugel ihm eine schmerzhaften Streifschuss an der rechten Schulter eingebracht. Er sah hoch und blickte direkt in das raue Gesicht von Ethan Sawyer.

      „Bring mir den Mistkerl lebend. Ich werde ihm die Eingeweide persönlich herausreißen“, flüsterte der verletzte Mann.

      Ethan nickte und befahl seinen Männer nach einem Arzt zu suchen. Über ihnen knarrte der Strick am hervorspringenden Dachbalken.

      Düster blickte Ethan empor und betrachtete den jungen Burschen am Strick, blickte dann zu den beiden anderen Männern, die auf den Pferden hockten und mit dem Schlimmsten rechneten.

      Er holte tief Atem und sagte dumpf:

      „Bringt den Boss, den Arzt und die beiden Kerle auf die Malone Ranch. Wo ist Mason?“

      „Hier bin ich, Ethan“, antwortete ein kräftiger Cowboy und trat vor den Vorarbeiter.

      „Durchsuche gemeinsam mit Liam die verdammte Scheune. Vielleicht verstecken sich dort noch weitere Verbrecher. Wenn ihr jemanden findet, dann bringt ihn auch auf die Farm. Der Boss wird später selbst entscheiden, was mit den Gefangenen zu tun ist.“

      „Ja, Ethan“, antwortete der Cowboy und rannte gemeinsam mit einem zweiten Mann über die Straße zum Schweinestall.

      „Wir anderen verfolgen diesen Bastard!“

      Mit wuchtigen Schritten stapfte Ethan zu seinem Pferd und saß auf. Dann ritten sie die Straße hinauf und folgten Logan. Im Galopp jagten sie in die Nacht hinein.

      3

      Logan Bennett ritt nach Osten.

      Er nahm einfach den Weg, der gerade vor ihm lag. Ihm war klar, dass er gejagt wurde. Die Cowboys von Joseph Malone würden ihm den Schuss auf ihren Boss nicht verzeihen.

      Daher nahm er einfach den Weg, der am schnellsten von der Stadt wegführte. Als er sich umblickte, erkannte er die dunklen Staubwirbel hinter sich.

      Die Verfolger hatten seine Spur gefunden!

      Zäh und unerbittlich blieben sie auf der Fährte. Logan hatte keine Möglichkeit, die Spur zu verwischen. Zu weich war der Boden des Graslandes. Er durfte es auch nicht zu einem Kampf kommen lassen, denn die Verfolger waren in der Überzahl.

      Er versuchte so lange wie möglich in der Nacht zu reiten. Zwischendurch legte er eine kurze Pause ein, um das Pferd verschnaufen zu lassen.

      Im Morgengrauen stieß er auf einen Fluss. Er trieb das Pferd hinein und ließ es im Flussbett weiterlaufen. So hatte er wenigstens eine kleine Chance, seine Spuren zu verwischen.

      Einige Stunden später sah Logan eine Ranch.

      Er verließ den Fluss und ritt hinüber. Dort hoffte er auf Unterstützung oder Hilfe. Sein Pferd keuchte laut. Deutlich gruben sich die Hufe in den Boden ein und hinterließen eine gut sichtbare Spur. Logan atmete rasselnd und spürte, wie steif seine Muskeln von dem langen Ritt bereits waren. Sein Gesäß fühlte sich taub an.

      Niemand kam ihm entgegen oder rief ihn an.

      Der Holzzäune waren eingerissen, der Stall halb zerfallen. Unkraut wucherte überall. Ein loses Brett knarrte im heißen Wind. Die Tür des Ranch Hauses schwang langsam hin und her.

      „Hey!“, schrie Logan heiser. „Ist da jemand?“

      Seine Stimme fand im Haus ein schwaches und unheimliches Echo.

      Verkrampft stieg er vom Pferd und lief zur Tür. Vorsichtig trat er ein, stand in einem leeren und versandeten Raum, sah zerbrochene Flaschen und Krüge, ein paar Reste von Stühlen. Sonst nichts!

      Die Ranch war verlassen.

      Logan hatte wertvolle Zeit vergeudet und dazu auch noch eine deutliche Spur hinterlassen.

      Er kehrte um, lief zum Pferd, zog sich hinauf und ritt wieder los. Er näherte sich dem Fluss mit der dichten Baumkette. Starke Äste mit dichtem Laubwerk warfen Schatten und versperrten den Blick.

      Logan neigte sich tief nach vorn, um nicht von den Ästen getroffen zu werden, lenkte das Pferd zum Wasser und horchte.

      Dumpfes Hufgetrampel kam näher. Äste brachen und Wasser spritze auf.

      Die Verfolger kamen!

      Er rutschte vom Pferd und zog das Tier hinter dichte Büsche. Dort hielt er es fest und legte die Hand auf die Nüstern des Tieres.

      „Ruhig!“, flüsterte er. „Mach keinen Lärm.“

      Dann sah er sie kommen!

      Ethan Sawyer ritt vorn, ihm folgten zehn weitere Männer. Sie trieben die Pferde durch den Fluss und zügelten sie plötzlich. Heiser tönte eine Stimme herüber:

      „Hier, das ist seine Spur! Er ist zur Ranch geritten!“

      Ihre Gesichter waren schweißnass und vom Jagdfieber verzerrt. Sie starrten umher und wischten sich den Schweiß von der Stirn. Die Hosen waren nassgespritzt.

      Logan wagte nicht, sich zu rühren. Er hielt das Pferd fest und starrte mit brennenden Augen zum Fluss hinunter. Tiefhängende Äste und dichtes Buschwerk schützten ihn.

      „Weiter!“, krächzte Ethan.

      Sie ritten aus dem Fluss, über den sanften Uferrücken, verschwanden zwischen den Bäumen und jagten im Galopp auf die Ranch zu.

      Schnell sprang Logan in den Sattel und ritt wieder in den Fluss. Er galoppierte in das Wasserbett und hoffte seine Verfolger abgeschüttelt zu haben.

      Plötzlich fielen hinter ihm Schüsse!

      Kugeln fauchten durch die Bäume und zerfetzten das Blätterwerk. Zweige knickten und fielen ins Wasser. Dicht neben Logan spritzte es hoch.

      Er sah zurück.

      Die Verfolger waren hinter ihm im Fluss. Gewehre blitzten im Sonnenlicht grell auf. Helles Mündungsfeuer flammte vor den Reitern. Ihre Gesichter waren vor Anstrengung gerötet. Sie schossen und kamen näher geritten. Eine Kugel streifte Logan am Hemdsärmel.

      Er bekam plötzlich schreckliche Angst, dass sie sein Pferd treffen könnten. Zu Fuß hätte er keine Chance.

      So trieb er das Pferd unter die Bäume und ritt dicht am Baumstreifen entlang. Als die Verfolger hinter ihm hervorkamen, jagte er sofort wieder zum Wasser. So geschah es mehrere Male. Sie blieben sogar ein wenig zurück, weil sie sich gegenseitig behinderten.

      Der Tag war so lang und so heiß. Die Cowboys waren so zäh und folgten ihm so verbissen. Logan hatte kaum noch Hoffnungen. Irgendwann würde sein Pferd vor Erschöpfung zusammenbrechen.

      Er wusste nicht mehr, wie er sich die Verfolger vom Leib halten konnte.

      Aber er hatte eine kleine Chance.

      Sein Pferd war lange im Stall gestanden und ausgeruht. Die Pferde der Verfolger waren schon lange vorher unterwegs gewesen. Sie würden sicher eher ermüden.

      Langsam wurde der Abstand größer.

      Logan sah sanfte Hügel vor sich. Keuchend jagte er durch die Hitze des Nachmittags, dann erreichte er die Hügel. Die Cowboys blieben auf seiner Spur.

      Noch